Das Rote Buch

Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung

Studiert die Werke des Vorsitzenden Mao Tse-tung,
hört auf seine Worte und handelt nach seinen
Weisungen!

Lin Biao

Aufruf des Genossen Lin Biao im Faksimile.

 

 

Inhalt

VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE. 3

  1. DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI 5
  2. KLASSEN UND KLASSENKAMPF. 6

III. SOZIALISMUS UND KOMMUNISMUS. 9

  1. DIE RICHTIGE BEHANDLUNG DER WIDERSPRÜCHE IM VOLKE. 14
  2. KRIEG UND FRIEDEN.. 16
  3. DER IMPERIALISMUS UND ALLE REAKTIONÄRE SIND PAPIERTIGER. 19

VII. HAB MUT ZU KÄMPFEN, HAB MUT ZU SIEGEN! 21

VIII. DER VOLKSKRIEG. 22

  1. DIE ARMEE DES VOLKES. 25
  2. DIE FÜHRUNG DURCH DIE PARTEIKOMITEES. 26
  3. DIE MASSENLINIE. 29

XII. DIE POLITISCHE ARBEIT. 32

XIII. DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN OFFIZIEREN UND MANNSCHAFTEN.. 35

XIV. DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN ARMEE UND VOLK. 36

  1. DIE DEMOKRATIE IN DEN DREI HAUPTBEREICHEN.. 37

XVI. ERZIEHUNG UND AUSBILDUNG. 39

XVII. DEM VOLKE DIENEN.. 39

XVIII. PATRIOTISMUS UND INTERNATIONALISMUS. 40

XIX. REVOLUTIONÄRER HEROISMUS. 42

  1. UNSER LAND MIT FLEISS UND GENÜGSAMKEIT AUFBAUEN.. 42

XXI. SELBSTVERTRAUEN UND HARTER KAMPF. 44

XXII. DENKWEISE UND ARBEITSMETHODEN.. 46

XXIII. UNTERSUCHUNG UND FORSCHUNG. 52

XXIV. BERICHTIGUNG FALSCHER ANSICHTEN.. 53

XXV. DIE EINHEIT. 56

XXVI. DIE DISZIPLIN.. 57

XXVII. KRITIK UND SELBSTKRITIK. 58

XXVIII. DIE KOMMUNISTEN.. 60

XXIX. DIE KADER. 62

XXX. DIE JUGEND. 64

XXXI. DIE FRAUEN.. 65

XXXII. KULTUR UND KUNST. 66

XXXIII. DAS STUDIUM.. 67

 

VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE

Genosse Mao Tse-tung ist der grösste Marxist-Leninist unserer Zeit. In genialer, schöpferischer und allseitiger Weise hat Genosse Mao Tse-tung den Marxismus- Leninismus als Erbe übernommen, ihn verteidigt und weiterentwickelt; er hat den Marxismus-Leninismus auf eine völlig neue Stufe gehoben.

Die Ideen Mao Tse-tungs sind der Marxismus-Leninismus jener Epoche, in welcher der Imperialismus seinem totalen Zusammenbruch und der Sozialismus seinem weltweiten Sieg entgegengeht. Die Ideen Mao Tse-tungs sind eine mächtige ideologische Waffe im Kampf gegen den Imperialismus, eine mächtige ideologische Waffe im Kampf gegen Revisionismus und Dogmatismus. Die Ideen Mao Tse-tungs sind das Leitprinzip für die gesamte Tätigkeit der ganzen Partei, der ganzen Armee, des ganzen Landes.

Demzufolge ist es die grundlegendste Aufgabe in der politischen und ideologischen Arbeit unserer Partei, immer das grosse rote Banner der Ideen Mao Tse-tungs hochzuhalten, das ganze Volk mit den Ideen Mao Tse-tungs zu wappnen und sich unbeirrbar bei jeder Tätigkeit von den Ideen Mao Tse-tungs leiten zu lassen. Die breiten Massen der Arbeiter, Bauern und Soldaten sowie die grosse Masse der revolutionären Funktionäre und der Intellektuellen müssen die Ideen Mao Tse-tungs wirklich beherrschen; sie alle müssen die Werke des Vorsitzenden Mao Tse-tung studieren, auf seine Worte hören, nach seinen Weisungen handeln, gute Kämpfer des Vorsitzenden Mao Tse-tung werden.

Man muss die Werke des Vorsitzenden Mao Tse-tung im Zusammenhang mit praktischen Fragen studieren, in Verbindung mit der Praxis lernen und das Gelernte in der Praxis anwenden, Studium und Anwendung miteinander verbinden, das zuerst lernen, was am dringendsten gebraucht wird, so dass rasch Resultate erzielt werden, und grössten Nachdruck auf das „Anwenden“ legen. Um die Ideen Mao Tse-tungs wirklich zu meistern, muss man viele der grundlegenden Ansichten des Vorsitzenden Mao Tse-tung immer wieder studieren; am besten ist es, einige seiner Sentenzen auswendig zu lernen, sie wiederholt zu studieren und wiederholt anzuwenden. Die Zeitungen müssen öfters Zitate aus den Werken des Vorsitzenden Mao Tse-tung in Verbindung mit der Praxis abdrucken, damit die Leser sie studieren und anwenden können. Die Erfahrungen, die von den breiten Massen in den letzten Jahren beim lebendigen Studium und bei der schöpferischen Anwendung der Werke des Vorsitzenden Mao Tse-tung gemacht wurden, beweisen, dass das Studium einzelner Zitate aus den Werken des Vorsitzenden Mao Tse-tung, die man in Verbindung mit praktischen Fragen auswählt, eine vorzügliche Methode ist, sich die Ideen Mao Tse-tungs anzueignen, eine Methode, bei der es einem leicht fällt, rasch zu praktischen Ergebnissen zu gelangen.

Um den breiten Massen behilflich zu sein, dass sie die Ideen Mao Tse-tungs mit noch grösserem Erfolg studieren, haben wir die vorliegenden Worte des Vorsitzenden Mao Tse- tung ausgewählt und zusammengestellt. Bei der Organisierung des Studiums müssen die verschiedenen Organisationen und Institutionen in Verbindung mit der gegebenen Lage, den gestellten Aufgaben, der ideologischen Verfassung der Massen und den konkreten Zuständen bei der Arbeit entsprechende Textstellen für das Studium auswählen.

In unserem grossen Vaterland bricht eine neue Ära an, in der die Arbeiter, Bauern und Soldaten den Marxismus-Leninismus und die Ideen Mao Tse-tungs meistern. Sobald die breiten Massen die Ideen Mao Tse-tungs beherrschen, werden diese zu einem unversiegbaren Kraftquell und zu einer geistigen Atombombe von unermesslicher Macht. Die Herausgabe der Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung in Massenauflage ist eine ausserordentlich wichtige Massnahme für die Meisterung der Ideen Mao Tse-tungs durch die breiten Massen und für die Förderung der Revolutionierung des Denkens unseres Volkes. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, dass alle Genossen gewissenhaft und intensiv studieren und im ganzen Land einen neuen Aufschwung des lebendigen Studiums und der schöpferischen Anwendung der Werke des Vorsitzenden Mao Tse-tung herbeiführen werden, dass sie unter dem grossen roten Banner der Ideen Mao Tse-tungs danach streben werden, unser Land zu einem grossen sozialistischen Staat mit moderner Landwirtschaft, moderner Industrie, moderner Wissenschaft und Kultur und moderner Landesverteidigung aufzubauen.

Lin Biao

  1. Dezember 1966

I. DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI

Die den Kern bildende Kraft, die unsere Sache führt, ist die Kommunistische Partei Chinas.

Die theoretische Grundlage, von der sich unser Denken leiten lässt, ist der Marxismus- Leninismus.

Will man die Revolution, dann muss man eine revolutionäre Partei haben. Ohne eine revolutionäre Partei, die gemäss der revolutionären Theorie und dem revolutionären Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich, die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den Imperialismus und seine Lakaien zu führen.

Ohne die Anstrengungen der kommunistischen Partei Chinas, ohne die chinesischen Kommunisten als festes Rückrad des chinesischen Volkes ist es unmöglich, die Unabhängigkeit und die Befreiung Chinas zu erreichen, und ebenso zu industrialisieren und seine Landwirtschaft zu modernisieren.

Die Kommunistische Partei Chinas ist der führende Kern des ganzen chinesischen Volkes. Gäbe es keinen solchen Kern, dann könnte die Sache des Sozialismus nicht siegen.

Eine disziplinierte Partei, die mit der Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet ist, die Methode der Selbstkritik anwendet und mit den Volksmassen verbunden ist; eine Armee, die unter Führung einer solchen Partei steht; eine von einer solchen Partei geführte Einheitsfront aller revolutionären Klassen und aller revolutionären Gruppen – das sind die drei Hauptwaffen, mit denen wir die Feinde besiegt haben.

Wir müssen an die Massen glauben; wir müssen an die Partei glauben: das sind zwei Grundprinzipien. Wenn wir an diesen beiden Prinzipien zweifeln, können wir nichts zuwege bringen.

Die mit der Theorie und den Ideen des Marxismus-Leninismus ausgerüstete Kommunistische Partei Chinas hat dem chinesischen Volk einen neuen Arbeitsstil gebracht, einen Arbeitsstil, der sich hauptsächlich durch die Verbindung von Theorie und Praxis, durch die engste Verbundenheit mit den Volksmassen und durch Selbstkritik auszeichnet.

Eine politische Partei, die eine grosse revolutionäre Bewegung führt, kann nicht siegreich sein, wenn sie über keine revolutionäre Theorie verfügt, keine Geschichtskenntnisse besitzt, kein tiefes Verständnis für die praktische Bewegung hat.

Wie wir gesagt haben, ist die Ausrichtungsbewegung eine „allgemeine marxistische Erziehungsbewegung“. Der Sinn dieser Bewegung besteht darin, dass die ganze Partei durch Kritik und Selbstkritik den Marxismus studiert. Im Laufe dieser Bewegung werden wir den Marxismus bestimmt noch mehr beherrschen können.

Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, das mehrere hundert Millionen Menschen zählende chinesische Volk einem glücklichen Leben zuzuführen, unser wirtschaftlich und kulturell zurückgebliebenes Land zu einem reichen, mächtigen und kulturell hochentwickelten Land aufzubauen. Um diese Aufgabe noch erfolgreicher bewältigen und um noch besser mit allen ausserhalb unserer Partei stehenden Menschen zusammenarbeiten zu können, die hohe Ideale besitzen und zu Reformen entschlossen sind, müssen wir heute wie in der Zukunft Ausrichtungsbewegungen entfalten und ständig das, was bei uns fehlerhaft ist, ausmerzen.

Die Politik ist der Ausgangspunkt aller praktischen Handlungen einer revolutionären Partei, und sie kommt auch im Verlauf dieser Handlungen und in deren Endergebnis zum Ausdruck. Jegliche Aktivität einer revolutionären Partei ist die Durchführung ihrer Politik. Führt sie keine richtige Politik durch, dann betreibt sie eben eine falsche; führt sie eine bestimmte Politik nicht bewusst durch, dann tut sie das blindlings. Was man Erfahrungen nennt, das sind der Verlauf der Durchführung einer Politik und ihr Endergebnis. Nur durch die Praxis des Volkes, d. h. durch die Erfahrungen kann sich erweisen, ob eine Politik richtig oder falsch ist, nur dadurch kann man feststellen, inwieweit sie richtig beziehungsweise falsch war. Es gibt aber keine Praxis der Menschen, insbesondere keine Praxis einer revolutionären Partei und der revolutionären Volksmassen, die nicht mit dieser oder jener Politik verbunden wäre. Daher müssen wir vor jeder Aktion den Parteimitgliedern und den Massen unsere den Umständen gemäss festgelegte Politik klarmachen. Andernfalls werden die Parteimitglieder und die Massen aufhören, sich von unserer Politik leiten zu lassen, sie werden blindlings handeln und eine falsche Politik durchführen.

Unsere Partei hat sowohl die Generallinie und die allgemeine Politik der chinesischen Revolution wie auch verschiedene konkrete Arbeitsrichtlinien und die jeweilige konkrete Politik festgelegt. Viele Genossen behalten die einzelnen konkreten Richtlinien und die jeweilige konkrete Politik unserer Partei sehr wohl im Gedächtnis, vergessen jedoch oft ihre Generallinie und allgemeine Politik. Wenn wir wirklich die Generallinie, die allgemeine Politik unserer Partei vergessen, werden wir keine klarsichtigen, vollwertigen, nüchtern denkenden Revolutionäre sein, werden wir bei der Befolgung einer konkreten Arbeitsrichtlinie und einer konkreten Politik die Orientierung verlieren, werden nach links oder rechts abschwenken und unserer Arbeit schaden.

Politik und Taktik sind das Leben der Partei; die führenden Genossen aller Ebenen müssen der Politik und Taktik höchste Aufmerksamkeit zuwenden, dürfen sie unter keinen Umständen auf die Leichte Achsel nehmen.

II. KLASSEN UND KLASSENKAMPF

Im Klassenkampf siegen gewisse Klassen, während andere vernichtet werden. Das ist der Lauf der Geschichte, das ist die Geschichte der Zivilisation seit Tausenden von Jahren. Erklärt man die Geschichte von diesem Standpunkt aus, so heisst das historischer Materialismus; nimmt man den entgegengesetzten Standpunkt ein, so ist das historischer Idealismus.

In der Klassengesellschaft lebt jeder Mensch in einer bestimmten Klassenlage, und es gibt keine Ideen, die nicht den Stempel einer Klasse trügen.

Die gesellschaftlichen Veränderungen hängen in der Hauptsache von der Entwicklung der Widersprüche in der Gesellschaft ab, also der Widersprüche zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, zwischen den Klassen, zwischen dem Neuen und dem Alten; die Entwicklung dieser Widersprüche treibt die Gesellschaft vorwärts und gibt den Impuls für die Ablösung der alten Gesellschaft durch eine neue.

Die grausame wirtschaftliche Ausbeutung und politische Unterdrückung der Bauernschaft durch die Grundherrenklasse zwangen die Bauern immer wieder zu Aufständen, die sich gegen die Herrschaft der Grundherrenklasse richteten . . . In der chinesischen Feudalgesellschaft war nur dieser Klassenkampf der Bauernschaft, waren nur diese Bauernaufstände und -kriege die wahren Triebkräfte der historischen Entwicklung.

Beim nationalen Kampf handelt es sich, wenn man der Sache auf den Grund geht, um einen Klassenkampf. Unter der weissen Bevölkerung der USA ist es nur die reaktionäre herrschende Clique, die die Neger unterdrückt. Diese Clique kann keineswegs als Repräsentant der Arbeiter, Bauern, revolutionären Intellektuellen und anderen aufgeklärten Menschen gelten, aus denen die überwältigende Mehrheit der weissen Bevölkerung besteht.

Wir sind verpflichtet, das Volk zu organisieren. Was die chinesischen Reaktionäre betrifft, so sind wir. verpflichtet, das Volk zu organisieren, damit es sie niederschlägt. Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt. Es ist die gleiche Regel wie beim Bodenkehren – wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.

Der Feind wird nicht von selbst untergehen. Weder die chinesischen Reaktionäre noch die aggressiven Kräfte des USA-Imperialismus in China werden freiwillig von der Bühne der Geschichte abtreten.

Eine Revolution ist kein Gastmahl, kein Aufsatzschreiben, kein Bildermalen oder Deckchensticken; sie kann nicht so fein, so gemächlich und zartfühlend, so massvoll, gesittet, höflich, zurückhaltend und grossherzig durchgeführt werden. Die Revolution ist ein Aufstand, ein Gewaltakt, durch den eine Klasse eine andere Klasse stürzt.

Tschiang Kai-schek versucht stets, dem Volk jedes Quentchen Macht, jedes Quentchen Vorteil zu entreissen. Und wir? Unser Kurs Lautet: jeden Schlag mit einem entsprechenden Gegenschlag beantworten, um jeden Zollbreit Boden kämpfen. Wir handeln nach der Methode Tschiang Kai-scheks. Tschiang Kai-schek versucht stets, dem Volk den Krieg aufzuzwingen. In der Linken hält er ein Schwert, und in der Rechten hat er ebenfalls ein Schwert. Wir machen es ebenso, wir nehmen ebenfalls die Schwerter in die Hände … Da nun Tschiang Kai-schek bereits seine Schwerter wetzt, müssen auch wir unsere Schwerter wetzen.

Wer sind unsere Feinde? Wer sind unsere Freunde? Das ist eine Frage, die für die Revolution erstrangige Bedeutung hat. Wenn alle bisherigen revolutionären Kämpfe in China nur sehr geringe Erfolge brachten, so lag die Grundursache darin, dass man es nicht vermochte, sich mit den wahren Freunden zusammenzuschliessen, um die wahren Feinde zu bekämpfen. Eine revolutionäre Partei ist der Führer der Massen, und keine Revolution ist jemals erfolgreich gewesen, wenn die revolutionäre Partei die Massen auf einen falschen Weg geführt hat. Um sicher zu sein, dass wir die Revolution nicht auf einen falschen Weg führen, sondern unbedingt Erfolg haben werden, müssen wir dafür sorgen, dass wir uns mit unseren wahren Freunden zusammenschliessen, um unsere wahren Feinde zu bekämpfen. Um die wahren Freunde von den wahren Feinden zu unterscheiden, müssen wir die ökonomische Lage der verschiedenen Klassen in der chinesischen Gesellschaft und deren jeweilige Einstellung zur Revolution in grossen Zügen analysieren.

Alle mit den Imperialisten im Bunde Stehenden – die Militärmachthaber, die Bürokraten, die Kompradorenklasse und die Klasse der grossen Grundherren sowie der zu ihnen gehörige reaktionäre Teil der Intelligenz – sind unsere Feinde. Das Industrieproletariat ist die führende Kraft unserer Revolution. Das ganze Halbproletariat und Kleinbürgertum sind unsere engsten Freunde. Was die schwankende mittlere Bourgeoisie betrifft – deren rechter Flügel unser Feind und deren linker Flügel unser Freund sein kann -, so müssen wir stets auf der Hut vor ihr sein und dürfen ihr nicht erlauben, an unserer Front Verwirrung zu stiften.

Wer auf der Seite des revolutionären Volkes steht, der ist ein Revolutionär; wer auf der Seite des Imperialismus, des Feudalismus und des bürokratischen Kapitalismus steht, der ist ein Konterrevolutionär. Wer nur mit einem Lippenbekenntnis auf der Seite des revolutionären Volkes steht, jedoch nicht mit seinen Taten, der ist ein Revolutionär in Worten; wer nicht nur in Worten, sondern auch mit Taten auf der Seite des revolutionären Volkes steht, der ist ein vollwertiger Revolutionär.

Ich bin der Meinung, dass es für uns sei es für den einzelnen, für eine Partei, eine Armee oder eine Schule – schlecht ist, wenn der Feind nicht gegen uns Front macht, denn in diesem Fall würde es doch bedeuten, dass wir mit dem Feind unter einer Decke steckten. Wenn wir vom Feind bekämpft werden; dann ist das gut; denn es ist ein Beweis, dass wir zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich gezogen haben. Wenn uns der Feind energisch entgegentritt, uns in den schwärzesten Farben malt und gar nichts bei uns gelten lässt, dann ist das noch besser; denn es zeugt davon, dass wir nicht nur zwischen uns und dem Feind eine klare Trennungslinie gezogen haben, sondern dass unsere Arbeit auch glänzende Erfolge gezeitigt hat.

Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht.

Alles, was der Feind bekämpft, müssen wir unterstützen; alles, was der Feind unterstützt, müssen wir bekämpfen.

Unser Standpunkt ist der des Proletariats und der breiten Volksmassen. Für die Mitglieder der Kommunistischen Partei bedeutet das, den Parteistandpunkt einzunehmen, dem Parteigeist treu zu bleiben und die Politik der Partei zu vertreten.

Nachdem die Feinde, die mit Gewehren bewaffnet waren, vernichtet worden sind, wird es immer noch Feinde ohne Gewehre geben, die uns bestimmt bis aufs äusserste bekämpfen werden, und wir dürfen diese Feinde keinesfalls leichtnehmen. Wenn wir jetzt diese Frage nicht so aufwerfen und begreifen, werden wir äusserst schwere Fehler begehen.

Die Imperialisten und die einheimischen Reaktionäre werden sich niemals mit ihrer Niederlage abfinden, sie werden noch bis zuletzt einen Verzweiflungskampf führen. Nachdem im ganzen Land Ruhe und Ordnung eingekehrt sind, werden sie immer noch mit allen Mitteln Sabotage treiben und Unruhe stiften, sie werden jeden Tag und jede Stunde Versuche unternehmen, ihre Macht in China wiederherzustellen. Das ist unausbleiblich, unterliegt keinem Zweifel, und wir dürfen keineswegs in unserer Wachsamkeit nachlassen.

In unserem Lande ist, was das Eigentumssystem betrifft, die sozialistische Umgestaltung im Wesentlichen vollzogen und sind die für die Periode der Revolution charakteristischen umfassenden und stürmischen Klassenkämpfe der Massen im Wesentlichen beendet; Überreste der gestürzten Klassen der Grundherren und Kompradoren sind aber noch vorhanden, die Bourgeoisie besteht noch, und das Kleinbürgertum ist gerade erst im Begriff, sich umzuerziehen. Der Klassenkampf ist noch nicht zu Ende. Der Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie, der Klassenkampf zwischen den verschiedenen politischen Kräften und der Klassenkampf zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie auf ideologischem Gebiet wird noch lange andauern und verwickelt sein und zuweilen sogar sehr scharf werden. Das Proletariat trachtet, die Welt nach seiner eigenen Weltanschauung umzugestalten, und die Bourgeoisie tut das gleiche. In dieser Hinsicht ist die Frage „wer wen?“ im Kampf zwischen Sozialismus und Kapitalismus immer noch nicht endgültig entschieden.

Es wird noch eine ziemlich lange Zeit brauchen, ehe auf ideologischem Gebiet der Kampf zwischen Sozialismus und Kapitalismus in unserem Lande entschieden ist. Das kommt daher, weil der Einfluss der Bourgeoisie und der aus der alten Gesellschaft stammenden Intelligenz in unserem Land noch lange fortbestehen, als Klassenideologie noch lange existieren wird. Wenn wir das nicht in vollem Masse oder gar überhaupt nicht erkennen, werden wir einen überaus schweren Fehler begehen und die Notwendigkeit des ideologischen Kampfes übersehen.

Bürgerliche und kleinbürgerliche Ideologien, antimarxistische Ideen werden noch lange Zeit in unserem Land fortbestehen. Wir haben bei uns das sozialistische System im Wesentlichen errichtet. Was die Umgestaltung des Systems des Eigentums an den Produktionsmitteln betrifft, haben wir schon den fundamentalen Sieg davongetragen; aber an der politischen und ideologischen Front ist der volle Sieg noch nicht errungen. Auf dem ideologischen Gebiet ist die Frage „wer wen?“, d. h. ob das Proletariat die Bourgeoisie besiegt oder umgekehrt, noch nicht wirklich gelöst. Wir werden noch einen langwierigen Kampf gegen die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Ideologien zu führen haben. Diese Sachlage nicht zu verstehen und auf den ideologischen Kampf zu verzichten, wäre ein Fehler. Alle irrigen Gedanken, alles giftige Unkraut und alle finsteren Mächte müssen kritisiert werden, und wir dürfen unter keinen Umständen zulassen, dass sie sich beliebig ausbreiten. Aber diese Kritik muss voller Argumente sein, muss Analysen enthalten, muss überzeugen; sie darf nicht grob und bürokratisch oder metaphysisch und dogmatisch sein.

Dogmatismus und Revisionismus sind beide antimarxistisch. Der Marxismus muss sich unbedingt vorwärtsentwickeln, er muss sich mit dem Fortschreiten der Praxis weiterentwickeln, er darf nicht stillstehen. Wenn seine Entwicklung aufhört, wenn er zur alten Garnitur wird, dann hat er keine Lebenskraft mehr. Aber man darf nicht den Grundprinzipien des Marxismus zuwiderhandeln, anderenfalls begeht man Fehler. Von einem metaphysischen Gesichtspunkt aus an den Marxismus herangehen und ihn als etwas Erstarrtes betrachten – das heisst Dogmatismus. Die Grundprinzipien und die allgemeingültigen Wahrheiten des Marxismus verleugnen das heisst Revisionismus. Der Revisionismus ist eine Art der bürgerlichen Ideologie. Die Revisionisten verwischen den Unterschied zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus, den Unterschied zwischen der proletarischen und der bürgerlichen Diktatur. Das, wofür sie eintreten, ist in Wirklichkeit nicht die sozialistische Linie, sondern die kapitalistische. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist der Revisionismus noch schädlicher als der Dogmatismus. Eine unserer vordringlichen Aufgaben an der ideologischen Front ist die Entfaltung der Kritik am Revisionismus.

Der Revisionismus oder Rechtsopportunismus ist eine bürgerliche ideologische Strömung, er ist von noch grösserer Gefährlichkeit als der Dogmatismus. Die Revisionisten oder Rechtsopportunisten geben ein Lippenbekenntnis zum Marxismus ab und greifen dabei auch den „Dogmatismus“ an. Aber das, was sie angreifen, ist gerade das Fundamentalste am Marxismus. Sie bekämpfen oder entstellen den Materialismus und die Dialektik, sie sind gegen die demokratische Diktatur des Volkes und die führende Rolle der Kommunistischen Partei oder suchen sie zu schwächen. Sie bekämpfen die sozialistische Umgestaltung und den Aufbau des Sozialismus oder versuchen beides zu schwächen. Selbst nachdem die sozialistische Revolution in unserem Land im Wesentlichen gesiegt hat, gibt es noch Leute, die von der Wiederherstellung des kapitalistischen Systems träumen. Sie bekämpfen die Arbeiterklasse an allen Fronten, einschliesslich der ideologischen Front. Und in diesem Kampf sind die Revisionisten ihre besten Helfer.

III. SOZIALISMUS UND KOMMUNISMUS

Kommunismus bedeutet das gesamte System der Ideologie des Proletariats und zugleich auch ein neues Gesellschaftssystem. Diese Ideologie und diese Gesellschaftsordnung unterscheiden sich von jeder anderen Ideologie und Gesellschaftsordnung, sie sind das vollkommenste, fortschrittlichste, revolutionärste und vernünftigste ideologische beziehungsweise soziale System in der ganzen Menschheitsgeschichte. Die Ideologie und die Gesellschaftsordnung des Feudalismus sind bereits ins historische Museum gewandert. Die Ideologie und die Gesellschaftsordnung des Kapitalismus befinden sich in einem Teil der Welt – in der Sowjetunion – auch schon im Museum, und wo das noch nicht der Fall ist, gleichen sie „einem Sterbenden, der niedersinkt, – wie die untergehende Sonne hinter den Westbergen“, und sie kommen auch bald ins Museum. Allein die kommunistische Ideologie und Gesellschaftsordnung sind voller Jugendfrische und Lebenskraft, sie gleichen einer allmächtigen Naturgewalt, die mit unwiderstehlicher Kraft über das ganze Erdenrund hinwegfegt.

Das sozialistische System wird letzten Endes an die Stelle des kapitalistischen Systems treten; das ist ein vom Willen der Menschen unabhängiges objektives Gesetz. Welche Versuche auch immer die Reaktionäre unternehmen mögen, das Rad der Geschichte aufzuhalten, es wird dennoch früher oder später die Revolution ausbrechen, die dann unvermeidlich den Sieg davontragen wird.

Wir Kommunisten machen aus unseren politischen Ansichten niemals ein Hehl. Es steht doch fest und kann nicht im Geringsten bezweifelt werden, dass es unser Programm für die Zukunft oder Maximalprogramm ist, China zum Sozialismus und Kommunismus zu führen. Der Name unserer Partei und unsere marxistische Weltanschauung weisen klar auf dieses unendlich strahlende und schöne, dieses höchste Zukunftsideal hin.

Die von der Kommunistischen Partei Chinas geführte revolutionäre Bewegung als Ganzes ist eine revolutionäre Bewegung, die sowohl die Etappe der demokratischen Revolution als auch die der sozialistischen Revolution umfasst; es handelt sich um zwei ihrem Charakter nach verschiedene revolutionäre Prozesse, wobei der Prozess der sozialistischen Revolution sich erst dann vollziehen kann, nachdem der Prozess der demokratischen Revolution abgeschlossen ist. Die demokratische Revolution ist die notwendige Vorbereitung der sozialistischen Revolution, während die sozialistische Revolution die unvermeidliche Tendenz der demokratischen Revolution bildet. Das Endziel jedoch, das alle Kommunisten anstreben, ist die Verwirklichung der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft.

Das Ziel der sozialistischen Revolution ist die Befreiung der Produktivkräfte. Die Verwandlung des individuellen Eigentums in der Landwirtschaft und im Handwerk in sozialistisches Kollektiveigentum und die Verwandlung des kapitalistischen Eigentums in den privaten Industrie- und Handelsbetrieben in sozialistisches Eigentum wird unweigerlich zu einer enormen Freisetzung von Produktivkräften führen. So werden die gesellschaftlichen Voraussetzungen für eine gigantische Entwicklung der Industrie- und Agrarproduktion geschaffen.

Wir vollziehen heute nicht nur eine Revolution in der Gesellschaftsordnung, nämlich den Übergang vom Privateigentum zum Gemeineigentum, sondern auch eine Revolution in der Technik, nämlich den Übergang von der handwerklichen Produktion zur modernen maschinellen Grossproduktion. Diese beiden Revolutionen sind miteinander verbunden. Auf dem Gebiet der Landwirtschaft muss unter den in unserem Land herrschenden Bedingungen (in den kapitalistischen Ländern entwickelt sich die Landwirtschaft auf kapitalistische Weise) zuerst der genossenschaftliche Zusammenschluss erfolgen, erst dann können grosse Maschinen angewendet werden. Daraus folgt, dass Industrie und Landwirtschaft, die sozialistische Industrialisierung und die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft unter keinen Umständen getrennt, voneinander isoliert betrachtet werden dürfen; keineswegs darf man nur die eine Seite betonen und die andere vernachlässigen.

Die neue Gesellschaftsordnung ist eben erst geschaffen worden, und es bedarf noch einer gewissen Zeit, um sie zu konsolidieren. Man darf nicht glauben, dass eine neue Gesellschaftsordnung, sobald sie nur errichtet ist, auch schon vollends gefestigt sei, denn das ist unmöglich. Die neue Gesellschaftsordnung muss schrittweise konsolidiert werden. Ihre endgültige Festigung erfordert, dass man ausser der Verwirklichung der sozialistischen Industrialisierung des Landes und der beharrlichen Weiterführung der sozialistischen Revolution an der wirtschaftlichen Front auch an der politischen und ideologischen Front beständig und unermüdlich den Kampf für die sozialistische Revolution ausficht und die sozialistische Erziehung durchführt. Dazu ist ferner das Zusammenwirken verschiedener internationaler Bedingungen notwendig.

Der Kampf für die Festigung des sozialistischen Systems, der Kampf zwischen Sozialismus und Kapitalismus um die Entscheidung, wer wen endgültig besiegt, wird sich bei uns noch über eine sehr lange Geschichtsperiode erstrecken. Aber wir alle müssen einsehen, dass dieses neue sozialistische System zweifelsohne gefestigt werden wird. Wir können bestimmt ein sozialistisches Land mit moderner Industrie, moderner Landwirtschaft und moderner Wissenschaft und Kultur aufbauen.

Die Zahl jener Intellektuellen, die unserem Staat gegenüber feindlich gesinnt sind, ist verschwindend klein. Diese Leute mögen unseren Staat der Diktatur des Proletariats nicht und hängen an der alten Gesellschaft. Immer, wenn sich eine Gelegenheit bietet, wollen sie Unruhe stiften, versuchen sie; die Kommunistische Partei zu stürzen und das alte China wiederherzustellen. Das sind Menschen, die, vor die Wahl gestellt, ob sie die proletarische oder die bürgerliche, die sozialistische oder die kapitalistische Linie verfolgen wollen, sich eigensinnig für die zweite Linie entscheiden. Da diese sich praktisch nicht verwirklichen lässt, sind sie in der Tat bereit, sich dem Imperialismus, dem Feudalismus und dem bürokratischen Kapital zu ergeben. Solche Leute gibt es in den Bereichen der Politik, der Industrie und des Handels, auf dem kulturellen und Bildungssektor, unter Wissenschaftlern und Technikern sowie in religiösen Kreisen; sie sind ultrareaktionär gesinnt.

Ein ernstes Problem ist die Erziehung der Bauern. Die bäuerliche Wirtschaft ist zersplittert. Nach den Erfahrungen der Sowjetunion wird die Vergesellschaftung der Landwirtschaft eine lange Zeit brauchen und eine umsichtige Arbeit erfordern. Ohne die Vergesellschaftung der Landwirtschaft kann es keinen vollständigen, gefestigten Sozialismus geben.

Wir müssen davon überzeugt sein, dass: 1. die breiten Massen der Bauern gewillt sind, unter der Führung der Partei Schritt für Schritt den sozialistischen Weg zu gehen; 2. die Partei fähig ist, die Bauern diesen Weg zu führen. Diese beiden Punkte sind das Wesen der Sache, sie bezeichnen die Hauptströmung.

Der Leitungsapparat der Genossenschaften muss so aufgebaut sein, dass die heutigen armen Bauern und die Unterschicht der neuen Mittelbauern in ihm die Oberhand haben, während die Unterschicht der alten Mittelbauern sowie die Oberschicht der alten und der neuen Mittelbauern als Hilfskräfte fungieren; nur so kann man, gemäss der Politik der Partei, die Einheit der armen und der mittleren Bauern herbeiführen, die Genossenschaften festigen, die Produktion erhöhen, die sozialistische Umgestaltung aller Dörfer des Landes richtig vollenden. Fehlt aber diese Voraussetzung, dann können sich die Mittelbauern und die armen Bauern nicht miteinander vereinigen, können die Genossenschaften nicht gefestigt werden, kann die Produktion nicht wachsen und lässt sich die sozialistische Umgestaltung aller Dörfer des Landes nicht verwirklichen.

Wir müssen uns mit den Mittelbauern zusammenschliessen; es wäre falsch, das nicht zu tun. Auf wen stützen sich aber die Arbeiterklasse und die Kommunistische Partei im Dorf, wenn sie sich mit den Mittelbauern zusammenschliessen und die sozialistische Umgestaltung aller ländlichen Gebiete verwirklichen wollen? Ganz gewiss auf niemand anderen als die armen Bauern. So war es, als wir gegen die Grundherren kämpften und die Bodenreform durchführten, und genau so ist es auch jetzt, da wir gegen die Grossbauern und andere kapitalistische Elemente kämpfen und die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft vollziehen. In diesen beiden revolutionären Perioden verhielten bzw. verhalten sich die Mittelbauern in der Anfangsetappe schwankend. Erst wenn sie die allgemeine Entwicklungstendenz und den nahen Sieg der Revolution erkennen, werden sie auf die Seite der Revolution treten. Die armen Bauern müssen auf die Mittelbauern einwirken, sich mit ihnen zusammenschliessen und sie auf ihre Seite ziehen, damit sich die Revolution von Tag zu Tag ausdehnt, bis sie endgültig siegt.

Unter den wohlhabenden Bauern besteht eine ernste Tendenz zum Kapitalismus. Wenn wir während der Genossenschaftsbewegung und auch noch während einer sehr langen Periode nachher auch nur ein klein wenig in der politischen Arbeit unter den Bauern nachlassen, kann sich diese Tendenz zum Kapitalismus zu einer Sturmflut auswachsen.

Die Bewegung für den genossenschaftlichen Zusammenschluss in der Landwirtschaft bedeutete von Anfang an einen ernsten ideologischen und politischen Kampf. Keine einzige Genossenschaft kann ins Leben gerufen werden, ohne dass ein solcher Kampf geführt würde. Wenn ein nagelneues Gesellschaftssystem auf der Basis eines alten Systems errichtet werden soll, dann muss diese Basis vorerst saubergefegt werden. Überreste der die alte Ordnung widerspiegelnden alten Ideologie bleiben unweigerlich noch eine lange Zeit hindurch in den Köpfen der Menschen haften, räumen nicht so leicht das Feld. Die Genossenschaften müssen nach ihrer Errichtung noch sehr viele Kämpfe durchstehen, ehe sie sich festigen können. Und wenn sie bereits gefestigt sind können sie wieder zusammenbrechen, sobald man nur ein wenig in den Kraftanstrengungen nachlässt.

