Entnazifizierung

Aufarbeitung der Nazi-Zeit

Nach dem Krieg war es für die Besatzungsmächte USA, Grossbritannien, Frankreich und die Sowjetunion klar, dass der Nationalsozialismus aus der deutschen Gesellschaft entfernt werden musste. In der Jalta-Konferenz auf der Krim und der Potsdamer-Konferenz wurden zur Entnazifizierung die Grundlagen gelegt. Vier Punkte spielten eine Rolle:

  • Demokratisierung
  • Entmilitarisierung
  • Auflösung der NSDAP
  • Prozesse gegen die Kriegsverbrecher

 

Erste Massnahmen der US-Zone: Umerziehung (Re-Education)

Die Besatzungsmächte wussten anfangs nicht, mit welchen Methoden sie die Nazi-Ideologie in der deutschen Bevölkerung am besten bekämpfen sollten. Sie verhafteten wahllos hohe Beamte und Militärs und steckten sie in die ehemaligen Konzentrationslager. Kontakte zu Deutschen wurde den Soldaten unter Strafe untersagt. Für die Amerikaner galt zu Beginn, dass jeder Deutsche als schuldig anzusehen war.

Eine Umerziehung durch die Amis begann zuerst im Kino: Filme und Dokumentationen beeinflussen. Also beschlossen sie, die Deutschen, vor allem die jungen Leute, mit einem Umerziehungsprogramm mit Dokumentarfilmen wie «die Todesmühlen» zu verändern. Einige wirkten, andere stiessen ab und machten die Leute zornig.

In Weimar wurden 1000 ausgewählte Bürger ins nahe gelegene KZ Buchenwald geschickt, damit sie sehen konnten, was mit ihren jüdischen Nachbarn und Mitbürgern passiert ist. Das Grauen schockierte und erschütterte viele der Besucher. Das veranlasste die amerikanischen Besatzer, eine kollektive Verurteilung und Schuldzuweisung aufzugeben.

Schulen wurden wiederaufgebaut, unabhängige Radiosender eingerichtet. So genannte Amerika-Häuser boten in vielen Städten einen Kurzlehrgang über Demokratie an. Doch das deutsche Volk wollte nicht erzogen werden. Das Wort «education» stiess ab. Schon die Nazis wollten sie «erziehen». Zudem entzogen sich diejenigen den Programmen, die eine Umerziehung am nötigsten gehabt hätten.

Also führten die Amis Umfragen in der Bevölkerung durch mit dem schockierenden Ergebnis, dass viele Menschen noch mit dem Nationalsozialismus sympathisierten.

Umerziehung war wie das Disziplinieren von Kindern. Und das war überheblich. Zudem war es ein Widerspruch, dass eine Besatzungsmacht, das Militär Demokratie vermitteln sollte. Die Armee selbst kennt keine Demokratie. Also änderten die Amis ihre Strategie. Sie wollten das Vertrauen der Menschen gewinnen. Ein Schokoriegel oder Kaugummis wirkten mehr als «Erziehungsmassnahmen».

Die Imagekampagne der Amis suchte nun vermehrt, Deutsche anzustellen, ihnen Arbeit als Dolmetscher oder Helfer zu geben.

Mitte 1946 hebt die US-Armee das Kontaktverbot ihrer Soldaten zu Deutschen wieder auf. Toleranz und Brüderlichkeit sollten wieder einziehen können. Wiederum wurde dies mit Filmen und Dokumentationen versucht.

Die Prozesse gegen Nazi-Verbrecher

Oktober 1946 wurden die Urteile in den Nürnberger Prozesse publizierten. Sie sollten den Deutschen zeigen, was Rechtsprechung ist. Es kam das Gefühl auf, dass die breiten Bevölkerungsschichten unschuldig und von den verurteilten Tätern nur verführt worden seien. Hier die Übersicht über die Nazi-Prozesse.

Die kommunistische Bedrohung

Im Frühjahr 1947 brechen in der Türkei und in Griechenland kommunistische Unruhen aus. Es droht die Gefahr, dass die Sowjetunion unter Stalin seine Einflusszone ausweitet. Im Weissen Haus beginnt die Furcht vor einem kommunistischen Flächenbrand.

Truman erklärte, dass Länder, welche von Kommunisten angegriffen werden, mit der militärischen Hilfe rechnen konnten. Dies wurde bekannt als die Truman-Doktrin. Damit änderte sich das Interesse der USA in Deutschland. Die Amerikaner brauchten nun einen Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus. Das Land sollte als Partner wieder aufgebaut werden.

Der Kalte Krieg begann. Die Kommunisten übernahmen die Macht in der Tschechoslowakei.

Filminvasion

Medieninvasion. Filmprojektoren wurden nach Deutschland gesendet. Ziel war es, den Deutschen wieder demokratische Umgangsformen beizubringen. Während der 14 Jahre Nazi-Diktatur hatten viele Deutsche verlernt, politisch selbständig und aktiv zu werden. Alles wurde vorgeschrieben und es war besser, sich einfach zu ducken oder sich anzupassen.

Mit dem Kalten Krieg begann die USA andere Prioritäten zu setzen. Deutschland wird nun als Partner angeschaut.