Die Ära Gorbatschow – Glasnost und Perestroika

Michail Sergejewitsch Gorbatschow war wohl der Politiker der Sowjetunion, der die meisten Neuerungen anstrebte.

Leben – Biografie

Michail Sergejewitsch Gorbatschow wurde am 2. März 1931 in Priwolnoje, Stawropol, geboren.

Nach Abschluss der Schule mit Abitur studierte Gorbatschow von 1950 bis 1955 Jura in Stawropol. 1952 trat er in die KPdSU ein und heiratete 1956 Raissa Maksimowna. 1962 wurde Gorbatschow zum Abteilungsleiter des Gebietskomitees der KPdSU ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis 1966. Im Anschluss daran war er bis 1968 als Parteichef der KPdSU in Stawropol tätig. 1971 wurde der Funktionär Mitglied im ZK der KPdSU in Moskau und 1980 Mitglied des Politbüros. Hier erwarb sich Gorbatschow so große politische Verdienste, dass er im März 1985 zum Generalsekretär der KPdSU ernannt wurde. Nach dem einseitigen Moratorium für Atomtests traf er erstmals im Dezember 1985 zu Gesprächen mit US-Präsident Ronald Reagan in Genf zusammen. Im Oktober 1986 scheiterten allerdings die Gespräche bei der Gipfelkonferenz zum „SDI-Projekt“ durch Reagan in Reykjavik. Nachdem gegen Jahresende 1987 in Washington das INF-Abkommen unterzeichnet worden war, begann die DDR im Februar 1988 mit dem Abbau der Mittelstreckenraketen.

Zwei Monate später beschloss man im Rahmen des Afghanistan-Abkommens den Abzug der sowjetischen Truppen aus dem seit 1979 besetzten Land. Dies wurde in Afghanistan als Sieg des Jihad-Führers Osama bin Laden gewertet. Im Mai 1989 besuchte Gorbatschow in seiner Funktion als sowjetischer Staatschef Peking. Dies war die erste freundschaftliche Begegnung beider Staaten seit 30 Jahren.

Staatspräsident der UdSSR

In Moskau wurde er am 25. Mai 1989 zum ersten Staatspräsidenten der UdSSR gewählt. Im Oktober desselben Jahres besuchte Gorbatschow zum 40jährigen Jubiläum der DDR Erich Honecker. In der DDR wurde der sowjetische Staatspräsident von der Bevölkerung allgemein als Hoffnungsträger für Staatsreformen begrüßt. Am 10. November 1989 fielen die innerdeutschen Grenzen. Am 10. Februar 1990 stimmte Gorbatschow der Deutschen Einheit zu. Unter Einfluss Gorbatschows fiel auch Anfang August desselben Jahres die Entscheidung zur Einführung von Presse- und Religionsfreiheit in der UdSSR. Am 12. September 1990 traf sich Gorbatschow mit Helmut Kohl zur Unterzeichnung des Zwei-Plus-Vier-Vertrages über die Deutsche Einheit in Moskau. Schließlich folgte im Oktober 1990 die Einführung der Marktwirtschaft in der UdSSR.

Am 19. Dezember 1990 beendete die Unterzeichnung der KSZE-Charta in Paris offiziell den Kalten Krieg. Für seinen innenpolitischen Einsatz in der UdSSR sowie für sein Engagement zur weltweiten Friedenssicherung, wurde Gorbatschow am 10. Dezember 1990 in Oslo mit dem Friedensnobelpreis bedacht. In Moskau wurde am 31. März 1991 offiziell die Auflösung des Warschauer Paktes bekannt gegeben. Am 31. Juli 1991 traf US Präsident George Bush zur Unterzeichnung des „START-Vertrages“ mit Gorbatschow in Moskau zusammen.

Rücktritt als Generalsektretär

Obwohl der kommunistische Putschversuch gegen Gorbatschow in Moskau am 19. August 1991 scheiterte, führte er dennoch einen erheblichen Machtverlust des Staatsmannes herbei, der am 24. August 1991 von seinem Amt als Generalsekretär der KPdSU zurücktrat. Am 25. Dezember 1991 legte Gorbatschow auch das Amt des Staatspräsidenten nieder, das von seinem Nachfolger Boris Jelzin übernommen wurde. Gorbatschow zog sich fortan ins Privatleben zurück, beteiligte sich jedoch auch weiterhin am öffentlichen Leben seines Landes.

Einen schweren Schicksalsschlag erlitt Michail Gorbatschow durch den Tod seiner Frau am 20. September 1999. Raissa Gorbatschow, die an Leukämie erkrankt war, hatte die Karriere des Staatsmannes im Hintergrund maßgeblich unterstützt. Im März 2005 erhielten George H. W. Bush, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl für ihre Verdienste um die Deutsche Wiedervereinigung den „Point Alpha Preis“ in Geisa (Rhön) überreicht. Im Oktober 2005 wurde Gorbatschow der Augsburger Friedenspreis für seinen Anteil am gewaltfreien Verlauf der Leipziger Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 verliehen. 2007 erhielt er den Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis des Deutsch-Russischen Forums; 2010 wurde Gorbatschow mit dem Marion Dönhoff Preis für internationale Versöhnung und Verständigung geehrt. 2015 wurde ihm der Weltwirtschaftliche Preis (WWP) überreicht.

Links zu Russland