In den letzten Jahren sind die spontanen Kräfte des Kapitalismus auf dem Land ständig gewachsen, überall sind neue Grossbauern auf den Plan getreten und viele wohlhabende Mittelbauern streben danach, ‚ Grossbauern zu werden. Viele arme Bauern leiden hingegen aus Mangel an Produktionsmitteln nach wie vor Not, manche sind in Schulden verstrickt, andere verkaufen ihren Boden oder verpachten ihn. Wenn man die Dinge so weiter treiben lässt, werden die Polarisierungserscheinungen im Dorf unvermeidlich von Tag zu Tag ernster werden. Jene Bauern, die ihren Boden verloren haben, und jene, die immer noch Not leiden, werden sich beklagen, dass wir sie nicht vor dem Ruin retten beziehungsweise ihnen nicht bei der Überwindung der Schwierigkeiten helfen. Jene wohlhabenden Mittelbauern, die dem Kapitalismus zusteuern, werden ebenfalls mit uns unzufrieden sein; denn wenn wir nicht beabsichtigen, den kapitalistischen Weg zu gehen, werden wir ihren Forderungen nie nachkommen können. Kann sich unter diesen Umständen das Bündnis der Arbeiter und Bauern weiter festigen? Offensichtlich nicht. Das Problem kann nur auf einer neuen Grundlage gelöst werden. Das bedeutet, dass zugleich mit der allmählichen Verwirklichung der sozialistischen Industrialisierung, der sozialistischen Umgestaltung des Handwerks, der kapitalistischen Industrie und des kapitalistischen Handels auch allmählich die sozialistische Umgestaltung der gesamten Landwirtschaft durchgeführt wird; mit anderen Worten, man muss den genossenschaftlichen Zusammenschluss herbeiführen, auf dem Lande das System der Grossbauernwirtschaft und das System der Einzelwirtschaft beseitigen, so, dass die ganze Landbevölkerung gemeinsam zu Wohlstand gelangt. Wir sind der Meinung, dass das Bündnis der Arbeiter und Bauern nur auf diese  Weise gefestigt werden kann.

Unter der einheitlichen und umsichtigen Planung … ist die Planung für die 600 Millionen Menschen unseres Landes zu verstehen. Wenn wir Pläne ausarbeiten, Angelegenheiten regeln und über Probleme nachdenken, müssen wir stets von der Tatsache ausgehen, dass China eine Bevölkerung von 60o Millionen hat; wir dürfen das niemals vergessen.

Neben der Führung durch die Partei ist die Bevölkerung von 60o Millionen ein entscheidender Faktor. Je zahlreicher die Menschen, desto mehr Ideen, desto höher die Flammen der Leidenschaft, desto grösser die Schaffenskraft. Noch nie hat man einen solchen geistigen Aufschwung der Volksmassen erlebt wie jetzt, einen solchen kämpferischen Enthusiasmus, einen solchen stürmischen Elan.

Ausser anderen Besonderheiten hat die sechshundertmillionenköpfige Bevölkerung Chinas eine augenfällige Besonderheit: sie ist einmal arm, zum andern weiss wie ein unbeschriebenes Blatt. Das scheint eine schlechte Sache zu sein, ist aber in Wahrheit eine gute Sache. Armut drängt zur Änderung, zur Tat, zur Revolution. Ein weisses Blatt Papier ist durch nichts beschwert, auf ihm lassen sich die neuesten und schönsten Schriftzeichen schreiben, die neuesten und schönsten Bilder malen.

Nachdem die chinesische Revolution im ganzen Land gesiegt hat und das Bodenproblem gelöst ist, wird es in China noch immer zwei grundlegende Widersprüche geben. Der erste ist ein innerer Widerspruch, der Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie. Der zweite ist ein äusserer Widerspruch, der Widerspruch zwischen China und den imperialistischen Staaten. Daher darf nach dem Sieg der volksdemokratischen Revolution die von der Arbeiterklasse geführte Staatsmacht der Volksrepublik nicht geschwächt, sondern sie muss gestärkt werden.

„Wollt ihr denn nicht die Staatsmacht beseitigen?“ Jawohl, das wollen wir, aber noch nicht jetzt. Wir können das heute noch nicht. Weshalb? Weil der Imperialismus noch besteht, weil es im Lande noch Reaktionäre, noch Klassen gibt. Unsere Aufgabe besteht gegenwärtig darin, den Staatsapparat des Volkes – das sind hauptsächlich die Volksarmee, die Volkspolizei und die Volksgerichte – zu stärken, um die Landesverteidigung zu festigen und die Interessen des Volkes zu schützen.

Unser Staat ist ein Staat der demokratischen Diktatur des Volkes, der von der Arbeiterklasse geführt wird und auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern beruht. Welche Funktionen übt diese Diktatur aus? Ihre erste Funktion besteht darin, die reaktionären Klassen, die Reaktionäre und jene Ausbeuter im Lande, die sich der sozialistischen Revolution widersetzen, und diejenigen, die den Aufbau des Sozialismus sabotieren, niederzuhalten, also die Widersprüche zwischen uns und dem Feind innerhalb des Landes zu lösen. Beispielsweise gewisse Konterrevolutionäre festzunehmen und abzuurteilen, den Feudalherren und den Angehörigen der bürokratischen Bourgeoisie für eine bestimmte Zeit das Wahlrecht und die Redefreiheit zu entziehen das alles fällt in den Rahmen der Diktatur. Um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten und die Interessen der breiten Volksmassen zu schützen, muss sich die Diktatur auch gegen Diebe, Gauner, Mörder, Brandstifter, Rowdybanden und andere üble Elemente richten, die die öffentliche Ordnung ernsthaft stören. Die zweite Funktion der Diktatur besteht darin, den Staat vor einer Wühltätigkeit und einer eventuellen Aggression der äusseren Feinde zu schützen. Entsteht eine derartige Lage, ist es Aufgabe der Diktatur, nach aussen die Widersprüche zwischen uns und dem Feind zu lösen. Ziel dieser Diktatur ist es, unser ganzes Volk bei seiner friedlichen Arbeit zu schützen, damit es China zu einem sozialistischen Land mit moderner Industrie, moderner Landwirtschaft, moderner Wissenschaft und Kultur aufbaut.

Die demokratische Diktatur des Volkes braucht die Führung durch die Arbeiterklasse; denn die Arbeiterklasse ist am weitsichtigsten und selbstlosesten, sie ist am konsequentesten revolutionär. Die ganze Geschichte der Revolution zeugt davon, dass die Revolution zum Scheitern verurteilt ist, wenn sie nicht von der Arbeiterklasse geführt wird, dass sie aber unter Führung der Arbeiterklasse siegreich ist.

Die Basis der demokratischen Diktatur des Volkes ist das Bündnis der Arbeiterklasse, der Bauernschaft und des städtischen Kleinbürgertums, in erster Linie aber das Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft, denn diese beiden bilden 8o bis 9o Prozent der Bevölkerung Chinas. Der Imperialismus und die reaktionäre Kuomintang- Clique wurden hauptsächlich durch die Kraft der Arbeiterklasse und der Bauernschaft gestürzt. Der Übergang von der Neuen Demokratie zum Sozialismus hängt vor allem vom Bündnis dieser beiden Klassen ab.

Der Klassenkampf, der Produktionskampf und wissenschaftliches Experimentieren – das sind die drei grossen revolutionären Bewegungen für den Aufbau eines mächtigen sozialistischen Landes; sie sind eine sichere Garantie, dass die Kommunisten imstande sind, frei von Bürokratismus zu bleiben, den Revisionismus und den Dogmatismus zu vermeiden und für immer unbesiegbar zu sein; sie geben die zuverlässige Gewähr, dass das Proletariat im Bündnis mit den breiten Massen der Werktätigen die demokratische Diktatur ausüben kann. Andernfalls, wenn man Grundherren, Grossbauern, Konterrevolutionäre, üble Elemente und anderes Gezücht überall hervorkriechen lässt, wenn unsere Kader durch die Finger schauen, viele von ihnen sogar keine Trennungslinie zwischen uns und dem Feind ziehen, sich mit dem Feind zusammentun, von ihm korrumpiert, zersetzt und demoralisiert werden, und wenn dann unsere Funktionäre ins feindliche Lager hineingezogen sind und sich die Feinde in unsere Reihen eingeschlichen haben, ja sogar viele Arbeiter, Bauern und Intellektuelle der bald weichen, bald harten Taktik des Feindes erliegen, dann wird unvermeidlich in nicht langer Zeit – in einigen Jahren oder in einem Dutzend Jahren, höchstens in einigen Jahrzehnten – die konterrevolutionäre Restauration das ganze Land erfassen, die marxistisch-leninistische Partei wird sich in eine revisionistische, in eine faschistische Partei verwandeln, und ganz China wird die Farbe wechseln.

Die demokratische Diktatur des Volkes verfügt über zwei Methoden. Den Feinden gegenüber bedient sie sich der Methode der Diktatur, das heisst, für eine notwendige Zeitspanne gestattet sie ihnen nicht, sich politisch zu betätigen, zwingt sie, die Gesetze der Volksregierung zu befolgen, körperliche Arbeit zu leisten, und erzieht sie durch Arbeit zu neuen Menschen. Den Volksmassen gegenüber wendet sie umgekehrt nicht die Methode des Zwangs an, sondern die der Demokratie, das heisst, sie muss ihnen die politische Betätigung gestatten, zwingt sie nicht, das oder jenes zu tun, sondern führt mit demokratischen Mitteln eine Erziehungs- und Überzeugungsarbeit unter ihnen durch.

Um eine rasche Entwicklung des Sozialismus in China auf einer noch festeren Grundlage zu gewährleisten, entfaltet jetzt das chinesische Volk unter Führung der Kommunistischen Partei eine schwungvolle Ausrichtungsbewegung. Es ist dies eine Bewegung zur Durchführung einer das ganze Volk umfassenden, sowohl gelenkten als auch zugleich freien grossen Debatte in Stadt und Land über die Frage des sozialistischen und des kapitalistischen Weges, über das grundlegende System und die wichtigen politischen Richtlinien des Staates, über den Arbeitsstil der Partei und Staatsfunktionäre, über die Wohlfahrt des Volkes und über andere Fragen, wobei Tatsachen und Argumente vorgebracht werden, damit jene aktuellen Widersprüche im Volke, deren unmittelbare Lösung erforderlich ist, richtig gelöst werden. Es ist dies eine sozialistische Bewegung, bei der sich das Volk selbst erzieht, selbst umformt.

Um die gewaltige Aufbauarbeit zu leisten, müssen wir äusserst schwierige Aufgaben bewältigen. Wir haben zwar über zehn Millionen Parteimitglieder, diese sind aber im Vergleich zu der Gesamtzahl der Bevölkerung nach wie vor nur eine sehr kleine Minderheit. In unseren Staatsorganen, öffentlichen Organisationen und Betrieben muss eine grosse Menge Arbeit von Menschen durchgeführt werden, die nicht der Partei angehören. Wenn wir es nicht verstehen, uns auf die Volksmassen zu stützen und mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ausserhalb der Partei stehen, dann sind wir nicht in der Lage, unsere Arbeit gut durchzuführen. Neben der weiteren Stärkung der Einheit der ganzen Partei müssen wir gleichzeitig weiterhin die Einheit aller Nationalitäten, aller demokratischen Klassen, aller demokratischen Parteien und aller Massenorganisationen stärken, weiterhin unsere demokratische Einheitsfront des Volkes festigen und erweitern. Wir müssen jede üble Erscheinung an irgendeinem Kettenglied unserer Arbeit, die der Einheit von Partei und Volk schadet, gewissenhaft beseitigen.

IV. DIE RICHTIGE BEHANDLUNG DER WIDERSPRÜCHE IM VOLKE

Wir sehen uns zwei Arten von gesellschaftlichen Widersprüchen gegenüber Widersprüchen zwischen uns und dem Feind sowie Widersprüchen im Volke. Diese beiden Arten von Widersprüchen sind ihrem Wesen nach grundverschieden.

Um die beiden verschiedenen Arten von Widersprüchen – gegenüber Widersprüchen zwischen uns und dem Feind sowie Widersprüchen im Volke – richtig zu verstehen, muss man sich vor allen Dingen darüber klarwerden, was unter „Volk“ und was unter „Feind“ zu verstehen ist . . . In der gegenwärtigen Etappe, in der Periode des Aufbaus des Sozialismus, gehören zum Volk alle Klassen, Schichten, gesellschaftlichen Gruppen, die den Aufbau des Sozialismus billigen, unterstützen und dafür arbeiten; dagegen sind alle gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen, die sich der sozialistischen Revolution widersetzen, die dem Aufbau des Sozialismus feindlich gesinnt sind und ihn zu untergraben versuchen, Feinde des Volkes.

Zu den Widersprüchen im Volke gehören unter den gegenwärtig in China bestehenden Verhältnissen: Widersprüche innerhalb der Arbeiterklasse, Widersprüche innerhalb der Bauernschaft, Widersprüche innerhalb der Intelligenz, Widersprüche zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft, Widersprüche zwischen Arbeitern und Bauern einerseits und der Intelligenz anderseits, Widersprüche zwischen der Arbeiterklasse und anderen Werktätigen einerseits und der nationalen Bourgeoisie anderseits, Widersprüche innerhalb der nationalen Bourgeoisie usw. Unsere Volksregierung ist eine Regierung, die wirklich die Interessen des Volkes vertritt und dem Volke dient, doch bestehen auch gewisse Widersprüche zwischen der Regierung und den Volksmassen. Zu diesen Widersprüchen gehören wechselseitige Widersprüche zwischen den Interessen des Staates, der Kollektive und der Einzelpersonen, Widersprüche zwischen Demokratie und Zentralismus, zwischen Führenden und Geführten sowie Widersprüche zwischen gewissen Funktionären des Staates mit bürokratischem Arbeitsstil und den Massen. All das sind auch Widersprüche im Volke. Im Allgemeinen sind die Widersprüche im Volke solche, die auf ‚ dem Boden der grundlegenden Einheit der Interessen des Volkes entstehen.

Die Widersprüche zwischen uns und den: Feind sind antagonistische Widersprüche. Was die Widersprüche im Volk betrifft, sind die unter den Werktätigen nicht antagonistisch, während die Widersprüche zwischen den Klassen der Ausgebeuteten und der Ausbeuter neben ihrem antagonistischen auch einen nichtantagonistischen Aspekt haben.

Wie soll man im politischen Leben unseres Volkes entscheiden, was an unseren Worten und Taten richtig oder falsch ist? Entsprechend den Grundsätzen unserer Verfassung, dem Willen der überwältigenden Mehrheit unseres Volkes und den gemeinsamen politischen Stellungnahmen, die von den verschiedenen Parteien und Gruppen unseres Landes bei zahlreichen Gelegenheiten verkündet wurden, können dafür unserer Meinung nach ungefähr folgenden Kriterien angegeben werden: Diese Worte und Taten sind richtig, wenn sie

  1. dazu beitragen, das aus verschiedenen Nationalitäten bestehende Volk zu einigen, und es nicht spalten;
  2. die sozialistische Umgestaltung und den Aufbau des Sozialismus fördern und nicht schädigen;
  3. dazu beitragen, die demokratische Diktatur des Volkes zu festigen, und sie nicht unterminieren oder schwächen;
  4. dazu beitragen, den demokratischen Zentralismus zu stärken, und ihn nicht unterminieren oder schwächen;
  5. dazu beitragen, die Führung der Kommunistischen Partei zu stärken, und sie nicht abschütteln oder schwächen;
  6. die internationale sozialistische Einheit und die internationale Solidarität aller friedliebenden Völker fördern und nicht schädigen.

Die wichtigsten dieser sechs Kriterien sind der sozialistische Weg und die Führung durch die Partei.

Widersprüche zwischen Gesellschaft und Natur werden mit der Methode der Entwicklung der Produktivkräfte gelöst … Die Lösung verschiedener Widersprüche mit Hilfe verschiedener Methoden – das ist ein Prinzip, das die Marxisten-Leninisten streng einhalten müssen.

Da die Widersprüche zwischen uns und dem Feind sowie die Widersprüche im Volk ihrem Wesen nach verschieden sind, müssen sie auch mit verschiedenen Methoden gelöst werden. Kurz gesagt, bei ersteren kommt es darauf an, einen klaren Trennungsstrich zwischen uns und dem Feind zu ziehen, während es bei Letzteren darum geht, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Gewiss, auch die Frage der Beziehungen zwischen uns und dem Feind ist eine Frage der Unterscheidung zwischen richtig und falsch. Zum Beispiel ist die Frage, wer Recht hat, wir oder die in- und ausländischen Reaktionäre, das heisst die Imperialisten, die Feudalherren und die bürokratischen Kapitalisten, schliesslich auch eine Frage der Unterscheidung zwischen richtig und falsch, aber sie unterscheidet sich ihrem Wesen nach von der Frage, was innerhalb des Volkes richtig oder falsch ist.

Probleme ideologischen Charakters oder Streitfragen, die im Volke entstehen, können nur mit der Methode der Demokratie, mit der Methode der Diskussion, Kritik, Überzeugung und Erziehung, nicht aber durch Zwangs- und Unterdrückungsmassnahmen gelöst werden.

Um erfolgreich produzieren, studieren und in geordneten Verhältnissen leben zu können, fordert das Volk von seiner Regierung, von den Leitern der Produktion und der Kultur- und Bildungsinstitutionen, dass sie geeignete administrative Anordnungen obligatorischen Charakters erlassen. Ohne derartige administrative Anordnungen ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung unmöglich, was auch für den gesunden Menschenverstand begreiflich ist. Die administrativen Anordnungen und die Methode der Überzeugung und Erziehung sind zwei Seiten, die einander bei der Lösung von Widersprüchen im Volke ergänzen. Administrative Weisungen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung erlassen werden, müssen von Überzeugungs- und Erziehungsarbeit begleitet sein; denn in vielen Fällen kann man mit administrativen Anordnungen allein nicht vorwärtskommen.

Die Ideologie der Bourgeoisie und des Kleinbürgertums wird bestimmt zum Ausdruck kommen. Sie wird sich in politischen und ideologischen Fragen mit allen Mitteln hartnäckig kundtun. Es ist unmöglich zu verhindern, dass sie an die Oberfläche kommt, sich äussert. Wir sollen keine Druckmittel anwenden, damit sie nicht zum Vorschein komme, sondern sie ans Tageslicht treten lassen; bei ihrem Auftreten müssen wir uns zugleich mit ihr auseinandersetzen und sie entsprechend kritisieren. Es kann nicht den geringsten Zweifel geben, dass wir falsche Ideen aller Art kritisieren müssen. Es geht natürlich nicht, sich der Kritik zu enthalten, untätig zuzuschauen, wie überall falsche Ansichten um sich greifen, und zu gestatten, dass sie das Feld beherrschen. Fehler müssen kritisiert und Giftpflanzen bekämpft werden, wo immer sie auftauchen. Aber eine solche Kritik soll nicht dogmatisch sein. Man darf sich dabei nicht einer metaphysischen Methode bedienen, sondern muss sich bemühen, die dialektische Methode anzuwenden. Was wir brauchen, ist eine wissenschaftliche Analyse, sind restlos überzeugende Argumente.

Es ist notwendig, die Mängel im Volk zu kritisieren, … aber dabei müssen wir wirklich auf dem Standpunkt des Volkes stehen, und unsere Worte müssen von dem heissen Bestreben durchdrungen sein, das Volk zu schützen und zu erziehen. Die eigenen Genossen wie Feinde behandeln heisst den Standpunkt des Feindes beziehen.

Die Widersprüche und der Kampf sind allgemein, absolut, doch die Methoden zur Lösung der Widersprüche, das heisst die Formen des Kampfes, sind je nach dem Charakter der Widersprüche verschieden. Manche Widersprüche weisen einen offen antagonistischen Charakter auf, andere nicht. Je nach der konkreten Entwicklung der Dinge werden manche ursprünglich nicht antagonistische Widersprüche zu antagonistischen, dagegen andere, ursprünglich antagonistische, zu nichtantagonistischen Widersprüchen.

Unter gewöhnlichen Umständen sind Widersprüche im Volk nicht antagonistisch. Aber wenn man sie nicht richtig behandelt oder wenn man die Wachsamkeit verliert, sorglos und nachlässig wird, kann ein Antagonismus entstehen. In einem sozialistischen Land ist eine solche Entwicklung gewöhnlich nur lokaler und zeitweiliger Natur, und zwar weil dort das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft worden ist und die Interessen des Volkes im Grunde einheitlich sind.

In unserem Land gehört der Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der nationalen Bourgeoisie zu den Widersprüchen im Volk. Der Klassenkampf zwischen der Arbeiterklasse und der nationalen Bourgeoisie gehört im Allgemeinen zum Klassenkampf innerhalb des Volkes, da der Charakter der nationalen Bourgeoisie in unserem Land zwiespältig ist. In der Periode der bürgerlich-demokratischen Revolution war die nationale Bourgeoisie einerseits revolutionär und andererseits zu Kompromissen geneigt. In der Periode der sozialistischen Revolution beutet sie einerseits die Arbeiterklasse des Profits wegen aus, aber gleichzeitig unterstützt sie die Verfassung und ist bereit, die sozialistische Umgestaltung zu akzeptieren. Die nationale Bourgeoisie unterscheidet sich von den Imperialisten, der Grundherrenklasse und dem bürokratischen Kapital. Der Widerspruch zwischen der nationalen Bourgeoisie und der Arbeiterklasse, ein Widerspruch zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, ist an und für sich antagonistisch. Aber unter den konkreten Bedingungen unseres Landes kann dieser antagonistische Klassenwiderspruch, wenn er richtig behandelt wird, in einen nichtantagonistischen umgewandelt und auf friedlichem Wege gelöst werden. Wenn wir ihn jedoch nicht richtig. behandeln und uns gegenüber der nationalen Bourgeoisie nicht der Politik des Zusammenschlusses, der Kritik und der Erziehung bedienen, oder wenn die nationale Bourgeoisie diese Politik nicht akzeptiert, kann sich der Widerspruch zwischen der Arbeiterklasse und der nationalen Bourgeoisie in einen Widerspruch zwischen uns und dem Feind verwandeln.

Die Reaktionäre in einem sozialistischen Lande nutzen im Bunde mit den Imperialisten die Widersprüche im Volke aus, um Zwietracht zu sähen, Verwirrung zu stiften und ihre tückischen Pläne zu verwirklichen. Diese Lehre aus den ungarischen Ereignissen verdient allgemeine Beachtung.

V. KRIEG UND FRIEDEN

Kriege, die es seit dem Entstehen des Privateigentums und der Klassen gibt, sind die höchste Kampfform, die bei der Lösung der Widersprüche zwischen einzelnen Klassen, Nationen, Staaten und politischen Gruppen angewendet wird, sobald diese Widersprüche eine bestimmte Entwicklungsstufe erreicht haben.

Mit dem Satz „Der Krieg ist eine Fortsetzung der Politik“ wird gesagt, dass der Krieg Politik ist, dass der Krieg selbst eine Aktion von politischem Charakter darstellt; seit alters gab es nie einen Krieg, der nicht politischen Charakter getragen hätte … Doch der Krieg hat seine Besonderheiten, und das will sagen, dass er nicht mit der Politik schlechthin gleichgesetzt werden kann. „Der Krieg ist eine blosse Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ Wenn sich die Politik bis zu einer bestimmten Stufe entwickelt hat, wo sie nicht mehr auf die alte Weise fortgeführt werden kann, dann bricht der Krieg aus, mit dessen Hilfe die der Politik im Wege liegenden Hindernisse hinweggefegt werden … Sobald die Hindernisse aus dem Weg geschafft sind und die Politik ihr Ziel erreicht hat, ging der Krieg zu Ende. Sind aber die Hindernisse nicht gänzlich beiseite geräumt, dann muss der Krieg fortgesetzt werden, bis das Ziel völlig erreicht ist … Man kann deshalb sagen: Die Politik ist Krieg ohne Blutvergiessen, der Krieg ist Politik mit Blutvergiessen.

Die im Laufe der Geschichte geführten Kriege teilen sich in zwei Arten: in gerechte und ungerechte Kriege. Alle Kriege, die dem Fortschritt dienen, sind gerecht, und alle Kriege, die den Fortschritt behindern, sind ungerecht. Wir Kommunisten sind gegen alle den Fortschritt behindernden, ungerechten Kriege, jedoch nicht gegen fortschrittliche, gerechte Kriege. Was letztere betrifft, sind wir Kommunisten nicht nur nicht gegen sie, sondern nehmen auch aktiv an ihnen teil. Ein ungerechter Krieg war zum Beispiel der erste Weltkrieg. Er wurde von beiden Seiten für imperialistische Interessen geführt und deshalb von den Kommunisten der ganzen Welt entschlossen bekämpft. Man bekämpft einen solchen Krieg in der Weise, dass man, ehe er noch ausgebrochen ist, alles tut, um seinen Ausbruch zu verhindern; ist er aber bereits ausgebrochen, dann bekämpft man, wo immer dies nur möglich ist, den Krieg mit dem Krieg, setzt dem ungerechten Krieg einen gerechten entgegen.

In der Klassengesellschaft sind Revolutionen und revolutionäre Kriege unvermeidlich; es ist sonst unmöglich, in der Entwicklung der Gesellschaft einen Sprung zu vollziehen und die reaktionären herrschenden Klassen zu stürzen, damit das Volk die Macht ergreifen kann.

Ein revolutionärer Krieg ist ein Gegengift, das nicht nur das Gift des Feindes vernichtet, sondern auch unseren eigenen Schmutz hinwegsäubert. Jeder gerechte revolutionäre Krieg besitzt eine gewaltige Macht und kann viele Dinge umgestalten oder den Weg für ihre Umgestaltung bahnen. Der Chinesisch-Japanische Krieg wird beide Länder, China wie Japan, umgestalten; vorausgesetzt, dass China im Widerstandskrieg ausharrt und an der Einheitsfront festhält, wird gewiss das alte Japan in ein neues Japan, das alte China in ein neues China verwandelt werden, und die Menschen und Dinge in beiden Ländern werden im Verlaufe des Krieges und nach Kriegsende eine Umgestaltung erfahren.

Die zentrale Aufgabe und die höchste Form der Revolution ist die bewaffnete Machtergreifung, ist die Lösung des Problems durch den Krieg. Dieses revolutionäre Prinzip des Marxismus-Leninismus hat allgemeine Gültigkeit, es gilt überall, in China wie im Ausland.

In China könnte ohne bewaffneten Kampf weder das Proletariat noch das Volk, noch die Kommunistische Partei irgendeine Position innehaben, und die Revolution würde nicht siegen. Achtzehn Jahre lang vollzog sich die Entwicklung unserer Partei, ihre Festigung und Bolschewisierung inmitten des revolutionären Krieges; ohne bewaffneten Kampf würde es die Kommunistische Partei, wie sie heute ist, nicht geben. Kein Genosse in unserer Partei darf diese mit Blut erkaufte Erfahrung vergessen.

Vom Standpunkt der marxistischen Lehre vom Staat ist die Armee die Hauptkomponente der Staatsmacht. Wer die Staatsmacht ergreifen und behalten will, der muss eine starke Armee haben. Manche Leute bezeichnen uns höhnisch als Anhänger der „Theorie von der Allmacht des Krieges“; jawohl, wir sind Anhänger der Theorie von der Allmacht des revolutionären Krieges, und das ist nicht schlecht, sondern gut, das ist marxistisch. Die Gewehre der Kommunistischen Partei Russlands haben den Sozialismus geschaffen. Wir wollen eine demokratische Republik schaffen. Die Erfahrungen des Klassenkampfes im Zeitalter des Imperialismus lehren uns: Die Arbeiterklasse und die übrigen werktätigen Massen können nur mit der Macht der Gewehre die bewaffneten Bourgeois und Grundherren besiegen; in diesem Sinne können wir sagen, dass die ganze Welt nur mit Hilfe der Gewehre umgestaltet werden kann.

Wir treten dafür ein, dass der Krieg abgeschafft wird, wir wollen keinen Krieg; man kann aber den Krieg nur durch Krieg abschaffen, und wenn man will, dass es keine Gewehre mehr geben soll, muss man das Gewehr in die Hand nehmen.

Dieser Krieg, dieser Moloch, der die Menschen sich gegenseitig abschlachten lässt, wird mit der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft letzten Endes aus der Welt geschafft werden, und zwar in nicht allzu ferner Zukunft. Es gibt aber nur ein Mittel zur Abschaffung der Kriege: Man muss den Krieg mit dem Krieg bekämpfen, dem konterrevolutionären Krieg den revolutionären Krieg, dem nationalen konterrevolutionären Krieg den nationalen revolutionären Krieg, dem konterrevolutionären Klassenkrieg den revolutionären Klassenkrieg entgegensetzen … Von dem Zeitpunkt an, da die menschliche Gesellschaft in ihrer fortschreitenden Entwicklung zur Aufhebung der Klassen und des Staates gelangt, wird es auch keinerlei Kriege mehr geben, weder konterrevolutionäre noch revolutionäre, weder ungerechte noch gerechte, und für die Menschheit wird dann das Zeitalter des ewigen Friedens beginnen. Wenn wir die Gesetze des revolutionären Krieges studieren, so gehen wir von dem Bestreben aus, alle Kriege abzuschaffen, und das ist die Trennungslinie, die uns Humanisten von allen Ausbeuterklassen scheidet.

Unser Land und alle anderen sozialistischen Länder brauchen Frieden, alle Völker der Welt brauchen Frieden. Diejenigen, die nach einem Krieg dürsten und den Frieden nicht wollen, sind nur gewisse monopolkapitalistische Gruppen in einigen wenigen imperialistischen Ländern, welche darauf angewiesen sind, sich durch Aggressionen zu bereichern.

Um einen dauerhaften Weltfrieden zu erkämpfen, müssen wir die Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit mit allen Bruderländern im sozialistischen Lager weiter entwickeln und die Solidarität mit allen friedliebenden Ländern verstärken. Wir müssen danach streben, mit allen Ländern, die bereit sind, mit uns friedlich zusammenzuleben, auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung der territorialen Integrität und Souveränität, der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens normale diplomatische Beziehungen herzustellen. Die Befreiungsbewegung für die nationale Unabhängigkeit in den Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas sowie die Friedensbewegung und den gerechten Kampf aller Länder der Welt müssen wir aktiv unterstützen.

Was die imperialistischen Länder betrifft, so müssen wir uns auch mit ihren Völkern zusammenschliessen, müssen danach streben, mit diesen Staaten in friedlicher Koexistenz zu leben, Handel zu treiben; wir müssen einen Krieg, der ausbrechen könnte, verhindern, dürfen uns aber unter keinen Umständen von diesen Staaten irgendwelche unrealistischen Vorstellungen machen.

Wir wünschen den Frieden. Wenn aber die Imperialisten darauf bestehen, Krieg zu führen, dann bleibt uns keine andere Wahl, als fest entschlossen den Krieg auszufechten, um dann mit dem Aufbau fortzufahren. Wenn man sich tagaus, tagein vor dem Krieg fürchtet, was tut man dann, wenn der Krieg dennoch hereinbricht? Ich sagte zuerst, dass der Ostwind den Westwind übertrifft, dass der Krieg nicht ausbrechen wird, und jetzt füge ich für den Fall, dass ein Krieg entstehen sollte, diese Ergänzungen hinzu; so sind beide Möglichkeiten in Betracht gezogen.

In der ganzen Welt wird jetzt darüber diskutiert, ob ein dritter Weltkrieg ausbrechen wird oder nicht. Auf diese Möglichkeit müssen wir innerlich vorbereitet sein und die Dinge analysieren. Wir setzen uns entschieden für den Frieden und gegen den Krieg ein. Aber wenn die Imperialisten unbedingt einen Krieg entfesseln wollen, brauchen wir ihn auch nicht zu fürchten. Unsere Haltung in dieser Frage ist die gleiche wie zu allen Unruhen: erstens, wir sind dagegen; und zweitens, wir fürchten uns nicht. Auf den ersten Weltkrieg folgte die Entstehung der Sowjetunion mit einer Bevölkerung von 200 Millionen. Der zweite Weltkrieg brachte die Entstehung des sozialistischen Lagers mit einer Gesamtbevölkerung von 900 Millionen. Man kann mit Bestimmtheit voraussagen: Sollten die Imperialisten dennoch einen dritten Weltkrieg entfesseln, werden im Ergebnis des Krieges unausbleiblich weitere Hunderte Millionen Menschen auf die Seite des Sozialismus treten, und dem Imperialismus wird nicht viel Raum mehr bleiben; es kann auch dazu kommen, dass das gesamte imperialistische System völlig zusammenbricht.

Unruhe stiften, scheitern, abermals Unruhe stiften, wieder scheitern und so weiter bis zu ihrem Untergang – das ist die Logik der Imperialisten und aller Reaktionäre in der Welt dem Anliegen des Volkes gegenüber, und sie werden niemals gegen diese Logik verstossen. Das ist ein Gesetz des Marxismus. Wenn wir sagen: „Der Imperialismus ist bestialisch“, so meinen wir, dass sich sein Wesen nicht ändern kann, dass die Imperialisten bis zu ihrem Untergang ihr Schlachtmesser nie aus der Hand geben werden, sich nie in Buddhas verwandeln können. Kämpfen, unterliegen, nochmals kämpfen, wieder unterliegen, erneut kämpfen und so weiter bis zum Sieg – das ist die Logik des Volkes, und auch das Volk wird niemals gegen diese Logik verstossen. Das ist ein , anderes Gesetz des Marxismus. Die Revolution des russischen Volkes verlief nach diesem Gesetz, und so entwickelt sich auch die Revolution des chinesischen Volkes.

Wir dürfen keineswegs, nur weil wir gesiegt haben, in der Wachsamkeit gegenüber den wütenden revanchistischen Machenschaften der Imperialisten und ihrer Lakaien nachlassen. Wer in dieser Wachsamkeit nachlässt, der wird sich politisch entwaffnen und in eine passive Position geraten.

Die Imperialisten und ihre Lakaien, die chinesischen Reaktionäre, werden sich mit der Niederlage, die sie auf chinesischem Boden erlitten haben, nicht abfinden. Sie werden sich weiter miteinander verschwören und mit allen möglichen Mitteln das chinesische Volk bekämpfen. Sie werden beispielsweise ihre Agenten nach China hineinschmuggeln, damit sie hier eine Zersetzungstätigkeit ausüben und Unruhe stiften. Das ist unausbleiblich, nie werden sie eine solche Tätigkeit unterlassen. Oder sie werden zum Beispiel die chinesischen Reaktionäre anstiften, Chinas Seehäfen zu blockieren, und dazu auch noch ihre eigenen Kräfte einsetzen. Solange sie die Möglichkeit haben, werden sie so verfahren. Ferner werden sie, sofern sie noch auf Abenteuer aus sind, Truppen zum Überfall auf Chinas Grenzgebiete und zu Störaktionen entsenden; auch das ist nicht unmöglich. All das müssen wir in vollem Umfang einkalkulieren.

Die Welt schreitet vorwärts, die Zukunft ist glänzend, und niemand kann diese allgemeine Tendenz der Geschichte ändern. Wir müssen die Fortschritte in der Welt und die lichten Zukunftsperspektiven ständig unter dem Volk propagieren, damit es Siegeszuversicht gewinnt.

Die Kommandeure und Kämpfer der Volksbefreiungsarmee dürfen unter keinen Umständen auch nur im Geringsten in ihrem Kampfwillen nachlassen; jeder Gedanke, der ein Nachlassen des Kampfwillens verursacht oder eine Geringschätzung des Feindes bedeutet, ist falsch.

VI. DER IMPERIALISMUS UND ALLE REAKTIONÄRE SIND PAPIERTIGER

Alle Reaktionäre sind Papiertiger. Dem Aussehen nach sind sie furchterregend, aber in Wirklichkeit sind sie nicht gar so mächtig. Auf lange Sicht haben nicht die Reaktionäre, sondern hat das Volk eine wirklich grosse Macht.

Ebenso wie es nichts auf der Welt gibt, das nicht eine Doppelnatur hätte (das ist eben das Gesetz der Einheit der Gegensätze), so haben auch der Imperialismus und alle Reaktionäre eine Doppelnatur: sie sind wirkliche Tiger und zugleich Papiertiger. Im Laufe der Geschichte waren die Sklavenhalterklasse, die Klasse der Feudalherren und die Bourgeoisie vor ihrem Machtantritt und eine Zeitlang nachher voller Lebenskraft, revolutionär und fortschrittlich; sie waren echte Tiger. In der Folgezeit kam es jedoch, da ihr jeweiliger Widerpart die Klasse der Sklaven, die Bauernschaft und das Proletariat – allmählich erstarkte und gegen sie einen immer heftigeren Kampf führte, nach und nach zu einem Umschlag ins Gegenteil: sie verwandelten sich in Reaktionäre, in Rückständige, in Papiertiger und wurden beziehungsweise werden letzten Endes vom Volk gestürzt. Die reaktionären, rückständigen, verfaulenden Klassen behalten aber auch dann, wenn ihnen das Volk die Entscheidungsschlacht auf Leben und Tod liefert, ihre Doppelnatur bei. Einerseits sind sie echte Tiger, die Menschen fressen, Millionen und aber Millionen Menschenleben vernichten. Der Kampf des Volkes ist eine Zeit hindurch voller Schwierigkeiten und Härten, sein Weg voller Windungen und Wendungen. Das chinesische Volk brauchte, um die Herrschaft des Imperialismus, des Feudalismus und des bürokratischen Kapitalismus in China zu liquidieren, mehr als hundert Jahre, und Dutzende Millionen Menschen mussten ihr Leben lassen, ehe im Jahre 1949 der Sieg errungen war. Sehen Sie, waren das nicht lebendige Tiger, eisenharte Tiger, echte Tiger? Letzten Endes aber haben sie sich in Papiertiger, in tote Tiger, in butterweiche Tiger verwandelt. Das sind historische Tatsachen. Hat man denn das alles nicht gesehen und gehört? Wahrlich tausendmal und aber Tausende Male! In Tausenden und Zehntausenden von Fällen! Somit muss man von ihrem Wesen her, aus einer langen Perspektive, in strategischer Hinsicht den Imperialismus und alle Reaktionäre als das betrachten, was sie in Wirklichkeit sind als Papiertiger. Darauf müssen wir unser strategisches Denken gründen. Anderseits sind sie aber wiederum lebendige, eisenharte, wirkliche Tiger, die Menschen fressen können. Darauf müssen wir unser taktisches Denken gründen.

