Chiquita – united fruit company

Die Chiquita Bananenrepubliken in Lateinamerika

Es begann in Costa Rica mit einer Eisenbahnlinie

1871 wurde der Eisenbahnunternehmer Henry Meiggs von der Regierung von Costa Rica damit beauftragt, die Hauptstadt San José und den Hafen Puerto Limón durch eine 40km lange Eisenbahn durch den Dschungel zu verbinden.

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Meiggs wurde dabei von seinem Neffen Minor C. Keith unterstützt. Der Dschungel war aber unerbittlich. Es gab über 4000 Todesopfer durch Unfälle, Malaria oder giftige Tiere. Darunter war auch Meiggs.

keithMinor Keith übernahm 1877 das Projekt. Costa Rica wurde wegen eines Börsenzusammenbruches zahlungsunfähig. Der Eisenbahnbau kam zum Erliegen, Minor Keith ging Bankrott. Ihm war damals noch nicht klar, wie nahe der Reichtum lag.

Entlang der Schienen hatte Keith als Nahrung für die Arbeiter Bananen anpflanzen lassen. Diese früher als Paradiesfeige bekannte Frucht war in den USA heiss begehrt, da sie nur wenige kennen. Sie verdirbt zu schnell, als sie reif einen Transport überleben würde.

Keith verhandelt mit Costa Rica. Er kann die Eisenbahnlinie fertig stellen und erhält im Gegenzug dazu die Nutzungsrechte der Eisenbahn und dazu noch grosse Ländereien mit fruchtbarem Boden, welche er für Bananenplantagen verwendete.

Der Weg zum Bananenimperium

united fruit companyBald begann Keiths Bananengeschäft zu florieren. Mit zwei Partnern aus Boston, welche über eine Handelsflotte und ein Vertriebsnetz in den USA verfügten gründete Keith 1899 die United Fruit Corporation. Von der Produktion bis zur Auslieferung war alles in einer Hand (vertikale Integration). Damit ging es nicht lang, bis die UFC ein wachsendes und sehr profitables Unternehmen wurde.

Die gute Vermarktung schaffte es, aus der Banane ein unverzichtbares Produkt zu machen. Kinderärzte priesen sie als Vitaminspender den Müttern an. 1914 kannte die Banane jedermann und sie war in jeder grösseren Stadt Amerikas erhältlich.

Hurrikane und Überschwemmungen konnten ganze Ernten zerstören. Also musste die Produktion und die Anbaufläche vergrössert werden. Die Länder Zentralamerikas wurden zum „Bananen-Land“. Bauern wurden enteignet oder durch tiefe Preise vertrieben.

Der Massenimport machte sie auch für jeden erschwinglich. Das Ziel war es, die Banane billiger als einen Apfel anbieten zu können. Die United Fruit Company brachte den Kapitalismus mit allen Schattenseiten nach Zentralamerika.

Guatemala verkaufte sich für die Eisenbahn

Auch Guatemala plant eine Eisenbahn. Durch den Einbruch des Kaffeepreises musste das Projekt aber gestoppt werden. Die Regierung wandte sich an Keith, um ihnen zu helfen. Er versprach die Eisenbahn, verlangte aber im Gegenzug Ländereien und freie Nutzung der Eisenbahn sowie Hafenrechte und das Telegrafennetz für sich. Das Land hat sich damit an die United Fruit Company gebunden.

Die Schattenseiten der Übermacht

Für viele Amerikaner waren die Zentralamerikanischen Staaten US-eigenes Hinterland und die Indios minderwertig und zu Diensten der Amerikaner. Vor allem, wenn es um wirtschaftliche Interessen ging, zählte nur die USA.

Während für die Bananenplantagen Bauern enteignet und vertrieben wurden, arrangierte sich die UFC mit den hoch verschuldeten Regierungen darauf, dass sie kaum Steuern zahlen mussten. Steuervermeidung (heute spricht man von Steuer-Gestaltung) gab es schon damals. So profitierte das Land auch kaum von der grossen Wertschöpfung durch die Bananenproduktion.

Noch heute heissen Bananen-Republiken solche Staaten, welche korrupt sind und ihre Gesetze einfach umgangen werden können. Die milliardenschweren Konzerne diktierten den Regierungen von „Banana-Land“ die Bedingungen.

Die Plantage ist eine in sich geschlossene Welt: Weisse leitende Angestellte führen ein luxuriöses Leben. Weisse Vorarbeiter aus den Südstaaten mit der ehemaligen Sklavenhaltermentalität stehen der farbigen Arbeiterschaft vor. Für die Weissen war es eine amerikanische Enklave in den Tropen, wo ein kolonialistischer Lebensstil geführt wurde.
Die Bananenarbeiter gehören zum Sachbestand der Plantage. Jamaikaner waren am beliebtesten. Kubaner, Costa-Ricaner oder Kolumbier waren zu faul oder zu aufmüpfig. Erwünscht sind hilflose, entwurzelte Indios. Sie leben in Plantagen-Dörfern, haben ein Gesundheitszentrum und eine Schule. Meistens wurden sie in Gutscheinen bezahlt, welche nur in den Läden der United Fruit Company verwendet werden konnten.
Fundamentale menschliche Freiheitsrechte wurden ihnen entzogen.

