Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Register
Kapitel 4
Der Anteil, welchen Würmer beim Eingraben alter Bauten gehabt haben.
Die Anhäufung von Schutt auf dem Boden grosser Städte, unabhängig von der Tätigkeit der Würmer. – Das Eingraben einer römischen Villa in Abinger. – Der Boden und die Wände von Würmern durchbohrt. – Einsinken eines modernen Pflasters. – Das begrabene Pflaster in Beaulieu Abbey. – Römische Villen in Chedworth und Brading. – Die Überreste der römischen Stadt in Silchester. – Die Beschaffenheit der zerfallenen Masse, womit die Überreste bedeckt sind. – Die Durchbohrung der getäfelten Boden und Wände von den Würmern. – Einsinken der Boden. – Dicke der Humusschicht. – Die alte römische Stadt von Wroxeter. – Dicke der Humusschicht. – Tiefe der Fundamente einiger der Gebäude. – Schluss.
Die Archäologen wissen wahrscheinlich nicht, wie viel sie in Bezug auf die Erhaltung vieler antiker Gegenstände den Würmern verdanken. Wenn Münzen, goldene Schmuckgegenstände, Steinwerkzeuge usw. auf die Oberfläche des Bodens fallen, so werden sie ganz untrüglich in einigen wenigen Jahren von den Exkrementhaufen der Würmer begraben und dadurch sicher aufbewahrt werden, bis in irgendeiner späteren Periode das Land einmal wieder umgestürzt wird. So wurde beispielsweise vor vielen Jahren ein Grasfeld auf der nördlichen Seite des Severn, nicht weit von Shrewsbury, gepflügt; dabei wurde eine überraschend grosse Anzahl eiserner Pfeilspitzen auf dem Boden der Ackerfurchen gefunden, welche, wie Mr. BLAKEWAY, ein Altertumsforscher des Orts, annahm, Überreste aus der Schlacht von Shrewsbury im Jahre 1403 waren und ohne Zweifel ursprünglich über das Schlachtfeld zerstreut gelegen hatten. In dem vorliegenden Kapitel werde ich zeigen, dass nicht bloss Werkzeuge usw. in dieser Weise erhalten werden, sondern dass die Fussboden und Überreste vieler antiker Bauten in England in einer so wirksamen Weise, und zwar zum grössten Teil durch die Tätigkeit der Regenwürmer begraben worden sind, dass sie in neueren Zeiten einzig in Folge verschiedener Zufälle entdeckt worden sind. Die ungeheuren Schuttschichten von mehreren Yards Mächtigkeit, welche unterhalb vieler solcher Städte, wie Rom, Paris und London, liegen und von denen die untersten von hohem Alter sind, werden nicht herangezogen, da die Würmer in keinerlei Weise auf sie eingewirkt haben. Wenn wir in Betracht ziehen, wie viel Material täglich in eine grosse Stadt zum Bauen, Heizen, zur Kleidung und zur Nahrung hineingeschafft wird, und dass in alten Zeiten, wo die Strassen schlecht waren und das Reinigungswerk vernachlässigt wurde, eine vergleichsweise geringe Menge wieder fortgeschafft wurde, so können wir wohl ELIE DE BEAUMONT zustimmen, welcher bei Erörterung dieses Gegenstandes sagt „pour une voiture de matériaux qui en sort, on y en fait entrer cent [1].“ Auch dürfen wir die Wirkungen von Feuersbrünsten, das Abbrechen alter Gebäude und das Entfernen des Schuttes nach dem nächsten freien Platz nicht übersehen.
Abinger, Surrey. – Spät im Herbste des Jahres 1876 wurde der Grund in einem alten Bauernhof an diesem Orte bis zu einer Tiefe von 2 bis 2 1/2 Fuss gegraben, und die Arbeitsleute fanden dabei verschiedene antike Gegenstände. Dies veranlasste Mr. T.H. FARRER in Abinger Hall, auf einem anstossenden gepflügten Felde nachsuchen zu lassen. Beim Ausheben eines Grabens wurde sehr bald eine Zementschicht entdeckt, welche zum Teil noch mit Mosaikplättchen (kleine rote Ziegel) bedeckt und auf zwei Seiten von niedergebrochenen Mauern umgeben war. Man nimmt an [2], dass dieser Raum einen Teil des Atrium oder Empfangssimmers einer römischen Villa bildete. Später wurden noch zwei oder drei andere kleine Zimmer entdeckt. Viele Bruchstücke von irdenen Geräten, andere Gegenstände und Münzen mehrerer römischer Kaiser, aus den Jahren 183 bis 361 und vielleicht 375 n. Chr. herrührend, wurden gleichfalls gefunden; auch ein Halfpenny Georgs I. von 1715. Die Gegenwart dieser letzteren Münze scheint eine Anomalie zu sein; aber ohne Zweifel wurde er während des letzten Jahrhunderts auf den Boden fallen gelassen, und seitdem ist eine hinreichend lange Zeit verflossen, um ihn von den Exkrementen der Würmer bis in eine beträchtliche Tiefe eingraben zu lassen. Aus den verschiedenen Daten der römischen Münzen können wir schliessen, dass das Gebäude lange bewohnt gewesen ist. Es wurde wahrscheinlich vor 1400 oder 1500 Jahren zerstört und verlassen.
_____
[1] Leçons de Géologie pratique, 1845. p. 142.
[2] Ein kurzer Bericht über diese Entdeckung wurde veröffentlicht in „The Times“, vom 2. Januar 1878, und eine ausführlichere Schilderung in „The Builder“ 5. Januar 1878.
Abbildung 8
Fig. 8. Durchschnitt durch die Fundamente einer vergrabenen römischen Villa in Abinger. A A. Humusschicht; B. dunkle Erde, voller Steine, 13 Zoll dick; C. schwarze Ackererde; D. zerstückelte Mörtel; E. schwarze Ackererde; F F. nicht aufgestörter Untergrund; G. Fussbodenplättchen; H. Zementschicht; I. Masse unbekannter Beschaffenheit; W. vergrabene Wand.
Ich war während des Beginns der Ausgrabungen (am 20. August 1877) gegenwärtig; Mr. FARRER liess an den entgegengesetzten Enden des Atriums zwei tiefe Gräben graben, damit ich die Beschaffenheit des Bodens in der Nähe der Ruinen untersuchen könne. Das Feld senkte sich sanft von Ost nach West unter einem Winkel von ungefähr 7°; der eine der beiden Gräben, welchen die beistehende Figur darstellt (Fig. 8), fand sich am oberen oder östlichen Ende. Die Zeichnung ist in dem Massstabe von 1/20 Zoll auf einen Zoll angefertigt; der Graben aber, welcher zwischen 4 und 5 Fuss breit und stellenweise über 5 Fuss tief war, ist notwendigerweise ausser allem Verhältnisse verkleinert worden. Die feine Humusschicht auf dem Boden des Atriums variierte in ihrer Mächtigkeit von 11 bis 16 Zoll, und war an der Seite des Grabens auf dem Durchschnitte ein wenig über 13 Zoll dick. Nachdem die Ackererde entfernt worden war, erschien der Fussboden als Ganzes mässig eben; an einzelnen Stellen aber senkte er sich unter einem Winkel von 1° und an einer Stelle nahe am Aussenrande nicht weniger als unter 8° 30′. Die das Pflaster umgebende Mauer war aus rauen Steinen ausgeführt und war da, wo der Graben gegraben worden war, 23 Zoll dick. Der abgebrochene Gipfel fand sich hier 13 Zoll, aber an einer anderen Stelle 15 Zoll unter der Oberfläche des Feldes und war mit der ganzen Dicke der Ackererdenschicht bedeckt. An einer Stelle indessen stieg er bis in eine Tiefe von nur 6 Zoll unter der Oberfläche. An zwei Seiten des Raumes, wo die Verbindung des Zementfussbodens mit den einfassenden Wänden sorgfältig untersucht werden konnte, fand sich kein Riss oder Sprung oder keine Trennung. Es stellte sich später heraus, dass dieser Graben innerhalb eines anstossenden Zimmers (von 11 Fuss bei 11 Fuss 6 Zoll gross) gegraben worden war, von dessen Existenz man, als ich dort anwesend war, noch nicht einmal eine Vermutung hatte.
Auf der Seite des Grabens, welcher von der vergrabenen Mauer (W) am weitesten entfernt war, variierte die Dicke der Humusschicht von 9 bis 14 Zoll; sie ruhte auf einer 23 Zoll mächtigen Masse von schwärzlicher, viele grosse Steine einschliessender Erde. Unterhalb dieser fand sich eine dünne Schicht sehr schwarzer Ackererde (C), dann eine Schicht von Erde voll von Mörtelbruchstücken (D) und dann eine andere Schicht (ungefähr 3 Zoll dick) von sehr schwarzem Humus (E), welche auf dem nicht aufgestörten Untergrunde von festem, gelblichen, tonigen Sande ruhte (F). Die 23 Zoll dicke Erdschicht (B) war wahrscheinlich künstliches Fundament, da hierdurch der Fussboden dieses Zimmers in ein Niveau mit dem des Atriums gebracht wurde. Die zwei dünnen Schichten von schwarzem Humus am Grunde des Grabens bezeichneten offenbar die Oberflächen zweier früheren Zustände des Landes. Ausserhalb der Wände des nördlichen Zimmers wurden später viele Knochen, Asche, Austernschalen, zerbrochene Topfwaren und ein ganz gebliebener Topf in einer Tiefe von 16 Zoll unter der Oberfläche gefunden.
