Das Orakel von Delphi

Weissagung – sich von den Göttern beraten lassen

Das Orakel war eine verbreitete Methode, um mit den Göttern zu kommunizieren und göttlichen Rat oder Voraussagen zu erhalten. Die Griechen glaubten, dass die Götter durch das Orakel sprechen und den Menschen Antworten auf ihre Fragen und Anliegen geben konnten.

Das bekannteste Orakel in der griechischen Mythologie war das Orakel von Delphi, das dem Gott Apollo geweiht war. Es befand sich am Hang des Berges Parnass in Zentralgriechenland. Das Orakel von Delphi wurde von einer Priesterin, der sogenannten Pythia, vertreten. Die Pythia sprach im Zustand der Ekstase und gab die Antworten der Götter auf die Fragen der Besucher weiter. Diese Antworten wurden oft in rätselhaften oder symbolischen Formulierungen gegeben und mussten von den Fragenden interpretiert werden.

Die Menschen suchten das Orakel auf, um Ratschläge für wichtige Entscheidungen, wie beispielsweise den Ausgang eines Krieges oder persönliche Angelegenheiten, zu erhalten. Die Antworten des Orakels hatten einen starken Einfluss auf das Handeln der Menschen und wurden ernst genommen.

Das Orakel war jedoch nicht unfehlbar, und es gab Fälle, in denen die Interpretationen der Antworten zu Missverständnissen oder Fehlentscheidungen führten. Dennoch hatte das Orakel einen grossen Einfluss auf das religiöse und politische Leben im antiken Griechenland und war eine wichtige Institution in der griechischen Kultur.

Obwohl die griechische Religion in der Antike weit verbreitet war, begann sie mit dem Aufkommen des Christentums und anderer Religionen allmählich an Einfluss zu verlieren. Heute wird die griechische Mythologie hauptsächlich als Teil der antiken Geschichte, Kunst und Literatur betrachtet, hat aber immer noch einen bedeutenden Platz im kulturellen Erbe und in der Faszination der Menschen für mythologische Geschichten.

Plutarch über das Orakel und über Pythia

Plutarch beschreibt das Orakel von Delphi als eines der wichtigsten und einflussreichsten Orakel im antiken Griechenland. Er erzählt von den Ratsuchenden, die aus der ganzen griechischen Welt kamen, um Antworten auf ihre Fragen und Anliegen zu erhalten. Das Orakel von Delphi wurde der Gott Apollon zugeschrieben, und die Priesterin, auch als Pythia bekannt, fungierte als Medium, das die göttlichen Botschaften übermittelte.

Plutarch beschreibt die kryptischen und rätselhaften Antworten, die das Orakel oft gab, und wie die Interpretation dieser Antworten oft entscheidend für politische und militärische Entscheidungen war. Er betont auch die moralische und ethische Autorität, die dem Orakel zugeschrieben wurde, und wie es die griechische Gesellschaft beeinflusste.

Berühmte Orakelsprüche

Krösus, der König von Lydien, befragte das Orakel von Delphi, als er in den Krieg ziehen wollte. Die Weissagung lautete: „Wenn Krösus den Halys überschreitet, wird er ein großes Reich zerstören.“ Krösus war sich daraufhin sicher, den Perserkönig Kyros II schlagen zu können, doch er missdeutete das Orakel. Er zerstörte nicht das Reich seines Gegners, sondern verlor und zerstörte sein eigenes Reich.

Der Mythos des Ödipus beginnt damit, dass Laios, der König von Theben, das Orakel von Delphi zu Rate zieht. Ihm wird prophezeit, dass sein Sohn ihn töten und seine Frau heiraten würde, worauf hin er sein Neugeborenes verstößt. Das Kind, Ödipus, wächst ohne das Wissen auf, Sohn von Laios zu sein. Verschiedene Umstände führen dazu, dass Laios und Ödipus aufeinander treffen. Aus Notwehr tötet Ödipus den König und befreit Theben von der Sphinx. Als Belohnung darf er die Königin heiraten und die Prophezeiung erfüllt sich, ohne dass Mutter und Sohn von der Verwandtschaft wissen.

Das Machtzentrum Delphi

Die Priester in Delphi liessen sich für ihre Orakelsprüche gut bezahlen. Damit wurden sie zum einflussreichsten Finanz- und Machtzentrum in Griechenland. Die Orakelstätte ist also vergleichbar mit einer modernen Grossbank.

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