Ich sagte, dass alle angeblich mächtigen Reaktionäre nur Papiertiger sind. Der Grund dafür liegt in ihrer Loslösung vom Volk. Sehen Sie, war Hitler nicht ein Papiertiger? Wurde Hitler nicht geschlagen? Ich sagte auch, dass der Zar, der chinesische Kaiser und der japanische Imperialismus Papiertiger gewesen sind. Wie Sie wissen, wurden sie alle gestürzt. Der USA-Imperialismus ist noch nicht niedergeschlagen. Er hat noch Atombomben. Ich denke, auch er wird niedergeschlagen werden. Er ist auch ein Papiertiger.

„Der Stein, den sie erhoben haben, fällt auf ihre eigenen Füsse.“ So kennzeichnet ein chinesisches Sprichwort das Verhalten gewisser Toren. Die Reaktionäre aller Länder sind solche Toren. Wie sehr sie auch die revolutionären Volksmassen verfolgen, so fördern sie letzten Endes damit nur die Revolution des Volkes, die dann noch umfassender und noch erbitterter wird. Hatten denn nicht die mannigfaltigen Verfolgungen der revolutionären Volksmassen durch den Zaren und durch Tschiang Kai-schek eine solche fördernde Wirkung auf die grosse russische Revolution bzw. die grosse chinesische Revolution?

Seit neun Jahren halten die USA-Imperialisten unser Territorium Taiwan besetzt. Vor kurzem haben sie ihre Streitkräfte zur Besetzung Libanons entsandt. Die USA haben in der ganzen Welt in vielen Ländern Hunderte von Militärstützpunkten errichtet. Das chinesische Territorium Taiwan sowie Libanon und alle amerikanischen Stützpunkte auf fremdem Hoheitsgebiet sind Schlingen um den Hals des amerikanischen Imperialismus. Niemand anderer als die Amerikaner selbst haben diese Schlingen fabriziert und sie sich um den Hals gelegt. die Enden der Stricke aber dem chinesischen Volk, den Völkern der arabischen Länder und allen friedliebenden, gegen die Aggression kämpfenden Völkern der Welt in die Hand gegeben. Je länger die amerikanischen Aggressoren in diesen Gebieten verweilen, desto straffer ziehen sich die Schlingen um ihren Hals zusammen.

Das Leben des Imperialismus wird nicht von langer Dauer sein; denn er begeht alle nur möglichen Übeltaten. Er ist besonders darauf aus, die volksfeindlichen Reaktionäre in den verschiedenen Ländern hochzupäppeln, hält gewaltsam eine grosse Zahl von Kolonien, Halbkolonien und Militärstützpunkten besetzt, bedroht den Frieden mit einem Atomkrieg. Eben dadurch zwingt er mehr als neunzig Prozent der Weltbevölkerung, sich jetzt schon oder in Zukunft gemeinsam zum Kampf gegen ihn zu erheben. Doch sind die Imperialisten derzeit noch am Leben und verüben immer noch ihre Willkür- und Gewalttaten gegen Asien, Afrika und Lateinamerika. Auch in der westlichen Welt unterdrücken sie nach wie vor die Volksmassen ihrer eigenen Länder. Diese Situation muss geändert werden. Der Aggression und Unterdrückung seitens des Imperialismus, hauptsächlich des amerikanischen, ein Ende zu setzen, ist die Aufgabe aller Völker der Welt.

Dadurch, dass der USA-Imperialismus überall Willkür- und Gewalttaten begeht, macht er sich selbst zum Feind der Völker der Welt, bringt er sich selbst in immer grössere Isolierung. Die Atom- und Wasserstoffbomben in den Händen der amerikanischen Imperialisten können niemand einschüchtern, der nicht zum Sklaven werden will. Die Sturmflut der Völker der ganzen Welt gegen die amerikanischen Aggressoren lässt sich nicht eindämmen. Die Völker der ganzen Welt werden in ihrem Kampf gegen den USA- Imperialismus und seine Lakaien sicherlich noch grössere Siege erringen.

Wenn die monopolkapitalistischen Gruppen der USA darauf beharren, ihre Aggressions- und Kriegspolitik zu betreiben, werden sie zwangsläufig eines Tages von den Völkern der Welt an den Galgen gebracht werden. Dasselbe Schicksal erwartet die Komplicen der USA.

Für den Kampf gegen die Feinde haben wir uns im Verlauf einer langen Zeit folgende Auffassung erarbeitet: Strategisch müssen wir alle Feinde geringschätzen, taktisch aber müssen wir sie ernstnehmen. Das heisst, im Ganzen genommen müssen wir sie geringschätzen, in jeder konkreten Frage aber müssen wir sie ernstnehmen. Wenn wir die Feinde nicht im Ganzen genommen geringschätzen, so werden wir in opportunistische Fehler verfallen. Marx und Engels waren nur zwei Einzelmenschen, aber sie sagten schon zu ihrer Zeit, dass der Kapitalismus in der ganzen Welt gestürzt werden wird. Wenn wir aber die Feinde in konkreten Fragen, in jeden einzelnen Gegner bei, treffenden Fragen nicht ernstnehmen, verfallen wir in die Fehler des Abenteuertums. Im Krieg kann nur eine Schlacht nach der andern ausgefochten und die Feinde können nur einer nach dem andern vernichtet werden. Fabriken können nur eine nach der andern errichtet werden, und der Bauer kann sein Feld nur Furche für Furche umpflügen. Mit dem Essen verhält es sich ebenso. Strategisch gesehen, ist die Einnahme einer Mahlzeit kein Problem: Wir können sie ohne weiteres bewältigen. Aber konkret gesehen, schlucken wir einen Happen nach dem andern. Man kann nicht ein ganzes Festessen auf einmal verschlingen. Das heisst eben: , eins nach dem anderen erledigen. In der militärwissenschaftlichen Literatur nennt man das: den Feind einzeln schlagen.

Meiner Ansicht nach ist gegenwärtig in der internationalen Lage ein neuer Wendepunkt eingetreten. Es gibt jetzt zwei Luftströmungen in der Welt: den Ostwind und den Westwind. Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Entweder der Ostwind übertrifft den Westwind, oder der Westwind übertrifft den Ostwind.“ Ich glaube, die Besonderheit der gegenwärtigen Lage besteht darin, dass der Ostwind über den Westwind die Oberhand gewonnen hat, das heisst, dass die sozialistischen Kräfte den imperialistischen Kräften absolut überlegen sind.

VII. HAB MUT ZU KÄMPFEN, HAB MUT ZU SIEGEN!

Völker der ganzen Welt, vereinigt euch, besiegt die USA-Aggressoren und alle ihre Lakaien! Völker der ganzen Welt, seid mutig, habt Mut zu kämpfen, fürchtet keine Schwierigkeiten, stürmt Welle auf Welle vorwärts und die ganze Welt wird den Völkern gehören. Alle finsteren Mächte werden restlos vernichtet werden.

Die Kommunistische Partei Chinas gab, gestützt auf die marxistisch-leninistische Wissenschaft, eine nüchterne Einschätzung der internationalen und inneren Lage; sie wusste, dass alle Angriffe der in- und ausländischen Reaktionäre nicht nur zurückgeschlagen werden mussten, sondern auch zum Scheitern gebracht werden konnten. Als sich am Himmel finstere Wolken zeigten, stellten wir fest: Das ist nur eine vorübergehende Erscheinung, die Finsternis wird bald weichen, der Morgen naht.

Wie die Geschichte der Menschheit zeigt, führten stets die hart vor ihrem Untergang stehenden reaktionären Kräfte einen letzten Verzweiflungskampf gegen die revolutionären Kräfte, und es liessen sich wiederholt manche Revolutionäre eine Zeitlang dadurch irreführen, dass der innerlich Schwache äusserlich stark erscheint, und sie erkannten nicht das Wesen der Sache, dass nämlich der Feind seiner Vernichtung, sie selbst aber ihrem Triumph entgegengingen.

Wenn sie [die Kuomintang-Leute] losschlagen, werden wir sie restlos vernichten. Die Sache ist so: Greifen sie an, werden wir sie vernichten, und sie haben dann ihren Willen. Vernichten wir einen Teil von ihnen, werden sie sich teilweise wohl fühlen; vernichten wir noch mehr, wird ihr Wohlbefinden noch grösser sein; vernichten wir sie vollständig, wird ihnen vollauf wohl zumute sein. Die Probleme Chinas sind kompliziert, und unser Gehirn muss auch ein wenig kompliziert arbeiten. Greift uns jemand an, schlagen wir zurück, aber wir schlagen ihn, um den Frieden zu erringen.

Wenn jemand über uns herfällt und die Umstände für einen Kampf günstig sind, wird unsere Partei unbedingt zur Selbstverteidigung schreiten und den Angreifer entschlossen, gründlich, restlos und vollständig vernichten (man darf sich nicht leichtfertig auf einen Kampf einlassen; wenn man den Kampf aufnimmt, dann muss er zum Sieg führen). Wir dürfen uns von dem Getöse, das die Reaktionäre machen, absolut nicht einschüchtern lassen.

Wenn es nach unserem Wunsch ginge, würden wir keinen einzigen Tag Krieg führen. Aber wenn uns die Umstände dazu zwingen, können wir bis zum Ende kämpfen.

Wir wollen den Frieden. Solange aber der USA-Imperialismus seine anmassenden und unberechtigten Forderungen und seine Machenschaften zur Ausweitung der Aggression nicht aufgibt, kann der Entschluss des chinesischen Volkes nicht anders sein, als Seite an Seite mit dem koreanischen Volk den Kampf fortzusetzen. Das heisst nicht, dass wir kriegslüstern wären. Wir sind bereit, sofort die Kriegshandlungen einzustellen und die verbliebenen Fragen einer künftigen Regelung zu überlassen. Der USA-Imperialismus ist aber nicht bereit, das gleiche zu tun. Nun recht so, mag dann der Krieg weitergehen. Wir sind darauf vorbereitet, soviel Jahre den Kampf mit dem amerikanischen Imperialismus zu führen, wieviel er wünscht, bis zu dem Moment, da er bereit ist aufzuhören, bis zu dem Moment, da die Völker Chinas und Koreas den vollen Sieg errungen haben.

Wir müssen unsere Reihen von jeglichen Schwäche- und Ohnmachtgedanken säubern. Alle Ansichten, in denen eine Überschätzung der Kräfte des Feindes und eine Unterschätzung der Kräfte des Volkes zum Ausdruck kommen, sind falsch.

Die unterdrückten Völker und Nationen dürfen keineswegs ihre Hoffnung auf Befreiung an die „Vernunft“ der Imperialisten und deren Lakaien knüpfen; sie können nur dann den Sieg erringen, wenn sie ihre Einheit stärken und im Kampf ausharren.

Wann immer auch ein Bürgerkrieg von gesamtstaatlichem Charakter ausbricht, müssen wir darauf vorbereitet sein. Wenn er bald, selbst morgen früh schon ausbrechen sollte, sind wir auch darauf gefasst. Das ist der erste Punkt. Bei der gegenwärtigen internationalen und inneren Lage ist es möglich, dass der Bürgerkrieg zeitweilig dem Ausmass nach beschränkt und lokalisiert bleibt. Das ist der zweite Punkt. Auf Punkt eins bereiten wir uns vor, Punkt zwei besteht schon seit langem. Kurz gesagt, wir müssen unsere Vorbereitungen treffen. Sind wir vorbereitet, können wir den verschiedenen komplizierten Situationen auf entsprechende Weise begegnen.

VIII. DER VOLKSKRIEG

Der revolutionäre Krieg ist ein Krieg der Volksmassen; man kann ihn nur führen, indem man die Volksmassen mobilisiert, indem man sich auf die Volksmassen stützt.

Was ist denn eine wahrhaft eherne Festung? Die Volksmassen, die Millionenmassen, die ehrlich und aufrichtig die Revolution unterstützen. Das ist eine wirklich eherne Festung, die keine Kraft zerstören kann, die absolut nicht zu zerstören ist. Die Konterrevolution kann uns nicht zerbrechen, sondern wir werden sie zerbrechen.

Die stärkste Kraftquelle für die Kriegführung liegt in den Volksmassen. Japan wagt es hauptsächlich deshalb, uns zu terrorisieren, weil die Volksmassen Chinas unorganisiert sind. Wenn dieser Mangel behoben ist, dann wird der japanische Aggressor von unserem Hunderte Millionen zählenden Volk, das sich erhoben hat, eingekreist sein – wie ein tollwütiger Stier, der in einen Feuerring geraten ist; wir brauchen ihn nur anzuschreien, und das wird ihm bereits Furcht und Schrecken einjagen; dieser Stier wird unentrinnbar in den Flammen umkommen.

Die Imperialisten terrorisieren uns dermassen, dass wir dem ernsthaft begegnen müssen. Wir brauchen nicht nur eine starke reguläre Armee, sondern müssen auch überall Einheiten der Volksmiliz aufstellen. Das wird es den Imperialisten, wenn sie uns überfallen sollten, schwer machen, sich in unserem Land auch nur einen Zoll weit von der Stelle zu bewegen.

Vom Standpunkt des revolutionären Krieges als Ganzes verhalten sich der Partisanenkrieg des Volkes und die Rote Armee als Hauptkraft zueinander wie die linke und die rechte Hand; nur die Hauptkraft, die Rote Armee, einsetzen, nicht aber auch den Partisanenkrieg des Volkes entfalten, hiesse mit einem Arm kämpfen. Wenn wir von der Bevölkerung der Stützpunktgebiete als einer der Voraussetzungen sprechen, dann meinen wir konkret – besonders wenn von militärischen Operationen die Rede ist – das bewaffnete Volk. Das ist auch der hauptsächliche Grund, warum der Feind Angst hat, in die Stützpunktgebiete einzudringen.

Es steht ausser Frage, dass Sieg oder Niederlage in einem Krieg in der Hauptsache durch die militärischen, politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen sowie die Naturbedingungen bestimmt wird, unter denen die beiden Seiten den Krieg führen. Doch damit nicht genug. Der Ausgang des Krieges wird auch durch die jeweilige subjektive Fähigkeit bestimmt, die Kriegshandlungen zu leiten. Ein Stratege kann nicht dadurch trachten, den Krieg zu gewinnen, dass er sich über die durch die materiellen Bedingungen gezogenen Grenzen hinwegsetzt; doch innerhalb dieser Grenzen kann und muss er den Sieg anstreben. Die Aktionsbühne eines Strategen ruht auf den Pfeilern der objektiven materiellen Bedingungen, doch auf diesen Brettern kann er eine Menge klangreicher und farbenprächtiger, kraftvoller und majestätischer Stücke inszenieren.

Das Ziel des Krieges besteht in nichts anderem als in der „Selbsterhaltung und Vernichtung des Feindes“ (den Feind vernichten heisst ihn entwaffnen oder ihn „seiner Widerstandskraft berauben“, nicht aber ihn bis auf den letzten Mann physisch vernichten). In alten Zeiten führte man Krieg mit Speer und Schild: Mit dem Speer griff man an, um den Gegner zu vernichten, mit dem Schild wehrte man ab, um sich selbst am Leben zu erhalten. Noch bis auf den heutigen Tag sind die Waffen eine Weiterführung von Speer und Schild. Bomber, Maschinengewehr, Ferngeschütz, Giftgas all das stellt eine Weiterentwicklung des Speeres dar; Luftschutzunterstand, Stahlhelm, Betonbefestigungsanlage, Gasmaske – das alles ist eine Weiterentwicklung des Schildes. Der Panzer ist eine neuartige Waffe, die beides, Speer und Schild, miteinander kombiniert. Der Angriff ist das Hauptmittel zur Vernichtung des Gegners, aber auch die Verteidigung ist unentbehrlich. Der Angriff zielt direkt auf die Vernichtung des Gegners ab, dient aber zugleich auch der Selbsterhaltung; denn wenn man den Feind nicht vernichtet, wird man selbst vernichtet. Die Verteidigung gilt unmittelbar der Selbsterhaltung, doch ist sie gleichzeitig ein Hilfsmittel des Angriffs oder ein Mittel, den Übergang zum Angriff vorzubereiten. Der Rückzug gehört zur Kategorie der Verteidigung, ist ihre Fortsetzung; die Verfolgung hingegen ist eine Fortsetzung des Angriffs. Man muss darauf hinweisen, dass unter den Kriegszielen die Vernichtung des Feindes die Hauptsache ist und die Selbsterhaltung an zweiter Stelle kommt; denn nur wenn man den Feind in grosser Zahl vernichtet hat, kann die Selbsterhaltung gewährleistet sein. Daher ist der Angriff als Hauptmittel zur Vernichtung des Gegners primär und die Verteidigung als Hilfsmittel für die Vernichtung des Feindes und als ein Mittel zur Selbsterhaltung sekundär. Bei der praktischen Kriegführung spielt zwar die meiste Zeit die Verteidigung und in der restlichen Zeit der Angriff die Hauptrolle; betrachtet man aber den Krieg als Ganzes, dann ist dennoch der Angriff das Primäre.

Alle leitenden Prinzipien der militärischen Operationen fussen auf einem Grundprinzip, nämlich: so weit als nur möglich die eigenen Kräfte bewahren und die feindlichen vernichten Wie lässt es sich dann erklären, dass wir im Krieg zu heroischen Opfern aufrufen? Jeder Krieg fordert seinen Preis, manchmal einen äusserst hohen. Steht das nicht im Widerspruch zur „Selbsterhaltung“? In Wirklichkeit gibt es hier gar keinen Widerspruch; genauer gesagt: Aufopferung und Selbsterhaltung sind Gegensätze, die einander bedingen. Denn solche Opfer sind nicht nur notwendig, um den Feind zu vernichten, sondern auch, um sich selbst am Leben zu erhalten – ein teilweises und zeitweiliges „Sich-nicht-Erhalten“ (die Aufopferung oder die Bezahlung des Preises) ist unerlässlich, wenn das Ganze für die Dauer erhalten werden soll. Von diesem Grundprinzip rührt eine Reihe von Prinzipien für die Leitung der militärischen Operationen her; sie alle sind von dem Geist dieses Grundprinzips durchdrungen – angefangen bei den Prinzipien der Feuerführung (dass man Deckung nehmen und das Feuer entfalten muss, das erste zur Erhaltung der eigenen Kräfte, das zweite zur Vernichtung der gegnerischen Kräfte) bis hin zu den Grundsätzen der Strategie. Alle technischen, taktischen, operativen und strategischen Prinzipien sind die Bedingungen für die Realisierung dieses Grundprinzips. Das Prinzip der Selbsterhaltung und der Vernichtung des Feindes ist die Basis aller militärischen Prinzipien.

Unsere militärischen Prinzipien sind:

  1. Erst den zersplitterten und isolierten Feind, dann den konzentrierten und starken Feind angreifen.
  2. Erst kleine Städte, mittelgrosse Städte und ausgedehnte ländliche Gebiete, dann die Grossstädte einnehmen.
  3. Das Hauptziel ist, die lebende Kraft des Feindes zu vernichten, nicht Städte und Gebiete zu halten oder einzunehmen. Die Behauptung oder Einnahme von Städten und Gebieten ist das Ergebnis der Vernichtung der lebenden Kraft des Feindes, und häufig kann eine Stadt oder ein Gebiet erst endgültig gehalten oder eingenommen werden, nachdem sie mehrere Male den Besitzer gewechselt hat.
  4. Für jede Kampfhandlung muss eine absolut überlegene Truppenstärke zusammengezogen werden (das Zwei-, Drei oder Vierfache, manchmal sogar das Fünf oder Sechsfache der feindlichen Stärke), die feindlichen Kräfte müssen lückenlos umzingelt werden, man muss sich bemühen, sie völlig zu vernichten und niemand aus dem Netz entschlüpfen zu lassen. Unter besonderen Umständen wird die Methode angewandt, den Feind vernichtend zu schlagen, das heisst, wir führen unter Konzentration aller unserer Kräfte einen Frontalangriff und gleichzeitig auch einen Angriff auf eine oder beide Flanken, mit dem Ziel, den einen Teil seiner Streitkräfte zu vernichten und den anderen in die Flucht zu schlagen, so dass unsere Armee ihre Verbände rasch zur Zerschlagung anderer gegnerischer Kräfte einsetzen kann. Wir müssen auf alle Fälle Ermattungsgefechte vermeiden, bei denen wir mehr verlieren als gewinnen oder sich Gewinn und Verlust gerade die Waage halten. Auf diese Weise sind wir wohl im Ganzen gesehen (zahlenmässig) unterlegen, aber bei jeder Teilaktion, in jeder konkreten Schlacht sind wir absolut überlegen, womit uns der Sieg in der Schlacht sicher ist. Mit der Zeit werden wir auch im Ganzen gesehen die Oberhand gewinnen und schliesslich den Feind gänzlich vernichten.
  5. Keine Schlacht darf ohne Vorbereitung geschlagen werden, und man darf sich auf keine Schlacht einlassen, ohne dass der Erfolg verbürgt ist; wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, Vorbereitungen für jede Schlacht zu treffen und uns den Sieg bei dem gegebenen Verhältnis zwischen unseren Bedingungen und denen des Feindes zu sichern.
  6. Wir müssen unseren Kampfstil voll entfalten, d.h. mutig kämpfen, keine Opfer scheuen, keine Erschöpfung fürchten und unablässig Kämpfe führen (in einem kurzen Zeitraum ohne Ruhepause ein Gefecht nach dem anderen austragen).
  7. Alle Anstrengungen sind zu unternehmen, um den Feind, während er sich noch auf dem Marsch befindet, zu vernichten. Zugleich muss auch der Taktik der Angriffe auf befestigte Stellungen Aufmerksamkeit gewidmet, müssen feindliche Stützpunkte und Städte erobert werden.
  8. Was die Angriffe auf Städte betrifft, sind alle nur schwach verteidigten Stützpunkte und Städte dem Feind entschlossen zu entreissen. Stützpunkte und Städte, die vom Feind nur mit Kräften mittlerer Stärke verteidigt werden und deren Einnahme die Bedingungen erlauben, sind im gegebenen Augenblick zu erobern. Bei allen vom Feind stark verteidigten Stützpunkten und Städten soll man warten, bis die Bedingungen herangereift sind, und sie dann erobern.
  9. Alle Waffen, die wir dem Feind entreissen, und ein Grossteil der Soldaten, die wir gefangen nehmen, dienen der Ergänzung unserer eigenen Bestände. Die wichtigste Quelle von Menschen und Kriegsmaterial für unsere Armee ist die Front.
  10. Die Zeitspanne zwischen zwei Schlachten muss gut genutzt werden, um die Truppen ausruhen zu lassen, sie auszubilden und zu konsolidieren. Die Zeit der Ruhe, der Ausbildung und Konsolidierung darf im Allgemeinen nicht zu lang bemessen sein, und dem Feind soll nach Möglichkeit keine Atempause gegeben werden.

Das sind die hauptsächlichen Methoden der Volksbefreiungsarmee zur Niederwerfung Tschiang Kai-scheks. Diese Methoden entstanden im Feuer der langjährigen Kämpfe der Volksbefreiungsarmee gegen die inneren und äusseren Feinde und entsprechen völlig unserer gegenwärtigen Situation. Unsere Strategie und Taktik baut sich auf dem Volkskrieg auf, und keine volksfeindliche Armee kann unsere Strategie und Taktik anwenden.

Eine Überlegenheit an Kräften ist keine echte Überlegenheit, wenn keine Vorbereitungen getroffen worden sind, und man hat dann auch keine Initiative. Wenn man das begriffen hat, kann oft eine unterlegene Streitmacht, die sich vorbereitet hat, durch einen Überraschungsangriff einen überlegenen Gegner besiegen.

IX. DIE ARMEE DES VOLKES

Gibt es keine Volksarmee, dann gibt es nichts für das Volk.

Diese Armee ist dadurch stark, dass alle, die ihr beigetreten sind, bewusst Disziplin halten; sie haben sich vereinigt und kämpfen nicht um der Privatinteressen einer Minderzahl oder einer kleinen Gruppe willen, sondern für die Interessen der breiten Volksmassen und für die Interessen der gesamten Nation. Fest an der Seite des chinesischen Volkes zu stehen und ihm mit ganzem Herzen zu dienen, ist das einzige Ziel dieser Armee.

Die chinesische Rote Armee ist eine bewaffnete Organisation, die politische Aufgaben der Revolution ausführt. Besonders jetzt darf sie sich keinesfalls auf die reine Kriegführung beschränken; neben den Kriegsoperationen zur Vernichtung der militärischen Kräfte des Feindes sind ihr auch andere wichtige Aufgaben übertragen, nämlich, unter den Massen Propaganda zu treiben, sie zu organisieren und zu bewaffnen, ihnen bei der Errichtung der revolutionären Macht zu helfen und Organisationen der Kommunistischen Partei zu gründen. Die Rote Armee führt nicht Krieg um des Krieges willen, sondern um unter den Massen eine Propaganda zu entfalten, sie zu organisieren und zu bewaffnen, ihnen bei der Errichtung der revolutionären Macht zu helfen; losgelöst von diesen Zielen, verliert der Krieg seinen Sinn und die Rote Armee ihre Existenzberechtigung.

Die Volksbefreiungsarmee wird immer eine Kampftruppe sein. Auch nach unserem Sieg in ganz China wird unsere Armee während der Geschichtsperiode, in der in unserem Land die Klassen noch nicht beseitigt sind und in der Welt noch das imperialistische System existiert, eine Kampftruppe bleiben. Hierüber darf es keinerlei Missdeutungen oder Schwankungen geben.

Wir haben Truppen für die Kriegführung und auch Truppen für die produktive Arbeit. Als kriegführende Truppen besitzen wir die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee; aber auch diese Armeen sollen für zweierlei Aufgaben eingesetzt werden: für die Kriegführung und für die Produktion. Da wir diese beiden Arten von Truppen besitzen, wobei die militärischen Truppen zu zweierlei Einsatz befähigt sind und überdies noch die Fähigkeit zur Arbeit unter den Massen haben, können wir unsere Schwierigkeiten überwinden und den japanischen Imperialismus zerschlagen.

Unsere Landesverteidigung wird gefestigt werden, und keinem Imperialisten wird es gestattet sein, nochmals in unser Land einzufallen. Die bewaffneten Kräfte unseres Volkes, mit der heldenhaften und gestählten Volksbefreiungsarmee als Fundament, müssen aufrechterhalten bleiben und sich weiterentwickeln. Wir werden nicht nur ein machtvolles Heer, sondern auch eine machtvolle Luftwaffe und eine machtvolle Kriegsmarine haben.

Unser Prinzip lautet: Die Partei kommandiert die Gewehre, und niemals darf zugelassen werden, dass die Gewehre die Partei kommandieren.

Alle unsere Kommandeure und Kämpfer müssen stets dessen eingedenk sein, dass wir die grosse Volksbefreiungsarmee sind, dass wir die von der grossen Kommunistischen Partei Chinas geführten Truppen sind. Wenn wir uns stets an die Weisungen der Partei halten, werden wir bestimmt siegen.

X. DIE FÜHRUNG DURCH DIE PARTEIKOMITEES

Das System des Parteikomitees ist eine wichtige Einrichtung in der Partei, die eine kollektive Leitung gewährleistet und verhindert, dass Einzelpersonen alle Leitungsfunktionen an sich reissen. Neulich wurde festgestellt, dass in einigen leitenden Organen (natürlich nicht in allen) die üble Gewohnheit, dass eine Einzelperson alle Leitungsfunktionen monopolisiert und wichtige Fragen allein entscheidet, stark verbreitet ist. Wichtige Fragen werden nicht in den Sitzungen des Parteikomitees entschieden, sondern von einem einzelnen, und die Mitglieder des Parteikomitees spielen nur noch die Rolle einer Staffage. Meinungsverschiedenheiten unter den Komiteemitgliedern können nicht ausgetragen werden, und man belässt sie lange Zeit ungelöst. So wird die Übereinstimmung der Mitglieder des Parteikomitees nur formal und nicht tatsächlich aufrechterhalten. Das muss sich ändern. Künftig muss überall ein solides, vollständiges System von Sitzungen des Parteikomitees eingerichtet werden – von den Regionalbüros des Zentralkomitees bis zu den Bezirksparteikomitees von den Frontparteikomitees bis zu den Parteikomitees der Brigaden und der Militärbezirke (Unterausschüssen der Revolutionären Militärkommission oder Leitungsgruppen), bei den Parteigruppen der führenden Funktionäre in den Regierungsinstitutionen, in den Massenorganisationen sowie in den Nachrichtenagenturen und Zeitungsverlagen. Alle wichtigen Fragen (natürlich nicht geringfügige Fragen oder solche, über die bereits in Sitzungen diskutiert wurde und Beschlüsse gefasst worden sind, welche nur noch ihrer Durchführung harren) müssen ausnahmslos dem Komitee zur Erörterung übergeben werden; die anwesenden Komiteemitglieder sollen rückhaltlos ihre Ansichten äussern und zu eindeutigen Entscheidungen gelangen, die dann von den einzelnen zuständigen Genossen in die Tat umzusetzen sind. Es muss zwei Arten von Sitzungen des Parteikomitees geben, nämlich die des ständigen Ausschusses und die Plenarsitzung, und beide sind streng auseinanderzuhalten. Ausserdem muss man im Auge behalten, dass sowohl die kollektive Leitung als auch die persönliche Verantwortung gleichermassen wichtig sind und weder das eine noch das andere vernachlässigt werden darf. In der Armee haben die verantwortlichen Befehlshaber während der Kampfhandlungen oder dann, wenn es die Umstände verlangen, das Recht, dringende Entscheidungen zu treffen.

Der Sekretär des Parteikomitees muss es verstehen, ein guter „Gruppenführer“ zu sein. Jedes Parteikomitee setzt sich aus zehn bis zwanzig Mitgliedern zusammen; es ähnelt zahlenmässig einer Gruppe in der Armee, und der Parteisekretär ist einem „Gruppenführer“ vergleichbar. Es ist wirklich nicht leicht, diese Gruppe gut zu führen. Gegenwärtig unterstehen den Regionalbüros des Zentralkomitees und ihren Zweigstellen sehr grosse Gebiete, und ihre Aufgaben sind sehr schwer. Führen bedeutet nicht nur, Kurs und Richtlinien festzulegen, sondern auch richtige Arbeitsmethoden auszuarbeiten. Auch bei richtigem Kurs und korrekten Richtlinien können immer noch Schwierigkeiten auftauchen, wenn man mit den Arbeitsmethoden nachlässig ist. Will ein Parteikomitee seinen Führungsaufgaben gerecht werden, muss es sich auf seine „Mannschaft“ stützen und seinen Mitgliedern volle Entfaltungsmöglichkeit bieten. Um ein guter „Gruppenführer“ zu werden muss der Sekretär intensiv lernen und die Probleme gründlich studieren. Wenn sich der Sekretär und sein Stellvertreter um die Propaganda und Organisationsarbeit unter ihrer „Mannschaft“ nicht kümmern, es nicht verstehen, in ihren Beziehungen zu den Komiteemitgliedern richtig vorzugehen, und nicht studieren, wie man erfolgreich Sitzungen abhält, wird es ihnen sehr schwerfallen, ihre „Mannschaft“ gut zu befehligen. Wenn diese Mannschaft“ nicht im Gleichschritt marschiert, dann ist gar nicht daran zu denken, dass sie Millionen von Menschen im Kampf und beim Aufbau führt. Die Beziehungen zwischen Sekretär und Komiteemitgliedern beruhen natürlich auf der Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit und unterscheiden sich dadurch von den Beziehungen zwischen Gruppenführern und Mannschaften, die hier nur als Analogie verwendet wurden.

Fragen müssen offen aufs Tapet gebracht werden. Das gilt nicht nur für den „Gruppenführer“, sondern auch für die Mitglieder des Komitees. Man darf nicht hinter dem Rücken anderer reden. Wenn Fragen auftreten, muss man Sitzungen einberufen, die Fragen zur Diskussion stellen und diese oder jene Beschlüsse dazu fassen; so werden die Fragen gelöst. Wenn es Fragen gibt und diese Fragen aber nicht aufgerollt werden, ist es möglich, dass sie lange, sogar mehrere Jahre hindurch ungelöst bleiben. Der „Gruppenführer“ und die Komiteemitglieder müssen einander verstehen können. Gegenseitiges Verständnis, gegenseitige Unterstützung und Freundschaft zwischen dem Sekretär und den Komiteemitgliedern, zwischen dem Zentralkomitee und seinen Regionalbüros sowie zwischen den Regionalbüros und den Gebietsparteikomitees sind wichtiger als alles andere.

„Austausch von Informationen“. Das heisst, alle Mitglieder eines Parteikomitees müssen einander über Dinge, die ihnen zur Kenntnis gelangen, Mitteilung machen und ihre Meinungen darüber austauschen. Das ist sehr wichtig, wenn man eine gemeinsame Sprache finden will. Manche handeln aber nicht danach, sondern verhalten sich so, wie Lao Dsi sagte: „Man hört beim andern Hahnenschrei und Hundegebell, verkehrt aber sein Lebtag nicht miteinander“. Infolgedessen mangelt es ihnen an einer gemeinsamen Sprache.

Wenn man etwas nicht versteht oder nicht weiss, muss man die Funktionäre der unteren Ebenen fragen, darf man nicht leichthin eine Zustimmung oder Ablehnung äussern . . . Wir dürfen uns auf keinen Fall wissend stellen, wenn wir etwas nicht wissen. Man soll „sich nicht schämen, Menschen niederer Stellung zu befragen und von ihnen zu lernen“. Wir müssen es verstehen, die Ansichten der Funktionäre niederer Ebenen aufmerksam anzuhören. Man muss erst Schüler sein, bevor man Lehrer wird; erst muss man sich bei den unteren Funktionären Rat holen, dann kann man Befehle erteilen. Was die unteren Funktionäre sagen, kann richtig oder falsch sein hat man sie angehört, muss man eine Analyse vornehmen. Richtige Ansichten muss man zur Kenntnis nehmen und nach ihnen handeln. Auch falsche Ansichten, die von unten kommen, muss man sich anhören; das kategorisch abzulehnen, wäre unrichtig. Doch darf man nicht nach ihnen handeln, sondern muss sie kritisieren.

„Klavier spielen“ lernen. Beim Klavierspielen müssen sich alle zehn Finger bewegen; es geht nicht, dass sich dabei einige bewegen und andere nicht. Wenn jedoch alle zehn Finger gleichzeitig auf die Tasten drücken, kommt auch keine Melodie heraus. Um gute Musik hervorzubringen, muss die Bewegung der zehn Finger rhythmisch und koordiniert sein. Ein Parteikomitee muss die zentralen Aufgaben anpacken und festhalten jedoch, mit diesen im Mittelpunkt, gleichzeitig auch die Arbeit auf anderen Gebieten entfalten. Wir haben uns jetzt um viele Arbeitsbereiche zu kümmern; wir müssen in allen Gegenden, Truppenteilen und Sparten nach dem Rechten sehen, dürfen nicht lediglich einem Teil der Fragen Aufmerksamkeit schenken, andere aber aus den Augen verlieren. Überall, wo eine Frage auftaucht, müssen wir diese Taste anschlagen; das ist eine Methode, die wir unbedingt zu meistern haben. Manche spielen gut Klavier, andere schlecht, und die Melodien, die dabei herauskommen, unterscheiden sich stark voneinander. Die Genossen des Parteikomitees müssen gut „Klavier spielen“ lernen.

Man muss „anpacken“. Das heisst, das Parteikomitee darf seine Hauptaufgaben nicht bloss „aufgreifen“, es muss sie vielmehr „anpacken“. Wir können ein Ding nur ergreifen, wenn wir es fest packen, ohne den Griff auch nur im mindesten zu lockern. Etwas fassen, ohne es festzuhalten, hiesse so viel wie etwas nicht fassen. Mit gespreizten Fingern kann man natürlich nichts greifen. Schliesst man die Hand, schliesst sie aber nicht fest, dann schaut das wie ein Greifen aus, doch hat man das Ding nicht wirklich ergriffen. Manche unserer Genossen greifen zwar die Hauptaufgaben auf, packen sie aber nicht fest an, und so kann die Arbeit nicht gut verrichtet werden. Wenn man nichts aufgreift, kommt nichts dabei heraus; wenn man eine Sache aufgreift, sie jedoch nicht fest anpackt, kommt auch nichts dabei heraus.