Der zweite Graben wurde auf der westlichen oder unteren Seite der Villa gegraben; die Humusschicht war hier nur 6 1/2 Zoll dick; sie ruhte auf einer Schicht feiner Erde voll von Steinen, zerbrochenen Ziegeln und Mörtelbruchstücken, welche 34 Zoll dick war und unter welcher der nicht gestörte Sand folgte. Die grösste Masse dieser Erde war wahrscheinlich vom oberen Teile des Feldes herabgewaschen worden, und die Bruchstücke von Steinen, Ziegeln usw. müssen von den unmittelbar daran stossenden Ruinen hergekommen sein.
Auf den ersten Blick scheint es eine überraschende Tatsache zu sein, dass dieses Feld mit leichtem sandigen Boden viele Jahre hindurch kultiviert und gepflügt worden sein sollte und dass doch trotzdem nicht eine Spur dieser alten Bauten entdeckt worden wäre. Niemand hatte auch nur eine Vermutung, dass die Überreste einer römischen Villa dicht unter der Oberfläche verborgen liegen könnten. Die Tatsache wird aber weniger überraschen, wenn man weiss, dass das Feld, wie der Gutsverwalter meinte, niemals bis zu einer grösseren Tiefe als 4 Zoll gepflügt worden ist. Sicher ist, dass, als das Land zuerst gepflügt wurde, das Pflaster und die umgebenden zerbrochenen Wände von mindestens 4 Zoll Erde bedeckt gewesen sein müssen; denn im anderen Falle würden der zerfallene zementierte Fussboden von der Pflugschar zerkratzt, die Mosaikplättchen aufgewühlt und die Gipfel der alten Wände umgestürzt worden sein.
Als der Zement und die Mosaikplatten zuerst auf einem Raume von 14 Fuss bis 9 Fuss gereinigt worden waren, bot der Fussboden, welcher mit niedergetretener Erde bedeckt war, keinerlei Anzeichen dafür dar, dass er von Würmern durchbohrt worden sei; und obgleich der darüber liegende feine Humus dem äusserst ähnlich war, welcher an vielen Stellen sicherlich von Würmern angehäuft worden ist, so schien es doch kaum glaublich zu sein, dass dieser Humus hier von unterhalb des allem Anscheine nach unverletzten Bodens her durch die Würmer heraufgeschafft worden wäre. Es schien auch äusserst unwahrscheinlich zu sein, dass die den Raum umgebenden und noch immer mit dem Zementboden verbundenen Wände von den Würmern unterminiert worden und dadurch zum Einsinken veranlasst worden wären, worauf sie dann später mit deren Exkrementmassen bedeckt worden wären. Ich kam daher anfangs zu dem Schlusse, dass die sämtliche feine Ackererde über den Ruinen von den oberen Teilen des Feldes herabgewaschen worden sei; doch werden wir bald sehen, dass dieser Schluss bestimmt falsch ist, obschon es beobachtet worden ist, dass viele feine Erde von dem oberen Teile des Feldes in seinem gegenwärtigen gepflügten Zustande während heftiger Regengüsse herabgewaschen wird.
Obgleich es anfangs nicht den Anschein hatte, als wäre der Zementfussboden irgendwo von Würmern durchbohrt worden, so waren doch am nächsten Morgen kleine platte Klümpchen der niedergetretenen Erde über den Mündungen von sieben Röhren, welche durch die weicheren Teile des entblössten Zements oder in den Zwischenräumen zwischen den Mosaikplatten hindurchtraten, von den Würmern in die Höhe gehoben worden. Am dritten Morgen wurden fünfundzwanzig Wurmröhren gezählt; und als die kleinen Erdklümpchen plötzlich emporgehoben wurden, sah man vier Würmer im Akte des eiligen Rückzugs. Während der dritten Nacht wurden zwei Exkremente auf den Fussboden ausgeworfen, und diese waren von bedeutender Grösse. Die Jahreszeit war der vollen Tätigkeit der Würmer nicht günstig und das Wetter war seit Kurzem heiss und trocken gewesen, so dass die meisten Würmer in einer beträchtlichen Tiefe lebten. Beim Ausheben der beiden Gräben wurden viele offene Röhren und einige Würmer in einer Tiefe von zwischen 30 und 40 Zoll unter der Oberfläche angetroffen; in einer noch grösseren Tiefe aber wurden sie selten. Indessen wurden ein Wurm in einer Tiefe von 48 1/2 und ein anderer in einer Tiefe von 51 1/2 Zoll unter der Oberfläche durchgeschnitten. Auch wurden ein frisch mit Humus ausgekleideter Gang in einer Tiefe von 57 und ein anderer in einer Tiefe von 65 1/2 Zoll angetroffen. In grösseren Tiefen als diesen wurden weder Wurmröhren noch Würmer gesehen.
Da ich zu erfahren wünschte, wie viele Würmer unter dem Fussboden des Atrium – auf einem Raume von ungefähr 14 Fuss zu 9 Fuss – lebten, war Mr. FARRER so freundlich, in meinem Interesse Beobachtungen während der nächsten sieben Wochen anzustellen, in welcher Zeit die Würmer auf den ringsherum liegenden Grundstücken in voller Tätigkeit waren und in der Nähe der Oberfläche arbeiteten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Würmer von den umgebenden Feldstücken in den kleinen Raum des Atriums eingewandert sein sollten, nachdem die oberflächliche Humusschicht, in welcher sie zu leben vorziehen, entfernt worden war. Wir dürfen daher wohl schliessen, dass die Röhren und die Exkremente, welche hier während der folgenden sieben Wochen gesehen wurden, die Arbeit der bereits früher hier vorhandenen Bewohner des Raumes waren. Ich will nun einige wenige Auszüge aus den Aufzeichnungen Mr. FARRERs mitteilen.
- August 1877, d.i. fünf Tage, nachdem der Fussboden aufgeräumt worden war. In der vorausgehenden Nacht war ein heftiger Regen niedergegangen, welcher die Oberfläche rein gewaschen hatte; es wurden nun die Mündungen von vierzig Wurmröhren gezählt. Teile des Zements ergaben sich als solid und waren niemals von Würmern durchbohrt worden; auf diesen Stellen stand das Regenwasser.
- September. – Spuren von Würmern, welche während der vorausgehenden Nacht gemacht worden waren, waren auf der Oberfläche des Fussbodens zu sehen, und fünf oder sechs wurmförmige Exkremente waren ausgeworfen worden. Dieselben waren zerfallen.
- September. – Während der letzten sechs Tage waren die Würmer nicht tätig gewesen, obgleich auf den benachbarten Feldern viele Exkrementmassen ausgeworfen worden waren; an diesem Tage aber war an zehn frischen Stellen die Erde über den Mündungen der Wurmröhren ein wenig emporgehoben oder es waren Exkremente ausgeworfen worden. Es muss hierbei bemerkt werden, dass, wenn hier von einer frischen Wurmröhre gesprochen wird, dies meistens heissen soll, dass ein alter Gang wieder geöffnet worden ist. Mr. FARRER war wiederholt davon betroffen, mit welcher Beharrlichkeit die Würmer ihre alten Gänge wieder öffneten, selbst wenn keine Erde ausgeworfen wurde. Ich habe häufig dieselbe Tatsache beobachtet und meistens werden die Mündungen der Röhren durch eine Anhäufung von Steinen, Stöckchen oder Blättern geschützt. Mr. FARRER beobachtete gleichfalls, dass die unter dem Fussboden des Atriums lebenden Würmer häufig grobe Sandkörner und andere solche kleine Steine, wie sie sie finden konnten, rings um die Mündungen ihrer Röhren aufsammelten.
- September; weiches nasses Wetter. An 31 Stellen waren die Mündungen der Röhren wieder geöffnet oder Exkremente ausgeworfen worden; diese waren sämtlich verwischt.
- September; 34 frische Höhlen oder Exkrementmassen, sämtlich zerfallen.
- September; 44 frische Höhlen, nur 5 Exkremente, alle zerfallen.
- September; 43 frische Höhlen, 8 Exkremente, sämtlich zerfallen. Die Anzahl der Exkrementmassen auf den umgebenden Feldern war jetzt sehr bedeutend.
- September; 40 Höhlen, 8 Exkremente, sämtlich zerfallen.
- September; 43 Höhlen, nur einige wenige frische Exkremente, alle zerfallen.
- September; 44 Höhlen, 8 Exkremente.
- September; 50 Höhlen, keine Angabe über die Zahl der Exkremente.
- Oktober; 61 Höhlen, keine Angabe über die Zahl der Exkremente.
Nach Verlauf von drei Jahren sah auf mein Ersuchen Mr. FARRER wiederum nach dem Zementfussboden und fand die Würmer noch immer an der Arbeit.
