Die amerikanische Phase (Vietnamkrieg 1965 – 1973)
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Im Süden bestand die Republik Vietnam unter der Führung von dem durch die USA unterstützen Regierungschef Ngo Dinh Diem und im Norden die Demokratische Republik Vietnam unter dem Führer der Vietminh Ho Chi Minh.
1955 fällte der US-Präsident Eisenhower eine folgenschwere Entscheidung: Die USA erklärten sich zur neuen Schutzmacht von Südvietnam. Mit ihrer Unterstützung errichtete der Regierungschef Ngo Dinh Diem eine autoritäre Herrschaft in Südvietnam. Er unterdrückte jede Art von Opposition, baute eine starke Armee auf und holte zahlreiche amerikanische Militärberater ins Land.
Die von der Genfer Konferenz festgelegten Wahlen 1956 scheiterten am Staatschef Diem, er sagte, dass die Meinungsfreiheit im Norden nicht gewährleistet sei, und dass man mit Wahlfälschung rechnen müsse.
Der wahre Grund jedoch, warum er diese Wahlen nicht zulassen wollte, lag darin, dass die Vietminh sich wieder stark verbreitet hatte und viele Anhänger vor allem in der bäuerlichen Bevölkerung gefunden hatte. Er hätte die Wahlen mit Sicherheit verloren, seine diktatorische Regierung hatte nur sehr wenig Anhänger in der Bevölkerung.
Der Hoh Chi Minh Pfad
Aus dem Norden eingewanderte Kämpfer der Vietminh gingen gegen Diems Regime und auch gegen amerikanische Militäreinrichtungen vor. Nachschub und Waffen bekamen die Guerillakämpfer über den Ho-Chi-Minh-Pfad, ein gesichertes Netz von Strassen, Urwaldwegen und Flüssen, die von Nord-Vietnam in den Süden führten.
Aus den in den Süden eingewanderten Vietminh entstand 1960 die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams (Vietcong). Sie hatte bereits weite Gebiete unter ihrer Kontrolle und begann mit dem Aufbau einer eigenen Verwaltung. Die südvietnamesischen Regierungstruppen mussten sich immer weiter zurückziehen.
Chemische Kampfmittel
1962 begann die US-Airforce, nach persönlichem Befehl von John F. Kennedy, chemische Kampfmittel zur Entlaubung von Wäldern einzusetzen, damit der Vietcong keine Deckung im Wald bekam, und zur Zerstörung der Ernten. Die stark dioxinhaltigen und auch für Menschen hochgiftigen Herbizide trugen die Namen Agent Orange, Agent Blue oder Agent White aufgrund der farbigen Markierung auf den Fässern. Noch heute, drei Generationen nach dem Einsatz von Agent Orange, leidet etwa eine Million Vietnamesen an den Spätfolgen wie Fehlbildungen bei Neugeborenen und Immunschwächen.
1963 wurde Diem durch einen Militärputsch gestürzt und von seinen eigenen Offizieren hingerichtet. Die Amerikaner wollten ihn nicht mehr schützen und ermutigten die Offiziere sogar zu dem Putsch. Diese merkwürdige Entscheidung von Kennedy führte zur weiteren Destabilisierung des sensiblen Gleichgewichts in Südvietnam.
Im November 1963 wurde J. F. Kennedy ermordet und sein Vize-Präsident Lyndon B. Johnson übernahm.
Der vorgetäuschte Tongkin-Zwischenfall
Der „Tongkin-Zwischenfall“, bei dem im August 1964 zwei amerikanische Kriegsschiffe von vietnamesischen Torpedobooten im Golf von Tongkin angegriffen worden sein sollen, löste den Krieg zwischen den USA und Vietnam aus. Heute wissen wir, dass der NSA diesen Vorfall konstruiert hatte, um den Krieg auszulösen. Der US-Präsident L. B. Johnson zweifelte zwar an den Berichten, beantragte aber beim Senat die Generalvollmacht für den Einsatz der amerikanischen Truppen in Vietnam.
Zuerst begann Präsident Johnson mit der systematischen Bombardierung strategischer und wirtschaftlicher Ziele in Nordvietnam sowie des Ho-Chi-Minh-Pfades, um die Versorgung des Vietcongs abzuschneiden. Im Frühjahr 1965 begannen die USA, in Vietnam auch Bodentruppen einzusetzen. Damit begann der amerikanische Vietnamkrieg.
Ungenügende Kenntnisse und Vorbereitung der USA
Eigentlich wussten die USA nicht, auf was sie sich bei diesem Krieg einliessen. Sie kannten weder Geographie, Klima, Sprache noch die Kultur Vietnams. Zudem war es den GIs fast unmöglich, die Vietcong-Kämpfer von den zivilen Vietnamesen zu unterscheiden.