Unruhen bei den Bananenarbeitern und Massaker

Trotz oder wegen der Unterdrückung wurden in den Plantagen Forderungen laut nach einer 6-Tage-Woche, nach einem 8-Stunden-Tag, der Auszahlung der Löhne in Geld, einer Arbeitslosenversicherung und nicht in Gutscheinen.

herreraDie Wut bei der Arbeiterschaft wächst. Soziale und kommunistische Ideen zirkulieren. Während diese heute als Gewerkschafter eine gewisse Macht haben, wird ein gewisser Cálix Herrera in einem internen Rundschreiben als „ein übler Agitator, ein antiamerikanischer Extremist, der rote bolschewistische und kommunistische Propaganda verfasst und in Umlauf bringt“.
Die Bananenarbeiter der Plantage bei Santa Marta treten 1928 in den Streik. Die Verhandlungen scheitern. Die Arbeiter besetzen die Betriebszentrale der Plantage. Die Kolumbianer schicken ihre Armee und erschiessen mehr als 1000 streikende Bananenarbeiter auf Geheiss der Amerikaner, einer fremden Macht. Die United Fruit Company wird nur noch als die Krake (el pulpo) bezeichnet.

Machtwechsel im Bananengeschäft

1929 stirbt Minor Cooper Keith und hinterlässt ein Imperium von 100‘000 Angestellten und mehr als 1 Million Hektaren Plantagen und kontrolliert 75% des weltweiten Bananenhandels.
Bereits 4 Jahre später, 1933, übernimmt Samuel Zemurray mit seiner Cuyamel Fruit Company den Riesen United Fruit Company: „Iona hat den Wal verschluckt“ titelte eine Zeitung.
Damit das Bananengeschäft erneut wachsen kann, engagiert Sam Zemurray den berühmten PR-Mann Edward Bernays.

»Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben.«

Bernays verband die Banane mit dem amerikanischen Traum.

Vergiftung von Boden und Menschen

Jede Banane war gleich. Sie alle waren von der Sorte Gros Michel. Die Monokulturen der United Fruit Company und anderen Bananenzüchtern zogen Krankheiten an. Ab 1890 befiel dieser Schlauchpilz in Panama und Costa Rica ganze Plantagen. Dies brachte dem Pilz den Namen Panamakrankheit.

Es wurden Unmengen Gift versprüht. Die sogenannten Veneneros (Vergifter) wurden krank und einige starben sogar. Durch Resistenz mussten sogar Plantagen aufgegeben werden und neue geschaffen werden.

Revolution, Umsturz und Bürgerkrieg in Guatemala

arbenz1944 begann die guatemaltekische Bevölkerung zu rebellieren. Ihr Los war Armut und Unterdrückung. Der Diktator Ubico vertrat die Interessen der USA im Land. Er hielt sich für den wiedergeborenen Napoleon. Gesetzlich hat er die Wörter Streik, Petition und Gewerkschaft verboten. Es war für das Land wie eine Befreiung, als 1951 Jacobo Arbenz Guzman als Präsident gewählt wurde. Seine Landreform sollte den Bauern das Land der US-Konzerne zurückgeben. Die Entschädigung an die Konzerne basierte auf dem kleinen Landwert in den Steuererklärungen und war ein lächerlich kleiner Betrag (600‘000 Dollar).

Samuel Zemurray bittet den PR-Mann Edward Bernays um Hilfe. So wurde der Befreier Arbenz zum moskautreuen kommunistischen Bösewicht, das nach dem Grundsatz: „Nicht was passiert ist wichtig, sondern was darüber erzählt wird“ (Bernays).

Der 1953 gewählte US-Präsident Eisenhower verfolgte einen offensiven Kampf gegen den Kommunismus. Er berief Allen Dulles als CIA-Direktor und dessen Bruder John Foster Dulles als Aussenminister. Beide Dulles-Brüder waren gleichzeitig auch Rechtsberater für die UFC.
Mit Hilfe der CIA wird 1953 zuerst in Iran die gewählte Regierung Mossadegh gestürzt (weil sie die Ölvorkommen verstaatlichen wollte) und wenige Monate später in Guatemala die gewählte Regierung Arbenz Guzman angegriffen.

1954 musste Arbenz abtreten.

Der US-treue Castilio Arras machte die Landreform wieder rückgängig. Doch damit kehrte keine Stabilität mehr ein. Der Bürgerkrieg in Guatemala endete erst 1996!

Was auch noch passierte

1954, als Jacobo Arbenz Guzman in Guatemala abtreten musste, heiratete Che Guevara  die Peruanerin Hilda Gadea, welche ihm die marxistische Denkweise näher brachte. Die Geschehnisse radikalisierten den jungen Arzt, er wurde zum glühenden Marxisten (Kommunisten).

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