Da ich wusste, eine wie grosse Muskelkraft die Würmer besitzen, und da ich sah, wie weich der Zementboden an vielen Stellen war, so war ich darüber nicht überrascht, dass er von den Wurmröhren durchbohrt worden war; eine überraschendere Tatsache ist es aber, dass, wie Mr. FARRER fand, der Mörtel zwischen den unbehauenen Steinen der dicken, die Zimmer umgebenden Mauern von Würmern durchbohrt worden war. Am 26. August, also fünf Tage nachdem die Ruinen blossgelegt worden waren, beobachtete er vier offene Gänge an dem abgebrochenen Gipfel der östlichen Wand (in Fig. 8), und am 15. September waren in ähnlicher Weise andere Gänge zu sehen. Es muss auch noch bemerkt werden, dass auf der senkrechten Seite des Grabens (welcher viel tiefer war, als in Fig. 8 dargestellt ist) drei frische Wurmröhren zu sehen waren, welche schräg weit hinab unter die Basis der alten Mauer liefen.
Wir sehen hieraus, dass viele Würmer unterhalb des Fussbodens und der Mauern das Atrium zu der Zeit, als die Ausgrabungen ausgeführt wurden, lebten, und dass sie späterhin beinahe täglich Erde aus einer beträchtlichen Tiefe auf die Oberfläche brachten. Es ist nicht der mindeste Grund vorhanden, daran zu zweifeln, dass die Würmer beständig in dieser Weise gearbeitet haben seit der Zeit, in welcher der Zementboden hinreichend zerfallen war, um ihnen zu gestatten, ihn zu durchbohren; und selbst vor dieser Zeit werden sie unterhalb des Fussbodens gelebt haben, sobald er nur für den Regen durchgängig wurde, so dass die Erde unter ihm feucht wurde. Der Fussboden und die Seitenmauern müssen daher beständig unterminiert worden sein, und feine Erde muss während vieler Jahrhunderte, vielleicht während eines Jahrtausends, auf ihm angehäuft worden sein. Wenn die Wurmröhren unterhalb des Fussbodens und der Wände, welche wahrscheinlich früher ebenso zahlreich waren wie sie es jetzt sind, im Laufe der Zeit nicht in der früher auseinandergesetzten Art und Weise zusammengesunken wären, so würde die darunterliegende Erde mit solchen Gängen wie ein Schwamm durchlöchert worden sein; und da dies nicht der Fall war, so können wir sicher sein, dass sie zusammengefallen sind. Das unvermeidliche Resultat eines solchen Zusammenfallens während aufeinanderfolgender Jahrhunderte wird das langsame Einsinken des Fussbodens und der Seitenwände und ihr Eingegrabenwerden unter den angehäuften Wurmexkrementen gewesen sein. Das Untersinken eines Fussbodens, während derselbe noch immer nahezu horizontal bleibt, dürfte auf den ersten Blick unwahrscheinlich erscheinen; dieser Fall bietet aber nicht mehr wirkliche Schwierigkeit dar, als der andere, dass einzelne auf die Oberfläche eines Feldes lose gestreute Gegenstände, wie wir gesehen haben, im Verlaufe einiger wenigen Jahre mehrere Zoll unterhalb der Oberfläche vergraben waren, obschon sie noch immer eine mit der Oberfläche parallele Schicht bilden. Das Vergrabenwerden des gepflasterten und ebenen Fusswegs auf meinem Rasenplatz, welches unter meinen eigenen Augen stattfand, ist ein analoger Fall. Selbst diejenigen Teile des Zementfussbodens, welche die Würmer nicht durchbohren konnten, werden beinahe sicher unterminiert worden sein und werden wie die grossen Steine in Leith Hill Place und Stonehenge eingesunken sein, denn der Boden wird unter ihnen feucht gewesen sein. Aber die Geschwindigkeit des Einsinkens der verschiedenen Teile wird nicht vollständig gleich gewesen sein, und es war auch der Fussboden nicht völlig eben. Die Fundamente der Seitenmauern liegen, wie in dem Durchschnitt zu sehen ist, in einer sehr geringen Tiefe unter der Oberfläche; sie werden daher mit nahezu derselben Geschwindigkeit wie der Fussboden untergesunken sein. Dies würde aber nicht eingetreten sein, wenn die Fundamente tief gelegen hätten, wie es bei einigen anderen sofort zu beschreibenden römischen Ruinen der Fall gewesen ist.
Wir dürfen endlich schliessen, dass ein grosser Teil des feinen vegetabilischen Humus, welcher den Fussboden und die niedergebrochenen Seitenmauern dieser Villa, an einigen Stellen bis zu einer Mächtigkeit von 16 Zoll bedeckte, von unten her durch die Würmer heraufgeschafft worden ist. Nach Tatsachen, welche später noch mitgeteilt werden sollen, kann darüber kein Zweifel bestehen, dass etwas von der feinsten, in der erwähnten Weise heraufgeschafften Erde während eines jeden heftigen Regenschauers über die leicht abwärts geneigte Fläche des Feldes hinabgewaschen worden sein wird. Wäre dies nicht eingetreten, so würde sich eine grössere Menge von Ackererde auf den Ruinen aufgehäuft haben als die gegenwärtig dort vorhandene. Aber ausser den Wurmexkrementen und etwas von Insekten heraufgeschaffter Erde und einer geringen Anhäufung von Staub, wird viele feine Erde von den oberen Teilen des Feldes, seitdem es in Kultur genommen worden ist, über die Ruinen gewaschen worden sein, und von der Schicht über den Ruinen auf die niedrigeren Teile des Abhangs, so dass die gegenwärtige Dicke der Humusschicht das kombinierte Resultat dieser verschiedenen Einwirkungen ist.
Ich will hier einen modernen Fall vom Einsinken eines Pflasters einschalten, welchen mir im Jahre 1871 Mr. RAMSAY, der Direktor der geologischen Landesaufnahme von England, mitgeteilt hat. Ein Gang, ohne Dach, von 7 Fuss Länge und 3 Fuss 2 Zoll Breite, führte von seinem Hause in den Garten, und war mit Platten von Portland-Stein gepflastert. Mehrere dieser Platten massen 16 Zoll im Geviert, andere waren grösser und einige ein wenig kleiner. Der Mitte des Ganges entlang war dies Pflaster um ungefähr 3 Zoll eingesunken und auf jeder Seite 2 Zoll, wie an den Zementlinien noch zu sehen war, durch welche die Platten ursprünglich mit den Seitenwänden verbunden gewesen waren. Auf diese Weise war das Pflaster der Mitte entlang unbedeutend konkav geworden; am Ende aber, dicht am Hause, war keine Senkung eingetreten. Mr. RAMSAY konnte dieses Sinken nicht erklären, bis er endlich beobachtete, dass entlang den Verbindungslinien zwischen den Platten häufig Exkrementmassen von schwarzem Humus ausgeworfen wurden, und diese Exkremente wurden regelmässig fortgekehrt. Die verschiedenen Verbindungslinien hatten alle zusammen, mit Einschluss derer mit den Seitenmauern, eine Länge von 39 Fuss 2 Zoll. Das Pflaster hatte nicht das Aussehen, als sei es jemals erneuert worden, und das Haus war, der allgemeinen Annahme nach, ungefähr vor sieben und achtzig Jahren gebaut worden. In Anbetracht aller dieser Umstände zweifelt Mr. RAMSAY nicht daran, dass die von den Würmern in der Zeit von der ersten Legung des Pflasters an, oder vielmehr seitdem der Zerfall des Mörtels den Würmern gestattete, ihn zu durchbohren und daher in einer viel weniger als sieben und achtzig Jahre betragenden Zeit heraufgeschaffte Erde hingereicht hat, das Einsinken des Pflasters bis zu dem oben angegebenen Betrage zu verursachen, ausgenommen dicht am Hause, wo der Boden unter dem Pflaster nahezu trocken geblieben war.
Beaulieu Abbey, Hampshire. – Es wurde diese Abtei von Heinrich VIII. zerstört, und gegenwärtig ist nur ein Teil der südlichen Chorwand übrig. Man ist der Meinung, dass der König die meisten Steine zum Bau eines Schlosses hat fortschaffen lassen, und sicher ist es, dass sie entfernt worden sind. Die Lage des Transepts des Schiffs ist vor nicht langer Zeit dadurch ermittelt worden, dass man die Fundamente gefunden hat, die Stelle ist jetzt durch in die Erde eingelassene Steine bezeichnet worden. Wo die Abtei früher gestanden hat, da dehnt sich jetzt eine glatte, mit Gras bedeckte Fläche aus, welche in allen Beziehungen den übrigen Teilen des Feldes gleich ist. Der Wächter, ein sehr alter Mann, sagte uns, dass während seiner Zeit die Fläche nie geebnet worden ist. Im Jahre 1853 liess der Herzog von BUCCLEUGH am westlichen Ende des Schiffs drei Löcher im Rasen graben, einige wenige Yards voneinander entfernt; hierbei wurde das alte getäfelte Pflaster der Abtei entdeckt. Diese Löcher wurden später mit Mauerwerk umgeben und mit Falltüren bedeckt, so dass das Pflaster erhalten und der leichten Besichtigung zugänglich wurde. Als mein Sohn WILLIAM den Ort am 5. Januar 1872 untersuchte, fand er, dass das Pflaster in den drei Löchern in Tiefen von 6 3/4, 10 und 11 1/2 Zoll unter der umgebenden, mit Rasen bedeckten Oberfläche lag. Der alte Wächter versicherte, dass er häufig gezwungen sei, Wurmexkrementhaufen von dem Pflaster zu entfernen und dass er dies schon vor ungefähr sechs Monaten getan habe. Mein Sohn sammelte sämtliche Exkrementmassen aus einem der Löcher, dessen Oberfläche 5,32 Quadratfuss mass; sie wogen 7,97 Unzen. Angenommen, diese Menge sei in sechs Monaten angehäuft worden, so würde die Anhäufung während eines Jahres auf einem Quadrat-Yard 1,68 Pfund betragen, was, obschon eine grosse Menge, doch sehr gering ist verglichen mit dem, was, wie wir gesehen haben, häufig auf Feldern und Angern ausgeworfen wird. Als ich die Abtei am 22. Juni 1877 besuchte, sagte mir der alte Wächter, dass er die Löcher vor ungefähr einem Monat gereinigt habe; es waren aber ziemlich viel Exkremente seitdem wieder ausgeworfen worden. Ich vermute, er bildete sich ein, die Pflaster häufiger gekehrt zu haben, als er wirklich getan hat; denn die Bedingungen waren in mehreren Beziehungen einer Anhäufung einer selbst nur mässigen Menge von Exkrementmassen sehr ungünstig. Die Ziegelplatten sind ziemlich gross, nämlich ungefähr 5 1/2 Zoll im Geviert, und der Mörtel zwischen ihnen war an den meisten Stellen noch gesund, so dass die Würmer nur an gewissen Stellen im Stande waren, Erde von unten her heraufzuschaffen Die Ziegelplatten lagen auf einer Schicht Zement, und die Exkremente bestanden in Folge dieser Umstände zum grossen Teil (nämlich im Verhältnis von 19 zu 33) aus Stückchen von Mörtel, Sandkörnern, kleinen Gesteinsbruchstückchen, Ziegel- oder Plattenstückchen, und derartige Substanzen konnten den Würmern kaum angenehm und sicher nicht nahrhaft sein.
