Ablauf der Präsidentschaftswahlen in den USA – einfach erklärt

Am 3. November 2020 finden die US-Präsidentschaftswahlen statt. Hier werden wir einfach erklären, wie diese Wahlen ablaufen. Dieses Jahr stehen sich der republikanische Amtsinhaber Trump und der Demokrat Joe Biden gegenüber.

Die beiden Parteien

Mit den Präsidentschaftswahlen wählen die Amerikaner auch noch die Parteistärke ihrer beiden Parteien Demokraten und Republikaner.

Demokraten

Farbe: rot

Republikaner

Farbe: blau

Die beiden Tier-Symbole wurden im 19. Jahrhundert bei einem schmutzigen Wahlkampf geschaffen: Der sture aber verlässliche Esel und der starke aber schwerfällige Elefant.

Worin sich diese beiden Parteien unterscheiden sind vor allem die Themen Steuern, Gesundheit und Umwelt:

Demokraten Republikaner
Steuern höhere Steuern für Reiche
für soziale Gerechtigkeit
niedere Steuern für höhere 
Gewinne der Firmen
Gesundheit Versicherung für alle, Obamacare Versicherung nur für Bürger, 
die es vermögen
Umwelt Umweltschutz geht vor 
Gewinnmaximierung
Freiheit der Wirtschaft und Gewinnmaximierung geht vor

Insgesamt haben es diese beiden Parteien schwer, Kompromisse und einen Konsens zu finden. Sie bekämpfen sich und schaden dabei vor allem dem Wohlergehen der Bürgers.

Das Datum der Präsidenten-Wahlentscheidung

Das Datum ist immer der erste Dienstag nach dem 1. November. Alle vier Jahre wird gewählt.

Voraussetzungen für eine Kandidatur

Zur Wahl stellen darf sich prinzipiell jeder. Voraussetzung ist, dass er

  • in den USA geboren worden ist
  • mindestens 35 Jahre alt ist
  • mindestens 14 Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt hat

Wer darf wählen?

Wahlberechtigt ist jeder US-Bürger, der mindestens 18 Jahre alt ist.

Die Vorwahlen oder Primaries

Zuerst werden aus allen Bewerbern zwei Kandidaten ausgewählt: Die Demokraten und die Republikaner wählen je einen Kandidaten. Dies ist ein komplizierter Prozess, da er in jedem der 50 Bundesstaaten unterschiedlich abläuft. In manchen dürfen alle Bürger wählen, in anderen nur die registrierten Bürger. Die Form der Wahl unterscheidet sich in jedem Bundesstaat.

In allen Staaten werden aber die Kandidaten nicht direkt gewählt, die Wähler wählen Delegierte, die dann gemäss ihrer Parteizugehörigkeit den Präsidentschafts-Kandidaten auswählen.

Caucus sind Wahlveranstaltungen, bei denen die Kandidaten sich vorstellen und für sich werben.

Super Tuesday: An diesem Tag finden in den USA gleichzeitig Vorwahlen statt.

Wenn keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen erhält, wird parteiintern über die Kandidaten verhandelt. Dann kann es passieren, dass Kandidaten zurücktreten und die Delegierten neu wählen müssen. In diesem Fall müssen sich die Delegierten aber nicht mehr «ihren» Kandidaten wählen, sondern können ihre Stimme für einen anderen Kandidaten abgeben, dies so lange, bis ein neuer Kandidat gefunden ist.

Die definitive Entscheidung über die beiden Kandidaten erfolgt an den beiden nationalen Parteitagen.

Bestimmung des Vizepräsidenten

Der Präsidentschaftsanwärter bestimmt den Vizepräsidenten am Nationalen Parteitag, der mit ihm in die Wahlen gehen wird. Der mögliche Vize wird dort auch bestätigt.

Das Amt des Vizepräsidenten ist insofern wichtig, da bei einem unerwarteten Todesfall oder Ausfall des Präsidenten automatisch der Vizepräsidenten zum Präsidenten nachrückt.

Die Präsidentenwahl

Alle Wahlberechtigten über 18 Jahre können am Wahltag ihren Präsidenten wählen. Dies wiederum indirekt über Delegierte.

Die Delegierten (electors) und das Wahlkollegium (Electoral College)

Die delegierten Wahlpersonen werden ins Electoral Comitee, Electoral College (Wahlmännerkollegium) entsendet. Das Wahlkollegium ist eine Gruppe von Menschen (Delegierten, Wahlmänner/Wahlfrauen, electors), die ihre Stimmen abgeben und das letzte Wort darüber haben, wer Präsident und Vizepräsident wird.