„Zahlen“ im Kopf haben. Das heisst, man muss die quantitative Seite einer Situation oder eines Problems beachten, muss eine grundlegende quantitative Analyse vornehmen. Jede Qualität drückt sich in einer bestimmten Quantität aus, ohne Quantität gibt es keine Qualität. Viele unserer Genossen verstehen bis jetzt noch immer nicht die quantitative Seite der Dinge zu beachten nämlich die grundlegenden Statistiken, die wichtigsten Prozentanteile und die quantitativen Grenzen, welche die Qualität der Dinge bestimmen; für nichts haben sie „Zahlen“ im Kopf und machen infolgedessen unvermeidlich Fehler.

„Bekanntmachung zur Beruhigung der Bevölkerung“. Man muss eine Sitzung, ebenso wie man eine „Bekanntmachung zur Beruhigung der Bevölkerung“ anschlägt, den Teilnehmern vorher ankündigen, damit sie wissen, welche Fragen diskutiert und gelöst werden sollen, und sich rechtzeitig darauf vorbereiten können. Es ist manchenorts vorgekommen, dass vor Funktionärversammlungen keine Berichte und Resolutionsentwürfe ausgearbeitet worden waren, und erst als die Teilnehmer eintrafen, improvisierte man sie so gut es ging. Das erinnert an das Wort: „Die Truppen und Pferde sind da, doch Proviant und Futter stehen noch nicht bereit.“ So etwas ist nicht gut. Ist man nicht vorbereitet, soll man sich nicht damit beeilen, eine Sitzung abzuhalten.

„Weniger Truppen, aber bessere, und eine einfachere Verwaltung“, Reden, Vorträge, Artikel und Resolutionen sollen einfach und klar sein und den Kern der Sache; treffen. Man soll auch nicht zu lange Sitzungen abhalten.

Es ist darauf zu achten, dass man sich mit Genossen, die eine andere Meinung haben, vereinigt und mit ihnen zusammenarbeitet. Darauf muss man sowohl in den örtlichen Verwaltungen und Organisationen als auch in der Armee achten. Das gleiche gilt für die Beziehungen zu Menschen, die nicht der Kommunistischen Partei angehören. Wir kommen aus allen Teilen des Landes und müssen es verstehen, uns nicht nur mit jenen Genossen, die unsere Ansichten teilen, sondern auch mit jenen, die anderer Meinung sind, zu vereinigen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Sich sehr davor in Acht nehmen, dass man überheblich wird. Das ist von prinzipieller Bedeutung für die leitenden Genossen und ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung der Einheit. Auch wer keine schweren Fehler begangen und sogar grosse Erfolge in seiner Arbeit errungen hat, darf nicht überheblich werden.

Man muss deutlich zweierlei Trennungslinien ziehen. Zunächst ist es die zwischen Revolution und Konterrevolution, zwischen Yenan und Sianl. Manche verstehen. Von Januar 1937 bis März 1947 befand sich der Sitz des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas in Yenan, während Sian das Zentrum der reaktionären Kuomintang-Herrschaft in Nordwestchina war. Genosse Mao Tse-tung versinnbildlicht in den beiden Städten Revolution und Konterrevolution, nicht, dass man diese Trennungslinie ziehen muss. Wenn sie z. B. gegen den Bürokratismus kämpfen, dann sprechen sie von Yenan so, als wäre hier „nichts in Ordnung“, vergleichen nicht den Bürokratismus in Yenan mit dem Bürokratismus in Sian und stellen keine Unterschiede zwischen beiden fest. Damit begehen sie einen grundlegenden Fehler. Sodann muss man in den Reihen der Revolution zwischen Richtigem und Falschem, zwischen Erfolgen und Mängeln eine deutliche Trennungslinie ziehen und klarstellen, welches von beiden das hauptsächliche, welches das sekundäre ist. Machen z.B. die Erfolge dreissig Prozent oder siebzig Prozent aus? Man darf sie weder schmälern noch übertreiben. Die Arbeit eines Menschen muss man grundsätzlich danach einschätzen, ob sie zu dreissig Prozent als erfolgreich und zu siebzig Prozent als fehlerhaft zu bezeichnen ist, oder umgekehrt. Machen seine Erfolge siebzig Prozent des Gesamtresultats aus, dann muss man seine Arbeit im grossen und ganzen als positiv bewerten. Sind hauptsächlich Erfolge zu verzeichnen, ist es völlig falsch, die Fehler in den Vordergrund zu stellen. Wenn wir eine Frage behandeln, dürfen wir auf keinen Fall vergessen, diese beiden Trennungslinien deutlich zu ziehen: die zwischen Revolution und Konterrevolution und die zwischen Erfolgen und Mängeln. Wenn wir uns diese beiden Trennungsstriche vor Augen halten, lässt sich alles gut erledigen; andernfalls wird man das Wesen des Problems verwirren. Um den Trennungsstrich richtig zu ziehen, ist es natürlich nötig, sorgfältige Studien und Analysen vorzunehmen. Wir müssen uns darauf einstellen, jeden Menschen und jede Angelegenheit zu analysieren und zu studieren.

In organisatorischer Hinsicht ist ein demokratisches Leben unter zentralisierter Führung zu gewährleisten. Dabei sind folgende Linien einzuhalten:

(1) Die Parteileitungen müssen eine korrekte richtungweisende Linie festlegen, sie müssen für jedes auftauchende Problem eine Lösung finden, um so zu führenden Zentren zu werden.

(2) Die Parteileitungen auf höherer Ebene müssen sich mit der Lage in den Parteileitungen auf den unteren Ebenen und mit dem Leben der Massen vertraut machen, um auf diese Weise die objektive Grundlage für eine richtige Führung zu erhalten.

(3) Die Parteileitungen aller Ebenen dürfen bei der Lösung der Probleme keine unüberlegten Entscheidungen treffen. Ist ein Beschluss einmal gefasst, muss er strikt durchgeführt werden.

(4) Alle wichtigen Beschlüsse der oberen Parteileitungen sind den unteren Leitungen und der Masse der Parteimitglieder rasch zur Kenntnis zu bringen.

(5) Die unteren Parteileitungen und die Parteimitglieder müssen die Anweisungen der oberen Leitungen in allen Einzelheiten diskutieren, um ihren Sinn voll und ganz zu verstehen und die Methoden ihrer Durchführung zu bestimmen.

XI. DIE MASSENLINIE

Das Volk und nur das Volk ist die Triebkraft, die die Weltgeschichte macht.

Die wahren Helden sind die Massen, wir selbst aber sind oft naiv bis zur Lächerlichkeit; wer das nicht begriffen hat, wird nicht einmal die minimalen Kenntnisse erwerben können.

Den Volksmassen wohnt eine unbegrenzte Schöpferkraft inne. Sie können sich organisieren und können an jedem Ort und in jeder Sparte, wo es ihnen möglich ist, ihre Kräfte zu entfalten, einen Vormarsch erzielen; sie können die Produktion in die Tiefe und in die Breite vorantreiben und immer mehr Wohlfahrtswerke für sich selbst schaffen.

Der gegenwärtige Aufschwung der Bauernbewegung ist ein gewaltiges Ereignis. Es dauert nur noch eine sehr kurze Zeit, und in allen Provinzen Mittel-, Süd- und Nordchinas werden sich Hunderte Millionen von Bauern erheben; sie werden ungestüm und unbändig wie ein Orkan sein, und keine noch so grosse Macht wird sie aufhalten können. Sie werden alle ihnen angelegten Fesseln sprengen und auf dem Weg zur Befreiung vorwärtsstürmen. Sie werden, allen Imperialisten, Militärmachthabern, korrupten Beamten, allen örtlichen Machthabern und üblen „Vornehmen“ das Grab schaufeln. Sie werden alle revolutionären Parteien, alle revolutionären Genossen überprüfen, um sie entweder zu akzeptieren oder abzulehnen. Soll man sich an ihre Spitze stellen, um sie zu führen? Soll man hinter ihnen hertrotten, um sie wild gestikulierend zu kritisieren? Oder soll man ihnen in den Weg treten, um gegen sie zu kämpfen? Es steht jedem Chinesen frei, einen dieser drei Wege zu wählen, aber der Lauf der Ereignisse wird dich zwingen, rasch deine Wahl zu treffen.

Der gegenwärtige Aufschwung bei den sozialen Umgestaltungen auf dem Lande – d. h. beim genossenschaftlichen Zusammenschluss – hat bereits einige Gebiete des Landes ergriffen; bald wird sich dieser Aufschwung über das ganze Land ausbreiten. Es ist dies eine sozialistische revolutionäre Bewegung von riesigen Ausmassen, welche die mehr als 600 Millionen Menschen zählende Landbevölkerung umfasst, eine Bewegung von grösster Weltbedeutung. Wir müssen diese Bewegung tatkräftig, enthusiastisch und planmässig führen und dürfen sie nicht auf diese oder jene Weise zurückzerren. In einer solchen Bewegung sind einige Abweichungen nicht zu vermeiden; das ist begreiflich, und es wird auch nicht schwerfallen, sie zu berichtigen. Die Mängel oder Fehler, die bei den Funktionären und bei den Bauern zu verzeichnen sind, können überwunden bzw. berichtigt werden, wenn wir ihnen nur dabei tatkräftig helfen.

In den Massen steckt ein gewaltiger Drang zum Sozialismus. Jene Leute, die sich in revolutionären Zeiten nur im gewohnten Trott bewegen können, nehmen diesen Drang gar nicht wahr. Sie sind blind, vor ihren Augen ist nichts als Finsternis. Manchmal versteigen sie sich sogar dazu, die Wahrheit auf den Kopf zu stellen und aus weiss schwarz zu machen. Sind wir denn nicht genug Leuten von dieser Sorte begegnet? Jene, die nur ausgetretenen Pfaden folgen können, unterschätzen stets den Enthusiasmus des Volkes. Tritt etwas Neues ein, wollen sie dem nie zustimmen, sind sie zuerst einmal, ohne nachzudenken, dagegen. Dann geben sie sich geschlagen und üben ein wenig Selbstkritik. Kommt es dann wieder zu etwas Neuem, wiederholt sich dasselbe Spiel. Und schliesslich wird dieses ihr Verhalten zu einer regelmässigen Schablone, wann immer sie es mit etwas Neuem zu tun bekommen. Solche Leute sind immer passiv, an einem entscheidenden Wendepunkt bleiben sie immer stehen und können nicht weiter, stets muss ihnen ein tüchtiger Klaps auf den Rücken gegeben werden, ehe sie einen Schritt vorwärts tun.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten leistet unsere Partei täglich Massenarbeit, und seit einem guten Dutzend Jahren spricht sie täglich von der Massenlinie. Wir vertreten von jeher den Standpunkt, dass sich die Revolution auf die Volksmassen stützen muss, dass jedermann dabei Hand anlegen soll, und wir treten stets dagegen auf, dass man sich lediglich auf einige wenige Leute stützt, die herumkommandieren. Jedoch in der Tätigkeit mancher Genossen hat sich die Massenlinie noch immer nicht durchsetzen können; diese Genossen verlassen sich immer noch auf eine kleine Anzahl von Personen und verrichten die Arbeit in stiller Abgeschiedenheit. Einer der Gründe dafür liegt darin, dass sie, was immer sie auch unternehmen, nie gewillt sind, den von ihnen geführten Menschen die Dinge klar auseinanderzusetzen, es nicht verstehen, die Initiative und Schöpferkraft der unter ihrer Führung Tätigen zur Entfaltung zu bringen. Subjektiv haben auch sie den Wunsch, dass jedermann zur Stelle ist und mit Hand anlegt, doch lassen sie die anderen nicht wissen, was zu tun ist und wie es getan werden soll. Wie soll man dann erwarten, dass die Leute in Bewegung kommen, und wie kann dann die Arbeit erfolgreich geleistet werden? Das Grundlegende bei der Lösung dieser Frage besteht natürlich darin, dass man die ideologische Erziehung zur Massenlinie durchführt. Zugleich muss man aber auch die Genossen in den zahlreichen konkreten Arbeitsmethoden unterweisen.

Die vierundzwangzigjährigen Erfahrungen zeigen uns, dass alles, was sich in der Aufgabenstellung, den politischen Richtlinien und dem Arbeitsstil als richtig erwiesen hat, immer den Forderungen der Massen zum gegebenen Zeitpunkt und am jeweiligen Ort entsprach und uns mit den Massen verband; umgekehrt lief alles Falsche in der Aufgabenstellung, den politischen Richtlinien und dem Arbeitsstil stets den Forderungen der Massen zum gegebenen Zeitpunkt und am jeweiligen Ort zuwider und löste uns von den Massen los. Der Grund, warum üble Erscheinungen wie Dogmatismus, Empirismus, Kommandoregime, Nachtrabpolitik, Sektierertum, Bürokratismus, Überheblichkeit in der Arbeit unbedingt schädlich und unzulässig sind und warum die Menschen die Übel, an denen sie kranken, unbedingt überwinden müssen, liegt darin, dass diese Übel uns von den Massen loslösen.

Wenn man sich mit den Massen verbinden will, muss man den Bedürfnissen und Wünschen der Massen entsprechend handeln. Bei jeder Arbeit, die für die Massen geleistet wird, muss man von den Bedürfnissen der Massen ausgehen und nicht von irgendwelchen persönlichen Wünschen, und seien diese noch so wohlmeinend. Es kommt sehr oft vor, dass die Massen zwar objektiv bestimmter Reformen bedürfen, subjektiv aber sich dessen noch nicht bewusst sind, sich noch nicht entschlossen haben oder noch nicht den Wunsch hegen, die Reformen vorzunehmen; dann müssen wir geduldig abwarten. Erst dann, wenn durch unsere Arbeit den Massen in ihrer Mehrheit das betreffende Bedürfnis zum Bewusstsein gekommen ist, wenn sie ihren Entschluss gefasst haben und selbst den Wunsch hegen, die Reform durchzuführen, können wir an diese Arbeit schreiten; sonst könnten wir uns von den Massen loslösen. Jede Tätigkeit, bei der die Teilnahme der Massen erforderlich ist, wird zu einer blossen Formsache werden und Schiffbruch erleiden, wenn das Bewusstsein und der Wille der Massen fehlen. Hier gibt es zwei Prinzipien. Das eine lautet: Man muss von den realen Bedürfnissen der Massen ausgehen, nicht aber von solchen, die wir uns einbilden. Das andere besagt: Die Massen müssen es selbst wünschen, der Entschluss muss von den Massen selbst gefasst werden, nicht aber von uns an ihrer statt.

Unser Parteitag muss die ganze Partei aufrufen, die Wachsamkeit zu erhöhen und darauf zu achten, dass sich kein Genosse, auf welchem Abschnitt der Arbeit er auch tätig sei, von den Massen loslöst. Man muss jeden Genossen lehren, die Volksmassen zu lieben, ihrer Stimme aufmerksam zu lauschen; jeder Genosse soll, wohin auch immer er geht, mit den Volksmassen an dem betreffenden Ort verschmelzen, sich nicht über sie stellen, sondern in ihnen untertauchen; ausgehend vom gegebenen Bewusstseinsgrad der Massen, soll er sie aufklären und ihr Bewusstsein heben, ihnen helfen, sich nach dem Prinzip der tiefempfundenen Freiwilligkeit schrittweise zu organisieren und nach und nach alle notwendigen Kämpfe zu entfalten, welche die inneren und äusseren Umstände zur gegebenen Zeit und am gegebenen Ort erlauben.

Wenn das Bewusstsein der Massen noch nicht geweckt ist und wir dennoch einen Angriff unternehmen, dann ist das Abenteuertum. Wenn wir die Massen stur zu etwas veranlassen, das sie selbst nicht zu tun wünschen, so wird das Ergebnis unweigerlich eine Niederlage sein. Wenn die Massen vorwärtsmarschieren wollen, wir aber nicht weitergehen, dann ist das Rechtsopportunismus.

Bei jeder Arbeit ist ein Kommandoregime falsch, denn es bedeutet, dass man sich über den Bewusstseinsgrad der Massen hinwegsetzt, dem Prinzip der Freiwilligkeit der Massen zuwiderhandelt, an Fiebrigkeit leidet. Unsere Genossen dürfen nicht annehmen, dass alles, was ihnen verständlich ist, auch von den breiten Massen verstanden werde. Ob die Massen etwas verstanden haben und bereit sind, in Aktion zu treten, kann man nur erfahren, wenn man sich mitten unter die Massen begibt und Nachforschungen anstellt. Wenn wir so verfahren, dann werden wir ein Kommandoregime verhüten können. Bei jeder Arbeit ist auch eine Nachtrabpolitik falsch, denn sie bedeutet, dass man hinter der Bewusstseinsreife der Massen zurückbleibt, dem Prinzip, die Massen vorwärtszuführen, zuwiderhandelt, an Lethargie leidet. Unsere Genossen dürfen nicht annehmen, dass etwas, was sie selbst nicht verstehen, durchweg auch den Massen unverständlich sei. Es kommt oft vor, dass die breiten Volksmassen uns vorauslaufen, dass sie dringend einen Schritt vorwärts benötigen, dass unsere Genossen aber nicht imstande sind, sich an ihre Spitze zu stellen, statt dessen die Ansichten von rückständigen Elementen widerspiegeln, ja mehr noch, die Ansichten dieser Elemente fälschlicherweise für die Ansichten der breiten Massen halten und hinter den rückständigen Elementen einher trotten.

Die Meinungen der Massen sammeln und konzentrieren, sie wieder in die Massen tragen, damit sie konsequent verwirklicht werden, wodurch sich die richtigen Ansichten der Führung herausbilden – das ist die grundlegende Führungsmethode.

In der gesamten praktischen Arbeit unserer Partei muss eine richtige Führung stets „aus den Massen schöpfen und in die Massen hineintragen“, das heisst: die Meinungen der Massen (vereinzelte und nicht systematische Meinungen) sind zu sammeln und zu konzentrieren (sie werden studiert und in konzentrierte und systematisierte Form gebracht) und dann wieder in die Massen hineinzutragen, zu propagieren und zu erläutern, bis die Massen sie sich zu eigen gemacht haben, sich für sie einsetzen und sie verwirklichen; dabei wird die Richtigkeit dieser Meinungen in den Aktionen der Massen überprüft. Dann gilt es, die Meinungen der Massen erneut zusammenzufassen und sie erneut in die Massen hineinzutragen, damit diese sie beharrlich verwirklichen. Und so geht es unendlich spiralförmig weiter, wobei diese Meinungen mit jedem Mal richtiger, lebendiger und reicher werden. Das ist die marxistische Erkenntnistheorie.

Wir müssen in die Massen gehen, von den Massen lernen, ihre Erfahrungen zu besseren, systematisierten Erkenntnissen und Methoden verallgemeinern, diese sodann wieder den Massen übermitteln (sie propagieren), die Massen aufrufen, diesen Erkenntnissen und Methoden gemäss zu handeln, und die Probleme der Massen lösen, damit die Massen Befreiung und Glück erlangen.

In manchen unserer örtlichen Leitungen gibt es Leute, die der Meinung sind, es genüge, dass die führenden Funktionäre allein die Politik der Partei kennen, die Massen brauchten sie nicht zu kennen. Das ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass wir manchmal unsere Arbeit nicht gut verrichten können.

Bei jeder Massenbewegung muss man grundlegend untersuchen und analysieren, wieviel Menschen sie aktiv unterstützen, wieviel dagegen sind und wieviel eine neutrale Haltung einnehmen, und man darf nicht ohne Unterlagen, subjektiv Fragen entscheiden.

Überall teilen sich die Massen in der Regel in drei Gruppen: die relativ Aktiven, die eine Mittelstellung Einnehmenden und die relativ Rückständigen. Deshalb müssen die leitenden Genossen es verstehen, die kleine Anzahl Aktivisten um die Führung zusammenzuschliessen und, auf sie gestützt, die Aktivität der mittleren Gruppe zu heben und die rückständigen Menschen zu gewinnen.

Es gut verstehen, die Politik der Partei in die Aktion der Massen umzusetzen und zu bewirken, dass jede unserer Bewegungen und jeder unserer Kämpfe nicht nur von den leitenden Funktionären, sondern auch von den breiten Massen begriffen und gemeistert wird – das ist die marxistisch-leninistische Führungskunst. Und hier liegt auch die Wasserscheide, wo es sich zeigt, ob wir in unserer Arbeit Fehler machen oder nicht.

Gibt es nur eine Aktivität der führenden Gruppe, die nicht mit der Aktivität der breiten Massen verbunden ist, dann wird es bei fruchtlosen Bemühungen einer Handvoll Menschen bleiben. Aber die Aktivität der breiten Massen kann sich weder lange halten noch in der richtigen Richtung entwickeln, noch ein höheres Niveau erreichen, wenn eine starke führende Gruppe fehlt, die diese Aktivität auf geeignete Weise organisiert.

Die Produktionstätigkeit der Massen, die Interessen der Massen, die Erfahrungen der Massen, die Stimmungen der Massen – all dem müssen die führenden Kader stets ihre Aufmerksamkeit schenken.

Inschrift für eine Produktionsausstellung, die von direkt dem Zentralkomitee der Partei und seinem Militärausschuss unterstehenden Organisationen veranstaltet wurde. Veröffentlicht am 24. November 1948 in der Yenaner Tageszeitung Jiefang Ribao

Wir müssen den Fragen des Alltagslebens der Volksmassen eindringlich unsere Aufmerksamkeit widmen, angefangen von den Fragen des Grund und Bodens und Fragen der Arbeit bis zu solchen Fragen wie Brennmaterial, Reis, Speiseöl und Salz. Alle diese Fragen des täglichen Lebens der Volksmassen müssen auf unsere Tagesordnung gesetzt werden. Man muss sie erörtern, Beschlüsse dazu fassen, diese Beschlüsse in die Tat umsetzen und ihre Durchführung kontrollieren. Wir müssen den Volksmassen klarmachen, dass wir ihre Interessen vertreten, dass wir die gleiche Luft atmen wie sie. Wir müssen ihnen helfen, dass sie in Anbetracht dessen die von uns gestellten noch grösseren Aufgaben, die Aufgaben des revolutionären Krieges, verstehen, damit sie die Revolution unterstützen und sie über das ganze Land ausbreiten, damit sie unseren politischen Aufrufen Folge leisten und für den Sieg der Revolution bis zum Ende kämpfen.

XII. DIE POLITISCHE ARBEIT

Das in der damaligen Armee eingeführte System der Parteivertreter und der politischen Abteilungen, das es bis dahin in der Geschichte Chinas nicht gegeben hatte, verlieh der Armee ein neues Aussehen. Die 1927 gegründete Rote Armee und die heutige Achte Rote-Armee haben dieses System übernommen und weiter ausgebaut.

Gemeint sind die revolutionären Streitkräfte, die von der Kommunistischen Partei Chinas und , der Kuomintang in den Jahren ihrer Zusammenarbeit während des Ersten Revolutionären Bürgerkrieges (1924-1927) gemeinsam organisiert wurden. Der Übers.

Die Volksbefreiungsarmee hat ihre machtvolle revolutionäre politische Arbeit auf der Grundlage des Volkskrieges und der Prinzipien der Einheit zwischen Armee und Volk, der Einheit zwischen Kommandeuren und Kämpfern und der Zersetzung der feindlichen Armee aufgebaut, und diese politische Arbeit ist ein wichtiger Faktor für unseren Sieg über den Feind.

Diese Armee hat ein System der politischen Arbeit entwickelt, das für den Volkskrieg erforderlich ist und den Kampf für die Einheit unserer Armee, für den Zusammenschluss mit den befreundeten Armeen, für die Einheit mit dem Volk, für die Zersetzung der gegnerischen Armee und für die Gewährleistung des Sieges im Krieg zur Aufgabe hat.

Die politische Arbeit ist der Lebensnerv jeder wirtschaftlichen Tätigkeit. Ganz besonders gilt das für eine Periode, da im sozial-ökonomischen System grundlegende Umwälzungen vor sich gehen.

Ein wichtiger Grund, warum die Rote Armee so harte Kämpfe durchfechten konnte, ohne auseinanderzufallen, liegt darin, dass „die Grundorganisation der Partei auf Kompanieebene aufgebaut“ ist.

Es gibt drei Grundprinzipien für die politische Arbeit der Achten Route-Armee, und zwar: Erstens, das Prinzip der Einheit zwischen Offizieren und Mannschaften. Es bedeutet die Liquidierung der feudalen Beziehungen in der Armee, die Abschaffung des Systems der Beschimpfungen und Misshandlungen, die Herstellung einer bewussten Disziplin und die Einführung einer Lebensweise, bei der Offiziere und Mannschaften Wohl und Wehe miteinander teilen. Dadurch ist die ganze Armee fest zusammengeschlossen. Zweitens, das Prinzip der Einheit von Armee und Volk. Es bedeutet die Aufrechterhaltung einer Disziplin, bei der nicht das geringste Vergehen gegen die Volksmassen geduldet wird, ferner Propaganda unter den Massen, ihre Organisierung und Bewaffnung sowie die Erleichterung ihrer ökonomischen Lasten und die Niederschlagung der Landesverräter und Kollaborateure, die der Armee und dem Volk Schaden zufügen. Dadurch ist die Armee fest mit dem Volk zusammengeschlossen und wird überall von den Volksmassen willkommen geheissen. Drittens, das Prinzip der Zersetzung der feindlichen Truppen und der milden Behandlung der Kriegsgefangenen. Unser Sieg hängt nicht nur von den militärischen Operationen unserer Truppen, sondern auch von der Zersetzung der Truppen des Feindes ab.

Unsere Truppen müssen sich in ihren Beziehungen zu den Volksmassen, zu den Machtorganen und zur Partei, in den Beziehungen zwischen Offizieren und Soldaten, in den Beziehungen zwischen der militärischen und der politischen Tätigkeit sowie in den Wechselbeziehungen unter den Funktionären an die richtigen Prinzipien halten und dürfen auf keinen Fall an den Übeln des Militärmachthabertums kranken. Die Offiziere müssen sich um die Soldaten kümmern, deren Wohlergehen darf ihnen nicht gleichgültig sein, eine physische Bestrafung darf nicht vorgenommen werden; die Truppenteile müssen sich um die Volksmassen kümmern, dürfen nie die Volksinteressen beeinträchtigen; die Armee muss die Machtorgane und die Partei respektieren, darf keine Unabhängigkeit beanspruchen.

Was die Kriegsgefangenen aus den Reihen der japanischen Armee, der Marionettentruppen und der antikommunistischen Einheiten betrifft, muss unsere Politik darauf gerichtet sein, sie alle freizulassen, mit Ausnahme jener, die den bitteren Hass der Volksmassen auf sich geladen haben, hingerichtet werden müssen und deren Todesurteil von den höheren Instanzen auch bestätigt worden ist. Unter den Gefangenen sollen jene, die zwangsweise zum Kriegsdienst gepresst worden sind und mehr oder weniger zur Revolution neigen, in grosser Zahl für unsere Armee gewonnen werden. Die übrigen sind freizulassen; und wenn von ihnen einige abermals gegen uns kämpfen und erneut in unsere Hände fallen, sollen sie wiederum freigelassen werden. Man darf sie nicht beleidigen, darf ihnen die persönlichen Habseligkeiten nicht wegnehmen, darf keine Schuldbekenntnisse von ihnen verlangen, sondern man muss sie vielmehr alle aufrichtig und freundlich behandeln. Wie reaktionär sie auch gesinnt sein mögen, müssen wir ihnen allen gegenüber diese Politik durchführen. Das ist für die Isolierung des reaktionären Lagers ungemein wirkungsvoll.

Waffen sind im Krieg ein wichtiger Faktor, jedoch nicht der entscheidende; der entscheidende Faktor sind die Menschen, , nicht die Dinge. Das Kräfteverhältnis ist nicht nur durch das Verhältnis der militärischen und wirtschaftlichen Kräfte gegeben, sondern auch durch das Verhältnis der Menschenreserven und der moralischen Kräfte der Menschen. Die militärischen und wirtschaftlichen Kräfte müssen von Menschen gehandhabt werden.

Die Atombombe ist ein Papiertiger, mit dem die amerikanischen Reaktionäre die Menschen einschüchtern wollen. Sie sieht fürchterlich aus, aber in Wirklichkeit ist sie es nicht. Natürlich ist die Atombombe eine Massenvernichtungswaffe. Aber über den Ausgang eines Krieges entscheidet das Volk, nicht eine oder zwei neue Arten von Waffen.

Das Fundament der Armee sind die Soldaten; wenn diese nicht von einem fortschrittlichen politischen Geist erfüllt sind und wenn dieser Geist nicht durch eine fortschrittliche politische Arbeit gepflegt wird, dann ist es unmöglich, eine echte Einheit zwischen Offizieren und Mannschaften herbeizuführen, die Offiziere und Soldaten zu höchster Begeisterung für den Widerstandskrieg anzufeuern und allen technischen und taktischen Mitteln die bestmögliche Grundlage zu geben, auf der sich ihre grösste Wirksamkeit entfalten kann.

Unter einem Teil der Genossen in der Roten Armee ist ein rein militärischer Gesichtspunkt aussergewöhnlich verbreitet. Er äussert sich folgendermassen: Sie betrachten die militärische und die politische Tätigkeit als einander entgegengesetzt und erkennen nicht an, dass die militärische Tätigkeit nur eins der Mittel zur Erfüllung politischer Aufgaben ist. Manche versteigen sich zu der Behauptung: „Wenn militärisch alles gut steht, steht selbstverständlich auch politisch alles gut; wenn es aber militärisch schlecht steht, kann es auch politisch nicht gutstehen.“ Damit wird noch ein Schritt weitergegangen und das Militärwesen der Politik gegenüber als führend angesehen.

Die ideologische Erziehung ist das zentrale Kettenglied, das wir ergreifen müssen, um die ganze Partei für die grossen politischen Kämpfe zusammenzuschliessen. Wird diese Aufgabe nicht gelöst, dann kann keine einzige der politischen Aufgaben der Partei erfüllt werden.

In der letzten Zeit hat die ideologische und politische Arbeit unter den Intellektuellen und der studierenden Jugend nachgelassen, und es sind einige Abweichungen aufgetreten. Manche Leute meinen anscheinend, man brauchte sich nicht mehr um die Politik, die Zukunft des Vaterlandes und die Ideale der Menschheit zu kümmern. Während der Marxismus in ihren Augen einst grosse Mode war, ist er jetzt für sie nicht mehr so modern. Angesichts dieser Lage müssen wir jetzt unsere ideologische und politische Arbeit verstärken. Sowohl die Intellektuellen als auch die studierende Jugend müssen fleissig lernen. Neben dem Fachstudium müssen sie sich um ideologische wie auch um politische Fortschritte bemühen, d. h. sie müssen den Marxismus sowie aktuelle politische Fragen studieren. Keinen richtigen politischen Standpunkt haben bedeutet keine Seele haben. Alle Organisationen müssen die Verantwortung für die ideologisch-politische Arbeit auf sich nehmen. Damit haben sich die Kommunistische Partei, der Jugendverband, die zuständigen Regierungsinstitutionen und erst recht die Schuldirektoren und Lehrer zu befassen.

Dank der politischen Erziehung besitzen alle Soldaten der Roten Armee Klassenbewusstsein, haben sie Grundkenntnisse erworben über die Bodenaufteilung, den Aufbau der politischen Macht, die Bewaffnung der Arbeiter und Bauern usw. und wissen sie alle, dass sie für sich selbst, für die Arbeiterklasse und die Bauernschaft den Krieg führen. Deshalb können sie ohne Murren alle Härten des Kampfes durchstehen. Jede Kompanie, jedes Bataillon und jedes Regiment hat ein Soldatenkomitee, das die Interessen der Mannschaften vertritt und politische Arbeit sowie Massenarbeit leistet.

Da die Bewegung der öffentlichen Klageführung (Klage über die Leiden, die die alte Gesellschaft und die Reaktionäre dem werktätigen Volk zugefügt haben) und der dreifachen Überprüfung (Überprüfung der Klassenherkunft, der Arbeitsleistung und des Kampfwillens) richtig durchgeführt wurde, ist den Kommandeuren und Kämpfern der ganzen Armee bedeutend stärker zum Bewusstsein gekommen, dass sie für die Befreiung der ausgebeuteten werktätigen Massen, für eine das ganze Land umfassende Bodenreform und für die Vernichtung des gemeinsamen Feindes des Volkes – der Tschiang-Kaischek-Bande – den Krieg führen. Gleichzeitig wurde dadurch die feste Einheit aller Kommandeure und Kämpfer unter der Führung der Kommunistischen Partei bedeutend gestärkt. Auf dieser Grundlage erhöhte die Armee die Reinheit ihrer Reihen, straffte sich ihre Disziplin, entfaltete sich eine Massenbewegung zur militärischen Ausbildung, entwickelte sich in den Truppenteilen eine völlig geleitet und geregelt durchgeführte Demokratie auf politischem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiet. Somit wurde die Armee wie ein Mann zusammengeschlossen, wurde sie zu einer Armee, in der jeder einzelne seine Ideen und Kräfte beiträgt, die keine Opfer scheut, alle materiellen Schwierigkeiten überwindet, einen Massenheroismus an den Tag legt und kühn den Feind vernichtet. Eine solche Armee wird unbesiegbar sein.

Während der letzten Monate haben fast alle Truppeneinheiten der Volksbefreiungsarmee die Kampfpausen zu ihrer weitgehenden Ausbildung und Konsolidierung benutzt. Das ist völlig geleitet und geregelt und mit Hilfe demokratischer Methoden durchgeführt worden. Dadurch wurde der revolutionäre Eifer der grossen Masse der Kommandeure und Kämpfer geweckt, sie erkannten klar und deutlich die Kriegsziele, auch wurden dadurch gewisse unrichtige ideologische Tendenzen und üble Erscheinungen in der Armee beseitigt, die Kader und Kämpfer erzogen und ihre Kampfkraft bedeutend gesteigert. Von jetzt an müssen wir diese ideologische Erziehungsbewegung in der Armee fortführen, eine Bewegung von neuem Typus, die demokratischen und Massencharakter trägt.

Der pädagogische Kurs der Antijapanischen Militärisch-Politischen Akademie lautet: entschlossene und richtige politische Orientierung, harter und schlichter Arbeitsstil, elastische und bewegliche Strategie und Taktik. Diese drei Richtlinien sind für die Ausbildung revolutionärer Widerstandskämpfer gegen die japanische Aggression unentbehrlich. Alle Angestellten, Lehrer und Studenten dieser Hochschule halten sich bei ihrer Erziehungsarbeit beziehungsweise beim Studium an diese drei Richtlinien. Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht (26. Mai 1919)

Unserer Nation ist von alters her ein Stil harten Kampfes eigen, den wir entwickeln müssen. Mehr noch, die Kommunistische Partei tritt seit jeher für eine entschlossene und richtige politische Orientierung ein. Diese Orientierung ist von dem Stil harten Kampfes nicht zu trennen. Ohne eine entschlossene und richtige politische Orientierung kann man keinen Stil harten Kampfes entwickeln, und ohne einen solchen Stil kann man die entschlossene und richtige politische Orientierung nicht beibehalten.

Seid einig, gestrafft, ernst und regsam.

Motto für die Antijapanische Militärisch-Politische Akademie in Yenan.

Was wirklich in der Welt Geltung hat, das ist Gewissenhaftigkeit, und Gewissenhaftigkeit ist das, was sich die kommunistische Partei am meisten angelegen sein lässt.

XIII. DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN OFFIZIEREN UND MANNSCHAFTEN

Unsere Armee befolgt stets zwei Richtlinien: Erstens, den Feinden gegenüber müssen wir schonungslos sein, wir müssen sie überwältigen und vernichten. Zweitens, zu unseren eigenen Leuten, zum Volk, zu den Genossen, zu den Vorgesetzten und zu den Untergebenen müssen wir liebevoll sein, mit ihnen müssen wir uns zusammenschliessen.

Wir sind aus den verschiedensten Gegenden des Landes hergekommen und haben uns um des gemeinsamen revolutionären Zieles willen versammelt . . . Unsere Funktionäre müssen sich um jeden Kämpfer kümmern; alle Menschen in den Reihen der Revolution müssen füreinander sorgen, müssen einander betreuen, einander helfen.

Man muss in jeder Armee-Einheit eine Bewegung zur Unterstützung der Funktionäre und Sorge für die Soldaten durchführen, das heisst die Funktionäre aufrufen, sich fürsorglich um die Soldaten zu kümmern, und zugleich an die Soldaten appellieren, die Funktionäre zu unterstützen. Sie sollen offen über ihre gegenseitigen Mängel und Fehler sprechen, diese rasch beseitigen bzw. korrigieren. Auf diese Weise kann man eine feste innere Einheit erreichen.

Wenn es vielen Leuten nicht gelungen ist, die Beziehungen zwischen Offizieren und Mannschaften, zwischen der Armee und den Volksmassen gut zu regeln, meinen sie, es liege an unrichtigen Methoden; ich sage ihnen aber immer, dass es sich um die grundlegende Einstellung (oder das grundlegende Prinzip) handelt, nämlich darum, ob man Achtung vor den Soldaten, vor dem Volk hat. Aus dieser Einstellung ergeben sich dann die verschiedenen politischen Richtlinien, Methoden und Handlungsweisen. Kommt man von dieser Einstellung ab, dann sind falsche politische Richtlinien, falsche Methoden und Handlungsweisen die unausbleibliche Folge, dann wird man auf keinen Fall die Beziehungen zwischen Offizieren und Mannschaften sowie zwischen Armee und Volk gut regeln können. Für die politische Arbeit in der Armee gelten drei bedeutsame Grundsätze: erstens, Einheit zwischen Offizieren und Mannschaften, zweitens, Einheit von Armee und Volk, drittens, Zersetzung der feindlichen Armee. Um diese Grundsätze wirksam in die Tat umzusetzen, muss man von der grundlegenden Einstellung ausgehen, nämlich der Achtung vor den Soldaten, der Achtung vor dem Volk und der Achtung vor der Menschenwürde der Kriegsgefangenen, die ihre Waffen gestreckt haben. Jene Leute, die das nicht für eine Frage der Grundeinstellung, sondern für eine technische Frage halten, befinden sich fürwahr im Unrecht, und sie sollen ihre Ansicht korrigieren.