Mein Sohn grub an verschiedenen Stellen innerhalb der früheren Mauern der Abtei Löcher in der Entfernung von mehreren Yards an den oben erwähnten mit Mauerwerk umgebenen viereckigen Löchern. Er fand keine Ziegel, obgleich bekannt ist, dass sich solche an einigen anderen Stellen finden; an einer Stelle kam er aber auf Zement, auf welchem früher einmal Ziegelplatten gelegen hatten. Die feine Humusschicht unterhalb des Rasens an den Seitenwänden der verschiedenen Löcher variierte in ihrer Mächtigkeit von nur 2 bis 2 3/4 Zoll, und dieselbe lag auf einer Schicht, von 8 3/4 bis über 11 Zoll dick, welche aus Bruchstücken von Mörtel und Steinschutt bestand, dessen Zwischenräume kompakt mit schwarzem Humus ausgefüllt waren. Auf dem umgebenden Felde, in einer Entfernung von 20 Yards an der Abtei, betrug die Dicke der feinen vegetabilischen Ackererde 11 Zoll.
Aus diesen Tatsachen können wir schliessen, dass, als die Abtei zerstört und die Steine entfernt wurden, eine Schicht von Schutt über die ganze Oberfläche ausgebreitet liegen blieb, und dass die Würmer, sobald sie im Stande waren, den zersetzten Zement zu durchbohren und in die Verbindungen zwischen den Ziegelplatten zu dringen, langsam die Zwischenräume in dem darüber liegenden Schutt mit ihren Exkrementen ausfüllten, welche dann später bis zu einer Dicke von nahezu drei Zollen über die ganze Oberfläche hin angehäuft wurden. Wenn wir diesem letzten Betrage noch die Ackererde zwischen den Steinfragmenten hinzurechnen, so müssen wohl einige fünf oder sechs Zoll Ackererde von unterhalb dem Zemente oder Ziegeltafeln heraufgeschafft worden sein. Die Zementlage oder die Ziegelplatten werden folglich bis nahezu in diesem Grade eingesunken sein. Die Basen der Säulen der Chorseiten sind gegenwärtig unter Humus und Basen begraben. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sie von Würmern unterminiert worden sein könnten, denn ohne Zweifel werden ihre Fundamente in einer beträchtlichen Tiefe gelegt worden sein. Wenn sie nicht eingesunken sind, so müssen die Steine, aus welchen die Säulen errichtet waren, von unterhalb des früheren Niveaus des Fussbodens entfernt worden sein.
Chedworth, Gloucestershire. – Die Überreste einer grossen römischen Villa wurden hier im Jahre 1866 auf Grund und Boden entdeckt, welcher seit undenklichen Zeiten mit Wald bedeckt gewesen war. Es scheint auch nicht einmal eine Vermutung existiert zu haben, dass antike Bauwerke an diesem Orte vergraben lägen, bis ein Wildwart beim Ausgraben von Kaninchen einige Überreste antraf [3]. Später wurden aber auch die Gipfel einiger steinerner Mauern, welche ein wenig über die Oberfläche des Bodens vorsprangen, an einzelnen Stellen des Waldes entdeckt. Die meisten der hier gefundenen Münzen gehörten dem Constans (welcher 350 n. Chr. starb) und der Familie des Constantin an. Meine Söhne FRANCIS und WILLIAM besuchten den Ort im November 1877 zu dem Zwecke, um zu ermitteln, welchen Anteil die Regenwürmer beim Eingraben dieser ausgedehnten Baureste gehabt haben dürften. Die Umstände waren aber der Untersuchung dieses Punktes nicht günstig, da die Ruinen auf drei Seiten von verhältnismässig steilen Abhängen umgeben sind, auf welche während Regenwetters Erde hinabgewaschen wird. Überdies sind die meisten der alten Räume mit Dächern bedeckt gewesen, um die elegant getäfelten Fussboden zu schützen.
Einige wenige Tatsachen mögen indessen über die Dicke der Bodenschicht über dieser Ruine hier mitgeteilt werden. Dicht nach aussen von den nördlichen Zimmern findet sich eine zerbrochene Mauer, deren Gipfel von einer 5 Zoll mächtigen Schicht schwarzer Ackererde bedeckt war; und in einem an der äusseren Seite dieser Mauer, wo der Boden niemals vorher aufgestört worden war, gegrabenen Loche wurde eine Schicht schwarzen Humus voller Steine von 26 Zoll Mächtigkeit auf dem nicht aufgestörten Untergrund an gelbem Ton aufliegen gefunden. In einer Tiefe von 22 Zoll wurden der Kieferknochen eines Schweins und ein Ziegelbruchstück gefunden. Als die Ausgrabungen zuerst angestellt wurden, wuchsen einige grosse Bäume über den Ruinen; und der Stumpf eines derselben ist direkt über einer Scheidewand in der Nähe des Badezimmers stehen gelassen worden, um die Mächtigkeit des darüber liegenden Bodens zu zeigen, welche hier 38 Zoll betrug. In einem kleinen Zimmer, welches, nachdem es ausgeräumt worden war, nicht mit einem Dache versehen worden war, beobachteten meine Söhne die Röhre eines Wurms, welche durch den zerfallenen Steinmörtel durchging, und innerhalb desselben wurde ein lebender Wurm gefunden. In einem anderen offenen Zimmer waren Wurmexkremente auf dem Fussboden zu sehen, über welchen durch diese Umstände etwas Erde abgelagert worden war; und hier wuchs nun Gras.
_______
[3] Es sind mehrere Beschreibungen dieser Ruinen veröffentlicht worden; die beste ist die von Mr. James Farrer in: Proc. Soc. of Antiquaires of Scotland, Vol. VI. P. II. 1867. p. 278. Ebenso: J.W. Glover in: Journ. of the British Arch. Assoc. 1866. Professor Buckman hat gleichfalls eine Brochure veröffentlicht: „Notes on the Roman villa at Chedworth.“ 2. Edit. Cirencester, 1873.Cap.
Brading, Insel Wight. – Eine schöne römische Villa wurde hier im Jahre 1880 entdeckt; und mit Ende Oktober waren nicht weniger als 18 Zimmer mehr oder weniger blossgelegt und aufgeräumt. Es wurde eine vom Jahre 337 n. Chr. datierte Münze gefunden. Mein Sohn WILLIAM besuchte den Ort, ehe die Ausgrabungen vollendet worden waren; er Teilt mir mit, dass die meisten Fussboden anfangs mit viel Schutt und herabgefallenen Steinen bedeckt waren, deren Zwischenräume vollständig mit Ackererde angefüllt waren; über dieser, welche, wie die Arbeiter angaben, äusserst zahlreiche Würmer enthielt, lag eine Schicht Ackererde ohne irgendwelche Steine. Die ganze Masse hatte an den meisten Stellen eine Mächtigkeit von 3 bis über 4 Fuss. In einem sehr grossen Raume war die oben aufliegende Erde nur 2 Fuss 6 Zoll mächtig, und nachdem diese entfernt worden war, wurden so viele Exkremente zwischen den Ziegelplatten aufgeworfen, dass die Fläche beinahe täglich gekehrt werden musste. Die meisten der Fussboden waren leidlich eben. Die Gipfel der umgebrochenen Mauern waren an einigen Stellen mit nur 4 oder 5 Zoll Erde bedeckt, so dass sie gelegentlich mit dem Pfluge getroffen worden waren; an anderen Stellen waren sie mit einer Schicht Erde von 13 bis 18 Zoll Dicke bedeckt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass diese Mauern von Regenwürmern unterminiert und dadurch zum Sinken gebracht worden sein können, da sie auf einem Fundament von sehr hartem roten Sande ruhten, in welchen die Würmer kaum bohren konnten. Indessen fand mein Sohn, dass der Mörtel zwischen den Steinen der Mauern eines Herdraumes von vielen Wurmgängen durchbohrt worden war. Die Überreste dieser Villa stehen auf einem Grundstück, welches unter einem Winkel von ungefähr 30 geneigt ist; das Land scheint seit langer Zeit kultiviert zu sein. Ohne Zweifel ist daher eine beträchtliche Menge feiner Erde von den oberen Teilen des Feldes hinabgewaschen worden und hat in hohem Grade das Begraben dieser Ruine unterstützt.
