Bergsturz

Ein Bergsturz tritt auf, wenn grosse Mengen von Felsen abbrechen und ins Tal hinunterrollen. Das ist beeindruckend, kann aber sehr gefährlich sein.

Bergstürze passieren häufiger, wenn es viel geregnet hat. Das Wasser dringt dann in die Risse des Berges und weicht den Boden auf. Dann können Teile des Berges abrutschen und ins Tal stürzen.

Die Gefahr von Bergstürzen beruht vor allem auf dem grossen Wucht der Steine. Die Steinbrocken reissen alles mit, was auf ihrem Weg liegt. Das können Bäume, Felsen, Häuser, Strassen oder Schienen sein.

Mit massiven Barrieren können wir bewohnte Gebiete schützen und die Felsen und Schuttmassen umlenken.

Nacheiszeitlicher Bergsturz vom Doldenhorn (Fisi)

Beispiele von Erdrutschen, Felsstürzen und Bergstürzen In der Vergangenheit

Bergsturz vom Doldenhorn (Kandersteg, nacheiszeitlich, vor rund 9’600 Jahren)

Aus dem Gebiet des Doldenhorns sind aufgrund der feuchten und rutschigen Mergelschicht nach Norden nacheiszeitlich mehrere Bergstürze niedergegangen. Vom Fisi-Stock oberhalb von Kandersteg donnerten etwa 800 Millionen Kubikmeter Felsmassen das Kandertal hinab bis in die Ebene vor Frutigen. Die Abrissnarben am Berg sind deutlich erkennbar. Trümmer des Bergsturzes können wir gut beim Blausee bestaunen.

Aktuelle Ereignisse

Bergsturz von Brienz

In der Nacht vom 15. Juni 23 rutschten 1.2 Millionen Kubikmeter (von erwarteten 2 Millionen) als schneller Schuttstrom den Hang hinunter. Er stoppte nur wenige Meter vor dem Ortsrand. Das Ganze dauerte nur etwa 10 Minuten.

Bergsturz von Bondo

Am 23. August 2017 kam es am Piz Cengalo (3369 m ü. M.) zum grössten Bergsturz in Graubünden seit Jahrzehnten, der acht Menschenleben (Wanderer) forderte. Es brachen 3 Millionen Kubikmetern Gestein ab und rasten mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde zu Tal.

Felssturz von der Allmenalp (Kandersteg)

Am 23. Februar 2023 stürzten gegen 20’000 Kubikmeter Felsmassen in die Tiefe. Die Erde erschütterte wie bei einem Erdbeben und der westliche Dorfteil wurde in dichten Steinstaub gehüllt.

Erwartete Bergstürze

Bergsturz vom Spitzen Stein (Kandersteg)

Eine rutschende Stein- und Schuttmasse von 20 Millionen Kubikmeter hängt unter dem Spitzen Stein an der Flanke vom Doldenhorn. Sie erstreckt sich über etwa einen halben Quadratkilometer.

Die 20 Millionen Kubikmeter entsprechen rund drei Mal dem Ausbruchsvolumen des Lötschberg-Basistunnels oder 1.7 Millionen Ladungen eines 5-Achs-Kippers. Mit 1.7 Millionen hintereinander abgestellten 5-Achs-Kippern würde die Strecke Bern-Zürich rund 200-mal belegt.

Die sich bewegende Steinmasse liegt zwischen 2’200 und 2’900 m ü. M. Ab 2500 m. ü. M. gibt es Permafrost. Durch die Klimaerwärmung verschwindet der Permafrost schrittweise, Wasser dringt in den Felsen und lässt die Bergflanke stärker rutschen.

Definitionen

Murgang

Der Murgang ist ein Gemisch von Wasser mit Sand, Steinen und Holz, kann hohe Geschwindigkeiten erreichen und kilometerweit vorstossen. Murgänge werden vor allem durch Starkregen und schmelzenden Schnee ausgelöst.
Murgänge zerstören Gebäude, Stromleitungen und alles, worauf sie auf ihrem Weg stossen. Die Kombination aus grossen Felsblöcken und der hohen Geschwindigkeit sorgt dafür, dass Murgänge zu den drei Ereignissen mit den höchsten Schadenszahlen in der Schweiz gehören. Für Menschen sind sie besonders gefährlich, da es kaum Möglichkeiten zur Vorwarnung gibt. Zwischen Auslösung und Erreichen eines kritischen Punktes vergehen oft nur Minuten.

Steinschlag

Bei einzelnen Steinen mit einem Durchmesser von weniger als 50 Zentimetern spricht man von Steinschlag. Für einen Steinschlag genügt schon der unbedachte Schritt einer einzelnen Person. Auch Tiere können Steinschläge auslösen – etwa, wenn sie ein Geröllfeld queren. Wurzeln brechen Gestein auf, bei starkem Wind funktionieren Bäume wie Hebel. Verwitterung, Gewitter und Erdbeben sind weitere Faktoren. Wasser, das in Felsspalten eindringt und dort gefriert, sprengt immer wieder Gestein ab.

Hangrutsch oder Erdrutsch

Wenn festes Material wie Fels und Gestein auf einer festen Unterlage ins Tal gleitet, heisst das Hangrutsch (oder Erdrutsch). Das kann ein Prozess über Jahrhunderte sein, kann aber auch spontan und schnell ablaufen. Starkregen und schmelzender Schnee in Kombination mit viel Wasser im Boden kann zu einem Hangrutsch führen. Auch das Gewicht von Bauwerken kann der Auslöser sein.
Manche Hänge bewegen sich mit wenigen Milli- oder Zentimetern pro Jahr, selten auch mehr. Spontane Abgänge erreichen jedoch Geschwindigkeiten von mehreren Metern pro Sekunde. Sie können Lebewesen gefährlich werden. Auf ihrem Weg ins Tal nehmen die Hänge alles mit, was sich auf ihnen befindet. So entstehen über die Jahre Risse in Gebäuden und Strassen. Wasser, das in Felsspalten eindringt und dort gefriert, sprengt immer wieder Gestein ab.
Beispiel Schwanden

Felssturz

Stürzen Gestein und Felsen mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern ins Tal, so handelt es sich um einen Felssturz. 100 Kubikmeter entsprechen im Durchschnitt dem Fassungsvermögen von 500 bis 600 Badewannen.
Die Auslöser für Felsstürze sind dieselben wie beim Hangrutsch. Im Hochgebirge kann auftauender Permafrost zudem bewirken, dass der Fels mehr Wasser durchlässt als zuvor. Kurzfristig wird das Gestein dadurch anfälliger auf Fels- und Bergstürze.
Beispiel Allmenalp 2023

Bergsturz

Ab einer Million Kubikmeter Gestein wird aus dem Felssturz ein Bergsturz. Das entspricht dem Volumen von 1’000 bis 2’000 Einfamilienhäusern.
Im Freien kann schon ein kleiner Stein grosse Verletzungen auslösen – wenn er schnell genug ist und an der falschen Stelle aufkommt. Gebäude schützen Menschen vor Steinschlag. Fels- und Bergstürze haben eine zerstörerische Wirkung und können erhebliche Schäden anrichten.
Beispiel Bondo 2017, Spitzer Stein (erwartet)

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