Die Kommunisten müssen demokratische Methoden der Überzeugung und Erziehung anwenden, wenn sie unter den Werktätigen arbeiten; hierbei sind Kommandoallüren und Zwangsmassnahmen unter keinen Umständen zulässig. Die Kommunistische Partei Chinas steht treu zu diesem marxistisch-leninistischen Grundsatz.

Unsere Genossen müssen verstehen, dass die ideologische Umerziehung eine auf lange Frist berechnete, mit Geduld und Sorgfalt durchzuführende Arbeit ist, und sie sollen nicht damit rechnen, dass sie durch ein paar Lektionen, durch einige Sitzungen die jahrzehntelang im Leben herausgebildete Ideologie anderer Menschen ändern könnten. Man kann andere nur durch Argumente überzeugen, nicht durch Zwang. Zwangsmassnahmen haben nur zur Folge, dass der, gegen den sie angewandt werden, nicht überzeugt wird. Mit Gewalt kann man nicht überzeugen. So kann man gegen Feinde vorgehen, nie darf man aber Genossen und Freunden gegenüber solche Methoden anwenden.

Wir müssen einen deutlichen Unterschied zwischen uns und dem Feind machen, dürfen keineswegs Genossen gegenüber eine feindselige Haltung annehmen und sie wie Feinde behandeln. Man muss, wenn man das Wort ergreift, den glühenden Wunsch haben, die Sache des Volkes zu verfechten, das Bewusstsein des Volkes zu heben, darf aber nicht andere verspotten oder attackieren.

XIV. DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN ARMEE UND VOLK

Die Armee muss mit dem Volk zu einem Ganzen verschmelzen, so dass sie vom Volk als seine eigene Armee angesehen wird. Eine solche Armee wird unbesiegbar sein.

Man muss jedem Genossen begreiflich machen, dass wir nur dann, wenn wir uns auf das Volk stützen, fest an die unversiegbaren schöpferischen Kräfte der Volksmassen glauben, wenn wir also dem Volk vertrauen und mit ihm verschmelzen, jegliche Schwierigkeiten überwinden können; kein Feind wird uns dann niederringen können, wir aber werden alle Feinde überwältigen.

Wo immer unsere Genossen hinkommen, müssen sie gute Beziehungen zu den Massen herstellen, sich um sie kümmern, ihnen helfen, Schwierigkeiten zu überwinden. Wir müssen uns mit den breiten Massen zusammenschliessen. Je grösser die Massen, mit denen wir uns vereinigen, desto besser.

In den Befreiten Gebieten muss die Armee die Machtorgane unterstützen und sich um die Volksmassen kümmern, während die Organe der demokratischen Macht das Volk bei der Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer leiten müssen, um auf diese Weise die Beziehungen zwischen Armee und Volk bedeutend zu verbessern.

In der Armee soll durch die ideologische Erziehung aller Kommandeure und. Kämpfer erreicht werden, dass sie die Bedeutung der Bewegung „Unterstützung der Regierung, Sorge für das Volk“ gründlich erkennen. Ist diese Aufgabe seitens der Armee gut gelöst, dann werden hierauf auch die örtlichen Machtorgane und die Volksmassen ihre Beziehungen zur Armee verbessern.

Im Laufe der Bewegung „Unterstützung der Regierung, Sorge für das Volk“ sowie der Bewegung „Unterstützung der Armee, Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer“ müssen sowohl seitens der Armee wie seitens der Partei und der Machtorgane die Mängel und Fehler des Jahres i943 gründlich geprüft und im Jahre 1944 entschieden abgestellt werden. Von da an müssen solche Bewegungen überall im ersten Monat eines jeden Mondjahres eingeleitet werden, wobei die gemeinsamen Verpflichtungen zur „Unterstützung der Regierung und Sorge für das Volk“ und zur „Unterstützung der Armee und Vorzugsbehandlung der Familien der Widerstandskämpfer“ zu wiederholten Malen verlesen werden sollen. Ebenso muss im Falle eines willkürlichen Verhaltens der Armee-Einheiten in den Stützpunktgebieten gegenüber der Partei, den Machtorganen oder dem Volk sowie im Falle einer ungenügenden Fürsorge für die Truppen seitens der Partei, der Machtorgane und des Volkes mehrmals öffentlich vor den Massen Selbstkritik geübt werden (wobei jede Seite nur sich selbst kritisiert, nicht aber die andere Seite), damit diese Mängel und Fehler gründlich abgestellt werden können.

XV. DIE DEMOKRATIE IN DEN DREI HAUPTBEREICHEN

Die Armee muss bis zu einem bestimmten Grad eine Demokratisierung vornehmen, die in der Hauptsache darin besteht, das feudale Schimpf- und Prügelsystem abzuschaffen und zu erreichen, dass Offiziere und Mannschaften Wohl und Wehe miteinander teilen. Wird das verwirklicht, dann wird die Einheit zwischen Offizieren und Mannschaften hergestellt sein, wird sich die Kampfkraft der Truppen bedeutend steigern und wird kein Zweifel daran bestehen, dass wir den langen und erbitterten Krieg aushalten können.

Die Rote Armee vermochte trotz solcher dürftiger materieller Lebensbedingungen und so häufiger Kämpfe deshalb durchzuhalten, weil abgesehen von der Rolle, die die Partei spielt, in ihren Reihen die Demokratie verwirklicht wurde. Die Offiziere misshandeln nicht die Soldaten; Offiziere und Mannschaften geniessen gleiche Behandlung; die Soldaten haben das Recht, Versammlungen abzuhalten und ihre Meinung auszusprechen; mit den lästigen Ehrenbezeigungen wurde Schluss gemacht; die Wirtschaftsführung ist öffentlich . . . In China braucht nicht nur das Volk die Demokratie, sondern ebenso die Armee. Die demokratische Ordnung innerhalb der Armee ist eine wichtige Waffe für die Untergrabung der feudalen Söldnerarmee.

Die Richtlinie für die politische Arbeit innerhalb der Truppenteile besteht in einer kühnen Mobilisierung der Soldatenmassen, der Kommandeure und aller anderen Armeeangehörigen, um durch eine zentral geleitete demokratische Bewegung drei Ziele zu erreichen, nämlich: maximale politische Einheit, Verbesserung der Lebenshaltung und Hebung des Niveaus der militärischen Technik und Taktik. Die Bewegung der „dreifachen Überprüfung“ und „dreifachen Ausrichtung“ [1], die derzeit in den Einheiten unserer Armee mit Begeisterung durchgeführt wird, will mit der Methode der politischen und der wirtschaftlichen Demokratie zu den zwei erstgenannten Zielen gelangen.

Was die wirtschaftliche Demokratie betrifft, muss den von den Soldaten gewählten Vertretern die Befugnis erteilt werden, den Kompaniechefs bei der Handhabung der Verproviantierung und Verpflegung der Kompanie behilflich zu sein (ohne darüber hinauszugehen).

Was die militärische Demokratie betrifft, so muss während der Übungen eine gegenseitige Unterweisung der Offiziere und Soldaten sowie der Mannschaften untereinander durchgeführt werden; zur Zeit von Kampfhandlungen hat die Kompanie in der vordersten Linie grössere oder kleinere Zusammenkünfte verschiedener Art abzuhalten. Unter Anleitung der Kompaniechefs sollen die Massen der Soldaten zu Diskussionen darüber angeregt werden, wie die feindlichen Stellungen einzunehmen, wie die Kampfaufgaben zu erfüllen sind. Bei Gefechten, die mehrere Tage andauern, soll man solche Zusammenkünfte mehrmals veranstalten. Diese militärische Demokratie wurde bei der Schlacht von Panlung in Nordschensi und bei der Schlacht von Schidjiadschuang im Schansi-Tschahar Hopeh-Grenzgebiet praktiziert, und zwar mit ausgezeichneten Ergebnissen. Das beweist, dass diese Demokratie nur Vorteile bringt und nicht im geringsten schadet.

Angesichts des gegenwärtigen grossen Kampfes fordert die Kommunistische Partei Chinas, dass alle Leitungen sowie alle Mitglieder und Funktionäre ihre Aktivität in vollem Masse entfalten; nur dadurch kann der Sieg gesichert werden. Diese Aktivität muss konkret darin zum Ausdruck kommen, dass die Leitungen, die Funktionäre und die Mitglieder Schöpferkraft, Verantwortungsbewusstsein und Arbeitselan zeigen, dass sie den Mut haben und es verstehen, Fragen aufzuwerfen, Meinungen zu äussern, Mängel zu kritisieren sowie in kameradschaftlicher Weise die Tätigkeit der Leitungen und der führenden Funktionäre zu kontrollieren. Andernfalls wird die Aktivität, von der hier die Rede ist, zu einem leeren Wort. Die Entfaltung dieser Aktivität hängt aber von der Demokratisierung des Parteilebens ab. Wenn es an einem demokratischen Leben in der Partei mangelt, bleibt die Entfaltung der Aktivität ein unerreichbares Ziel. Es ist auch nur in einer Atmosphäre der Demokratie möglich, zahlreiche fähige Menschen heranzubilden.

Jedermann, wer immer es auch sei vorausgesetzt, dass er kein feindliches Element ist und keine böswilligen Angriffe unternimmt -, darf seine Meinung äussern, und es macht auch nichts aus, wenn er etwas Falsches sagt. Die führenden Funktionäre aller Ebenen haben die Pflicht, die Meinungen anderer Leute anzuhören. Zwei Prinzipien sind einzuhalten:

  1. Weisst du etwas, sprich; sprichst du, sage alles.
  2. Dem Sprecher nicht zum Tadel, dem Zuhörer zur Lehre. Wenn das Prinzip „Dem Sprecher nicht zum Tadel“ nicht eingehalten wird – und zwar wirklich eingehalten, nicht zum Schein -, dann wird man nicht erreichen können, dass die Leute sagen, was sie wissen, und alles aussprechen, was sie zu sagen haben.

Wir müssen uns in der Partei mit der Erziehung zur Demokratie befassen, damit die Parteimitglieder begreifen, was ein demokratisches Leben bedeutet, welcher Zusammenhang zwischen Demokratie und Zentralismus besteht und wie der demokratische Zentralismus zu verwirklichen ist. Nur so kann man einerseits die innerparteiliche Demokratie tatsächlich erweitern und andererseits eine extreme Demokratisierung, ein die Disziplin untergrabendes Treibenlassen vermeiden.

Sowohl in der Armee als auch in den örtlichen Verwaltungen und Organisationen soll die innerparteiliche Demokratie der Festigung der Disziplin und der Stärkung der Kampfkraft dienen und nicht ihrer Schwächung.

Die Wurzeln der extremen Demokratisierung müssen von der Theorie her beseitigt werden. Vor allen Dingen muss man auf die Gefahr der extremen Demokratisierung hinweisen, nämlich darauf, dass diese die Parteiorganisation schädigt oder sogar völlig zerstört, die Kampfkraft der Partei schwächt oder sogar völlig untergräbt, so dass die Partei nicht mehr imstande ist, ihre Kampfaufgaben zu erfüllen, wodurch eine Niederlage der Revolution herbeigeführt wird. Ferner muss man feststellen, dass die Wurzeln der extremen Demokratisierung in der kleinbürgerlichen individualistischen Undiszipliniertheit zu suchen sind. Wenn diese Haltung in die Partei hineingetragen wird, so entwickelt sie sich politisch und organisatorisch zu ultrademokratischen Ansichten. Solche Ansichten sind mit den Kampfaufgaben des Proletariats von Grund auf unvereinbar.

XVI. ERZIEHUNG UND AUSBILDUNG

Unser Kurs auf dem Gebiet des Bildungswesens muss gewährleisten, dass jeder, der eine Ausbildung erhält, sich moralisch, geistig und körperlich entwickelt und ein gebildeter Werktätiger mit sozialistischem Bewusstsein wird.

Bei der Ausbildung der Funktionäre sowohl an der Arbeitsstätte wie in Kaderschulen ist darauf Kurs zu nehmen, dass das Studium der praktischen Probleme der chinesischen Revolution im Mittelpunkt steht und die Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus als Richtschnur dienen, dabei muss mit der Methode, den Marxismus-Leninismus statisch und isoliert zu studieren, Schluss gemacht werden.

Das Wichtigste für eine Militärschule ist die Auswahl des Schulleiters und der Lehrkräfte sowie die Festlegung der Richtlinien für die Ausbildung.

Eine Schule mit hundert Menschen kann bestimmt nicht gut arbeiten, wenn es keine führende Gruppe von einigen oder einem Dutzend und mehr Leuten gibt, die sich auf Grund der gegebenen Verhältnisse gebildet hat (und nicht künstlich zusammengezimmert worden ist) und aus den aktivsten, aufrechtesten und gewandtesten Lehrern, Angestellten sowie Studierenden besteht.

Alle Kommandeure und Kämpfer unserer Armee müssen ihr militärisches Können steigern, für einen sicheren Sieg im Krieg kühn vorwärtsschreiten und alle Feinde entschlossen, gründlich, restlos und vollständig vernichten.

In dem einjährigen Konsolidierungs- und Ausbildungsprogramm, das jetzt begonnen hat, soll der militärischen und der politischen Seite gleiche Bedeutung beigemessen werden, und beide sind miteinander zu integrieren. Zu Beginn muss man auf die politische Seite Nachdruck legen, darauf, dass die Beziehungen zwischen Offizieren und Mannschaften verbessert, die innere Einheit gestärkt und die Massen der Kader und Kämpfer zu einer hohen Aktivität mobilisiert werden. Nur auf diese Weise wird die militärische Konsolidierung und Ausbildung glatt vor sich gehen, werden bessere Resultate erzielt werden.

Was die Ausbildungsmethode betrifft, müssen wir eine Massenbewegung entfalten, die darauf abzielt: Die Offiziere lehren die Soldaten, die Soldaten lehren die Offiziere, ein Soldat lehrt den anderen.

Unsere Losung bei der Truppenausbildung lautet: „Die Offiziere lehren die Soldaten, die Soldaten lehren die Offiziere, ein Soldat lehrt den anderen.“ Die Soldaten haben reiche praktische Kampferfahrungen. Die Offiziere sollen von den Soldaten lernen, und wenn sie sich deren Erfahrungen zu eigen gemacht haben, werden sie ihr Können steigern.

Das Hauptziel der Ausbildungskurse muss weiterhin sein, die Technik des Schiessens, des Bajonettkampfes, des Granatenwerfens und dergleichen auf ein höheres Niveau zu heben. Das zweitwichtigste Ziel ist die Hebung des taktischen Niveaus. Dabei muss man auf die Ausbildung für Nachtgefechte besonderen Nachdruck legen.

XVII. DEM VOLKE DIENEN

Wir müssen bescheiden und umsichtig sein, uns vor Überheblichkeit und Unbesonnenheit in Acht nehmen und mit Leib und Seele dem Chinesischen Volke dienen.

Mit Leib und Seele dem Volk dienen und sich auch nicht für einen Augenblick von den Massen lösen; sich in allem von den Interessen des Volkes und nicht von den Interessen der eigenen Person oder kleiner Gruppen leiten lassen; sich in gleicher Weise dem Volk wie der Parteileitung gegenüber verantwortlich fühlen das ist unser Ausgangspunkt.

Die Staatsorgane müssen den demokratischen Zentralismus verwirklichen und sich auf die Volksmassen stützen, ihre Mitarbeiter müssen dem Volk dienen.

Der dem Genossen Bethune eigene Geist der absoluten Selbstlosigkeit und der absoluten Hingabe für andere fand seinen Ausdruck in einem äusserst tiefen Gefühl der Verantwortlichkeit für die Arbeit und in einer äusserst warmen Herzlichkeit zu den Genossen und zum Volk. Jeder Kommunist muss von ihm lernen.

Wir alle müssen von ihm den Geist der Selbstlosigkeit und Uneigennützigkeit lernen. Davon ausgehend kann man ein Mensch werden, der dem Volke grossen Nutzen bringt. Man kann mit grösseren oder geringeren Fähigkeiten ausgestattet sein, aber wer nur eine solche Gesinnung besitzt, wird ein edler Mensch mit klarem Charakter und hohen moralischen Qualitäten sein, ein von niedrigen Interessen freier Mensch, der dem Volke nützlich ist.

Unsere Kommunistische Partei sowie die Achte Route-Armee und die Neue Vierte Armee, die von der Kommunistischen Partei geführt werden – das sind die Truppen der Revolution. Diese unsere Truppen widmen sich vollständig der Befreiung des Volkes, sie dienen vorbehaltlos den Interessen des Volkes.

Alle unsere Funktionäre, welchen Rang auch immer sie bekleiden, sind Diener des Volkes, und alles, was wir tun, ist Dienst am Volke. Warum sollten wir dann zögern, etwas, was schlecht an uns ist, abzulegen?

Es ist unsere Pflicht, dem Volk gegenüber verantwortlich zu sein. Jedes Wort, jede Handlung, jede politische Richtlinie muss den Interessen des Volkes entsprechen; wenn Fehler auftreten, müssen sie korrigiert werden – das eben heisst dem Volk verantwortlich sein.

Im Kampf gibt es immer Opfer, ist der Tod eines Menschen keine Seltenheit. Uns liegen jedoch die Interessen des Volkes am Herzen, wir denken an die Leiden der gewaltigen Mehrheit des Volkes, und wenn wir für das Volk sterben, dann sterben wir einen würdigen Tod. Gewiss müssen wir alles tun, um unnötige Opfer zu vermeiden.

Der Tod ist jedem beschieden, aber nicht jeder Tod hat die gleiche Bedeutung. Der altchinesische Schriftsteller Sima Tjiän, sagte einmal: „Es stirbt ein jeder, aber der Tod des einen ist gewichtiger als der Tai-Berg, der Tod des anderen hat weniger Gewicht als Schwanenflaum.“ Stirbt man für die Interessen des Volkes, so ist der, Tod gewichtiger als der Tai-Berg; steht ‚ man im Sold der Faschisten und stirbt für die Ausbeuter und Unterdrücker des Volkes, so hat der Tod weniger Gewicht als Schwanenflaum.

XVIII. PATRIOTISMUS UND INTERNATIONALISMUS

Kann ein Kommunist als Internationalist gleichzeitig auch ein Patriot sein? Wir sind der Meinung, dass er das nicht nur kann, sondern auch muss. Der konkrete Inhalt des Patriotismus wird durch die historischen Bedingungen bestimmt. Es gibt einen „Patriotismus“ der japanischen Aggressoren und Hitlers, und es gibt unseren Patriotismus. Den sogenannten „Patriotismus“ der japanischen Aggressoren und Hitlers müssen die Kommunisten entschieden bekämpfen. Die japanischen und die deutschen Kommunisten sind hinsichtlich der Kriege, die ihre Länder führen, Defätisten. Es liegt im Interesse sowohl des japanischen wie des deutschen Volkes, mit allen Mitteln darauf hinzuwirken, dass die Kriege der japanischen Aggressoren und Hitlers mit einer Niederlage enden, und je gründlicher deren Niederlage sein wird, desto besser. Denn die von den japanischen Aggressoren und Hitler geführten Kriege sind unheilvoll nicht nur für die Völker der Welt, sondern auch für die Völker Japans und Deutschlands. China befindet sich in einer anderen Lage, denn es ist Opfer einer Aggression. Deshalb müssen die chinesischen Kommunisten den Patriotismus mit dem Internationalismus verbinden. Wir sind Internationalisten, und wir sind auch Patrioten; unsere Losung lautet: Kampf zur Verteidigung des Vaterlandes gegen die Aggressoren! Für uns ist Defätismus ein Verbrechen, die Erringung des Sieges im antijapanischen Widerstandskrieg aber eine unabweisliche Pflicht. Denn nur durch den Kampf zur Verteidigung des Vaterlandes können wir die Aggressoren besiegen und die nationale Befreiung erreichen. Und nur wenn die Nation befreit ist, kann die Befreiung des Proletariats, des ganzen werktätigen Volkes herbeigeführt werden. Der Sieg Chinas und die Zerschlagung der Imperialisten, die China überfallen haben, werden auch eine Hilfe für die Völker der anderen Länder sein. Deshalb ist der Patriotismus die Verwirklichung des Internationalismus im nationalen Befreiungskrieg.

Welche Gesinnung spricht daraus, wenn ein Ausländer, ohne auch nur den geringsten Vorteil zu suchen, die Sache der Befreiung des chinesischen Volkes zu seiner eigenen Sache macht? Das ist die Gesinnung des Internationalismus, die Gesinnung des Kommunismus. Jeder chinesische Kommunist muss aus dieser Gesinnung lernen … Wir müssen uns mit dem Proletariat aller kapitalistischen Länder vereinigen, mit dem Proletariat Japans, Englands, der USA, Deutschlands, Italiens und aller anderen kapitalistischen Länder; nur auf diese Weise werden wir den Imperialismus stürzen, unsere Nation und unser Volk befreien, alle Nationen und Völker in der ganzen Welt befreien können. Eben darin besteht unser Internationalismus, jener Internationalismus, den wir dem engstirnigen Nationalismus und engstirnigen Patriotismus entgegensetzen.

Um ihre völlige Befreiung zu erringen, verlassen sich die unterdrückten Völker in erster Linie auf ihren eigenen Kampf und erst in zweiter auf internationale Hilfe. Ein Volk, dessen Revolution bereits gesiegt hat, muss den Völkern, die noch um ihre Befreiung kämpfen, Hilfe erweisen. Das ist unsere internationalistische Pflicht.

Die sozialistischen Länder sind Staaten von einem ganz neuen Typus, sind Staaten, in denen die Ausbeuterklassen gestürzt worden sind und die Werktätigen die Macht in ihre Hände genommen haben. In den gegenseitigen Beziehungen zwischen diesen Staaten wird das Prinzip der Einheit von Internationalismus und Patriotismus verwirklicht. Durch die gemeinsamen Interessen und gemeinsamen Ideale sind wir engstens miteinander verbunden.

Die Völker des sozialistischen Lagers sollen sich zusammenschliessen, die Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas sollen sich zusammenschliessen, die Völker aller Kontinente sollen sich zusammenschliessen, alle friedliebenden Länder sollen sich zusammenschliessen, alle Länder, die unter der Aggression, der Kontrolle, der Einmischung und der Tyrannei der USA zu leiden haben, sollen sich zusammenschliessen; sie sollen die breiteste Einheitsfront herstellen, um die Aggressions- und Kriegspolitik des USA-Imperialismus zu bekämpfen und den Weltfrieden zu verteidigen.

Die Dinge entwickeln sich ständig. Seit der Revolution von 1911 sind nur 45 Jahre vergangen, und das Antlitz Chinas hat sich völlig verändert. Nach weiteren 45 Jahren, d. h. im Jahre 2001, wenn wir ins 21. Jahrhundert eingetreten sein werden, wird sich das Aussehen Chinas noch mehr verändert haben. China wird zu einem mächtigen sozialistischen Industrieland geworden sein. So muss es kommen. China ist ein Land von 9,6 Millionen Quadratkilometer Flächenausmass mit einer Bevölkerung von 600 Millionen, es hat daher einen relativ grossen Beitrag für die Menschheit zu leisten. Dieser Beitrag war während einer langen Periode zu klein. Das ist für uns bedauerlich.

Wir müssen aber bescheiden sein, und zwar nicht nur heute, auch nach 45 Jahren, für alle Zukunft. In den internationalen Beziehungen müssen die Chinesen den Grossmachtchauvinismus entschlossen, gründlich, restlos und vollständig beseitigen.

Niemals dürfen wir die hochmütige Haltung von Grossmachtchauvinisten annehmen und wegen des Sieges unserer Revolution und einiger Erfolge bei unserem Aufbau überheblich werden. Jedes Land, ob gross oder klein, hat seine Vorzüge und Mängel.

XIX. REVOLUTIONÄRER HEROISMUS

Diese Armee besitzt einen unbeugsamen Geist; sie ist entschlossen, jeden Feind zu überwältigen, sich selbst aber nie einem Feind zu unterwerfen. Unter beliebigen Schwierigkeiten und Entbehrungen wird sie bis zum letzten Mann im Kampf ausharren.

Wir müssen unseren Kampfstil voll entfalten, d. h. mutig kämpfen, keine Opfer scheuen, keine Erschöpfung fürchten und unablässig Kämpfe führen (in einem kurzen Zeitraum ohne Ruhepause ein Gefecht nach dem anderen austragen).

Tausende und aber Tausende von Helden sind uns vorangegangen und haben mutig ihr Leben für die Interessen des Volkes hingegeben. Lasst uns ihre Fahne hochheben und vorwärtsschreiten auf dem mit ihrem Blut getränkten Weg

Fest entschlossen sein, keine Opfer scheuen und alle Schwierigkeiten überwinden, um den Sieg zu erringen.

Gerade im entscheidenden Moment der Entwicklung des Nordfeldzugs … wurde die aus der Kuomintang, der Kommunistischen Partei und allen Kreisen der Bevölkerung bestehende nationale Einheitsfront, die die Sache der Befreiung des chinesischen Volkes vertrat, ebenso wie alle ihre revolutionären politischen Richtlinien durch die von den Kuomintang-Behörden eingeschlagene verräterische, volksfeindliche Politik der „Parteisäuberung“ und der blutigen Gemetzel zerstört. Danach trat der Bürgerkrieg an die Stelle der Einheit, die Diktatur an die Stelle der Demokratie, ein in Finsternis gehülltes China an die Stelle des lichterfüllten China. Die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk wurden aber weder eingeschüchtert noch bezwungen, noch ausgerottet. Sie erhoben sich wieder, wischten das Blut ab, bestatteten die gefallenen Kameraden und setzten den Kampf fort. Sie hoben das grosse Banner der Revolution hoch und schritten zum bewaffneten Widerstand. In ausgedehnten Gebieten Chinas schufen sie Organe der Volksmacht, führten eine Bodenreform durch, schufen eine Volksarmee – die Chinesische Rote Armee -, bewahrten die revolutionären Kräfte des chinesischen Volkes und entwickelten sie weiter.

Ihr habt viele gute Eigenschaften, habt euch grosse Verdienste erworben, doch müsst ihr stets daran denken, dass man nicht überheblich werden darf. Ihr werdet von jedermann geachtet, und das mit Recht, doch wird man dadurch auch leicht zur Überheblichkeit verleitet. Wenn ihr überheblich werdet, wenn ihr unbescheiden seid und keine Anstrengungen mehr unternehmt, wenn ihr andere Menschen, die Funktionäre und die Massen nicht achtet, dann werdet ihr aufhören, Helden und Vorbilder zu sein. In der Vergangenheit gab es Leute, die sich so verhielten, und ich hoffe, ihr werdet nicht von ihnen lernen.

Im Kampf zur Vernichtung der Feinde sowie zur Wiederherstellung und Entwicklung der Industrie- und Agrarproduktion seid ihr mit vielen Schwierigkeiten und Entbehrungen fertiggeworden, habt ihr in hohem Masse Wagemut, Klugheit und Initiative an den Tag gelegt. Ihr seid Vorbilder für die ganze chinesische Nation, ihr seid das Rückgrat beim siegreichen Vormarsch der Sache des Volkes auf allen Gebieten, ihr seid die verlässlichen Stützpfeiler der Volksregierung und die Brücke für die Verbindung der Volksregierung mit den breiten Massen.

Unsere chinesische Nation ist von dem Geist beseelt, die blutigen Kämpfe gegen ihre Feinde bis zuletzt auszufechten, sie ist entschlossen, ihre verlorenen Gebiete aus eigener Kraft wiederzugewinnen, sie verfügt über die Fähigkeit, inmitten der Nationen der Welt auf eigenen Füssen zu stehen.

XX. UNSER LAND MIT FLEISS UND GENÜGSAMKEIT AUFBAUEN

Alle Funktionäre und das ganze Volk müssen ständig daran denken, dass China ein grosses sozialistisches Land und zugleich ein wirtschaftlich rückständiges, armes Land ist. Das ist ein grosser Widerspruch. Damit unser Land reich und mächtig wird, sind einige Jahrzehnte harten Kampfes notwendig; zu diesem gehört u.a., dass man beim Aufbau des Landes den Kurs „Fleiss und Genügsamkeit“ einhält, d. h, ein strenges Sparsamkeitsregime durchführt und gegen Verschwendung kämpft.

Mit Fleiss und Genügsamkeit müssen die Fabriken und Geschäftsläden, alle staatlichen, genossenschaftlichen und sonstigen Unternehmungen betrieben werden. Was auch immer unternommen wird, es muss das Prinzip „Fleiss und Genügsamkeit“ eingehalten werden, das heisst das Prinzip der Sparsamkeit, eines der Grundprinzipien der sozialistischen Wirtschaft. China ist ein grosses Land, doch es ist derzeit noch sehr arm; damit China ein reiches Land werde, bedarf es eines Zeitraums von mehreren Jahrzehnten. Auch nach Ablauf dieser Zeitspanne wird es erforderlich sein, den Grundsatz „Fleiss und Genügsamkeit“ weiter zu befolgen; aber ganz besonders in den nächsten Jahrzehnten, im Laufe der gegenwärtigen Periode unserer Fünfjahrpläne, muss man für Fleiss und Genügsamkeit eintreten und auf Sparsamkeit achten.

Wir müssen überall mit den Arbeitskräften und materiellen Ressourcen sehr sorgsam umgehen, dürfen unter keinen Umständen bloss auf den Augenblick schauen und dabei Liederlichkeit und Verschwendung zulassen. Wir müssen überall von dem ersten Jahr an, in dem wir zu arbeiten beginnen, mit den vielen kommenden Jahren rechnen; wir müssen damit rechnen, dass wir einen langwierigen Krieg auszuhalten haben, dass unsere Gegenoffensive bevorsteht, dass wir nach der ‘Vertreibung des Feindes an den Aufbau’ schreiten werden. Einerseits darf es keine Liederlichkeit und Verschwendung geben, andererseits muss man sich um die Entwicklung der Produktion bemühen. Früher kam es uns stellenweise teuer zu stehen, dass es an einer langfristigen Vorausplanung mangelte, dass man nicht darauf achtete, mit den Arbeitskräften und den materiellen Hilfsquellen sparsam umzugehen und die Produktion zu entwickeln. Man muss die Lehre daraus ziehen und von nun an darauf achten.

Um die Wiederherstellung und Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion und auch der industriellen Produktion in den Kleinstädten zu beschleunigen, müssen wir im Verlauf des Kampfes um die Beseitigung des Feudalsystems darauf bedacht sein, unser Äusserstes zu tun, um alle nutzbaren Produktions- und Konsumtionsmittel weitestgehend zu erhalten, müssen wir gegen ihre Zerstörung oder Vergeudung durch wen immer entschlossene Massnahmen ergreifen, gegen Schlemmerei vorgehen und auf Sparsamkeit achten.

Bei den Budgetausgaben muss man das Prinzip der Sparsamkeit einhalten. Alle Mitarbeiter der Regierungsinstitutionen müssen begreifen, dass Korruption und Verschwendung schwerste Verbrechen sind. Im Kampf gegen Korruption und Verschwendung sind bereits einige Erfolge erzielt worden, doch man muss weiterhin energisch dagegen vorgehen. Unser Rechnungswesen ist von dem Prinzip geleitet, dass jeder Groschen gespart werden muss für den Krieg und die Revolution, für unseren Wirtschaftsaufbau.

Gegenwärtig macht sich unter vielen unserer Funktionäre immer mehr eine gefährliche Tendenz bemerkbar, die darin zum Ausdruck kommt, dass sie nicht gewillt sind, mit den Massen Wohl und Wehe zu teilen, dass sie auf persönlichen Ruhm und Vorteil aus sind. Das ist sehr schlecht. Im Verlauf der Bewegung für Produktionssteigerung und Sparsamkeit fordern wir eine Vereinfachung des Apparats und die Freisetzung von Funktionären für ihren Einsatz auf unterer Ebene, so dass eine beträchtliche Anzahl Funktionäre zur Produktion zurückkehren kann. Das ist eine der Methoden zur Überwindung dieser gefährlichen Tendenz.

Der Umstand, dass die Armee für den eigenen Bedarf produziert, hat nicht nur die Lebenshaltung der Truppen verbessert, die vom Volk zu tragenden Lasten erleichtert und daher eine Erweiterung der Reihen der Armee ermöglicht, sondern auch sofort eine Reihe. anderer unmittelbarer Vorteile mit sich gebracht. Diese Vorteile sind:

  1. Bessere Beziehungen zwischen Offizieren und Mannschaften. Die einen wie die anderen arbeiten in der Produktion zusammen und stellen ein brüderliches Verhältnis untereinander her.
  2. Eine bessere Einstellung zur körperlichen Arbeit. Seit die Armee für ihren Eigenbedarf produziert, hat sich die Einstellung zur Arbeit gebessert, sind die üblen Gewohnheiten der Faulenzerei beseitigt worden.
  3. Eine straffere Disziplin. Weit davon entfernt, die Disziplin im Gefecht und im täglichen Leben der Armee zu schwächen, hat die Arbeitsdisziplin bei der Produktion sie umgekehrt gestärkt.
  4. Bessere Beziehungen zwischen Armee und Volk. Da nun die Armee selbst einen „Haushalt“ führt, kommt es selten oder überhaupt nicht mehr zu Eingriffen in das Vermögen der Bevölkerung. Da die Armee und die Bevölkerung einander mit Arbeitskräften aushelfen und in der Produktion Beistand leisten, haben sich die freundschaftlichen Bande zwischen ihnen noch mehr verstärkt.
  5. Weniger Murren in der Armee über die Regierung, bessere Beziehungen zwischen Armee und Regierung.

6 Ein Ansporn für die grosse Produktionsbewegung der Bevölkerung. Da sich die Armee mit Produktion befasst, wird die Notwendigkeit noch offenkundiger, dass die Regierungsinstitutionen das Gleiche tun, und sie tun dies auch mit grösserem Eifer; auch wird natürlich die Notwendigkeit der allgemeinen Bewegung des ganzen Volkes zur Steigerung der Produktion offenkundiger, und sie geht gleichfalls energischer vonstatten.

Manche Leute sagen: Wenn sich die Armee mit Produktion befasst, ist sie nicht mehr imstande zu kämpfen und sich auszubilden; wenn sich die Regierungsinstitutionen und andere Organisationen mit Produktion befassen, sind sie nicht mehr imstande, ihre Tätigkeit auszuüben. Dieses Argument ist nicht richtig. In den letzten Jahren hat sich unsere Armee im Grenzgebiet in grossem Massstab mit der Produktion befasst, so dass sie mit Nahrung und Kleidung reichlich versorgt war, und gleichzeitig wurde sowohl die Ausbildung der Truppen als auch politische Schulung und allgemeine Bildungsarbeit durchgeführt, und dabei mit grösserem Erfolg als zuvor; auch die Einheit innerhalb der Armee sowie die Einheit zwischen Armee und Volk ist stärker als früher. An der Front wurde im vergangenen Jahr eine grossangelegte Produktionsbewegung durchgeführt, dennoch wurden in demselben Jahr grosse Kampferfolge erzielt und setzte überdies eine umfassende Kampagne zur Truppenausbildung ein. In den Regierungsinstitutionen und sonstigen Organisationen wurde die Lebenshaltung der Mitarbeiter dank ihrer Produktionstätigkeit verbessert, und diese arbeiteten mit grösserer Hingabe und grösserem Effekt auf ihrem Gebiet; dies gilt sowohl für das Grenzgebiet wie für die Front.

XXI. SELBSTVERTRAUEN UND HARTER KAMPF

Worauf soll unsere Politik beruhen? Auf unseren eigenen Kräften, und das heisst, sich aus eigener Kraft emporarbeiten. Wir sind durchaus nicht isoliert; die Länder und die Völker der ganzen Welt, die den Imperialismus bekämpfen, sind unsere Freunde. Trotzdem legen wir Nachdruck auf das Schaffen aus eigener Kraft. Gestützt auf die von uns selbst organisierten Kräfte, können wir alle chinesischen und ausländischen Reaktionäre besiegen.

Wir treten für das Vertrauen auf die eigene Kraft ein. Wir hoffen auf Hilfe von auswärts, können uns aber nicht von ihr abhängig machen; wir verlassen uns auf die eigenen Anstrengungen, auf die schöpferischen Kräfte der ganzen Armee und des gesamten Volkes.

Den Sieg im ganzen Land erringen – das ist bloss der erste Schritt auf einem langen Marsch von zehntausend Meilen … Die chinesische Revolution ist grandios, aber nach der Revolution ist eine noch längere Wegstrecke zurückzulegen, ein noch grösseres Werk zu vollbringen, noch härtere Arbeit zu leisten. Das muss man jetzt der ganzen Partei klarmachen, und man muss dafür Sorge tragen, dass sich die Genossen den durch Bescheidenheit und Umsicht gekennzeichneten, von Überheblichkeit und Unbesonnenheit freien Stil bewahren, dass sie den Stil harten Kampfes beibehalten.

