Weichtiere – Mollusken

Mollis heisst auf Lateinisch weich. Viele unter den Weichtieren aber zeigen sich eher als hart wie Steine. Die Weichtiere sind keine einheitliche Gruppe. Es wird so auch schwierig, einen für den ganzen Stamm gemeinsamen Bauplan zu zeichnen.

Systematische Gruppen

Die drei Weichtierklassen sind

  • Muscheln
  • Schnecken: kleinste Form: Punctum pygmaeum, ca. 1mm
  • Tintenfische: grösste Form: Architeutis mit Rumpf von 6.6m und 18m Spannweite der Arme

Daneben gibt es noch die weniger bekannten Gruppen.

Gemeinsame Merkmale

Was die drei Klassen verbindet, sind folgende Merkmale:

  • der Körper gliedert sich in vier Abschnitte: Kopf, Fuss, Eingeweidesack
  • der Mantel (Hautfalte, die den Eingeweidesack dorsal umhüllt) vermag eine Kalkschale auszuscheiden
  • schleimige (schleimdrüsenreiche) Körperoberfläche
  • zweiseitig-symmetrischer oder asymmetrischer Körperbau
  • keine Segmentierung, kein Innenskelett
  • Zentralnervensystem mit drei Ganglien (Kopf-, Fuss- und Eingeweideganglion), die durch Nervenstränge miteinander verbunden sind
  • offener Blutkreislauf, Herz mit Herzkammer und ein bis zwei Vorhöfe
  • Lungen oder „Kiemen“ als Atmungsorgane
  • Fortpflanzung erfolgt nur geschlechtlich

Evolution der Weichtiere

Urtümliche Formen müssen schon vor mehr als 500 Mio Jahren gelebt haben. Es gibt Hinweise, dass die primitiven Formen der Mollusken zweiseitig-symmetrisch gewesen sind. Vertreter von urtümlichen Mollusken sind beispielsweise die Käferschnecken. Sie haben einen abgeflachten Körper, der dorsal (rückenseitig) von acht Kalkplatten (Segmentation!) bedeckt ist. Käferschnecken sind Algenfresser, die auf den Felsen der Brandungszonen der Meere leben. Wie Saugnäpfe können sie sich am Untergrund festklammern.

Verwandtschaften (Voraussetzung ist Kenntnis der Anneliden und Arthropoden)

Sind die Mollusken verwandt mit einer anderen uns bekannten Tiergruppe? Wie die Anneliden haben viele Mollusken eine Trochophoralarve (Jugendverwandtschaft).
Die Anneliden sind dann im Adultzustand mit den Giedertieren verwandt (Erwachsenenverwandtschaft).

Stichworte und Charakteristik der drei Gruppen

Muscheln

Muscheln sind festgewachsen (z.B. Austern) oder durchpflügen den Boden (Grosse Süsswassermuschel). Sie haben die Fähigkeit, sich mit einer festen Schale nach aussen abzuschliessen.

Muscheln ernähren sich, indem sie das Wasser filtrieren und die Algen oder andere organische Partikel aufnehmen und verdauen.

Steckbrief

  • Körper zweiseitig symmetrisch
  • Kopf reduziert zu einer Mundöffnung und 2 Paar Mundsegeln
  • Fuss beilförmig
  • Schale aus zwei Klappen bestehend
  • lebt im Meer und im Süsswasser

Schnecken

Schnecken gleiten über die Dinge hinweg, indem sie Schleim absondert und über diesen Schleim rutscht. Keine Bewegung sichtbar (nur Wellen durch Glasscheibe betrachtet unten am Fuss),

Eindruck grösster Gelassenheit. Minimum an Kraftentfaltung. Bei Störung verschwindet die Schnecke sofort in ihr Kalkhaus.

Strikte Vegetarier oder gewalttätige Räuber.

Schabebewegungen der Radula (Raspelzunge).

Ihre grosse Verbreitung ohne wesentliche Veränderungen zeigt uns, dass die Schnecken einen sehr erfolgreichen, genialen Bauplan besitzen, quasi eine geniale Erfindung darstellen.

Steckbrief

  • Körper asymmetrisch
  • Fühler- (1-2 Paare) und augentragender Kopf
  • Raspelzunge (Radula)
  • Fuss mit Kriechsole
  • Schale aus einem Stück, kann bis zum Verschwinden reduziert sein
  • Meeres-, Süsswasser- und Landbewohner

Tintenfische (Kopffüssler)

Anpacken mit Saugfüsschen. Arme tasten immer schlängelnd durchs Wasser. Nervöse Zuckungen und plötzliche Farbwechsel. Gliederung sieht man nur bei Bewegung, wenn das Tier nach hinten schiesst.

Steckbrief

  • 8-10 „Arme“
  • Eingeweidesack von der Schale umschlossen oder diese umschliessend
  • sehr hoch entwickelte Sinnesorgane

Die Weinbergschnecke

Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist die grösste in der Schweiz lebende Gehäuseschnecke. Sie ist heute nicht mehr so oft anzutreffen und ist in einigen Kantonen geschützt. Sie lebt in Hecken, lichten Wäldern und in Gärten, sie bevorzugt kalkhaltige Böden.
Den Winter verbringt die Weinbergschnecke in Kältestarre, in einer selbstgegrabenen Erdhöhle oder im Laub. Während dieser Zeit ist die Gehäuseöffnung durch einen Kalkdeckel abgeschlossen, unter dem sich meist noch Schichten erhärteten Schleims befinden. Der Salzgehalt des Blutes ist durch Wasserverlust stark angestiegen (Gefrierpunktserniedrigung). Aus diesem Grunde können Schnecken längere Zeit eine Aussentemperatur von – 4°C ohne Schaden überleben. Über kurze Zeit kann die Temperatur sogar auf -9°C sinken.

Bau der Schnecke

Das Schneckenhaus einer ausgewachsenen Weinbergschnecke zeigt 4 ½ -5 Windungen, normalerweise ist es rechtsgewunden, linksgewundene Gehäuse sind grosse Ausnahmen (ein einziges auf 20’000 Gehäuse). Das Gehäuse ist aus Kalk (Calciumcarbonat) und weist – wie das der Muschel – „Jahrringe“ auf, die Wachstumsperioden markieren.

Abb. Innere Organe der Weinbergschnecke
Mantelhöhle
Atemloch
Darm
Leber
Mund
Fühler
Augen

Die Atmung

Wie alle Landschnecken atmet die Weinbergschnecke mit Lungen. Der Blutkreislauf verläuft zum grössten Teil in Blutgefässen, nur im Gewebe des Fusses finden sich einige venöse Bluträume. Aus dem Atemorgan gelangt das Blut über den Vorhof in die Herzkammer, welche es in den ganzen Körper führt. Das Blut ist farblos und wird an der Luft leicht blaugrün.

Die Fortpflanzung

Die Weinbergschnecke ist zwittrig (sowohl weiblich als auch männlich), doch müssen die Eier jedes Tieres von Spermien eines anderen Tieres befruchtet werden. Die beiden Tiere kriechen aneinander hoch und begatten sich gegenseitig. Nach dieser Befruchtung im Juni oder Juli gräbt die Schnecke mit ihrem Fuss eine ca. 50cm tiefe Höhle in die Erde und legt ca. 30-70 erbsengrosse Eier hinein. Nach der Eiablage verschliesst das Muttertier die Höhle. Die Jungen schlüpfen nach 25-30 Tagen, bleiben 8-10 Tage in der Höhlung und verzehren die leeren Eihüllen.