Silchester, Hampshire. – Die Ruinen dieser kleinen römischen Stadt sind besser erhalten worden als irgendwelche andere Überreste dieser Art in England. Eine geborstene Mauer, an den meisten Stellen von 15 bis 18 Fuss Höhe und von einer Ausdehnung von ungefähr 1 1/2 englischer Meile, umgibt gegenwärtig einen Flächenraum von ungefähr 100 Acres kultivierten Landes, auf welchem ein Bauernhof und eine Kirche steht [4]. Früher konnten, wenn das Wetter trocken war, die Züge der vergrabenen Mauern nach dem Aussehen des Getreides verfolgt werden; und neuerdings sind vom Herzog von WELLINGTON sehr ausgedehnte Ausgrabungen unter der Oberaufsicht des verstorbenen Mr. J.G. JOYCE angestellt worden, mittelst deren viele grosse Gebäude entdeckt worden sind. Mr. JOYCE machte sorgfältige, kolorierte Durchschnittszeichnungen und mass die Mächtigkeit einer jeden Schuttschicht, während die Ausgrabungen im Werke waren; er hatte auch die Freundlichkeit, mir eine Kopie von mehreren dieser Zeichnungen zu schicken. Als meine Söhne FRANCIS und HORACE diese Ruinen besuchten, begleitete er dieselben und fügte seine Bemerkungen ihren Aufzeichnungen bei.
Mr. JOYCE schätzt die Zeit, während welcher die Stadt bewohnt gewesen ist, auf ungefähr drei Jahrhunderte; und ohne Zweifel muss während dieser langen Zeit viel Masse innerhalb der Mauern angehäuft worden sein. Sie scheint durch Feuer zerstört worden zu sein, und die meisten zum Aufführen der Gebäude benutzt gewesenen Steine sind seitdem fortgeschafft worden. Diese Umstände sind der Ermittlung des Anteils, welchen die Regenwürmer beim Eingraben der Ruinen gehabt haben, ungünstig; da aber sorgfältige Durchschnitte durch den über einer antiken Stadt liegenden Schutt in England nur selten oder noch niemals vorher gemacht worden sind, so will ich hier Kopien der charakteristischsten Teile einiger der von Mr. JOYCE ausgeführten hier mitteilen. Sie haben eine zu bedeutende Länge, um hier ganz eingerückt zu werden.
_____
[4] Diese Einzelheiten sind aus der „Penny Encyclopaedia“, Artikel Hampshire genommen.
Ein von Ost nach West gerichteter, 30 Fuss langer Durchschnitt wurde quer durch einen Raum in der Basilika ausgeführt, welche gegenwärtig die „Halle der Kaufleute“ genannt wird (Fig. 9). Der harte, noch immer hier und da mit Ziegeltäfelchen bedeckte Fussboden aus Steinmörtel wurde in 3 Fuss Tiefe unter der Oberfläche des Feldes, welches hier eben war, gefunden. Auf dem Fussboden fanden sich zwei grosse Haufen verkohlten Holzes, von denen nur der eine in dem hier mitgeteilten Stück der Durchschnittszeichnung dargestellt ist. Dieser Haufen war von einer dünnen weissen Schicht Stuck oder Gips bedeckt, über welcher eine Masse lag, welche ein eigentümliches Ansehen von durcheinander geworfenen zerbrochenen Ziegeln, von Mörtel, Schutt und feinem Kies darbot und im Ganzen eine Dicke von 27 Zoll besass. Mr. JOYCE meint, der Kies sei zur Bereitung des Mörtels oder
Abbildung 9
Fig. 9. Durchschnitt innerhalb eines Raumes in der Basilika in Silchester. Massstab 1/18.
Zements benutzt worden, welcher seitdem wieder zersetzt ist, da wahrscheinlich etwas von dem Kalke aufgelöst worden ist. Der aufgewühlte Zustand des Schutts dürfte eine Folge davon sein, dass in ihm nach Bausteinen gesucht worden ist. Diese Schicht war überdeckt von einer Lage feiner vegetabilischer Ackererde von 9 Zoll Mächtigkeit. Aus diesen Tatsachen dürfen wir schliessen, dass die Halle niedergebrannt wurde und dass dabei viel Schutt auf den Fussboden gefallen war; von diesem und durch denselben wurde dann die, gegenwärtig die Oberfläche des Feldes bildende Ackererde langsam von den Regenwürmern heraufgeschafft. Ein Durchschnitt quer durch die Mitte einer anderen Halle in der Basilika, von 32 Fuss 6 Zoll Länge, genannt das Oevarium, ist in Fig. 10 dargestellt. Es geht hieraus hervor, dass wir hier Beweise für zwei Feuersbrünste haben, welche durch einen Zeitraum voneinander getrennt waren, während welches die 6 Zoll „Mörtel und Zement mit zerbrochenen Ziegeln“ angehäuft wurden. Unter einer der Schichten von verkohltem Holze wurde ein wertvolles antikes Stück, ein bronzener Adler, gefunden; dies weist darauf hin, dass die Soldaten den Ort in panischem Schrecken verlassen haben müssen. Wegen des Todes des Mr. JOYCE bin ich nicht im Stande gewesen zu ermitteln, unter welcher der zwei Schichten von verkohltem Holze der Adler gefunden worden ist. Die Schuttschicht, welche auf dem nicht aufgestörten Kiesbett liegt, bildete, wie ich vermute, ursprünglich den Fussboden, denn er steht in einem Niveau mit dem des Korridors ausserhalb der Mauern der Halle; der Korridor ist aber in dem Durchschnitt, soweit
Abbildung 10
Fig. 10. Durchschnitt innerhalb einer Halle in der Basilika in Silchester. Massstab 1/32.
derselbe hier mitgeteilt ist, nicht dargestellt. Die Humusschicht war an der dicksten Stelle 16 Zoll dick, und die Tiefe an der mit Pflanzenwuchs bedeckten Oberfläche des Feldes bis zu dem nicht aufgestörten Kies betrug 40 Zoll.
Der in Fig. 11 mitgeteilte Durchschnitt stellt eine in der Mitte der Stadt ausgeführte Ausgrabung dar und wird hier besonders deshalb eingerückt, weil die Schicht „weicher Ackererde“ nach der Angabe des Mr. JOYCE die ungewöhnliche Mächtigkeit von 20 Zoll erreichte. Kies fand sich in einer Tiefe von 48 Zoll von der Oberfläche; es wurde aber nicht ermittelt, ob sich derselbe hier in seinem natürlichen Zustande vorfand oder ob er hierher gebracht und niedergerammt worden war, wie es an einigen anderen Stellen der Fall gewesen war.
Der in Fig. 12 wiedergegebene Durchschnitt war in dem Mittel- punkte der Basilika genommen worden, und obgleich er 5 Fuss Tiefe betrug, so war doch der natürliche Untergrund nicht erreicht worden. Die mit „Zement“ bezeichnete Schicht bildete wahrscheinlich zu einer Zeit den Fussboden, und die Schichten unter dieser scheinen die Überreste noch älterer Bauwerke zu sein. Die Schicht vegetabilischer Ackererde hatte hier nur eine Mächtigkeit von 9 Zollen. In einigen anderen, hier nicht kopierten Durchschnittszeichnungen finden wir gleichfalls Belege dafür, dass Gebäude über den Ruinen noch älterer errichtet worden sind. In einem Falle fand sich eine Schicht gelben Tons von ungleicher Dicke zwischen Schuttschichten, von denen die untere auf einem Fussboden mit Täfelung lag. Die alten zerbrochenen Mauern sehen zuweilen so aus, als seien sie in einer rohen Art und Weise bis zu einem gleichförmigen Niveau niedergelegt worden, um einem temporären Bauwerk als Fundament zu dienen; und Mr. JOYCE sprach die Vermutung aus, dass einige dieser Bauwerke mit Hürden umzäunte und mit Ton gepflasterte Schuppen gewesen seien, was das Vorhandensein der oben erwähnten Tonschicht erklären würde.
Abbildung 11
Fig. 11 Durchschnitt innerhalb einer Gebäudemasse in der Mitte der Stadt Silchester.
Wir wollen uns nun zu den Punkten wenden, welche uns hier unmittelbarer interessieren. Wurmexkrementmassen wurden auf den Fussboden von mehreren der Räume gefunden, an deren einem die Täfelung ungewöhnlich vollkommen erhalten war. Die Täfelchen bestanden hier aus kleinen Würfeln von hartem Sandstein von ungefähr 1 Zoll, von denen mehrere lose waren oder unbedeutend über das allgemeine Niveau vorsprangen. Unter den sämtlichen losen Täfelchen fanden sich eine oder gelegentlich zwei offene Wurmröhren.
Abbildung 12
Fig. 12. Durchschnitt im Mittelpunkt der Basilika in Silchester.