Unter den Funktionären muss man restlos mit allen Vorstellungen aufräumen, dass der Sieg mühelos, durch glückliche Zufälle erlangt werden könnte – ohne harte und bittere Kämpfe, ohne Schweiss und Blut.

Wir müssen die Fortschritte in der Welt und die lichten Zukunftsperspektiven ständig unter dem Volk propagieren, damit es Siegeszuversicht gewinnt. Wir müssen zugleich auch dem Volk und unseren Genossen erklären, dass unser Weg Windungen und Wendungen haben wird. Auf dem Weg der Revolution gibt es noch viele Hindernisse, viele Schwierigkeiten. Unser VII. Parteitag rechnete mit vielen Schwierigkeiten, denn wir wollen lieber mehr Schwierigkeiten in Rechnung stellen. Manche Genossen machen sich nicht gern viele Gedanken über Schwierigkeiten. Aber Schwierigkeiten sind Tatsachen, man muss sie anerkennen, wie viele es auch seien, man darf ihnen gegenüber keine „Politik der Nichtanerkennung“ einschlagen. Wir müssen die Schwierigkeiten anerkennen, sie analysieren und einen Kampf mit ihnen führen. Es gibt keinen geraden Weg in der Welt, man muss darauf vorbereitet sein, einen Zickzackweg zu gehen, und darf nicht auf bequeme Weise ans Ziel gelangen wollen. Man kann sich doch nicht einbilden, dass eines schönen Tages alle Reaktionäre von selbst in die Knie sinken werden. Kurz gesagt, die Zukunftsperspektiven sind glänzend, der Weg ist aber voller Windungen und Wendungen. Es liegen noch viele Schwierigkeiten vor uns, die wir nicht übersehen dürfen. Wenn wir uns mit dem ganzen Volk zusammenschliessen und gemeinsame Anstrengungen machen, können wir bestimmt aller Schwierigkeiten Herr werden und unser Ziel, den Sieg, erreichen.

Wer nur die Lichtseiten sieht und die Schwierigkeiten nicht wahrnimmt, der wird nicht erfolgreich für die Erfüllung der vor der Partei stehenden Aufgaben kämpfen können.

Der Reichtum der Gesellschaft wird von den Arbeitern, Bauern und werktätigen Intellektuellen geschaffen. Wenn diese Menschengruppen ihr Schicksal in die eigene Hand genommen haben und wenn sie sich überdies an eine marxistisch-leninistische Linie halten und aktiv an die Lösung der Probleme herangehen, statt ihnen auszuweichen, dann wird es keinerlei Schwierigkeiten auf der Welt geben, mit denen sie nicht fertig werden könnten.

Alle Genossen in der Partei müssen dies alles voll und ganz in Rechnung stellen und bereit sein, mit unerschütterlichem Willen planmässig jegliche Schwierigkeiten zu überwinden. Schwierigkeiten haben die reaktionären Kräfte ebenso wie wir. Ihre Schwierigkeiten sind aber unüberwindlich, weil sie Kräfte sind, die sich dem Untergang nähern, keine Zukunft haben. Unsere Schwierigkeiten können überwunden werden, denn wir sind neuaufstrebende Kräfte mit einer strahlenden Zukunft.

In Zeiten von Schwierigkeiten müssen unsere Genossen die Erfolge sehen, die lichte Zukunft vor Augen haben, müssen wir unseren Mut heben.

Alles, was neu ins Leben tritt, wächst unter Schwierigkeiten heran, hat einen Weg voller Windungen und Wendungen zurückzulegen. Es wäre eine reine Illusion, zu glauben, dass die Sache des Sozialismus ohne Schwierigkeiten und Zickzackwege, ohne gewaltige Anstrengungen vorankäme, dass man immer günstigen Wind und leicht Erfolge haben würde.

Im revolutionären Kampf gewinnen manchmal die ungünstigen Bedingungen die Oberhand über die günstigen Bedingungen; dann sind die Schwierigkeiten die hauptsächliche Seite des Widerspruchs, und die günstigen Bedingungen rücken auf den zweiten Platz. Dank ihren Anstrengungen gelingt es jedoch den Revolutionären, Schritt für Schritt der Schwierigkeiten Herr zu werden und eine neue, günstige Situation zu schaffen; an die Stelle der ungünstigen Situation tritt also eine günstige Situation.

Was ist Arbeit? Arbeit bedeutet Kampf. An diesen Orten gibt es Schwierigkeiten und Probleme, zu deren Überwindung bzw. Lösung wir benötigt werden. Wir gehen dorthin zur Arbeit und zum Kampf, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Nur der ist ein guter Genosse, den es mehr dorthin zieht, wo die Schwierigkeiten grösser sind.

Es gibt ein altes chinesisches Gleichnis, die Parabel „Yü Gung versetzt Berge“. Darin wird erzählt, dass in alten Zeiten im Norden Chinas ein Greis aus den Nördlichen Bergen namens Yü Gung („Närrischer Greis“) lebte. Den Weg, der von seiner Haustür nach Süden führte, versperrten zwei grosse Berge: der Taihang und der Wangwu. Yü Gung fasste den Entschluss, zusammen mit seinen Söhnen diese Berge mit Hacken abzutragen. Ein anderer Greis namens Dschi Sou („Weiser Alter“) lachte, als er sie sah, und meinte: „Ihr treibt aber wirklich Unfug, ihr paar Leute könnt doch unmöglich zwei solche riesigen Berge abtragen“ Yü Gung antwortete ihm: „Sterbe ich, bleiben meine Kinder; sterben die Kinder, bleiben die Enkelkinder, und so werden sich die Generationen in einer endlosen Reihe ablösen. Diese Berge sind zwar hoch, aber sie können nicht mehr höher werden; um das, was wir abtragen, werden sie niedriger. Warum sollten wir sie da nicht abtragen können?“ Nachdem Yü Gung die falsche Auffassung Dschi Sous widerlegt hatte, machte er sich ohne auch nur im geringsten zu schwanken, daran, Tag für Tag die Berge abzutragen. Das rührte den Himmelskaiser, und er schickte zwei seiner Götter auf die Erde, die beide Berge auf dem Rücken davontrugen. Gegenwärtig lasten ebenfalls zwei grosse Berge schwer auf dem chinesischen Volk. Der eine heisst Imperialismus, der andere Feudalismus. Die Kommunistische Partei Chinas ist schon längst entschlossen, diese beiden Berge abzutragen. Wir müssen unseren Entschluss beharrlich in die Tat umsetzen, wir müssen unermüdlich arbeiten, und wir werden die Gottheit ebenfalls rühren; und diese Gottheit ist niemand anderer als die Volksmassen Chinas. Und wenn sich das ganze Volk erhebt, um mit uns zusammen diese Berge abzutragen, sollten wir sie da etwa nicht abtragen können?

XXII. DENKWEISE UND ARBEITSMETHODEN

Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der ununterbrochenen Vorwärtsentwicklung aus dem Reich der Notwendigkeit ins Reich der Freiheit. Dieser Prozess findet niemals ein Ende. In jeder Gesellschaft, in der es Klassen gibt, hat der Klassenkampf kein Ende. In einer Gesellschaft, in der keine Klassen mehr bestehen, wird der Kampf zwischen dem Neuen und dem Alten, der Kampf zwischen Richtigem und Falschem niemals zu Ende sein. Im Bereich des Produktionskampfes und des wissenschaftlichen Experimentierens macht die Menschheit eine beständige Entwicklung durch, entwickelt sich auch unaufhörlich die Natur, werden niemals Menschheit und Natur auf einem gegebenen Niveau stehen bleiben. Infolgedessen haben die Menschen immer wieder ihre Erfahrungen zusammenzufassen, Neues zu entdecken und zu erfinden, zu schaffen und vorwärtszuschreiten. Alle Ansichten, in denen Stagnation, Pessimismus, Tatenlosigkeit oder Überheblichkeit und Selbstzufriedenheit zum Ausdruck kommen, sind falsch. Sie sind falsch, weil sie weder mit den historischen Tatsachen der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft im Laufe von etwa einer Million Jahren noch mit den geschichtlichen Tatsachen der bisher von uns erkannten Natur (wie sie sich beispielsweise in der Geschichte der Himmelskörper, der Erde, des Lebens und anderer Naturphänomene offenbart), übereinstimmen.

Die Naturwissenschaft ist eine der Waffen, mit denen sich die Menschen ihre Freiheit erkämpfen. Um ihre soziale Freiheit zu erringen, müssen die Menschen mit Hilfe der Gesellschaftswissenschaften die Gesellschaft verstehen lernen, sie umgestalten, die soziale Revolution durchführen. Um ihre Freiheit im Bereich der Natur zu erlangen, müssen die Menschen mit Hilfe der Naturwissenschaften die Natur erkennen, sie bezwingen, sie umgestalten und so ihre Freiheit der Natur abringen.

Die marxistische Philosophie, der dialektische Materialismus, weist zwei am meisten hervorstechende Merkmale auf. Zunächst ist sie durch ihren Klassencharakter gekennzeichnet: Sie erklärt offen, dass der dialektische Materialismus dem Proletariat dient: Weiter ist sie gekennzeichnet durch ihre Bezogenheit auf die Praxis. Sie betont, dass die Theorie von der Praxis abhängt, dass die Praxis die Grundlage der Theorie bildet und die Theorie ihrerseits der Praxis dient.

Die marxistische Philosophie ist der Ansicht, dass die wichtigste Frage nicht darin besteht, die Gesetzmässigkeiten der objektiven Welt zu verstehen, um die Welt interpretieren zu können, sondern darin, die Kenntnis dieser objektiven Gesetzmässigkeiten auszunützen, um die Welt aktiv umzugestalten.

Woher kommen die richtigen Ideen der Menschen? Fallen sie vom Himmel? Nein. Sind sie dem eigenen Gehirn angeboren? Nein. Die richtigen Ideen der Menschen können nur aus der gesellschaftlichen Praxis herrühren, nur aus dem Produktionskampf, dem Klassenkampf und dem wissenschaftlichen Experiment – diesen drei Arten der gesellschaftlichen Praxis.

Das gesellschaftliche Sein der Menschen bestimmt ihr Denken. Sobald die richtigen Ideen, die die fortschrittliche Klasse repräsentieren, von den Massen beherrscht werden, werden sie zur materiellen Gewalt, welche die Gesellschaft und die Welt umgestaltet.

In ihrer gesellschaftlichen Praxis nehmen die Menschen an verschiedenerlei Kämpfen teil, sammeln sie reiche Erfahrungen, solche von Erfolgen und solche von Misserfolgen. Die unzähligen Erscheinungen der objektiven Aussenwelt finden mittels der fünf Sinnesorgane – Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper – ihre Widerspiegelung im menschlichen Gehirn, und das ist zunächst eine sinnliche Erkenntnis. Hat sich das Material dieser sinnlichen Erkenntnis angehäuft, so tritt ein Sprung ein, und die sinnliche Erkenntnis verwandelt sich in eine rationale Erkenntnis, d.h. in die Idee. Das ist ein Erkenntnisprozess. Es ist die erste Etappe des Gesamtprozesses der Erkenntnis, die Etappe des Übergangs von der objektiven Materie zum subjektiven Bewusstsein, vom Sein zur Idee. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht bewiesen, ob das Bewusstsein, die Ideen (einschliesslich der Theorien, politischen Richtlinien, Pläne, Methoden) die Gesetze der objektiven Aussenwelt richtig widergespiegelt haben, es kann noch nicht festgestellt werden, ob die Ideen richtig sind. Darauf folgt die zweite Etappe des Erkenntnisprozesses, nämlich die Etappe des Übergangs vom Bewusstsein zur Materie, von der Idee zum Sein, wo man die in der ersten Etappe gewonnenen Erkenntnisse auf die gesellschaftliche Praxis anwendet, um zu sehen, ob diese Theorien, politischen Richtlinien. Pläne, Methoden usw. zu dem gewünschten Erfolg führen. Allgemein gesagt, ist richtig, was Erfolg bringt, und falsch, misslingt; das trifft besonders auf den Kampf der Menschheit mit der Natur zu. Im gesellschaftlichen Kampf kommt es manchmal vor, dass die Kräfte, die die fortschrittliche Klasse repräsentieren, Misserfolg haben, und zwar nicht etwa, weil ihre Ideen unrichtig wären, sondern weil sie, wenn man die im Kampf stehenden Kräfte miteinander vergleicht, zeitweilig noch nicht so stark sind wie die reaktionären Kräfte; daher erleiden sie zunächst Niederlagen, doch werden sie früher oder später siegen. Mit der Überprüfung der menschlichen Erkenntnis durch die Praxis tritt wiederum ein Sprung ein. Dieser ist von weit grösserer Bedeutung als der frühere Sprung. Denn nur der zweite Sprung kann beweisen, dass der erste Sprung in der Erkenntnis, d.h. die Ideen, Theorien, politischen Richtlinien, Pläne, Methoden usw., auf die man im Prozess der Widerspiegelung der objektiven Aussenwelt gekommen ist, richtig oder falsch war; es gibt keine andere Methode, die Wahrheit zu ermitteln.

Zu einer richtigen Erkenntnis gelangt man oft erst nach einer vielfachen Wiederholung der Übergänge von der Materie zum Bewusstsein und vom Bewusstsein zur Materie, das heisst von der Praxis zur Erkenntnis und von der Erkenntnis zur Praxis. Das ist die Erkenntnistheorie des Marxismus, die Erkenntnistheorie des dialektischen Materialismus.

Kein Mensch kann ein Ding erkennen, wenn er nicht mit ihm in Berührung kommt, das heisst, wenn sein eigenes Leben (seine Praxis) nicht in dem Milieu dieses Dinges verläuft. Willst du Kenntnisse erwerben, musst du an der die Wirklichkeit umwälzenden Praxis teilnehmen. Willst du den Geschmack einer Birne kennenlernen, musst du sie verändern, das heisst sie in deinem Mund zerkauen. Willst du die Theorie und die Methoden der Revolution kennenlernen, musst du an der Revolution teilnehmen. Alle echten Kenntnisse stammen aus der unmittelbaren Erfahrung.

Die Erkenntnis beginnt mit der Praxis, die theoretischen Kenntnisse, die man durch die Praxis erworben hat, müssen wiederum zur Praxis zurückkehren. Die aktive Rolle der Erkenntnis findet ihren Ausdruck nicht nur in dem aktiven Sprung von der sinnlichen Erkenntnis zur rationalen Erkenntnis, sondern auch, was noch wichtiger ist, in dem Sprung von der rationalen Erkenntnis zur revolutionären Praxis.

Wenn man, womit immer man sich beschäftigt, die näheren Umstände der betreffenden Sache, ihren Charakter, ihren Zusammenhang mit anderen Dingen nicht begriffen hat, dann kennt man, wie jedermann weiss, auch nicht die Gesetzmässigkeiten dieser Sache, weiss nicht, wie an sie heranzugehen, kann sie nicht erfolgreich bewältigen.

Wenn die Menschen Erfolge in der Arbeit erzielen, das heisst die erwarteten Ergebnisse erhalten wollen, müssen sie unbedingt ihre Ideen in Übereinstimmung, mit den Gesetzmässigkeiten der objektiven Aussenwelt bringen, anderenfalls erleiden sie in der Praxis Niederlagen. Wenn sie Niederlagen erleiden, so ziehen sie daraus Lehren, ändern ihre Ideen, um sie in Übereinstimmung mit den Gesetzmässigkeiten der Aussenwelt zu bringen, und können dann die Niederlagen in Siege verwandeln; diese Wahrheit findet ihren Ausdruck in den Sprichwörtern „Die Niederlage ist die Mutter des Erfolgs“ und „Durch Schaden wird man klug“.

Wir sind Marxisten, und der Marxismus lehrt uns, an die Probleme nicht von abstrakten Definitionen, sondern von den objektiven Tatsachen aus heranzugehen und unseren Kurs, unsere politischen Richtlinien, unsere praktischen Massnahmen auf Grund einer Analyse dieser Tatsachen zu erarbeiten.

Die fundamentalste Arbeitsmethode, die sich alle Kommunisten tief einprägen müssen, besteht darin, die Richtlinien für die Arbeit gemäss den realen Verhältnissen festzulegen. Wenn wir die Ursachen der Fehler, die wir begangen haben, untersuchen, zeigt sich, dass sie alle entstanden sind, weil wir uns von den zur gegebenen Zeit und am gegebenen Ort herrschenden realen Verhältnissen losgelöst und die Richtlinien für unsere Arbeit subjektiv festgelegt haben.

Mit Idealismus und Metaphysik kommt man in der Welt am leichtesten durch; denn man kann dann soviel Unsinn zusammenschwatzen wie man nur will, ohne sich auf die objektive Realität stützen zu müssen und ohne der Prüfung durch diese unterworfen zu sein. Materialismus und Dialektik erfordern hingegen Anstrengungen, da muss man sich auf die objektive Realität stützen und die Prüfung durch diese bestehen; unternimmt man keine Anstrengungen, dann wird man in Idealismus und Metaphysik abgleiten.

Zur Beurteilung eines Dinges muss man von seinem Wesen ausgehen, seine äusseren Erscheinungen dagegen darf man nur als Wegweiser betrachten, der zu einer Pforte hinleitet. Ist man durch diese Pforte eingetreten, dann muss man das Wesen des Dinges erfassen. Das ist die einzig zuverlässige, wissenschaftliche Methode der Analyse.

Die Grundursache der Entwicklung eines Dinges liegt nicht ausserhalb, sondern innerhalb desselben; sie liegt in seiner inneren Widersprüchlichkeit. Allen Dingen wohnen Widersprüche inne, und diese sind es, die Bewegung und Entwicklung dieser Dinge verursachen. Die Widersprüche, die den Dingen selbst innewohnen, sind die Grundursache ihrer Entwicklung, während der Zusammenhang und die Wechselwirkung eines Dinges mit anderen Dingen sekundäre Ursachen darstellen.

Die materialistische Dialektik betrachtet die äusseren Ursachen als Bedingungen der Veränderung und die inneren Ursachen als deren Grundlage, wobei die äusseren Ursachen vermittels der inneren wirken. Bei einer entsprechenden Temperatur wird ein Ei zu einem Küken, aber keine Wärme kann einen Stein in ein Küken verwandeln; denn die Grundlage der Veränderung ist bei den beiden verschieden.

Die marxistische Philosophie vertritt die Meinung, dass das Gesetz von der Einheit der Gegensätze das grundlegende Gesetz des Universums ist. Dieses Gesetz gilt überall, in der Natur, in der menschlichen Gesellschaft und im Denken des Menschen. Zwischen den einander widersprechenden Gegensätzen gibt es sowohl Einheit als auch Kampf, und das bewirkt die Bewegung und Veränderung der Dinge. Widersprüche gibt es überall, jedoch entsprechend den verschiedenen Eigenschaften der Dinge ist auch der Charakter der Widersprüche verschieden. Für jedes konkrete Ding ist die Einheit der Gegensätze bedingt, zeitweilig, vorübergehend und daher relativ, während der Kampf zwischen den Gegensätzen absolut ist.

Die Methode der Analyse ist die dialektische Methode. Eine Analyse bedeutet, dass die den Dingen innewohnenden Widersprüche analysiert werden. Man kann keine treffende Analyse vornehmen, wenn man mit dem Leben nicht vertraut ist, wenn man die behandelten Widersprüche nicht wirklich verstanden hat.

Lenin sagte, dass die konkrete Analyse einer konkreten Situation „das innerste Wesen, die lebendige Seele des Marxismus“ ist. Vielen unserer Genossen fehlt ein analytisches Denkvermögen, sie wollen nicht tief in die komplizierten Dinge eindringen, sie nicht wiederholt analysieren und erforschen, sondern ziehen simple Schlussfolgerungen vor, die entweder eine absolute Bejahung oder eine absolute Verneinung darstellen … Diesem Zustand muss für die Zukunft abgeholfen werden.

Die Methode, mit der diese Genossen an die Fragen herangehen, ist falsch. Sie blicken nicht auf das Wesentliche und Hauptsächliche, sondern betonen die unwesentlichen und nebensächlichen Dinge. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die unwesentlichen, nebensächlichen Fragen nicht ignoriert werden dürfen; sie müssen eine nach der anderen gelöst werden. Doch dürfen sie nicht als wesentlich und hauptsächlich betrachtet werden, sonst würden wir die Orientierung verlieren.

Die Dinge in der Welt sind kompliziert, sie werden von allen möglichen Faktoren bestimmt. Man muss die Probleme von allen Seiten betrachten und nicht nur von einer einzigen.

Diejenigen, die subjektiv, einseitig und oberflächlich an die Fragen herangehen, beginnen nach der Ankunft am neuen Ort sofort, selbstgefällig Anordnungen zu treffen und Befehle zu erlassen, ohne sich über die Lage zu informieren, ohne in die Sache als Ganzes (in ihre Geschichte und ihre gesamten gegenwärtigen Umstände) einzudringen und ohne bis zum Wesen der Sache (ihrem Charakter und ihrem inneren Zusammenhang mit anderen Sachen) vorzudringen – solche Leute werden unweigerlich straucheln.

Beim Studium irgendeiner Frage muss man sich vor Subjektivismus, Einseitigkeit und Oberflächlichkeit hüten. Subjektivismus – das ist das Unvermögen, an eine Sache objektiv, das heisst materialistisch heranzugehen, worüber ich schon in der Arbeit „Über die Praxis“ gesprochen habe. Einseitigkeit besteht darin, dass man nicht versteht, eine Frage von jeder Seite zu betrachten. Das bedeutet eben, über den Teil das Ganze zu vergessen, die einzelnen Bäume, aber nicht den Wald zu sehen. Bei einer solchen Vorgangsweise ist es unmöglich, die Methoden zur Lösung der Widersprüche zu finden, ist es unmöglich, die Aufgaben der Revolution zu erfüllen, ist es unmöglich, die einem aufgetragene Arbeit gut zu verrichten, ist es unmöglich, den ideologischen Kampf innerhalb der Partei richtig zu entwickeln. Über die Kriegskunst sagte Sun Dsi: „Kennst du den Feind und kennst du dich selbst hundert Schlachten ohne Schlappe.“ Er sprach von zwei kriegführenden Seiten. We Dscheng, der zur Zeit der Tang-Dynastie lebte, tat den Ausspruch: „Hörst du alle an, dann bist du dir im Klaren, schenkst du nur einem Glauben, wirst du im Dunkeln tappen.“ Auch er verstand, dass Einseitigkeit falsch ist. Unsere Genossen gehen jedoch oft einseitig an die Fragen heran und holen sich dabei immer wieder Beulen. Lenin sagte: „Um einen Gegenstand wirklich zu kennen, muss man alle seine Seiten, alle Zusammenhänge und, Vermittlungen` erfassen und erforschen.

Wir werden das niemals vollständig erreichen, die Forderung der Allseitigkeit wird uns aber vor Fehlern und vor Erstarrung bewahren.“ Wir müssen uns diese Worte Lenins merken. Die Oberflächlichkeit besteht darin, dass man weder die Besonderheiten des Widerspruchs als Ganzes noch die Besonderheiten seiner Seiten in Betracht zieht, dass man die Notwendigkeit leugnet, tief in das Wesen der Dinge einzudringen und die Besonderheiten des Widerspruchs sorgfältig zu studieren, dass man sich mit einer Beobachtung aus der Ferne begnügt, den Widerspruch in groben Umrissen nach der Methode des Über-den- Daumen-Peilens bestimmt und ihn hierauf sofort zu lösen versucht (Frage beantwortet, Meinungsstreitigkeiten entscheidet, Arbeiten verrichtet, militärische Operationen leitet. Ein solches Vorgehen kann nur üble Folge nach sich ziehen … Einseitigkeit ist ebenso wie Oberflächlichkeit zugleich auch Subjektivismus. Da alle objektiv existierenden Dinge miteinander zusammenhängen und ihre inneren Gesetzmässigkeiten haben, so ist die Methode derjenigen, die diese Tatsache nicht wahrheitsgetreu widerspiegeln, die die Dinge nur einseitig oder oberflächlich betrachten und deren wechselseitigen Zusammenhang und innere Gesetzmässigkeiten nicht kennen, notwendigerweise subjektivistisch.

Einseitigkeit heisst die Dinge in Gedanken verabsolutieren, eine Frage metaphysisch betrachten. Bezüglich unserer Arbeit bedeutet es eine Einseitigkeit, wenn man alles bejaht oder alles verneint. Alles bejahen heisst nur das Gute wahrnehmen und das Schlechte übersehen, nur Lob zulassen, nicht aber Kritik. Wenn man sagt, dass in unserer Arbeit alles gut ist, so entspricht das nicht den Tatsachen. Es stimmt nicht, dass alles gut ist, es gibt noch Mängel und Fehler. Aber es stimmt auch nicht, dass alles schlecht ist, denn das entspricht ebenfalls nicht den Tatsachen. Man muss die Dinge analysieren. Alles verneinen heisst, dass man, ohne eine Analyse vorzunehmen, alles, was man gemacht hat, für verfehlt hält, als ob es an der grossen Sache des sozialistischen Aufbaus, an dem grossen Kampf Hunderter von Millionen Menschen nichts Gutes gäbe und alles ein einziges Chaos wäre. Viele von jenen, die eine solche Auffassung vertreten, unterscheiden sich zwar von den Leuten, die dem sozialistischen System feindlich gesinnt sind; aber diese Auffassung ist vollkommen falsch, sehr schädlich, sie ist nur geeignet, den Menschen die Zuversicht zu nehmen. Bei der Beurteilung unserer Arbeit alles zu bejahen oder alles zu verneinen, ist gleichermassen falsch.

Wenn ein Marxist ein Problem behandelt, dann soll er nicht nur die einzelnen Teile, sondern auch das Ganze sehen. Ein Frosch sitzt in einem Brunnen und sagt: „Der Himmel reicht nicht über den Brunnenrand hinaus.“ Das ist unrichtig, denn der Himmel beschränkt sich nicht auf jenes Stück, das die Brunnenöffnung freigibt. Hätte der Frosch gesagt: „Ein Teil des Himmels ist so gross wie die Umrandung des Brunnens“, dann wäre das richtig, denn dies stimmt mit den Tatsachen überein.

Wir müssen es erlernen, die Probleme allseitig zu betrachten, nicht nur die Vorderseite der Dinge zu sehen, sondern auch ihre Kehrseite. Unter bestimmten Bedingungen kann Schlechtes zu guten Ergebnissen und Gutes zu schlechten Ergebnissen führen.

Wir erkennen an, dass im Gesamtverlauf der historischen Entwicklung das Geistige vom Materiellen, das gesellschaftliche Bewusstsein vom gesellschaftlichen Sein bestimmt wird; doch gleichzeitig erkennen wir an und müssen wir anerkennen, dass das Geistige auf das Materielle, das gesellschaftliche Bewusstsein auf das gesellschaftliche Sein, der Überbau auf die ökonomische Basis zurückwirkt. Damit verstossen wir nicht gegen den Materialismus, sondern lehnen wir den mechanischen Materialismus ab und verteidigen den dialektischen Materialismus.

Jene, die Kriegsoperationen leiten, dürfen nicht im Streben nach dem Sieg die durch die objektiven Bedingungen gezogenen Grenzen überschreiten; innerhalb dieser Grenzen können und müssen sie jedoch aktiv den Sieg anstreben. Die Aktionsbühne des Truppenführers in einem Krieg muss sich auf die objektiven Möglichkeiten gründen; doch auf einer solchen Bühne kann er dann viele klangreiche und farbenprächtige, viele majestätische und kraftvolle Stücke inszenieren.

Das Denken der Menschen muss sich den veränderten Umständen anpassen. Natürlich darf niemand seiner Phantasie freien Lauf lassen, ohne Rücksicht auf die durch die objektiven Umstände erlaubten Bedingungen seine Handlungen planen, gewaltsam Dinge unternehmen, die praktisch undurchführbar sind. Heute geht es jedoch darum, dass noch immer auf vielen Gebieten rechtsopportunistische konservative Ideen herumspuken, so dass unsere Arbeit auf diesen Gebieten mit der Entwicklung der objektiven Situation nicht Schritt halten kann. Die Frage steht heute so, dass viele Leute Dinge für undurchführbar halten, die ohne weiteres vollbracht werden können, wenn man sich darum bemüht.

In allen Angelegenheiten müssen wir unser Gehirn gebrauchen und gründlich nachdenken. Ein Spruch besagt: „Ziehe die Brauen zusammen, und du kommst auf eine Idee.“ Das heisst: Viel Nachdenken gebiert Weisheit. Wenn wir von der in unserer Partei so verbreiteten Praxis des blinden Handelns loskommen wollen, müssen wir die Genossen ermutigen, nachzudenken, die Methode der Analyse zu erlernen und sich die Gewohnheit des Analysierens anzueignen.

Wenn ein Prozess mehrere Widersprüche enthält, muss einer von ihnen der Hauptwiderspruch sein, der die führende und entscheidende Rolle spielt, während die übrigen nur eine sekundäre, untergeordnete Stellung einnehmen. Infolgedessen muss man sich beim Studium eines zwei und mehr Widersprüche enthaltenden komplizierten Prozesses die grösste Mühe geben, den Hauptwiderspruch herauszufinden. Sobald dieser festgestellt ist, kann man alle Probleme leicht lösen.

Von den beiden Seiten des Widerspruchs ist die eine unweigerlich die Hauptseite, die andere die sekundäre Seite. Die Hauptseite ist jene, die im Widerspruch die führende Rolle spielt. Der Charakter eines Dinges wird im Wesentlichen durch die Hauptseite des Widerspruchs bestimmt, die eine dominierende Stellung einnimmt. Diese Lage ist aber nicht unveränderlich: die Hauptseite und die sekundäre Seite des Widerspruchs gehen ineinander über, worauf sich auch der Charakter des Dinges entsprechend ändert.

Wir müssen nicht nur Aufgaben stellen, sondern auch die Frage lösen, mit welchen Methoden diese Aufgaben zu erfüllen sind. Wenn wir die Aufgabe haben, einen Fluss zu überschreiten, können wir das ohne eine Brücke oder ein Boot nicht tun. Wird die Frage der Brücke oder des Bootes nicht gelöst, dann ist es müssig, von einem Übersetzen auf das andere Ufer zu reden. Wird die Frage der Methode nicht gelöst, dann ist auch das, was man über die Aufgabe sagt, nur leeres Geschwätz.

Bei jeder Aufgabe ist es ohne allgemeine Appelle, die sich an alle wenden, unmöglich, die breiten Massen in Bewegung zu bringen. Aber wenn die leitenden Funktionäre sich auf allgemeine Aufrufe beschränken, ohne sich selbst konkret und gründlich mit der Arbeit, zu deren Durchführung sie aufrufen, in einigen Organisationen zu befassen, um, nachdem sie dort einen Durchbruch erzielt und Erfahrungen gesammelt haben, diese Erfahrungen dann bei der Leitung anderer Organisationen auszunutzen, werden sie nicht nachprüfen können, ob ihre allgemeinen Aufrufe richtig sind; sie werden auch den Inhalt dieser Aufrufe nicht bereichern können, und es entsteht dann die Gefahr, dass die allgemeinen Appelle in der Luft hängen bleiben.

Kein leitender Funktionär kann allen seinen Institutionen eine allgemeine Anleitung geben, ohne bei einzelnen Mitarbeitern und einzelnen Vorkommnissen in den einzelnen ihm unterstehenden Institutionen konkrete Erfahrungen gesammelt zu haben. Diese Methode muss überall gefördert werden, damit die leitenden Funktionäre aller Ebenen sie anzuwenden erlernen.

In keinem Gebiet können gleichzeitig mehrere zentrale Aufgaben bestehen; innerhalb eines bestimmten Zeitabschnitts kann es nur eine zentrale Aufgabe geben, die durch andere, zweit- und drittrangige Arbeiten ergänzt wird. Deshalb muss der Hauptverantwortliche unter Berücksichtigung der Geschichte und der Umstände des Kampfes in seinem Gebiet jeder Arbeit den ihr gebührenden Rang zuweisen; er darf nicht ganz ohne eigene Pläne handeln und sich, wie gerade die Weisungen von oben eintreffen, unüberlegt einer Aufgabe nach der anderen zuwenden, das würde zu einer Vielfalt von „zentralen Aufgaben“, zu Verwirrung und Unordnung führen. Die übergeordneten Organe dürfen ihrerseits den untergeordneten Stellen nicht eine ganze Reihe von Arbeiten gleichzeitig übertragen, ohne sie nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit zu differenzieren und ohne auf das, was im Mittelpunkt steht, hinzuweisen; denn das würde in der Arbeit der untergeordneten Stellen Verwirrung hervorrufen und es ihnen unmöglich machen, die vorgesehenen Ergebnisse zu erzielen. Es gehört zur Führungskunst, dass der leitende Funktionär in Übereinstimmung mit den historischen Bedingungen und jeweiligen Umständen im betreffenden Gebiet sowie unter Berücksichtigung der Gesamtsituation seine Pläne ausarbeitet und für jeden Zeitabschnitt den Schwerpunkt und die Anordnung der Arbeiten richtig bestimmt, sodann diese Entscheidung beharrlich in die Tat umsetzt, wobei er sicherzustellen hat, dass bestimmte Resultate erzielt werden. Man muss beständig den Fortgang der Arbeit unter Kontrolle halten, Erfahrungen austauschen, Fehler korrigieren; man darf nicht monatelang, ein halbes Jahr oder gar ein Jahr warten, ehe man eine Versammlung abhält, um das Gesamtresultat zusammenzufassen, eine Generalbilanz zu ziehen, alle Fehler auf einmal zu berichtigen. Dann wäre der Schaden zu gross, wogegen er geringer ist, wenn man die Korrektur beizeiten vornimmt.

Warte nicht, bis sich die Probleme angehäuft haben und viel Unheil angerichtet ist, um sie erst dann zu lösen. Die Leitung muss der Bewegung unbedingt vorangehen, darf nicht hinter ihr zurückbleiben.

Was wir brauchen, ist Begeisterung, aber auch Besonnenheit, ist sowohl intensive wie gut geregelte Arbeit.

XXIII. UNTERSUCHUNG UND FORSCHUNG

Alle, die praktische Arbeit leisten, müssen Untersuchungen auf den unteren Ebenen vornehmen. Eine solche Untersuchungstätigkeit haben besonders jene, nötig, die nur theoretisch beschlagen sind, aber über die realen Verhältnisse nicht Bescheid wissen; andernfalls werden sie die Theorie nicht mit der Praxis verbinden können. Meine Feststellung „Wer eine Sache nicht untersucht hat, der hat kein [I Recht mitzureden“ wurde zwar als „enger Empirismus“ verlacht; ich bedaure aber auch jetzt nicht, diese Feststellung gemacht zu haben. Mehr noch: Ich beharre fest darauf, dass jemand, der keine Untersuchungen anstellt, auch kein Mitspracherecht haben kann. Es gibt viele Leute, die, „kaum dass sie aus dem Wagen gestiegen sind“, einen Riesenwirbel zu machen beginnen, überall ihre Meinung zum Besten geben, das eine kritisieren, das andere tadeln; solche Leute werden aber ausnahmslos Schiffbruch erleiden. Denn diese Meinungen und kritischen Äusserungen, die nicht auf gründlichen Untersuchungen beruhen, sind nichts als ein Geschwätz von Ignoranten. Unsere Partei hat durch solche „Allerhöchstbevollmächtigte“ unzählige Male Schaden davongetragen. Es wimmelt nur so von diesen Leuten, fast überall schwirren sie herum. Wie Stalin treffend sagte, „wird die Theorie gegenstandslos, wenn sie nicht mit der revolutionären Praxis verknüpft wird“. Und natürlich ist es ebenso richtig, dass, wie er hinzufügte, „die Praxis blind wird, wenn sie ihren Weg nicht durch die revolutionäre Theorie beleuchtet“. Als „enge Empiriker“ darf man nur jene Praktiker bezeichnen, die blind umhertappen, keine Perspektiven haben, nicht weit vorausschauen können.

Eine solche Einstellung bedeutet, dass man die Wahrheit in den Tatsachen sucht. „Tatsachen“ – das sind alle objektiv existierenden Dinge, „Wahrheit“ bedeutet ihren inneren Zusammenhang, d. h. ihre Gesetzmässigkeiten, und „Suchen“ heisst studieren. Wir müssen von den konkreten Umständen innerhalb und ausserhalb des Landes, der Provinz, des Kreises, des Unterdistrikts ausgehen, daraus die ihnen innewohnenden – nicht ausgeklügelten Gesetzmässigkeiten ableiten, das heisst, in den ringsum vor sich gehenden Ereignissen den inneren Zusammenhang finden; und das soll für uns die Anleitung zum Handeln sein. Deshalb dürfen wir uns nicht auf eine subjektive Einbildung, nicht auf einen augenblicklichen Enthusiasmus und nicht auf die toten Buchstaben in Büchern verlassen, sondern müssen uns auf die objektiv existierenden Tatsachen stützen, uns das Material im einzelnen aneignen und, geleitet von den allgemeinen Prinzipien des Marxismus- Leninismus, aus diesem Material die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.