Jeder Staat erhält eine unterschiedliche Anzahl von Wahlstimmen (Delegierte, Wahlpersonen), entsprechend der Bevölkerungsgrösse.

Gewinner ist, wer mindestens 270 Wahlpersonen hat

Insgesamt gibt es 538 Delegierte, die wählen. Wer mehr als die Hälfte der 538 Elektoren, also 270 auf seiner Seite hat, gewinnt die Wahl und kann im Januar ins Weisse Haus einziehen.

The winner takes all

In 48 Staaten gilt das «Winner-takes-all»-Prinzip – der Gewinner bekommt alles. Das heisst, wer die Mehrheit von Elektoren in dem Bundesstaat gewinnt, bekommt die Wahlstimmen aller Elektoren.

Das «Winner-takes-all»-Prinzip ist umstritten. Kritiker bemängeln, Stimmen gingen verloren, weil in jenen Staaten, die immer nur für Demokraten oder Republikaner stimmen, Wähler gar nicht erst zur Abstimmung gehen.

Also kann ein Kandidat die Wahl gewinnen, auch wenn er bei den nationalen Wahlen nicht die meisten Stimmen erhalten hat. So erlebt in der Präsidentschaftswahl 2016. Hillary Clinton hatte damals 3 Millionen Wählerstimmen mehr als Donald Trump.

Rote und blaue Bundesstaaten

rote und blaue BundesstaatenEs gibt Bundesstaaten, die demokratische beziehungsweise republikanische Hochburgen sind. Die politische Verteilung hat sich jedoch in den letzten 150 Jahren stark verändert.

Bei den Wahlen der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass rote Staaten sich vor allem im Süden finden (dem konservativ-evangelikalen Bible Belt oder Revolver Belt) sowie in den Staaten der Great Plains und entlang der Rocky Mountains (den sogenannten Mountain States).

Blaue Staaten liegen vor allem im Nordosten (z.B. Neuengland und New York), im Gebiet der Grossen Seen sowie entlang der Westküste.

Demokratische Hochburgen

Die folgenden Bundesstaaten sind vorwiegend demokratisch:

Minnesota, Wisconsin, Michigan, Illinois, Kalifornien, Oregon, Washington, Hawaii, Pennsylvania, New Jersey, New York, Maryland, Connecticut, Massachusetts, Vermont und Rhode Island.

Republikanische Hochburgen

Die folgenden Bundesstaaten sind vorwiegend republikanisch:

Alaska, Idaho, Kansas, Nebraska, Oklahoma, North Dakota, South Dakota, Utah Wyoming, Alabama, Mississippi, South Carolina und Texas.

Battleground States oder Swing States

Daneben gibt es noch die sogenannten Battleground States („Schlachtfeldstaat“) oder Swing States (Schaukel-Staaten). Man nennt sie auch toss-up-state („Münzwurfstaat“), oder purple state („lila Staat“ in Anspielung auf die Unterscheidung in rote Staaten und blaue Staaten). In ihnen ist der Wahlausgang unsicher. Wer hier gewinnt, hat aber gute Chancen, es ins Weisse Haus zu schaffen.

Heute sind vor allem die folgenden Staaten Swing States:

  • Florida
  • Ohio
  • Iowa
  • Virginia
  • Pennsylvania
  • Michigan
  • Wisconsin
  • Colorado
  • New Mexico
  • Nevada

Weiter könnten noch die folgenden Staaten eine Rolle als Swing States spielen:

  • Arizona
  • Georgia
  • Minnesota
  • North Carolina
  • New Hampshire
  • Texas

Grösste Bundesstaaten

Die grössten Bundesstaaten sind Kalifornien mit 55, Texas (Lone Star State) mit 38 und Florida (Sunshine State) mit 29 Elektoren.

Aus diesem Grund möchten Kandidaten häufig die Wahlstimmen für große Staaten (wie New York oder Texas) gewinnen, weil sie einen großen Teil der gesamten Wahlstimmen im ganzen Land ausmachen.

Agenda

  • Fernseh-Duell der beiden Präsidentschaftskandidaten (29.9.2020)
  • Fernseh-Duell der beiden Vize-Präsidentschaftskandidaten (6.10.20 Pence und Harris)
  • Fernseh-Duell der Präsidentschaftskandidaten (16.10.20)
  • Fernseh-Duell der Präsidentschaftskandidaten (23.10.20)

Die Amtseinsetzung des Präsidenten

Die Gewinner (d.h. der neue Präsident und der neue Vizepräsident) werden am 20. Januar vereidigt. Dann beginnen sie offiziell, das Land zu regieren.

Weiter: Kritik am amerikanischen Wahlsystem

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