Würmer hatten auch die alten Mauern dieser Ruinen durchbohrt. Es wurde eine Mauer, welche gerade der Ansicht frei gelegt worden war, während damals die Ausgrabungen im Werke waren, genauer untersucht; sie war aus grossen Feuersteinen aufgebaut und hatte eine Dicke von 18 Zoll. Sie erschien wohl erhalten; als aber unter ihr der Boden entfernt wurde, stellte sich heraus, dass der Mörtel so stark zersetzt war, dass die Feuersteine durch ihr eigenes Gewicht auseinander fielen. Hier, in der Mitte der Mauer, in einer Tiefe von 29 Zoll unter dem alten Fussboden und 49 1/2 Zoll unter der Oberfläche des Feldes wurde ein lebender Wurm gefunden, auch war der Mörtel von mehreren Röhren durchbohrt.
Eine zweite Mauer wurde zum ersten Male freigelegt und auf ihrem abgebrochenen Gipfel war eine offene Wurmröhre zu sehen. Durch Auseinandernehmen der Feuersteine wurde dieser Gang weit hinab in das Innere der Mauer verfolgt; da aber einige der Feuersteine fest zusammenhingen, wurde die ganze Masse beim Niederlege der Mauer durcheinandergeworfen, so dass der Gang nicht bis auf den Grund verfolgt werden konnte. Die Fundamente einer dritten Mauer, welche ganz wohl erhalten zu sein schienen, lagen in einer Tiefe von 4 Fuss unterhalb eines der Fussboden und natürlicherweise in einer noch beträchtlich grösseren Tiefe unter dem Niveau des Bodens. Ein grosser Feuerstein wurde aus der Mauer ungefähr einen Fuss von seiner Basis aus herausgearbeitet; dies erforderte bedeutende Gewalt, da der Mörtel gesund war; aber hinter dem Feuerstein in der Mitte der Mauer war der Mörtel zerreiblich, und hier waren Wurmgänge vorhanden. Mr. JOYCE und meine Söhne waren von der schwarzen Farbe des Mörtels in diesem und in mehreren anderen Fällen und über das Vorhandensein von Ackererde im Innern der Mauern überrascht. Etwas davon dürfte von den alten Bauleuten anstatt Mörtels dahin gebracht worden sein; wir müssen uns aber erinnern, dass Würmer ihre Gänge mit schwarzem Humus auskleiden. Ausserdem werden beinahe mit Sicherheit gelegentlich offene Räume zwischen den grossen unregelmässigen Feuersteinen frei gelassen worden sein; und wir können sicher sein, dass diese Räume von den Regenwürmern mit ihren Exkrementmassen erfüllt worden sind, sobald nur dieselben im Stande waren, die Mauer zu durchbohren. Auch wird das Regenwasser, welches in den Wurmgängen hinabsickert, feine dunkelgefärbte Teilchen in jede kleinste Spalte hinabführen. Mr. JOYCE war anfangs sehr skeptisch in Bezug auf die Grösse der Arbeit, welche ich den Würmern zuschrieb; seine Aufzeichnungen in Bezug auf die zuletzt erwähnte Mauer schliesst er aber mit der Bemerkung: „Dieser Fall verursachte mir eine grössere Überraschung und überzeugte mich mehr als irgendein anderer. Ich würde erklärt haben und hatte erklärt, dass es völlig unmöglich sei, dass eine derartige Mauer von Regenwürmern hätte durchbohrt werden können.“
In beinahe den sämtlichen Räumen war das Pflaster beträchtlich eingesunken, besonders nach der Mitte zu; und dies ist in den folgenden Durchschnittszeichnungen dargestellt. Die Messungen wurden so angestellt, dass ein Faden fest und horizontal über den Fussboden gespannt wurde.
Abbildung 13
Fig. 13.
Der Durchschnitt, Fig. 13, wurde von Norden nach Süden quer über einen 18 Fuss 4 Zoll in der Länge messenden Raum mit einem nahezu vollkommen erhaltenen Pflaster, zunächst an der „Red Wooden Hut“ gelegen, aufgezeichnet. In der nördlichen Hälfte betrug die Senkung bis 5 3/4 Zoll unter das Niveau des Fussbodens, wo er jetzt dicht an den Mauern steht; sie war in der nördlichen Hälfte grösser als in der südlichen Hälfte; wie aber Mr. JOYCE angibt, ist das ganze Pflaster offenbar gesunken. An mehreren Stellen sah es so aus, als wären die Pflastertafeln ein wenig von den Mauern fortgezogen, während sie an anderen Stellen noch mit ihnen in Berührung waren.
In Fig. 14 sehen wir einen Durchschnitt quer den getäfelten Fussboden des südlichen Korridors oder Ambulatoriums eines viereckigen Platzes in einer in der Nähe von „The Spring“ ausgeführten Ausgrabung. Der Fussboden ist 7 Fuss 9 Zoll breit und die abgebrochenen Mauern springen gegenwärtig nur 3/4 Zoll über sein Niveau vor. Das Feld, welches als Weide gehalten wurde, fiel hier etwas von Nord nach Süden ab, unter einem Winkel von 3° 40′. Die Beschaffenheit des Bodens auf jeder Seite des Korridors ist auf dem Durchschnitt dargestellt. Er bestand aus Erde voller Steine und anderen Abfällen und war mit dunkler vegetabilischer Ackererde bedeckt, welche auf der unteren oder südlichen Seite eine dickere Schicht bildete, als auf der nördlichen Seite. Das Pflaster war Linien entlang, welche mit den südlichen Mauern parallel liefen, nahezu eben, war aber in der Mitte nicht weniger als 73/4 Zoll eingesunken.
Ein kleiner Raum in keiner grossen Entfernung von dem in Fig. 13 dargestellten, war von dem römischen Bewohner auf der südlichen Seite durch Hinzufügung von 5 Fuss 4 Zoll zu seiner Breite vergrössert worden. Zu diesem Zwecke war die südliche Mauer des Hauses niedergerissen worden; aber die Fundamente der alten Mauer waren in einer geringen Tiefe unterhalb des getäfelten Fussbodens des vergrösserten Raumes liegen gelassen worden. Mr. JOYCE war der Ansicht,
Abbildung 14
Fig. 14. Ein von Nord nach Süd gerichteter Durchschnitt durch den gesunkenen Fussboden eines Korridors, mit Platten gepflastert. Nach aussen von den abgebrochenen Seitenmauern ist der ausgegrabene Grund auf jeder Seite für eine kurze Strecke zu sehen. Beschaffenheit des Bodens unter dem getäfelten Pflaster unbekannt. Silchester Massstab 1/36.
Abbildung 15
Fig. 15. Durchschnitt durch den eingesunkenen, mit getäfeltem Pflaster versehenen Fussboden und die abgebrochenen Seitenmauern eines Raumes in Silchester, welcher früher einmal erweitert worden war, während die Fundamente der alten Mauern vergraben gelassen werden. Massstab 1/40.
dass diese vergrabene Mauer vor der Regierung Claudius II., welcher 270 n. Chr. starb, errichtet worden sein muss. Wir sehen in dem vorstehenden Durchschnitt, Fig. 15, dass der getäfelte Fussboden oberhalb der vergrabenen Mauer in einem geringeren Grade eingesunken ist, als anderswo, so dass sich eine unbedeutende Konvexität oder Erhöhung in einer geraden Linie quer durch den Raum hin erstreckte. Dies gab die Veranlassung dazu, dass ein Loch gegraben wurde, und dadurch wurde die eingegrabene Mauer entdeckt.
Wir sehen aus diesen drei Durchschnitten, wie in mehreren anderen hier nicht mitgeteilten, dass die alten Pflaster sich beträchtlich gesenkt oder gesackt haben. Mr. JOYCE schrieb dieses Sinken früher allein dem langsamen sich Setzen des Bodens zu. Dass der Boden sich etwas gesetzt hat, ist in hohem Grade wahrscheinlich, und man kann auf dem Durchschnitt Fig. 15 sehen, dass das Pflaster in einer Breite von 5 Fuss über der südlichen Vergrösserung des Raumes, welches auf frischem Boden gebaut worden sein muss, ein wenig mehr gesunken ist, als auf der alten nördlichen Seite. Diese Senkung kann aber auch möglicherweise keinen Zusammenhang mit der Vergrösserung des Raumes gehabt haben; denn in Fig. 13 ist die eine Hälfte der Täfelung mehr gesunken als die andere Hälfte, und zwar ohne irgendeine nachweisbare Ursache. In einem mit Ziegelsteinen gepflasterten Gange an Mr. JOYCEs eigenem Hause, welcher nun vor ungefähr sechs Jahren gepflastert worden ist, ist die nämliche Art von Senkung eingetreten, wie in den antiken Bauwerken. Nichtsdestoweniger scheint es doch nicht wahrscheinlich zu sein, dass der ganze Betrag an Senkung hieraus erklärt werden kann. Die römischen Bauleute gruben den Grund zur Fundamentierung ihrer Mauern, welche dick und solid waren, bis zu einer ungewöhnlichen Tiefe aus; es ist daher kaum glaublich, dass sie in Bezug auf die Solidität der Schicht, auf welche ihre getäfelten und häufig verzierten Pflaster gelegt wurden, sorglos oder nachlässig gewesen sein sollten. Wie es mir scheint, muss die Senkung zum hauptsächlichsten Teile dem zugeschrieben werden, dass die Pflaster von Würmern, welche, wie wir wissen, noch immer bei der Arbeit sind, unterminiert worden sind. Selbst Mr. JOYCE gab zuletzt zu, dass dies eine beträchtliche Wirkung hervorgebracht haben müsse. In dieser Weise kann auch die grösste Menge feiner Ackererde, welche über dem getäfelten Fussboden liegt, erklärt werden, deren Vorhandensein im anderen Falle unerklärlich sein würde. Meine Söhne machten die Bemerkung, dass in einem Raume, in welchem die Pflasterung sich nur sehr wenig gesenkt hatte, eine ungewöhnlich geringe Menge von Ackererde darüber liege.