Viele Genossen in unserer Partei haben immer noch einen äusserst schlechten Arbeitsstil, der dem grundlegenden Geist des Marxismus-Leninismus völlig widerspricht: „mit verbundenen Augen Spatzen jagen“ oder „blind tastend Fische fangen“, die Arbeit nachlässig und schlampig verrichten, grosse Worte im Munde führen, sich mit Halbwissen begnügen. Marx, Engels, Lenin und Stalin lehren uns, die Umstände gewissenhaft zu studieren, von der objektiven Wirklichkeit auszugehen, nicht aber von subjektiven Wünschen, viele unserer Genossen handeln jedoch dieser Wahrheit direkt zuwider.

Kannst du eine Frage nicht lösen? Nun gut, dann untersuche doch ihren gegenwärtigen Stand und ihre Geschichte! Hast du diese Frage gründlich untersucht, dann findest du auch die Methode zur Lösung der Frage. Jede Schlussfolgerung ergibt sich, wenn die Untersuchung einer Situation beendet ist, nicht bevor sie angefangen hat. Nur ein Tölpel zerbricht sich allein oder mit ein paar herbeigeholten Leuten den Kopf, um „sich eine Methode auszudenken“ oder „auf einen Einfall zu kommen“, ohne die Sachlage zu untersuchen. Doch wohlgemerkt: Er wird sich überhaupt nichts Rechtes ausdenken, nichts Gescheites einfallen lassen.

Eine Untersuchung anstellen heisst gleichsam „zehn [Mond-]Monate schwanger gehen“; eine Frage lösen heisst gleichsam „an einem Tag gebären“. In der Untersuchung einer Frage liegt ihre Lösung.

Man bedient sich der Theorie und Methode des Marxismus-Leninismus, um systematisch und lückenlos die Umwelt zu untersuchen und zu erforschen. Bei der Arbeit verlässt man sich nicht allein auf den Enthusiasmus, sondern vereinigt, wie Stalin sagt, revolutionären Schwung mit Sachlichkeit.

Die einzige Methode, die Lage kennenzulernen, ist die Sozialforschung, die Untersuchung der Lage der einzelnen Gesellschaftsklassen im realen Leben. Für jene, die mit der Anleitung der Arbeit betraut sind, besteht die fundamentalste Methode zur Erkenntnis der Verhältnisse darin, sich planmässig einige Städte und Dörfer vorzunehmen und vom grundlegenden Gesichtspunkt des Marxismus aus, d. h. mit der Methode der Klassenanalyse, eine Reihe gründlicher Untersuchungen anzustellen.

Für eine Ermittlungsaussprache braucht man nicht viel Teilnehmer: es genügt, wenn man dazu drei bis fünf oder sieben bis acht Personen einlädt. Man muss sich zu einer solchen Aussprache genügend Zeit nehmen, ein Untersuchungsprogramm vorbereiten, selber mündlich die Fragen stellen und eigenhändig die Antworten notieren, sodann darüber mit den Anwesenden diskutieren. Folglich kann man ohne eifrige Hingabe an die Sache, ohne feste Entschlossenheit, seinen Blick nach unten zu richten, ohne Wissbegier, ohne in den heissen Wunsch, sich von dem Übel der Hochnäsigkeit zu befreien und ein lernwilliger Schüler zu werden, diese Arbeit entweder überhaupt nicht oder nur schlecht verrichten.

Die richtigen Dispositionen des Truppenführers ergeben sich aus seinem richtigen Entschluss, dieser wieder aus seiner richtigen Beurteilung der Lage, und sein richtiges Urteil beruht auf der erforderlichen gründlichen Aufklärung, auf der Erwägung der durch diese Aufklärung gewonnenen mannigfaltigen Angaben in ihrem Zusammenhang. Der Truppenführer bedient sich aller möglichen und notwendigen Mittel der Aufklärung, überlegt alle durch sie gesammelten Angaben über die Lage des Gegners, wobei er die Spreu vom Weizen sondert, das Falsche ausmerzt und das Wahre behält, von dem einen zum anderen, von der Oberfläche zum Kern gelangt; dann vergleicht er diese Angaben mit der eigenen Lage, studiert die Verhältnisse auf beiden Seiten und deren Wechselbeziehungen, gelangt dadurch zu einem Urteil, fasst seinen Entschluss und arbeitet einen Plan aus. Das ist ein ganzer Prozess, durch den der Stratege eine Erkenntnis der Umstände gewinnt, ehe er einen strategischen, operativen oder Gefechtsplan entwirft.

XXIV. BERICHTIGUNG FALSCHER ANSICHTEN

Selbst wenn unsere Arbeit gigantische Erfolge zeitigt, gibt es keinen Grund, überheblich und eingebildet zu werden. Bescheidenheit bewirkt, dass man Fortschritte macht; Überheblichkeit führt dazu, dass man zurückbleibt. Diese Wahrheit sollen wir stets im Gedächtnis behalten.

Mit dem Sieg können in der Partei solche Stimmungen aufkommen wie Hochmut, Pochen auf alte Verdienste, Stillstand und Widerwille gegen ein Vorwärtsschreiten, Genusssucht und Abneigung gegen die Fortführung eines harten Lebens. Weil wir den Sieg errungen haben, wird uns das Volk dankbar sein, und auch die Bourgeoisie wird hervortreten, um uns zu schmeicheln. Dass uns der Feind mit Waffengewalt nicht unterkriegen kann, ist bereits bewiesen worden. Doch mit ihren Schmeicheleien kann die Bourgeoisie die Willensschwachen in unseren Reihen zu Fall bringen. Es mag Kommunisten geben, die sich vom bewaffneten Feind nicht besiegen liessen und wegen ihrer Standhaftigkeit verdienen, Helden genannt zu werden; wenn sie aber mit „Geschossen in Zuckerhülle“ angegriffen werden, halten sie nicht stand, und sie werden von den Zuckergeschossen bezwungen. Wir müssen einer solchen Situation zuvorkommen.

Es gibt viele Dinge, die zu einer schweren und einer drückenden Bürde für uns werden können, wenn wir ihnen blind anheimfallen und uns ihrer nicht bewusst sind. Zum Beispiel: Einer hat Fehler gemacht und glaubt nun, er könne sich von diesen Fehlern nicht mehr befreien, ist daher niedergedrückt und mutlos; es kann auch sein, dass einer keine Fehler begangen hat und nun meint, er wäre fehlerfrei, so dass er überheblich wird. Hat einer keinen Erfolg in der Arbeit, kann es sein, dass er pessimistisch wird und den Kopf hängen lässt; hat er Erfolg, kann es wiederum passieren, dass er die Nase hochträgt. Hat jemand wenig Kampferfahrung, so kann auch sein Verantwortungsgefühl gering sein; einem anderen wieder können seine langen Kampferfahrungen zu Kopf steigen. Genossen, die aus der Arbeiterschaft oder aus der Bauernschaft kommen, können aus Stolz über ihre Klassenherkunft auf Intellektuelle von oben herabschauen, diese wiederum können, weil sie gewisse Kenntnisse besitzen, die Arbeiter und Bauern geringschätzig betrachten. Jede spezielle Fachausbildung kann dazu führen, dass man sich über andere erhaben dünkt und sie missachtet. Sogar die Jahre, die einer zählt, können dazu dienen, dass man überheblich wird: Ein junger Mensch mag, weil er intelligent und tüchtig ist, die Achtung vor älteren Menschen missen lassen, während ältere Leute wegen ihrer reichen Erfahrungen auf die Jugend geringschätzig herabschauen könnten. Alle diese Dinge können, wenn man sich ihrer nicht bewusst ist, zu einer drückenden Bürde, zur Last werden.

Manche Genossen in der Armee haben sich ein arrogantes Verhalten zugelegt. Sie benehmen sich den Soldaten, der Bevölkerung, den Machtorganen und der Partei gegenüber grob und rücksichtslos, geben stets die Schuld an dem oder jenem den Genossen, die die lokale Arbeit machen, niemals aber sich selbst. Sie sehen nur ihre Erfolge, nicht aber ihre Mängel, lieben nur Lobhudelei, dulden aber keine Kritik. Die Truppeneinheiten müssen darauf achten, dass solche Gebrechen überwunden werden.

Eine mühevolle Arbeit ist wie eine TragIast, die vor uns steht und uns gleichsam herausfordert, sie zu schultern. Manche Traglasten sind leicht, andere schwer. Es gibt Leute, die das Leichte wählen und vor Schwerem zurückschrecken, sich selbst die leichtere Last aussuchen und die schwere anderen überlassen. Das ist keine gute Einstellung. Es gibt auch Genossen, die sich anders verhalten; sie überlassen anderen das Angenehme und bürden sich selbst die schwerere Traglast auf. Sie sind die ersten, wenn es gilt, Mühsal auf sich zu nehmen, und die letzten, wenn man sich einer Bequemlichkeit erfreuen kann. Das sind gute Genossen. Von diesem kommunistischen Geist müssen wir alle lernen.

Es gibt nicht wenig Menschen, die sich verantwortungslos zu ihrer Arbeit verhalten, das Leichte suchen und vor Schwerem zurückschrecken, anderen die schwere Last aufbürden und selbst die leichte schultern. Was sie auch tun – sie sorgen vor allem für sich und erst dann für die anderen. Haben sie sich ein wenig angestrengt, fühlen sie sich schon als Helden, lieben es zu prahlen, da sie befürchten, dass man es sonst nicht erfahren würde. Den Genossen und dem Volk bringen sie keine Wärme entgegen, sondern sind kühl, gleichgültig, gefühllos. Im Grunde sind solche Menschen keine Kommunisten, oder zumindest können sie nicht als echte Kommunisten gelten.

Jene, die nach solcher Art „Unabhängigkeit“ schreien, sind gewöhnlich darauf aus, die eigene Person in den Vordergrund zu stellen, und behandeln in der Regel das Problem der Beziehung zwischen der Einzelperson und der Partei nicht richtig. In Worten beteuern solche Leute zwar ihren Respekt vor der Partei, in Wirklichkeit jedoch stellen sie die eigene Person voran, die Partei aber hinterdrein. Worum reissen sich diese Menschen? Sie reissen sich um Ruhm und Stellung, wollen sich hervortun. Wenn ihnen irgendein Arbeitsabschnitt unterstellt wird, machen sie gleich ihre „Unabhängigkeit“ geltend. Zu diesem Zweck ziehen sie die einen zu sich heran und verdrängen die anderen, tun vor den Genossen gross, schmeicheln ihnen, umwerben sie und tragen so die vulgären Gepflogenheiten bürgerlicher Parteien in die Kommunistische Partei hinein. Durch ihre Unehrlichkeit kommen diese Menschen selbst zu Schaden. Ich denke, wir müssen die Dinge ehrlich anpacken; denn ohne eine ehrliche Einstellung ist es absolut unmöglich, irgendetwas auf der Welt zustande zu bringen.

Die Kommunisten müssen das Prinzip begreifen, dass die Erfordernisse eines Teils den Erfordernissen des Ganzen unterzuordnen sind. Wenn irgendein Vorschlag vom Standpunkt eines Teils ausführbar, aber vom Standpunkt des Ganzen unausführbar ist, muss sich der Teil dem Ganzen fügen. Ebenso verhält es sich im umgekehrten Fall: Wenn er für den Teil unausführbar, für das Ganze aber ausführbar ist, auch da muss sich der Teil dem Ganzen fügen. Das bedeutet, das Ganze im Auge zu behalten.

Genusssucht. In der Roten Armee gibt es auch nicht wenige, bei denen der Individualismus als Genusssucht in Erscheinung tritt. Sie möchten stets, dass die Truppen in Grossstädte abkommandiert werden. Sie wollen dorthin nicht der Arbeit, sondern der Vergnügungen wegen. Die Arbeit in den roten Gebieten, wo die Lebensbedingungen schwer sind, sagt ihnen gar nicht zu.

Man muss gegen den Ressortgeist ankämpfen, gegen die Tendenz, nur die eigenen Interessen zu berücksichtigen, die der anderen aber zu ignorieren. Wer sich den Schwierigkeiten anderer gegenüber gleichgültig verhält, ihnen eine Bitte um Kader abschlägt oder wenig taugliche Funktionäre zur Verfügung stellt, „des Nachbarn Feld als Abflussgraben betrachtet“, sich über eine andere Dienststelle, ein anderes Gebiet, einen anderen Menschen keinerlei Gedanken macht, der ist eben ein Vertreter dessen, was man Ressortgeist nennt, dem ist der kommunistische Geist völlig abhandengekommen. Für solche Vertreter des Ressortgeistes ist es charakteristisch, dass sie die Interessen der Gesamtheit nicht berücksichtigen, dass ihnen andere Dienststellen, andere Gebiete, andere Menschen völlig egal sind. Unter solchen Menschen muss man die Erziehungsarbeit verstärken, damit sie begreifen, dass dies eine sektiererische Tendenz ist, die sehr gefährlich werden kann, wenn man ihre Weiterentwicklung zulässt.

Der Liberalismus hat verschiedene Erscheinungsformen:

Wenn man genau weiss, dass jemand im Unrecht ist, und sich doch mit ihm nicht prinzipiell auseinandersetzt, sondern um des lieben Friedens und der Freundschaft willen darüber hinwegsieht, weil es sich um einen Bekannten, einen Landsmann, einen Schulkameraden, einen intimen Freund, einen, den man liebhat, einen alten Arbeitskollegen oder einen alten Untergebenen handelt, oder wenn man, um das gute Einvernehmen mit ihm zu wahren, die Frage nur flüchtig streift, ohne ihre gründliche Lösung anzustreben – und aus all dem ergibt sich dann ein: Schaden sowohl für das Kollektiv wie für den Einzelnen -, so ist das die erste Erscheinungsform des Liberalismus.

Andere hinter ihrem Rücken verantwortungslos kritisieren, statt sich mit positiven Vorschlägen an die Organisation zu wenden; jemandem seine Meinung nicht offen ins Gesicht sagen, sondern hinter seinem Rücken klatschen; statt in der Versammlung das Wort zu ergreifen, hinterher ins Blaue hinein schwatzen; keine Grundsätze des Gemeinschaftslebens achten und sich völlig frei gehen lassen – das ist eine zweite Erscheinungsform.

Möglichst weit von sich wegschieben, was einen nicht selbst betrifft; am besten möglichst wenig sagen, selbst wenn man genau weiss, was falsch ist; um die eigene Haut besorgt sein, nur darauf achten, dass man nicht getadelt wird – das ist eine dritte Erscheinungsform. Weisungen nicht befolgen und die eigene Meinung allem voranstellen; an die Organisation nur Ansprüche stellen, von ihrer Disziplin aber nichts wissen wollen – das ist eine vierte Erscheinungsform.

Anstatt eine falsche Auffassung zu bekämpfen oder sich mit ihr auseinanderzusetzen, um der Einheit oder um des Fortschritts willen oder um die Sache in Ordnung zu bringen, andere persönlich angreifen, einen Streit vom Zaun brechen, seinem Groll Luft machen oder Rache nehmen das ist eine fünfte Erscheinungsform.

Man hört falsche Urteile, widerlegt sie aber nicht, mehr noch man hört konterrevolutionäre Reden, berichtet aber nicht darüber, sondern nimmt sie gleichgültig hin, als wäre nichts geschehen. Das ist der sechste Typus von Liberalismus.

Wenn man unter den Massen weilt, aber keine Propaganda macht, nicht agitiert, nicht zu den Massen spricht, den Dingen nicht nachgeht, sich nach nichts erkundigt, sich um das Wohl und Wehe der Massen nicht kümmert und sich ihnen gegenüber gleichgültig verhält; wenn man vergisst, dass man ein Kommunist ist, und sich so verhält, als ob ein Kommunist dasselbe wäre wie ein x-beliebiger Bürger, so ist das eine siebente Erscheinungsform.

Sich über eine Verletzung der Interessen der Massen nicht entrüsten, den Schuldigen nicht ermahnen, ihm nicht Einhalt gebieten und das Unrecht seiner Handlungsweise erklären, sondern ihn gewähren lassen das ist eine achte Erscheinungsform.

Die Arbeit nicht gewissenhaft leisten, sie ohne einen bestimmten Plan, eine bestimmte Orientierung verrichten, alles formell und oberflächlich erledigen und nach dem Spruch „Solange einer Mönch ist, läutet er die Glocke“ in den Tag hinein leben das ist eine neunte Erscheinungsform.

Sich für einen verdienstvollen Revolutionär halten und auf sein Veteranentum pochen; für wichtige Aufgaben nicht geeignet sein, weniger wichtige aber ablehnen; Gleichgültigkeit bei der Arbeit und Nachlässigkeit beim Studium zeigen – das ist eine zehnte Erscheinungsform.

Einen Fehler, den man begangen hat, zwar erkennen, aber nicht daran denken, ihn zu korrigieren; eine liberale Haltung sich selbst gegenüber einnehmen – das ist eine elfte Erscheinungsform.

In revolutionären Kollektiven ist der Liberalismus äusserst schädlich. Er ist ein Ätzmittel, das die Einheit anfrisst, den Zusammenhalt lockert, Passivität in der Arbeit sowie Zwistigkeiten hervorruft. Er raubt den revolutionären Reihen die straffe Organisation und Disziplin, verhindert die gründliche Durchführung der politischen Richtlinien und führt eine Entfremdung zwischen der Parteiorganisation und den von ihr geführten Massen herbei. Das ist eine ernstzunehmende üble Tendenz.

Liberale betrachten die Grundsätze des Marxismus als abstrakte Dogmen. Sie erklären sich zwar für den Marxismus, sind aber nicht bereit, ihn in die Praxis umzusetzen oder dies in vollem Masse zu tun; sie sind nicht bereit, anstelle ihres Liberalismus den Marxismus zu setzen. Diese Leute haben einiges sowohl vom Marxismus als auch vom Liberalismus: Sie führen den Marxismus im Munde, handeln aber im Sinne des Liberalismus; anderen gegenüber sind sie marxistisch, sich selbst gegenüber aber liberal. Sie führen beide Sorten von Waren, und jede hat ihren eigenen Verwendungszweck. Das ist die Denkweise gewisser Leute.

Der Staat des Volkes schützt das Volk. Nur wenn das Volk seinen eigenen Staat besitzt, kann es mit demokratischen Methoden im Massstab des ganzen Landes und unter Beteiligung aller sich selbst erziehen und umerziehen, sich vom Einfluss der in und ausländischen Reaktionäre freimachen (heute ist dieser Einfluss noch sehr stark, er wird noch lange bestehen und kann nicht schnell beseitigt werden), die in der alten Gesellschaft erworbenen schlechten Gewohnheiten und Gedanken korrigieren, kann es verhüten, dass es von den Reaktionären auf falsche Wege verleitet wird, kann es weiter vorwärtsschreiten – der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft entgegen.

Wenn jemand einmal etwas Gutes tut, so ist das keine schwere Sache; schwer ist es, sein Leben lang Gutes zu tun und niemals etwas Schlechtes, immer im Interesse der breiten Massen, der Jugend, der Revolution zu handeln, Jahrzehnte hindurch Tag für Tag im harten Kampf zu stehen – das ist das schwerste unter allen Dingen!

XXV. DIE EINHEIT

Einheit des Staates, Geschlossenheit des Volkes und aller Nationalitäten innerhalb des Landes – das sind die grundlegenden Garantien für den sicheren Triumph unserer Sache.

Nur durch die Einheit der Kommunistischen Partei kann die Einheit der ganzen Klasse und der ganzen Nation erreicht werden, und nur durch die Einheit der ganzen Klasse und der ganzen Nation kann der Feind besiegt, können die Aufgaben der nationalen und demokratischen Revolution erfüllt werden.

Wir müssen alle Kräfte unserer Partei nach den organisatorischen und disziplinären Prinzipien des demokratischen Zentralismus fest zusammenschliessen. Wir müssen uns mit jedem Genossen zusammenschliessen, wenn er nur gewillt ist, das Programm, das Statut und die Beschlüsse der Partei einzuhalten.

Im Jahre 194z brachten wir diese demokratische Methode der Lösung von Widersprüchen im Volke durch die Formel „Einheit – Kritik – Einheit“ konkret zum Ausdruck. Etwas ausführlicher ausgedrückt, bedeutet das: von dem Wunsch nach Einheit ausgehen, durch Kritik oder Kampf die Widersprüche lösen, um damit eine neue Einheit auf neuer Grundlage zu erreichen. Unsere Erfahrung zeigt, dass das eine richtige Methode zur Lösung der Widersprüche im Volke ist.

Diese unsere Armee besitzt eine feste Einheit nach innen und aussen. Nach innen: Einheit zwischen Offizieren und Mannschaften, zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, zwischen der militärischen Tätigkeit, der politischen Tätigkeit und der Tätigkeit im Etappendienst; nach aussen: Einheit zwischen Armee und Volk, zwischen Armee und Regierung, zwischen unseren Truppen und den befreundeten Truppen. Alle Erscheinungen, die dieser Einheit abträglich sind, müssen überwunden werden.

XXVI. DIE DISZIPLIN

Innerhalb des Volkes sind Demokratie und Zentralismus, Freiheit und Disziplin aufeinander bezogen. Es sind dies jeweils zwei widersprüchliche Seiten eines einheitlichen Ganzen; sie widersprechen einander, bilden aber auch eine Einheit, und wir sollen nicht einseitig das eine hervorheben und das andere negieren. Innerhalb des Volkes kann man ohne Freiheit ebenso wenig auskommen wie ohne Disziplin, ohne Demokratie ebenso wenig wie ohne Zentralismus. Eine derartige Einheit von Demokratie und Zentralismus, von Freiheit und Disziplin ist unser demokratischer Zentralismus. Unter diesem System erfreut sich das Volk weitgehender Demokratie und Freiheit, zugleich aber muss es sich auch selbst durch die sozialistische Disziplin in Schranken halten.

Über die richtige Behandlung der Widersprüche im Volke (27. Februar 1940)

Wir müssen die Parteidisziplin erneut bekräftigen:

  1. Unterordnung des einzelnen unter die Organisation;
  2. Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit;
  3. Unterordnung der unteren Instanzen unter die oberen;
  4. Unterordnung der gesamten Partei unter das Zentralkomitee.

Wer gegen diese Regeln verstösst, der untergräbt die Einheit der Partei.

Zur Parteidisziplin gehört auch, dass sich die Minderheit der Mehrheit fügt. Ist die Ansicht der Minderheit abgelehnt worden, muss diese den von der Mehrheit angenommenen Beschluss unterstützen. Nötigenfalls kann sie die Angelegenheit in der nächsten Versammlung erneut zur Sprache bringen; abgesehen davon sind aber alle dem gefassten Beschluss zuwiderlaufenden Handlungen unzulässig.

Die drei Hauptregeln der Disziplin lauten:

  1. Gehorche dem Kommando in allem; was du tust.
  2. Nimm den Massen nicht eine Nadel, nicht einen Faden weg.
  3. Liefere alles Beutegut ab.

Die acht Punkte zur Beachtung lauten:

  1. Sprich höflich.
  2. Zahle für das, was du kaufst, den angemessenen Preis.
  3. Gib zurück, was du entliehen hast.
  4. Bezahle für das, was du beschädigt hast.
  5. Schlage und beschimpfe niemanden.
  6. Beschädige nicht die Ackerbaukulturen.
  7. Belästige nicht Frauen.
  8. Misshandle nicht Gefangene.

Sie alle Offiziere und Soldaten unserer Armee müssen den Geist der Disziplin heben, entschlossen die Befehle ausführen, unsere Politik in die Tat umsetzen, die drei Hauptregeln der Disziplin und die acht Punkte zur Beachtung befolgen; sie müssen die Einheit zwischen Armee und Volk, zwischen Armee und Regierung, zwischen Offizieren und Soldaten, die Geschlossenheit der ganzen Armee wahren; sie dürfen das Aufkommen irgendwelcher Erscheinungen von Disziplinbruch nicht zulassen.

XXVII. KRITIK UND SELBSTKRITIK

Die Kommunistische Partei hat vor keiner Kritik Angst, weil wir Marxisten sind, weil die Wahrheit auf unserer Seite ist und die Hauptmassen – die Arbeiter und Bauern – zu uns stehen.

Konsequente Materialisten sind unerschrockene Leute, und so hoffen wir, dass die gemeinsam mit uns kämpfenden Menschen mutig Verantwortlichkeiten auf sich nehmen, Schwierigkeiten überwinden, keine Angst vor einem Rückschlag haben, Klatsch und Spott nicht fürchten und ohne Scheu uns Kommunisten kritisieren beziehungsweise uns Vorschläge machen werden. „Wer keine Angst vor Vierteilung hat, wagt es, den Kaiser vom Pferd zu zerren“; im Kampf für den Sozialismus und Kommunismus müssen wir eine solche Furchtlosigkeit haben.

Wir verfügen über die marxistisch-leninistische Waffe der Kritik und Selbstkritik. Wir sind imstande, einen schlechten Arbeitsstil aufzugeben und den guten zu bewahren.

Ernsthaft Selbstkritik üben – das ist ein weiteres markantes Merkmal, das uns von anderen Parteien unterscheidet. Wir haben festgestellt: Man muss die Stube ständig auskehren, sonst wird sich Staub ablagern; man muss das Gesicht regelmässig waschen, sonst wird das Gesicht schmutzig. Auch in den Köpfen unserer Genossen und in der Arbeit unserer Partei kann sich Staub ablagern, auch hier muss man fegen und waschen. „Fliessendes Wasser fault nicht, Türangeln werden nicht wurmstichig“, wie das Sprichwort besagt, weil sowohl das eine wie das andere sich fortwährend bewegt und daher beide gegen Mikroben widerstandsfähig sind, beziehungsweise von anderen Lebewesen nicht angefressen werden. Was uns betrifft, so besteht das einzige wirksame Mittel, um die Köpfe unserer Genossen und den Leib unserer Partei gegen jegliche politische Verunreinigung und allerlei politische Mikroben zu immunisieren, darin, beständig unsere Arbeit zu überprüfen und dabei den demokratischen Arbeitsstil zu fördern, keine Angst vor Kritik und Selbstkritik zu haben, die nützlichen Maximen des chinesischen Volkes zu befolgen: „Weisst du etwas, sprich, sprichst du, sage alles“; „dem Sprecher nicht zum Tadel, dem Zuhörer zur Lehre“; „Hast du Fehler gemacht, korrigiere sie, hast du keine gemacht, sei noch mehr auf der Hut“.

Ständig kommt es innerhalb der Partei zur Gegenüberstellung und zum Kampf verschiedener Ansichten, und das ist die Widerspiegelung der in der Gesellschaft vorhandenen Widersprüche zwischen den Klassen, zwischen dem Alten und dem Neuen in der Partei. Gäbe es in der Partei keine Widersprüche und keinen ideologischen Kampf zur Lösung dieser Widersprüche, dann würde das Leben der Partei aufhören.

Wir sind für einen aktiven ideologischen Kampf, denn er ist die Waffe, mit der wir die Einheit innerhalb der Partei und innerhalb der revolutionären Organisationen im Interesse unseres Kampfes herbeiführen. Jeder Kommunist und jeder Revolutionär muss zu dieser Waffe greifen.

Der Liberalismus aber hebt den ideologischen Kampf auf und tritt für einen prinzipienlosen Frieden ein; daraus ergibt sich ein modriges, spiessbürgerliches Verhalten, das zu politischer Entartung gewisser Einheiten und Mitglieder der Partei und der revolutionären Organisationen führt.

Wir müssen im Kampf gegen Subjektivismus, Sektierertum und Parteischematismus zwei Gebote im Auge haben: erstens, „aus früheren Fehlern lernen, um künftige zu vermeiden“, und zweitens, „die Krankheit bekämpfen, um den Patienten zu retten“. Wir müssen alle früher gemachten Fehler schonungslos aufdecken und alles, was in der Vergangenheit schlecht war, wissenschaftlich analysieren und kritisieren, um künftighin umsichtiger und besser arbeiten zu können. Eben darin liegt der Sinn des Satzes: „Aus früheren Fehlern lernen, um künftige zu vermeiden“. Doch wenn wir Fehler aufdecken und Mängel kritisieren, besteht unser Ziel, ebenso wie das des Arztes, der eine Krankheit bekämpft, einzig und allein darin, den Patienten zu retten, nicht aber ihn zu Tode zu kurieren. Wenn jemand an Appendizitis erkrankt, entfernt der Arzt den Appendix und rettet so dem Patienten das Leben. Wir werden jeden, der einen Fehler gemacht hat, willkommen heissen und ihn von seiner Krankheit heilen, damit er ein guter Genosse wird, wenn er seine Krankheit nicht verbirgt, um der Behandlung zu entgehen, wenn er nicht so lange auf seinem Fehler beharrt, bis er nicht mehr zu kurieren ist, sondern ehrlich und aufrichtig den Wunsch zeigt, sich dem Arzt anzuvertrauen und sich zu bessern. Diese Aufgabe kann nicht erfolgreich gelöst werden, wenn wir uns gehen lassen und auf ihn dreinschlagen. Bei der Behandlung ideologischer und politischer Krankheiten darf man sich nicht grob verhalten, sondern muss ausschliesslich nach dem Satz vorgehen: „Die Krankheit bekämpfen, um den Patienten zu retten“; nur das ist die richtige und wirksame Methode.

Was die innerparteiliche Kritik betrifft, ist noch ein weiterer Punkt zu erwähnen, nämlich: Einige Genossen richten, wenn sie Kritik üben, ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Hauptsache, sondern nur auf die Nebenumstände. Sie begreifen nicht, dass es Hauptaufgabe der Kritik ist, auf politische und organisatorische Fehler hinzuweisen. Persönliche Mängel sollen, wenn sie nicht mit politischen oder organisatorischen Fehlern verbunden sind, nicht allzuviel getadelt werden, damit die Genossen nicht in Verlegenheit geraten. Mehr noch, wenn sich eine solche Kritik entfaltet, dann wird sich die Aufmerksamkeit in der Partei ausschliesslich auf kleine Mängel konzentrieren, die Menschen werden ängstlich und übervorsichtig werden und die politischen Aufgaben der Partei vergessen; darin liegt eine grosse Gefahr.

Bei der innerparteilichen Kritik hat man sich vor Subjektivismus, Willkür und Vulgarisierung der Kritik zu hüten; jede Meinungsäusserung muss auf Argumenten beruhen, die Kritik muss den politischen Aspekt betonen.

Die innerparteiliche Kritik ist eine Waffe zur Festigung der Parteiorganisation und zur Verstärkung der Kampffähigkeit der Partei. In den Parteiorganisationen der Roten Armee trägt die Kritik jedoch manchmal nicht diesen Charakter, sondern verwandelt sich in persönliche Angriffe. Das Ergebnis ist, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern auch die Parteiorganisationen Schaden erleiden. Darin äussert sich ein kleinbürgerlicher Individualismus. Die Methode der Berichtigung dieses Fehlers: Man muss den Parteimitgliedern begreiflich machen, dass die Kritik den Zweck hat, die Kampffähigkeit der Partei zu steigern, um den Sieg im Klassenkampf zu erringen, und nicht als Werkzeug für persönliche Angriffe benutzt werden darf.

Weil wir dem Volk dienen, fürchten wir nicht, dass man, wenn wir Mängel haben, uns darauf hinweist und kritisiert. Jedermann darf unsere Mängel blosslegen, wer immer es auch sei. Insofern sein Hinweis richtig ist, sind wir bereit, unsere Mängel zu korrigieren. Wenn sein Vorschlag dem Volk zum Wohle gereicht, werden wir danach handeln.

Wir chinesischen Kommunisten, deren Ausgangspunkt die höchsten Interessen der breitesten Volksmassen Chinas sind, glauben an die absolute Gerechtigkeit unserer Sache, scheuen vor keinem persönlichen Opfer zurück und sind jederzeit bereit, unser Leben für die Sache hinzugeben. Können wir da noch etwa zögern, jene Ideen, Gesichtspunkte, Meinungen und Methoden aufzugeben, die den Forderungen des Volkes widersprechen? Können wir da noch gutheissen, dass irgendein politischer Schmutz unser reines Antlitz befleckt, dass irgendwelche politische Mikroben unseren gesunden Körper anfressen? Wenn wir, die am Leben Gebliebenen, schmerzerfüllt an die zahllosen Helden der Revolution denken, die ihr Leben für die Interessen des Volkes hingegeben haben, kann es denn da noch irgendwelche persönliche Interessen geben, die wir nicht opfern, irgendwelche Fehler, die wir nicht ausmerzen wollten?

Wir dürfen uns nicht selbstzufrieden mit dem jeweiligen Erfolg begnügen. Wir müssen die Selbstzufriedenheit niederhalten und beständig an unseren eigenen Mängeln Kritik üben, ebenso wie wir, um immer sauber zu sein und den Staub zu entfernen, täglich unser Gesicht waschen und den Fussboden fegen.

Kritik soll zur rechten Zeit erfolgen. Man darf sich nicht angewöhnen, erst dann zu kritisieren, wenn etwas passiert ist.

Wir sind durch die Fehler und Rückschläge belehrt, sind klüger geworden, arbeiten besser. Fehler sind in jeder Partei und bei jedem Menschen schwer zu vermeiden, aber wir wollen möglichst wenige begehen. Wenn ein Fehler begangen wurde, muss er korrigiert werden, und je schneller und gründlicher das geschieht, um so besser.

XXVIII. DIE KOMMUNISTEN

Ein Kommunist soll offenherzig, ehrlich und aktiv sein, das Interesse der Revolution muss ihm teurer sein als sein eigenes Leben, er hat seine persönlichen Interessen den Interessen der Revolution unterzuordnen; er soll immer und überall an den richtigen Grundsätzen festhalten und einen unermüdlichen Kampf gegen alle falschen Ideen und Handlungen führen, um so das kollektive Leben der Partei und die Verbindung zwischen der Partei und den Massen zu festigen; er muss sich mehr um die Partei und um die Massen kümmern als um die eigene Person, mehr um andere Menschen als um sich selbst. Nur dann kann er als Kommunist angesehen werden.

Man muss jedem Genossen klarmachen, dass das oberste Kriterium für die Worte und Taten eines Kommunisten darin liegt, ob sie den höchsten Interessen der breitesten Volksmassen entsprechen und deren Zustimmung finden.

Niemals und nirgends darf ein Kommunist seine persönlichen Interessen an die erste Stelle setzen; er muss sie den Interessen der Nation und der Volksmassen unterordnen. Deshalb sind Selbstsucht, Passivität und Lässigkeit, Bestechlichkeit, Geltungsdrang usw. höchst verächtlich; dagegen sind Selbstlosigkeit, Aktivität und Eifer, Selbstaufopferung für das Gemeinwohl und zähe, harte Arbeit achtunggebietend.

Die Kommunisten müssen jederzeit bereit sein, sich für die Wahrheit einzusetzen, denn die Wahrheit stimmt mit den Volksinteressen überein; die Kommunisten müssen jederzeit bereit sein, ihre Fehler zu berichtigen, denn jeder Fehler läuft den Volksinteressen zuwider.

Worauf auch der Kommunist stösst, er muss stets fragen: „Warum?“ Er muss es allseitig und selbständig durchdenken; er muss überlegen, ob es der Realität entspricht und wirklich wohlbegründet ist; man darf in keinem Fall blindlings mitlaufen und sklavischen Gehorsam fördern.

Wir müssen dafür eintreten, dass die Interessen der Gesamtheit berücksichtigt werden. Jedes Parteimitglied, die Arbeit an jedem Abschnitt, jede Äusserung und Handlung muss von den Interessen der ganzen Partei ausgehen. Ein Verstoss gegen dieses Prinzip darf in keinem Fall geduldet werden.

Der Kommunist muss ein Vorbild sowohl an Realitätssinn wie an Weitblick sein. Denn nur wenn man die Wahrheit in den Tatsachen sucht, kann man die gestellten Aufgaben lösen; und nur wenn man weit vorausschauen kann, verliert man beim Vörwärtsschreiten nicht die Orientierung.

Die Kommunisten müssen am meisten weitsichtig sein, den höchsten Grad von Opferbereitschaft aufweisen, die grösste Standhaftigkeit an den Tag legen, mit maximaler Unbefangenheit eine Situation erfassen körnen; sie müssen sich auf die Mehrheit der Volksmassen stützen, die Unterstützung durch die Volksmassen erlangen.

Die Kommunisten müssen auch beim Lernen ein Vorbild sein: Sie sollten zu jeder Zeit sowohl die Lehrer der Massen als auch ihre Schüler sein.

Ein in den Massenbewegungen tätiger Kommunist muss ein Freund der Volksmassen sein und darf sich nicht als ihr Vorgesetzter aufspielen; er muss als ihr unermüdlicher Lehrer auftreten, nicht aber als bürokratischer Politiker.

Die Kommunisten dürfen sich niemals von der Mehrheit der Volksmassen loslösen, sie dürfen niemals vorschnell eine fortgeschrittene Minderheit abgesondert vorwärtsführen, ohne auf den Zustand der Mehrheit Rücksicht zu nehmen; sie müssen vielmehr dafür sorgen, dass zwischen den fortgeschrittenen Menschen und den breiten Massen eine enge Verbindung hergestellt wird. Das eben heisst auf die Mehrheit Rücksicht nehmen. Wir Kommunisten sind wie Samenkörner, und das Volk ist wie das Erdreich. Wohin wir auch kommen, müssen wir uns mit den Volksmassen vereinen, im Volk Wurzel schlagen und in seiner Mitte aufblühen.