Die Taktik der Armeeführung setzte auf Erfahrungen, die im zweiten Weltkrieg und in Korea gemacht worden sind. Zuerst den Angriffen standhalten, dann in die Offensive zu gehen, danach soll der Krieg gewonnen werden. Der Vietnamkrieg wurde zu Beginn als eine Art Polizeiübung gegen einen viertklassigen Gegner angeschaut.
Search and Destroy
Bei unzähligen Einsätzen wurde nur zu oft die Zivilbevölkerung getroffen, während die Vietcong-Kämpfer sich in den Schutz der Wälder zurückziehen können. Um dem Vietcong den Unterschlupf zu erschweren, brannten die amerikanischen Soldaten ganze Dörfer ab. Der amerikanische General wich nicht von seiner „Abnützungsstrategie“ ab, auch als die gefallenen GIs rasant ansteigen. Sein Befehl lautete: Search and destroy.
Im Süden gingen die USA gezielt gegen die Vietcong-Partisanen vor; doch auch durch den Einsatz von der Luftwaffe, grossflächigen Bombardierungen mit dem klebrigen Brennstoff Napalm und dem Einsatz von Entlaubungsmitteln wie Agent Orange, gelang es ihnen nicht, den meist im Untergrund operierenden Vietcong zu besiegen.
Skepsis – Widerstand – Ablehnung – Schrecken
Aufgrund der Berichterstattung erwuchs in den USA und auch in der übrigen Welt die Forderung, den brutalen und sinnlosen Krieg zu beenden. Mehr und mehr wurde vielen Menschen klar, dass der Krieg in Vietnam für keine der beiden Seiten zu gewinnen war. Es wurden vor allem die Bombenabwürfe auf Zivilisten, der Einsatz von chemischen Waffen und die zahllosen Angriffe auf die Zivilbevölkerung kritisiert.
Die nordvietnamesischen Truppen und der Vietcong griffen im Januar 1968 in der so genannten Tet-Offensive (1968) zahlreiche Städte völlig überraschend an. Die Offensive war zwar nicht erfolgreich, demonstrierte aber die grosse Macht Nordvietnams, obwohl die USA mittlerweile über eine halbe Million Soldaten in Vietnam stationiert hatten.
Massaker von My Lai
Das Massaker von My Lai (1968) schockierte die Welt: In einem Dorf haben 22 US-Soldaten 504 Vietnamesen ermordet. Die meisten unter ihnen waren Frauen, Kinder und alte Menschen.
Präsident Johnson liess die Luftangriffe auf Nordvietnam vorerst stoppen und bot Verhandlungen an. Dies war auch die wichtigste Bedingung zur Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen in Paris, welche aber erfolglos blieben.
1969 wurde Richard Nixon Präsident der USA. Er hatte vor, die amerikanische Armee in Vietnam zu verkleinern und sie durch eine Vergrösserung der südvietnamesischen Armee zu ersetzen. Die politische Einstellung zum Krieg schien sich zu ändern, trotzdem wurde der Krieg noch vier weitere Jahre fortgeführt.
1972 legten sich Präsident Nixon und der Vietcong Friedenspläne vor, wiederum führten die Verhandlungen nicht weiter und wurden bald schon wieder abgebrochen.
Ernsthafte Friedensverhandlungen
Eine Woche danach startete die nordvietnamesische Armee eine erfolgreiche Offensive bis zur Provinz Quang Tri. Die US-Armee antwortete darauf zwar mit verheerenden Bombenangriffen auf Nordvietnam, aber sie war bereits daran, die Macht an die Armee Südvietnams abzugeben.
Ende 1972 gab es bei den Friedensverhandlungen von Henry Kissinger und dem nordvietna-mesischen Botschafter eine erstmalige Chance auf Frieden. Beide waren bereit, Einbussen zu akzeptieren und über die Zukunft Nord- und Südvietnams zu sprechen. Diese Verhandlungen endeten im Dezember 1972.
Im Januar 1973 kam es durch ein Waffenstillstandsabkommen endlich zum Frieden zwischen den USA und Nordvietnam. Es wurde festgelegt, dass alle US-Truppen abgezogen werden, jedoch noch 145‘000 nordvietnamesische Truppen in Südvietnam bleiben. Die USA sicherten Südvietnam jedoch weiterhin wirtschaftliche und militärtechnische Hilfe beim Aufbau des Heeres zu.
Ausserdem wurde vereinbart, dass ein „Nationaler Versöhnungsrat“ aus Vertretern der Saigoner Regierung allgemeine Wahlen in Südvietnam durchführen sollte, jedoch bleiben die Verhandlungen ergebnislos.