Da die Fundamente der Mauern meistens in einer beträchtlichen Tiefe liegen, so werden sie entweder gar nicht in Folge der unterminierenden Tätigkeit der Würmer gesunken sein, oder sie werden sich viel weniger als der Fussboden gesenkt haben. Dies letztere Resultat würde die Folge davon sein, dass Würmer nicht häufig tief hinab unter die Fundamente arbeiten, aber ganz besonders noch davon, dass die Mauern nicht nachgeben oder zusammenfallen, wenn sie von Würmern durchbohrt werden, während die hintereinander gebohrten Gänge in einer Masse von Erde, welche einer der Mauern an Tiefe und Dicke gleich käme, seit der Zeit, wo die Ruinen verlassen worden sind, viele Male zusammengefallen wären und die Erde selbst in Folge dessen zusammengeschrumpft oder gesunken wäre. Da die Mauern nicht viel oder überhaupt gar nicht gesunken sein können, so wird das unmittelbar daran stossende Pflaster, weil es an ihnen fest anhing, am Sinken gehindert worden sein; und hiernach ist die gegenwärtige Krümmung des Pflasters verständlich.
Der Umstand, welcher mich in Bezug auf Silchester am meisten überrascht hat, ist, dass während der vielen Jahrhunderte, welche verflossen sind, seitdem die alten Bauwerke verlassen worden sind, die vegetabilische Ackererde über ihnen sich nicht zu einer grösseren Mächtigkeit angehäuft hat, als sie gegenwärtig hier beobachtet wird. An den meisten Stellen hat sie nur eine Dicke von ungefähr 9 Zoll, an einigen Plätzen aber von 12 oder selbst noch mehr Zoll. In Fig. 11 ist die Mächtigkeit dieser Schicht zu 20 Zoll angegeben; es wurde aber dieser Durchschnitt von Mr. JOYCE gezeichnet, ehe seine Aufmerksamkeit besonders auf diesen Punkt gelenkt worden war. Das innerhalb der alten Mauern eingefasste Land wird beschrieben als unbedeutend nach Süden hin sich senkend; es sind aber Stellen vorhanden, welche nach der Angabe von Mr. JOYCE nahezu eben sind, und es scheint, als sei hier die Schicht Humus dicker als an anderen Stellen. An anderen Stellen fällt die Oberfläche sanft von West nach Ost, und Mr. JOYCE beschreibt einen Fussboden, welcher am westlichen Ende mit Schutt und Ackererde bis zu einer Dicke von 28 1/2 Zoll und am östlichen Ende bis zu einer Dicke von 11 1/2 Zoll bedeckt war. Eine sehr geringe Neigung reicht hin es zu verursachen, dass frisch ausgeworfene Exkremente während heftigen Regens nach unten gewaschen werden, und in dieser Weise wird viel Erde schliesslich die benachbarten Rillen und Bäche erreichen und fortgeführt werden. Durch Berücksichtigung dieser Momente wird, wie ich meine, das Fehlen sehr dicker Schichten von Humus über diesen antiken Ruinen zu erklären sein. Ausserdem ist der grösste Teil des Landes hier seit langer Zeit gepflügt worden, und dies dürfte das Fortwaschen der feineren Erde während des Regenwetters bedeutend unterstützen.
Die Natur der Schichten unmittelbar unterhalb der Ackererde in einigen dieser Durchschnitte ist ziemlich verwirrend. Wir sehen beispielsweise in dem Durchschnitt einer Ausgrabung in einer Wiese (Fig. 14), welche von Norden nach Süden hin unter einer Neigung von 3° 40′ abfiel, dass die Ackererde an der oberen Seite eine Schicht von nur 6 Zoll Dicke und an der unteren Seite eine Schicht von 9 Zoll Dicke bildet. Diese Humusschicht liegt aber auf einer Masse (auf der oberen Seite von 25 1/2 Zoll Mächtigkeit) von „dunkelbrauner Ackererde“, wie es Mr. JOYCE beschreibt, dicht untermischt mit kleinen Geschiebesteinen und Ziegelstückchen, welche ein „korrodiertes oder abgeriebenes Ansehen darbieten“. Der Zustand dieser dunkelgefärbten Erde ist dem eines Feldes gleich, welches lange gepflügt worden ist; denn es wird die Erde dadurch mit Steinen und Bruchstücken aller Arten untermengt, welche dem Wetter bedeutend ausgesetzt gewesen sind. Wenn während des Verlaufs vieler Jahrhunderte diese Wiese und die anderen gegenwärtig kultivierten Felder zu einzelnen Zeiten gepflügt, zu anderen Zeiten als Weideland liegen gelassen worden sind, dann wird die Natur des Bodens in dem oben erwähnten Durchschnitt verständlich. Denn Würmer werden beständig feine Erde von unterhalb heraufgeschafft haben, welche von dem Pfluge aufgerührt worden sein wird, so oft nur immer das Land kultiviert wurde. Nach einer gewissen Zeit wird aber eine Schicht feiner Erde von einer grösseren Dicke aufgehäuft worden sein, als vom Pflug durchfurcht werden konnte; es wird sich daher dann eine Schicht gleich der 25 1/2 Zoll dicken Masse in Fig. 14 unterhalb der oberflächlichen Ackererde gebildet haben, welche letztere innerhalb neuerer Zeit von den Regenwürmern an die Oberfläche gebracht und ordentlich durchgesiebt worden sein wird. Wroxeter, Shropshire. – Die alte römische Stadt Uriconium wurde in den ersten Jahren des zweiten Jahrhunderts, wenn nicht schon vor dieser Zeit, gegründet; nach der Angabe von Mr. WRIGHT wurde sie wahrscheinlich zwischen der Mitte des vierten und fünften Jahrhunderts zerstört. Die Einwohner wurden niedergemetzelt, und Frauenskelette sind in den Herdräumen (den Hypokausten) gefunden worden.
Vor dem Jahre 1859 war der einzige Überrest der Stadt über der Erde ein Stück einer massiven Mauer von ungefähr 20 Fuss Höhe. Das rings herum liegende Land ist unbedeutend wellenförmig und hat schon lange in Kultur gestanden. Man hat die Beobachtung gemacht, dass das Korn auf gewissen schmalen Zügen frühzeitig oder vorschnell reif wird, und dass der Schnee an manchen Stellen ohne zu schmelzen länger liegen bleibt, als an anderen. Diese Erscheinungen führten, wie mir mitgeteilt wurde, dazu, dass umfassende Ausgrabungen unternommen wurden. Die Fundamente vieler grosser Gebäude und mehrerer Strassen sind dadurch frei gelegt worden. Der innerhalb der alten Mauern enthaltene Raum ist ein unregelmässiges Oval von ungefähr 1 3/4 Meilen Länge. Viele von den bei Aufführung der Gebäude benutzten Steine oder Ziegel müssen fortgeschafft worden sein; aber die Hypokausten, Bäder und andere unterirdische Baulichkeiten wurden in einem erträglich vollkommenen Zustande gefunden, indem sie mit Steinen, zerbrochenen Ziegeln, Schutt und Erde angefüllt worden waren. Die alten Fussboden verschiedener Räumlichkeiten waren mit Schutt bedeckt. Da mir viel daran lag, zu erfahren, wie dick die Decke von Ackererde und Schutt war, welche so lange Zeit diese Ruinen bedeckt hatten, so wandte ich mich an Dr. H. JOHNSON, welcher die Oberaufsicht über die Ausgrabungen gehabt hatte; mit der grössten Liebenswürdigkeit besuchte er zweimal den Ort, um ihn in Beziehung auf meine Fragen zu untersuchen und liess noch viele Gräben auf vier Feldern graben, welche bis dahin ungestört geblieben waren. Die Resultate seiner Beobachtungen sind in der folgenden Tabelle mitgeteilt. Er schickte mir auch Proben der Ackererde und beantwortete, soweit es ihm möglich war, meine sämtlichen Fragen.
Messungen der auf den römischen Ruinen in Wroxeter liegenden Schicht von Ackererde, angestellt von Dr. H. JOHNSON.