Wir Kommunisten müssen imstande sein, uns in allen Dingen mit den Massen zu verbinden. Wenn unsere Parteimitglieder das ganze Leben hindurch in ihren vier Wänden hocken und nicht hinausgehen, um sich einmal den Sturmwind um die Ohren pfeifen zu lassen und zu erfahren, wie es in der Welt zugeht – welchen Nutzen bringen sie dann eigentlich dem chinesischen Volk? Gar keinen, und wir brauchen solche Menschen nicht in unserer Partei. Wir Kommunisten müssen uns Stürme um die Ohren pfeifen lassen, müssen kennenlernen, wie es draussen in der Welt aussieht; diese Stürme, das sind die gewaltigen Stürme der Massenkämpfe, und diese Welt, das ist die grosse Welt des Kampfes der Massen.

Die Rolle der Kommunisten als Vorhut und Vorbild ist von grösster Bedeutung. Die Kommunisten in der Achten Route-Armee und in der Neuen Vierten Armee müssen ein Vorbild an Tapferkeit im Kampf und ein Vorbild bei der Ausführung der Befehle sein, sie müssen vorbildlich Disziplin halten und politische Arbeit leisten, und sie müssen auch bei der Wahrung der inneren Einheit und Geschlossenheit als Vorbild dienen.

Ein Kommunist darf niemals von sich selbst eingenommen sein und hochmütig auf andere herabsehen, in dem Wahn, dass bei ihm alles gut, bei den anderen alles schlecht sei; er darf sich niemals in seinen vier Wänden abkapseln, darf nicht prahlen und sich selbst rühmen, darf nicht über andere dominieren.

Die Kommunisten müssen die Ansichten der ausserhalb der Partei stehenden Menschen aufmerksam anhören, müssen ihnen Gelegenheit geben, sich auszusprechen. Wenn das, was die anderen sagen, richtig ist, dann müssen wir es begrüssen und von den Vorzügen der anderen lernen; auch dann, wenn das, was die anderen sagen, unrichtig ist, müssen wir sie ausreden lassen und ihnen danach ihren Irrtum geduldig auseinandersetzen.

Die Kommunisten dürfen jene Menschen, die in ihrer Arbeit Fehler begangen haben – mit Ausnahme unverbesserlicher Elemente -, nicht von sich stossen, sondern sie müssen durch Überzeugung auf sie einwirken, damit sie sich von Grund auf zum besseren wandeln, das Alte ablegen und von neuem beginnen.

Die Kommunisten dürfen rückständige Menschen nicht geringschätzig oder verächtlich behandeln, sie müssen sich vielmehr ihnen annähern und mit ihnen zusammenschliessen, sie überzeugen und sie ermutigen vorwärtszuschreiten.

XXIX. DIE KADER

Um zu gewährleisten, dass unsere Partei und unser Land nicht die Farbe wechseln, müssen wir nicht nur eine richtige Linie und eine richtige Politik haben, sondern auch Millionen von Fortsetzern der revolutionären Sache des Proletariats erziehen und heranbilden. Im Grunde genommen handelt es sich bei der Frage der Heranbildung von Fortsetzern der revolutionären Sache des Proletariats darum, ob es Menschen gibt, die die von der älteren Generation der proletarischen Revolutionäre begonnene revolutionäre Sache des Marxismus-Leninismus fortsetzen werden, ob die Führung unserer Partei und unseres Staates auch weiterhin in der Hand proletarischer Revolutionäre liegen wird, ob unsere Nachkommen und die nächsten Generationen auch weiterhin auf dem richtigen Weg des Marxismus-Leninismus vorwärtsschreiten können, also ob wir in der Lage sind, eine Wiederholung des Chruschtschow-Revisionismus in China wirksam zu verhüten. Kurz, das ist eine äusserst wichtige Frage, eine Schicksalsfrage unserer Partei und unseres Landes, eine Frage um Leben oder Tod. Für die revolutionäre Sache des Proletariats ist das eine Frage von fundamentaler Bedeutung für hundert, tausend, ja für zehntausend Jahre. Auf Grund der in der Sowjetunion vor sich gegangenen Veränderungen hegen die imperialistischen Propheten die Hoffnung auf eine „friedliche Evolution“ der dritten oder vierten Generation in der chinesischen Partei. Wir werden die Prophezeiung der Imperialisten zuschanden machen. Wir werden von oben nach unten, überall und ständig unsere Aufmerksamkeit auf die Erziehung und Heranbildung der Fortsetzer der revolutionären Sache lenken.

Welche Voraussetzungen werden von würdigen Fortsetzern der revolutionären Sache des Proletariats verlangt?

Sie müssen wahre Marxisten-Leninisten sein, nicht aber Revisionisten wie Chruschtschow, der den Marxismus-Leninismus nur als Aushängeschild benutzt.

Sie müssen Revolutionäre sein, die mit Leib und Seele der überwältigenden Mehrheit der Volksmassen in China und in der Welt dienen, nicht aber Leute wie Chruschtschow, der im eigenen Land den Interessen einer hauchdünnen privilegierten Bourgeois-Schicht und im internationalen Massstab den Interessen der Imperialisten und Reaktionäre dient.

Sie müssen proletarische Politiker sein, die sich mit der erdrückenden Mehrheit der Menschen zur gemeinsamen Arbeit zusammenschliessen können. Sie sollen sich nicht nur mit denjenigen vereinigen, die dieselbe Meinung wie sie haben, sondern müssen es auch verstehen, sich mit jenen zusammenzuschliessen, die anderer Meinung sind, sogar mit solchen, die gegen sie aufgetreten waren, deren Fehler aber durch die Praxis bewiesen wurden. Dabei muss man jedoch äusserst wachsam gegenüber Karrieristen und Verschwörern wie Chruschtschow sein und verhüten, dass Halunken dieser Art auf verschiedenen Ebenen die Führung in Partei und Staat an sich reissen.

Sie müssen vorbildlich bei der Verwirklichung des demokratischen Zentralismus der Partei sein, die Führungsmethode „Aus den Massen schöpfen, in die Massen tragen“ meistern und sich den demokratischen Arbeitsstil aneignen, indem sie es verstehen lernen, auf die Meinung der Massen zu hören. Sie dürfen nicht wie Chruschtschow den demokratischen Zentralismus der Partei untergraben, sich selbstherrlich benehmen, mir nichts, dir nichts über Genossen herfallen, willkürlich vorgehen und eine persönliche Diktatur aufrichten: Sie müssen bescheiden und umsichtig sein, sich vor Überheblichkeit und Unbesonnenheit in Acht nehmen. Sie müssen Selbstkritik üben können und den Mut haben, Mängel und Irrtümer in der eigenen Arbeit zu berichtigen. Sie dürfen auf keinen Fall wie Chruschtschow die eigenen Fehler verdecken, alle Verdienste für sich in Anspruch nehmen und alle Schuld anderen zuschieben.

Die Fortsetzer der revolutionären Sache des Proletariats gehen aus den Kämpfen der Massen hervor, im revolutionären Sturm stählen sie sich und wachsen sie. In den langjährigen Kämpfen der Massen muss man die Funktionäre prüfen und kennenlernen und dabei Nachfolger auswählen und ausbilden.

Wir müssen die Parteiorganisationen über das ganze Land ausdehnen, wir müssen zielbewusst Zehntausende Funktionäre heranbilden, wir brauchen Hunderte erstklassiger Führer der Massen. Diese Funktionäre und Führer sollen den Marxismus-Leninismus verstehen, politische Weitsicht haben, fähig sein ihre Arbeit zu leisten, Opferbereitschaft besitzen, imstande sein, selbständig Probleme zu lösen, bei Schwierigkeiten nicht schwanken, treu und ergeben der Nation, der Klasse und der Partei dienen. Gestützt auf solche Kader verbindet sich die Partei mit ihren Mitgliedern und mit den Massen, und gestützt auf die entschlossene Führung der Massen durch diese Kader wird die Partei ihr Ziel, den Feind niederzuschlagen, erreichen. Solche Kader müssen frei sein von Selbstsucht, Neigung zu individuellem Heldentum und Geltungsdrang, von Trägheit, Passivität und überheblichem Sektierertum, sie müssen uneigennützige Helden ihrer Nation und ihrer Klasse sein; das sind die Eigenschaften und der Stil, die von den Kommunisten und den Funktionären und Führern der Partei verlangt werden.

Nachdem die politische Linie festgelegt worden ist, werden die Kader zum entscheidenden Faktor. Deshalb ist die planmässige Heranbildung zahlreicher neuer Kader unsere Kampfaufgabe.

In der Kaderpolitik der Kommunistischen Partei müssen folgende Kriterien gelten: entschlossene Durchführung der Parteilinie, Einhaltung der Parteidisziplin, enge Verbundenheit mit den Massen, Fähigkeit zu selbständiger Arbeit, Arbeitseifer und Uneigennützigkeit; das eben ist die Linie „Betraue den Geeigneten“.

Das System, nach dem die Funktionäre an der kollektiven Produktionsarbeit teilnehmen, muss unbedingt beibehalten werden. Die Funktionäre unserer Partei und unseres Staates sind gewöhnliche Arbeitsmenschen und keine Herren, die auf dem Rücken des Volkes reiten. Durch ihre Teilnahme an der kollektiven Produktionsarbeit unterhalten die Funktionäre maximal umfassende, kontinuierliche und enge Beziehungen zu den Werktätigen. Im System des Sozialismus ist das eine grosse Sache von grundlegender Bedeutung. Sie trägt dazu bei, den Bürokratismus zu überwinden und den Revisionismus und Dogmatismus zu verhüten.

Man muss die Kader einzuschätzen verstehen. Ein Funktionär darf nicht nur danach beurteilt werden, was er zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einer bestimmten Angelegenheit getan hat, sondern man muss auch seine ganze Vergangenheit, seine gesamte Tätigkeit prüfen. Das ist die Hauptmethode bei der Beurteilung eines Funktionärs.

Man muss die Kader einzusetzen verstehen. Die Pflichten des Leiters laufen in der Hauptsache auf zwei Aufgaben hinaus: Ideen zu entwickeln und die Kader richtig einzusetzen. Zum Begriff „Ideen entwickeln“ gehören die Ausarbeitung von Plänen und Resolutionen, die Erteilung von Anordnungen und Hinweisen u. a. Um dies alles in die Tat umzusetzen, muss man die Kader zusammenschliessen und sie zur Durchführung der Arbeit in Bewegung bringen; das gehört zum Begriff „Kader einsetzen“.

Man muss die Kader zu hegen verstehen. Die Sorge um die Kader umschliesst folgende Massregeln: Erstens, sie anleiten. Das heisst, man lässt ihnen freie Hand bei ihrer Arbeit, damit sie Mut zur Verantwortung haben; zugleich aber gibt man ihnen auch rechtzeitig Hinweise, damit sie, geleitet von der politischen Linie der Partei, ihre schöpferischen Fähigkeiten entfalten können. Zweitens, ihr Niveau heben. Das heisst, man gibt ihnen die Möglichkeit zu lernen und erzieht sie, damit sie ihr theoretisches Wissen vermehren und ihre Leistungsfähigkeit steigern. Drittens, man kontrolliert ihre Arbeit und hilft ihnen ihre Erfahrungen zusammenfassen, ihre Erfolge vergrössern und ihre Fehler korrigieren. Wenn man einen Auftrag erteilt, dessen Durchführung aber nicht kontrolliert, sondern erst dann aufmerksam wird, wenn ernste Fehler begangen worden sind, so ist das keine richtige Massnahme der Sorge für die Kader. Viertens, man wendet jenen Funktionären gegenüber, die Fehler begangen haben, in der Regel die Methode der Überzeugung an und hilft ihnen bei der Korrektur der Fehler. Die Methode des Kampfes ist nur gegenüber Leuten anzuwenden, die ernste Fehler begangen haben und sich nicht anleiten lassen wollen.

Hier ist Geduld nötig; es wäre falsch, Menschen leichthin als „Opportunisten“ abzustempeln und unbesonnen die Methode der „Kampfentfaltung“ anzuwenden. Fünftens, man kümmert sich fürsorglich um ihre Nöte. Wenn ein Funktionär erkrankt, oder wenn er materielle Sorgen, familiäre Probleme oder andere Schwierigkeiten hat, muss man ihm im Rahmen des Möglichen aufmerksame Fürsorge angedeihen lassen. Das sind die Massnahmen der Sorge für die Kader.

Eine wirklich fest zusammengeschlossene und mit den Massen verbundene führende Gruppe kann sich nur im Kampf der Massen, nicht losgelöst von ihm, nach und nach herausbilden. Wenn sich ein grosser Kampf entfaltet, soll und kann während seines gesamten Verlaufs, d. h. in der Anfangs-, der Mittel- und der Endetappe, die Zusammensetzung der führenden Gruppe meistens nicht ganz dieselbe sein; man muss die Aktivisten, die im Laufe des Kampfes gewachsen sind, unaufhörlich fördern und durch sie jene Teilnehmer der führenden Gruppe ersetzen, die ihnen gegenüber weniger geeignet sind oder aus der Art schlagen.

Wenn unserer Partei eine einträchtige Zusammenarbeit der Massen der neuen Kader mit den alten Kadern fehlt, wird unsere Sache auf halbem Weg Schiffbruch leiden. Deshalb müssen alle alten Kader den neuen Kadern aufs wärmste entgegenkommen und sich um sie kümmern. Gewiss, die neuen Kader haben ihre Mängel: erst seit kurzem nehmen sie an der Revolution teil, es fehlt ihnen an Erfahrung, manchen von ihnen haften unvermeidlich noch Überreste der üblen Ideologie der alten Gesellschaft an, das heisst, die Überbleibsel der Ideologie des kleinbürgerlichen Individualismus. Aber durch Erziehungsarbeit und revolutionäre Stählung können diese Mängel nach und nach überwunden werden. Die Vorzüge der neuen Kader bestehen, wie Stalin feststellte, eben darin, dass sie ein feines Gefühl für das Neue haben und sich somit durch einen hohen Grad von Enthusiasmus und Aktivität auszeichnen. Und das ist es gerade, was manchen alten Kadern fehlt. Die neuen und die alten Kader müssen einander achten, voneinander lernen, ihre Unzulänglichkeiten überwinden, indem die einen die positiven Eigenschaften der anderen übernehmen; so werden sie sich für die gemeinsame Sache zusammenschliessen und sektiererische Tendenzen verhüten.

Nicht nur um die Kader, die Parteimitglieder sind, sondern auch um die nicht der Partei angehörenden Kader muss man sich kümmern. Ausserhalb der Partei gibt es viele fähige Leute, und die Kommunistische Partei darf sie nicht ignorieren. Jeder Kommunist hat die Pflicht, die hochmütigen Allüren einer Exklusivität abzulegen, die Fähigkeit zur guten Zusammenarbeit mit den Kadern, die nicht der Partei angehören, zu entwickeln, ihnen aufrichtig an die Hand zu gehen, ein herzliches Kameradschaftsverhältnis zu ihnen zu pflegen und ihre Aktivität auf die grosse Sache des antijapanischen Widerstandskrieges und des Aufbaus des Landes zu lenken.

XXX. DIE JUGEND

Die Welt ist euer, wie sie auch unser ist, doch letzten Endes ist sie eure Welt. Ihr jungen Menschen, frisch und aufstrebend, seid das erblühende Leben, gleichsam die Sonne um acht oder neun Uhr morgens. Unsere Hoffnungen ruhen auf euch.

Die Welt gehört euch, Chinas Zukunft gehört euch.

Wir müssen es der ganzen Jugend beibringen, dass unser Land gegenwärtig noch sehr arm ist und dass man diese Lage nicht in kurzer Zeit von Grund auf ändern kann. Die Lösung dieser Aufgabe hängt voll und ganz davon ab, dass die Jugend und das ganze Volk, im Kampf vereint, innerhalb weniger Jahrzehnte mit eigenen Händen aus China ein reiches und starkes Land machen. Die Errichtung unserer sozialistischen Ordnung hat uns den Weg gebahnt, der zu der Welt unserer Ideale führt, doch die Verwirklichung dieser idealen Welt hängt von unserer emsigen Arbeit ab.

Da einem grossen Teil der Jugendlichen die Erfahrung im politischen und gesellschaftlichen Leben fehlt, sind diese Jugendlichen nicht fähig, einen richtigen Vergleich zwischen dem alten und dem neuen China zu ziehen. Es fällt ihnen schwer, gründlich zu begreifen, welch unglaublich harten und schweren Kampf unser Volk durchzustehen hatte, ehe es sich vom Joch des Imperialismus und der Kuominteng-Reaktionäre befreien konnte, und welch langjährige harte Arbeit notwendig ist, um eine blühende sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Deshalb muss unter den Massen ständig eine lebendige und wirksam politische Erziehungsarbeit geleistet werden; man muss den Massen ständig die auftauchenden Schwierigkeiten wahrheitsgetreu erläutern und zusammen mit ihnen Massnahmen zur Überwindung dieser Schwierigkeiten ermitteln.

Die Jugend ist die aktivste und lebendigste Kraft der Gesellschaft. Sie ist am meisten begierig zu lernen, am wenigsten konservativ im Denken, und dies besonders im Zeitalter des Sozialismus. Wir hoffen, dass die örtlichen Parteiorganisationen gemeinsam mit den Organisationen des Jugendverbandes aufmerksam prüfen werden, wie man insbesondere der Energie der Jugendlichen freie Entfaltungsmöglichkeit geben kann; sie dürfen die Jugendlichen nicht nach einer allgemeinen Schablone behandeln, dürfen ihre Besonderheiten nicht verwischen. Natürlich müssen die Jugendlichen von den alten Leuten und allen anderen Erwachsenen lernen, müssen sich die grösste Mühe geben, mit deren Einverständnis auf allen Gebieten eine nützliche Aktivität zu entfalten.

Was denn soll das Kriterium dafür sein, ob ein junger Mensch revolutionär ist? Wie kann man das feststellen? Es gibt nur ein Kriterium: Will er sich mit den breiten Massen der Arbeiter und Bauern verbinden und tut er das auch tatsächlich oder nicht. Wenn er sich mit den Arbeitern und Bauern verbinden will und das tatsächlich tut, ist er revolutionär; andernfalls ist er nicht revolutionär oder konterrevolutionär. Wenn er sich heute mit den Massen der Arbeiter und Bauern verbindet, ist er heute ein Revolutionär. Wenn er aber morgen nicht mit ihnen verbunden ist oder umgekehrt das einfache Volk unterdrückt, wird er ein Nichtrevolutionär oder ein Konterrevolutionär sein.

Solange sich die Intellektuellen nicht, mit dem revolutionären Kampf der Massen identifiziert haben, solange sie nicht entschlossen sind, den Interessen der Massen zu dienen und sich mit ihnen zu verbinden, neigen sie oft zu Subjektivismus und Individualismus, erweisen sich ihre Ideen häufig als inhaltslos und ihre Handlungen als inkonsequent. Daher sind, obwohl die breiten Massen der revolutionären Intellektuellen Chinas die Rolle einer Vorhut und eines Bindeglieds spielen, nicht alle diese Intellektuellen imstande, bis zuletzt revolutionär zu sein. Ein Teil von ihnen wird in kritischen Augenblicken die Reihen der Revolution verlassen und passiv werden, während ein geringer Teil sogar zu Feinden der Revolution werden kann. Diese Mängel können die Intellektuellen nur in langwierigen Massenkämpfen überwinden.

Der Jugendverband muss weiterhin seine Arbeit mit der zentralen Aufgabe der Partei koordinieren und ausserdem sein eigenes Tätigkeitsgebiet haben, das den Besonderheiten der Jugend entspricht. Das neue China muss an die Jugendlichen denken, es muss sich um das Heranwachsen der jungen Generation kümmern. Die Jugendlichen müssen lernen und arbeiten, doch ist die Jugendzeit eine Periode des körperlichen Wachstums. Daher muss man in vollem Umfang beide Seiten berücksichtigen: sowohl die Arbeit und das Studium der Jugend als auch ihre kulturelle Freizeitgestaltung, sportliche Betätigung und Erholung.

XXXI. DIE FRAUEN

Die Männer Chinas werden gewöhnlich von drei systematisch gegliederten Gewalten (politische Gewalt, Sippengewalt, religiöse Gewalt – Die Red.) beherrscht. Was die Frauen betrifft, so werden sie ausser von diesen drei Gewaltensystemen auch noch von ihren Ehemännern beherrscht (Gattengewalt). Diese vier Gewalten politische Gewalt, Sippengewalt, religiöse Gewalt und Gattengewalt – bilden die Verkörperung der Gesamtheit der feudalpatriarchalischen Ideologie und des feudalpatriarchalischen Systems; das sind die vier dicken Stricke, mit denen das chinesische Volk, insbesondere die Bauernschaft, gefesselt ist. Oben wurde geschildert, wie die Bauern die politische Macht der Grundherren auf dem Lande gestürzt haben. Die politische Gewalt der Grundherren ist das Rückgrat aller anderen Gewaltensysteme. Sobald diese Gewalt gestürzt ist, beginnen auch die Gewalten der Sippe, der Religion und des Ehegatten zu wanken. Was die Gattengewalt betrifft, so war diese bei den armen Bauern stets schwächer, weil ihre Frauen infolge der wirtschaftlichen Notlage mehr arbeiten mussten als die Frauen, die den wohlhabenden Klassen angehörten, und daher mehr berechtigt waren, in Familienangelegenheiten mitzusprechen, ja sogar mitzuentscheiden. Mit dem in den letzten Jahren zunehmenden Ruin der ländlichen Wirtschaft wurde die Grundlage für die Herrschaft des Mannes über die Frau untergraben. Und mit der Entstehung der Bauernbewegung begannen in der letzten Zeit die Frauen in vielen Orten ländliche Frauenbünde zu gründen; auch für sie ist die Zeit gekommen, ihr Haupt zu erheben, und die Gattengewalt wird mit jedem Tag wackliger. Kurz, mit dem Anwachsen der Bauernmacht sind die feudal-patriarchalische Ideologie und das feudal-patriarchalische System in ihrer Gesamtheit ins Wanken geraten.

Schliesst euch zusammen, nehmt teil an der Produktion und an der politischen Tätigkeit, damit die wirtschaftliche und politische Stellung der Frauen verbessert wird.

Man muss die Interessen der Jugend, der Frauen und der Kinder schützen, den ihrer Ausbildungsmöglichkeit beraubten Jugendlichen Hilfe erweisen, den Jugendlichen und Frauen helfen, sich zu organisieren, damit sie gleichberechtigt an allen Tätigkeiten teilnehmen können, die für den antijapanischen Widerstandskrieg und den sozialen Fortschritt von Nutzen sind; man muss die Freiheit der Eheschliessung sowie die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gewährleisten und den Jugendlichen und Kindern eine nützliche Bildung ermöglichen.

Unsere grundlegendste Aufgabe auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Produktion besteht darin, auf organisierte Weise die Arbeitskräfte rationell einzusetzen und die Frauen für die Teilnahme an der Produktionsarbeit zu mobilisieren.

Um eine grosse sozialistische Gesellschaft zu erbauen, ist es äusserst wichtig, die breiten Massen der Frauen für die Teilnahme an der Produktionstätigkeit zu mobilisieren. In der Produktion muss bei Männern und Frauen der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ verwirklicht werden. Nur im Prozess der sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft als Ganzes ist eine echte Gleichberechtigung der Männer und Frauen realisierbar.

Nach der Vergenossenschaftlichung verspüren viele Genossenschaften einen Mangel an Arbeitskräften, und es ist erforderlich, die breiten Massen jener Frauen, die bisher nicht an der Feldarbeit teilgenommen haben, in Bewegung zu setzen, damit sie sich in die Arbeitsfront eingliedern. Die Frauen Chinas bilden eine riesige Arbeitskraftreserve. Man muss diese Reserve für den Kampf um den Aufbau eines grossen sozialistischen Landes erschliessen.

Die Forderung, dass sich alle arbeitsfähigen Frauen nach dem Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in die Arbeitsfront einreihen, muss in möglichst kurzer Frist verwirklicht werden.

XXXII. KULTUR UND KUNST

In der Welt von heute ist jede Kultur, jede Literatur und Kunst einer bestimmten Klasse zugehörig, einer bestimmten politischen Linie verpflichtet. Eine Kunst um der Kunst willen, eine über den Klassen stehende Kunst, eine Kunst, die neben der Politik einherginge oder unabhängig von ihr wäre, gibt es in Wirklichkeit nicht. Die proletarische Literatur und Kunst sind ein Teil der gesamten revolutionären Sache des Proletariats oder, wie Lenin sagte, „Rädchen und Schräubchen“ des Gesamtmechanismus der Revolution.

Die revolutionäre Kultur ist für die breiten Volksmassen eine machtvolle Waffe der Revolution. Vor der Revolution ist sie eine ideologische Vorbereitung für die Revolution; während der Revolution ist sie ein notwendiger und wichtiger Frontabschnitt innerhalb der allgemeinen revolutionären Front.

Unsere Literatur und Kunst dienen den Volksmassen, vor allem den Arbeitern, Bauern und Soldaten, werden für die Arbeiter, Bauern und Soldaten geschaffen, von ihnen benutzt.

Unsere Literatur- und Kunstschaffenden müssen diese Aufgabe erfüllen und ihren Standpunkt wechseln, sie müssen allmählich auf die Seite der Arbeiter, Bauern und Soldaten, auf die Seite des Proletariats übergehen, indem sie mitten unter die Massen der Arbeiter, Bauern und Soldaten gehen, sich in den praktischen Kampf stürzen, den Marxismus und die Gesellschaft studieren. Nur auf diese Weise werden wir eine Literatur und eine Kunst haben können, die den Arbeitern, Bauern und Soldaten wirklich dienen – eine wahrhaft proletarische Literatur und Kunst.

Man muss es dazu bringen, dass sich Literatur und Kunst als ein integrierender Bestandteil in den Gesamtmechanismus der Revolution gut einfügen, dass sie zu einer machtvollen Waffe für den Zusammenschluss und die Erziehung des Volkes, für die ,Schläge gegen den Feind und dessen Vernichtung werden, dass sie dem Volk helfen, mit vereinten Kräften gegen den Feind zu kämpfen.

In der Literatur- und Kunstkritik gibt es zwei Kriterien: ein politisches und ein künstlerisches. Es gibt also ein politisches und ein künstlerisches Kriterium. Wie ist nun die Beziehung zwischen beiden? Zwischen Politik und Kunst darf man ebensowenig ein Gleichheitszeichen setzen wie zwischen der allgemeinen Weltanschauung und den Methoden des künstlerischen Schaffens und der Kunstkritik. Wir bestreiten nicht nur, dass es ein abstraktes, absolut unveränderliches politisches Kriterium gibt, sondern auch, dass es ein abstraktes, absolut unveränderliches künstlerisches Kriterium gibt; in jeder Klassengesellschaft hat jede Klasse ihre eigenen politischen und künstlerischen Kriterien. Aber in jeder Klassengesellschaft stellt jede Klasse immer das politische Kriterium an die erste und das künstlerische an die zweite Stelle. Wir fordern jedoch die Einheit von Politik und Kunst, die Einheit von Inhalt und Form, die Einheit von revolutionärem politischem Inhalt und möglichst vollkommener künstlerischer Form. Kunstwerke, denen es an künstlerischem Wert mangelt, sind, wie fortschrittlich sie politisch auch sein mögen, kraftlos. Darum sind wir sowohl gegen Kunstwerke, die falsche politische Ansichten enthalten, als auch gegen die Tendenz des sogenannten „Plakat- und Schlagwortstils“, der nur richtige‘ politische Ansichten ausdrückt, aber künstlerisch kraftlos ist. In Fragen der Literatur und Kunst müssen wir einen Zweifrontenkampf führen.

Die Richtlinie, hundert Blumen blühen und hundert Schulen miteinander wetteifern zu lassen, soll dem Aufblühen der Künste und dem Fortschritt der Wissenschaft, dem Gedeihen einer sozialistischen Kultur in unserem Lande dienen. Unterschiedliche Formen und Stilarten können sich in der Kunst frei entwickeln, und unterschiedliche wissenschaftliche Schulen können frei miteinander wetteifern. Unserer Meinung nach würde es für die Entfaltung von Kunst und Wissenschaft schädlich sein, wenn durch administrativen Zwang ein bestimmter Kunststil oder eine bestimmte Schule durchgesetzt wird und andere verboten werden. Was in Kunst und Wissenschaft richtig oder falsch ist, soll durch freie Diskussion unter Künstlern und Wissenschaftlern und in der praktischen künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit entschieden werden. Es darf nicht auf simple Weise geregelt werden.

Eine Armee ohne Kultur ist eine unwissende Armee, und eine unwissende Armee kann den Feind nicht besiegen.

XXXIII. DAS STUDIUM

Die Arbeit, die wir zu bewältigen haben, um China aus einem rückständigen Agrarland in ein fortgeschrittenes Industrieland zu verwandeln, ist überaus schwer, und unsere Erfahrungen sind bei weitem unzureichend. Deshalb müssen wir es verstehen, zu lernen.

Die Umstände ändern sich ständig, und wenn unsere Gedanken stets der neuen Lage entsprechen sollen, müssen wir studieren. Auch solche Menschen, die mit dem Marxismus relativ gut vertraut sind, die einen verhältnismässig festen proletarischen Standpunkt vertreten, müssen noch weiter lernen, die neuen Dinge in sich aufnehmen, die neuen Probleme studieren.

Wir sind imstande, das zu erlernen, was wir vorerst nicht wissen. Wir verstehen es nicht nur, die alte Welt zu zerstören, sondern wir werden es auch verstehen, eine neue aufzubauen.

Es gibt zwei verschiedene Einstellungen zum Lernen. Die eine ist dogmatisch. Sie besteht darin, alles zu übernehmen, sei es für die Verhältnisse unseres Landes geeignet oder nicht. Das ist keine gute Einstellung. Die andere besteht darin, beim Studium den Geist anzustrengen und alles das zu erlernen, was den Bedingungen unseres Landes entspricht, das heisst, alle für uns nützlichen Erfahrungen auszuwerten. Wir brauchen eben diese Einstellung.

Die Theorie von Marx, Engels, Lenin und Stalin hat universelle Geltung. Wir dürfen aber ihre Theorie nicht als ein Dogma, sondern müssen sie als eine Anleitung zum Handeln betrachten. Man darf sich nicht mit dem Erlernen der marxistisch-leninistischen Terminologie begnügen, sondern muss den Marxismus-Leninismus als die Wissenschaft von der Revolution studieren. Es genügt nicht, wenn wir die Schlussfolgerungen betreffend die Allgemeinen Gesetzmässigkeiten begreifen, die Marx, Engels, Lenin und Stalin auf Grund eines umfassenden Studiums des realen Lebens und der revolutionären Erfahrungen gezogen haben, sondern wir müssen uns auch ihren Standpunkt und ihre Methode bei der Betrachtung und Lösung der Probleme zu eigen machen.

Wenn man über eine richtige Theorie verfügt, sie aber nur als etwas behandelt, worüber man einmal schwatzt, um es dann in die Schublade zu legen, jedoch keineswegs in die Praxis umzusetzen, dann wird diese Theorie, so gut sie auch sein mag, bedeutungslos.

Man muss imstande sein, die marxistische Theorie zu beherrschen und sie anzuwenden; man meistert sie einzig und allein zu dem Zweck, sie anzuwenden. Wenn du imstande bist, vom Gesichtspunkt des Marxismus-Leninismus aus eine oder zwei praktische Fragen zu klären, dann wird man dir Anerkennung zollen und das als einen gewissen Erfolg anrechnen. Und je mehr Fragen du klärst und je umfassender und tiefschürfender du das tust, desto bedeutsamer wird der Erfolg.

Wie verbindet man denn die marxistisch-leninistische Theorie mit der Praxis der chinesischen Revolution? Man kann das mit einem allgemein verständlichen Satz ausdrücken: „Den Pfeil abschiessen mit einem Ziel vor Augen.“ Wenn man einen Pfeil abschiesst, muss man genau nach der Zielscheibe visieren. Die Beziehung zwischen dem Marxismus-Leninismus und der chinesischen Revolution gleicht der zwischen Pfeil und Ziel. Manche Genossen aber „schiessen den Pfeil ohne Ziel ab“, sie schiessen aufs Geratewohl. Solche Menschen können der Revolution leicht Schaden zufügen.

Wer über Erfahrungen in der praktischen Arbeit verfügt, muss die Theorie studieren und gewissenhaft Bücher lesen; erst dann wird es möglich sein, dass seine Erfahrungen einen systematischen, synthetischen Charakter annehmen und auf das Niveau der Theorie gehoben werden, erst dann wird er seine Teilerfahrungen nicht fälschlicherweise für allgemeingültige Wahrheiten halten und keine Fehler empiristischer Art begehen.

Lesen ist Lernen, aber die praktische Betätigung ist auch ein Lernen, und zwar eine noch wichtigere Art des Lernens. Das Kriegführen durch den Krieg selbst erlernen – das ist unsere Hauptmethode. Wer keine Gelegenheit hatte, eine Schule zu besuchen, kann gleichfalls das Kriegführen erlernen, nämlich im Kriege selbst. Ein revolutionärer Krieg ist Sache der Volksmassen; meistens ist es so, dass man nicht zuerst lernt, um dann zu handeln, sondern zuerst handelt und dabei lernt; Handeln heisst eben schon Lernen.

Zwischen einem Zivilisten und einem Soldaten besteht ein Abstand, doch ist dieser nicht die Chinesische Mauer, er kann rasch überwunden werden, und die Methode zur Überwindung dieses Abstands ist die Teilnahme an der Revolution am Krieg. Wenn wir sagen, es sei nicht leicht, zu lernen und das Erlernte anzuwenden, so meinen wir, dass es schwer ist, etwas gründlich zu lernen und das Erlernte mit Geschick anzuwenden. Wenn wir sagen, dass Zivilisten rasch Soldaten werden können, so meinen wir, dass es nicht schwer ist, die Schwelle zu überschreiten. Um die beiden Aussagen zusammenzufügen, könnte man das alte chinesische Sprichwort heranziehen: „Für Menschen starken Willens gibt es auf der Welt nichts Schwieriges.“ Die Schwelle zu überschreiten ist nicht schwer, und auch Meisterschaft zu erlangen ist möglich, wenn man einen starken Willen hat und zu lernen versteht.

Wir müssen von allen Fachleuten – wer es auch sein mag – lernen, die Wirtschaft zu handhaben. Wir müssen bei ihnen in die Lehre gehen und von ihnen respektvoll und gewissenhaft lernen. Wenn wir etwas ‚ nicht wissen, müssen wir das zugeben, dürfen nicht so tun, als wüssten wir es.

Kenntnisse gehören zur Wissenschaft, und bei der Wissenschaft ist nicht die geringste Unehrlichkeit oder Überheblichkeit statthaft, da bedarf es entschieden gerade des Gegenteils – der Ehrlichkeit und Bescheidenheit.

Selbstzufriedenheit ist der Feind des Studierens, und wenn man etwas gewissenhaft lernen will, muss man damit beginnen, dass man mit sich selbst unzufrieden ist. Selber „unersättlich im Lernen“, anderen Gegenüber „unermüdlich im Lehren“ – das müssen unsere Verhaltensregeln sein.

Es gibt Menschen, die einige marxistische Bücher gelesen haben und sich selbst für gelehrt halten; aber sie haben sich in Wirklichkeit nicht in das Studium vertieft, das Erlernte hat in ihren Köpfen keine Wurzeln geschlagen, und sie verstehen daher nicht, es anzuwenden; auch ihr Klassengefühl ist noch das alte geblieben. Es gibt wieder Leute, die sehr hochmütig sind. Kaum haben sie einiges gelesen, halten sie sich schon für aussergewöhnlich und tragen die Nase hoch; aber wenn die Zeitläufte stürmisch werden, erweist sich ihr Standpunkt als sehr verschieden von dem der Arbeiter und der grossen Mehrheit der werktätigen Bauern: Sie sind schwankend, die Arbeiter und Bauern aber sind fest; sie verhalten sich zweideutig, die Arbeiter und Bauern hingegen unmissverständlich.

Man soll den Marxismus nicht nur aus Büchern studieren, sondern hauptsächlich durch den Klassenkampf, die Arbeitspraxis und die enge Fühlung mit den Arbeitern und Bauernmassen; dadurch kann man ihn erst wirklich erlernen. Wenn unsere Intellektuellen einige marxistische Bücher gelesen und hierauf dank ihrem lebendigen Kontakt mit den Arbeiter- und Bauernmassen sowie ihrer praktischen Arbeit schon etwas verstanden haben, dann haben wir alle eine gemeinsame Sprache, und zwar nicht nur hinsichtlich des Patriotismus und des sozialistischen Systems, sondern wahrscheinlich auch hinsichtlich der kommunistischen Weltanschauung. Sobald dies der Fall ist, werden wir alle unsere Arbeit viel besser verrichten.