Gräben in einem „Old Works“ genannten Felde gegraben | Dicke der Humusschicht in Zollen |
1. In einer Tiefe von 36 Zoll wurde der nicht aufgestörte Sand erreicht | 20 |
2. In einer Tiefe von 33 Zoll wurde Zement erreicht | 21 |
3. In einer Tiefe von 9 Zoll wurde Zement erreicht | 9 |
Gräben in einem „Shop Leasows“ genannten Felde gegraben; dies ist das höchst gelegene Feld innerhalb der alten Mauern und fällt von einem nicht ganz im Mittelpunkte gelegenen Punkte nach allen Seiten unterhalb von 2°. | |
4. Gipfel des Feldes, Graben 45 Zoll tief | 40 |
5. Dicht am Gipfel des Feldes, Graben 36 Zoll tief | 26 |
6. Dicht am Gipfel des Feldes, Graben 28 Zoll tief | 28 |
7. In der Nähe des Gipfels des Feldes, Graben 36 Zoll tief | 24 |
8. In der Nähe des Gipfels des Feldes, Graben an einem Ende 39 Zoll tief; die Humusschicht ging hier allmählich in den darunterliegenden Sand aus, ihre Dicke ist etwas arbiträr angenommen. Am anderen Ende des Grabens wurde in der Tiefe von nur 7 Zoll eine Strasse angetroffen, und hier war die Humusschicht nur 7 Zoll dick | 24 |
9. Graben dicht am letzterwähnten, 28 Zoll tief | 15 |
10. Unterer Teil desselben Feldes, Graben 30 Zoll tief | 15 |
11. Unterer Teil desselben Feldes, Graben 31 Zoll tief | 17 |
12. Unterer Teil desselben Feldes, Graben 36 Zoll tief, in welcher Tiefe der unberührte Sand erreicht wurde | 28 |
13. In einem anderen Teil desselben Feldes, Graben 9 1/2 Zoll tief, auf Zement stossend | 9 1/2 |
14. In einem anderen Teil desselben Feldes, Graben 9 Zoll tief, auf Zement stossend | 9 |
15. In einem anderen Teil desselben Feldes, Graben 24 Zoll tief, wo Sand erreicht wurde | 16 |
16. In einem anderen Teil desselben Feldes, Graben 30 Zoll tief, wo Steine erreicht wurden; an einem Ende des Grabens war die Humusschicht 12 Zoll, am anderen Ende 14 Zoll dick | 13 |
Kleines Feld zwischen „Old Works“ und „Shop Leasows“, ich glaube nahezu ebenso hoch wie der obere Teil des letztgenannten Feldes | |
17. Graben 26 Zoll tief | 24 |
18. Graben 10 Zoll tief, wo man auf eine Strasse stiess | 10 |
19. Graben 34 Zoll tief | 30 |
20. Graben 31 Zoll tief | 31 |
Feld auf der westlichen Seite des innerhalb der alten Mauern umschlossenen Raumes | |
21. Graben 28 Zoll tief, wo unaufgerührter Sand erreicht wurde | 16 |
22. Graben 29 Zoll tief, wo unaufgerührter Sand erreicht wurde | 15 |
23. Graben 14 Zoll tief, wo man auf ein Bauwerk stiess | 14 |
Dr. JOHNSON unterschied mit der Bezeichnung „Ackererde“ diejenige Erde, welche mehr oder weniger plötzlich durch ihre dunkle Färbung und ihre Textur von dem darunter liegenden Sand oder Schutt abwich. In den mir geschickten Proben war diese Ackererde derjenigen ähnlich, welche auf altem Weideland unmittelbar unter dem Rasen liegt, ausgenommen, dass sie häufig kleine Steine enthielt, zu gross um durch die Körper der Regenwürmer durchgehen zu können. Die oben beschriebenen Gräben waren aber auf Feldern gegraben, von denen keines als Weide liegen gelassen war, sondern welche sämtlich lange unter Kultur waren. Wenn wir uns der in Bezug auf Silchester gemachten Bemerkungen über die Wirkungen lange fortdauernder Kultur in Verbindung mit der Tätigkeit der Regenwürmer, die feineren Teilchen auf die Oberfläche zu bringen, erinnern, so scheint die Ackererde, wie sie Dr. JOHNSON so bezeichnet hat, diesen Namen ziemlich gut zu verdienen. Ihre Mächtigkeit betrug da, wo keine Strasse, kein Fussboden oder keine Mauer darunter war, mehr als irgendwo anders beobachtet worden ist, nämlich an vielen Stellen über 2 Fuss und an einer Stelle über 3 Fuss. Die Ackererde war am dicksten auf und dicht an dem nahezu ebenen Gipfel des „Shop Leasows“ genannten Feldes und auf einem kleinen daran stossenden Felde, welches wie ich meine, von nahezu derselben Höhe war. Eine Seite des erstgenannten Feldes neigte sich unter einem Winkel von etwas mehr als 2°, und ich würde erwartet haben, dass die Humusschicht, weil sie während starken Regens hinabgewaschen sein würde, auf dem unteren Teil dicker sein würde als auf dem oberen; aber in zwei Gräben unter den drei hier gegrabenen war dies nicht der Fall.
An vielen Stellen, wo Strassen darunter hin liefen oder wo alte Gebäude standen, hatte die Humusschicht eine Mächtigkeit von nur 8 Zoll, und Dr. JOHNSON war von dem Umstande überrascht, dass beim Pflügen des Landes die Ruinen niemals, so viel er gehört hatte, vom Pfluge getroffen worden waren. Er meint, dass, als das Land zuerst kultiviert wurde, die alten Mauern vielleicht unabsichtlich niedergerissen und dass hohle Stellen damit ausgefüllt wurden. Dies mag wohl der Fall gewesen sein; wenn aber nach dem Verlassen der Stadt das Land viele Jahrhunderte lang unkultiviert liegen gelassen wurde, so würden Regenwürmer hinreichend viele feine Erde heraufgeschafft haben, um die Ruinen vollständig zu bedecken, das heisst wenn sie sich gesenkt haben, weil sie unterminiert worden waren. Die Fundamente einiger der Mauern, beispielsweise diejenigen des Mauerteils, welcher noch gegenwärtig 20 Fuss über der Oberfläche hoch ist, und diejenigen des Marktplatzes liegen in der ausserordentlichen Tiefe von 14 Fuss; es ist aber in hohem Grade unwahrscheinlich, dass die Fundamente allgemein so tief waren. Der bei den Bauten verwandte Mörtel muss ausgezeichnet gewesen sein, denn er ist noch jetzt stellenweise äusserst hart. Wo nur immer Mauern irgendwelcher Höhe der Betrachtung bloss gelegt sind, da sind sie, wie Dr. JOHNSON meint, noch immer senkrecht. Die Mauern mit solch tiefen Fundamenten können nicht von Regenwürmern unterminiert worden sein, wie es doch augenscheinlich in Abinger und Silchester eingetreten ist. Dass sie nun gegenwärtig vollständig mit Erde bedeckt sind, ist sehr schwer zu erklären; wie viel aber von der auf ihnen liegenden Decke aus vegetabilischer Ackererde und wie viel aus Schutt besteht, weiss ich nicht. Der Marktplatz, dessen Fundamente in einer Tiefe von 14 Fuss liegen, war, wie Dr. JOHNSON meint, von einer Schicht Erde von zwischen 6 und 24 Zoll bedeckt. Die Gipfel der niedergebrochenen Mauern eines Caldarium oder Baderaumes, welche 9 Fuss tief waren, waren gleichfalls mit nahezu 2 Fuss Erde bedeckt. Der Gipfel eines in eine Aschengrube von 7 Fuss Tiefe führenden Bogens war mit nicht mehr als 8 Zoll Erde bedeckt. Wo nur immer ein Bauwerk, welches nicht eingesunken ist, mit Erde bedeckt ist, müssen wir entweder annehmen, dass die oberen Steinlagen zu irgendeiner Zeit einmal von den Menschen weggeschafft worden sind, oder dass seit der Zeit Erde von dem daran stossenden Lande während heftiger Regen herabgewaschen oder während starker Stürme herabgeweht worden ist; dies dürfte besonders gern da eintreten, wo das Land schon lange kultiviert worden ist. In den oben angeführten Fällen ist das anstossende Land etwas höher als die drei speziell bezeichneten Grundstücke, soweit ich es nach Karten und nach den mir von Dr. JOHNSON gegebenen Mitteilungen beurteilen kann. Wenn indessen ein grosser Haufen zerbrochener Steine, Mörtel, Gips, Bauholz und Asche über die Reste irgendeines Bauwerks gefallen sind, so würde dessen Zerfall im Verlaufe der Zeit und die durchsiebende Arbeit der Würmer schliesslich das Ganze unter feiner Erde verbergen.
Schluss. – Die in diesem Kapitel angeführten Fälle zeigen, dass die Regenwürmer beim Begraben und Verbergen mehrerer römischen und anderer alten Bauwerke in England eine ansehnliche Rolle gespielt haben; ohne Zweifel haben aber das Herabwaschen von Erde von den benachbarten höheren Grundstücken und die Ablagerung von Staub bei der Arbeit des Verbergens bedeutend geholfen. Staub wird sich gern da anhäufen, wo nur immer alte niedergebrochene Mauern ein wenig über die da gerade existierende Oberfläche vorgesprungen sind und damit einen Schutz dargeboten haben. Die Fussboden der alten Räume, Hallen und Gänge sind meistens gesunken, zum Teil in Folge des sich Setzen des Bodens, aber hauptsächlich weil sie vor Regenwürmern unterminiert wurden; dieses Einsinken ist gewöhnlich in der Mitte beträchtlicher gewesen als in der Nähe der Mauern. Die Mauern selbst sind, wo nur ihre Fundamente nicht in einer sehr grossen Tiefe liegen, von Würmern durchbohrt und unterminiert worden. Das hierdurch verursachte ungleiche Sinken erklärt wahrscheinlich die grossen Sprünge, welche in vielen alten Mauern zu sehen sind, ebenso wie ihre Neigung aus der Senkrechten.