Einführung
Sklaverei heute? Gibt es denn heute wirklich noch Sklaven?
Heute leben weltweit mindestens 40 Millionen Sklaven, mehr als in den früheren Zeiten. Sklaven nähen unsere Kleider, Pflücken Kaffee oder Kakao, helfen Fische aus dem Meer zu fischen oder erstellen unsere Möbel. Pflastersteine, Fussbälle und Souvenirs aus fremden Ländern sind weitere Dinge, bei denen Sklaven mitarbeiten.
Wie viel darf Würde und Freiheit kosten?
Jeder Mensch hat das Bedürfnis, frei zu sein, selber Entscheidungen treffen zu können über sein Leben und sein Handeln. Frei zu sein scheint vielen von uns eine Selbstverständlichkeit. Und doch müssen wir sie täglich neu gewinnen. Überall versuchen Verlockungen mich zu binden, Meinungen engen mich ein, Handlungen führen zu Zwängen.
Freiheit kostet, durch Ausbeutung haben die Freien mehr Geld (oder genauer gesagt, es bleibt ihnen mehr Geld in der Tasche, wenn sie billige Waren und Dienstleistungen kaufen).
Vorstufen zur Versklavung: Drogen, Schulden
Wenn ich beginne, Drogen zu nehmen, so verliere ich meine Unabhängigkeit, auch wenn es zu Beginn so aussieht, als ob ich aus Freiheit mich berausche. Aber innert Kürze beginnt die Abhängigkeit und ich verliere alle freie Entscheidung.
Wenn ich einen Kredit aufnehme, der über meine wirtschaftlichen Verhältnisse geht, dann geniesse ich zwar am Anfang die neue Wohnungseinrichtung oder das schnelle Auto. Bald aber beengen und drangsalieren mich die monatlichen Raten, mit denen ich das Geld zurückzahlen muss.
Durch Drogen oder Schulden in eine Abhängigkeit zu geraten, ist wie eine Vorstufe zur echten Sklaverei.
Sklaven der früheren Zeiten
In frühen Zeiten war es üblich, Kriegsgefangene zu versklaven. Kehrte ein siegreicher Feldherr zurück, so zeigte er stolz seine erbeuteten Sklaven.
Zu Sklaven werden aber konnte im alten Griechenland auch jemand, der sich verschuldete. Vor einem Gericht wurde ihm dann seine Freiheit aberkannt. Aber der Umgang mit Sklaven war geregelt.
Ohne die Sklaverei hätten die Hochkulturen in Ägypten, Griechenland oder Rom kaum den Reichtum und die Freizeit gehabt, welche sie hatten. In der Blütezeit von Rom standen den 20’000 Bürgern 400’000 Sklaven gegenüber, welche für sie arbeiteten.
Transatlantische Sklaverei
Die transatlantische Sklaverei ist die Form von rassistischer Unterdrückung und Beraubung der Freiheit, welche wir am besten kennen. Es war ein lukratives Geschäft: ein schwarzer Sklave konnte für mehrere 1000 heutige Dollars verkauft werden.
Heute kostet ein Sklave im weltweiten Durchschnitt nur noch rund 90 Dollar (Quelle: diepresse.com).
Heutige Formen der Sklaverei
Obwohl die Sklaverei heute weltweit geächtet und durch viele Gesetze sanktioniert wird, gibt es
- Kindersklaven
- Prostitution (Sexsklaven)
- Arbeitssklaven
- Flüchtlingssklaven
- Kindersoldaten
Der Global Slavery Index
Kindersklaven
Weltweit müssen rund 100 bis 250 Millionen Kinder arbeiten. Sie sind dabei gerade 15 Jahre alt oder sogar noch jünger. Das ist ungefähr jedes sechste Kind auf der Welt. Seit 1948 ist es nach der UN-Menschenrechtskonvention verboten, Kinder arbeiten zu lassen.
In Westafrika
Afrikanische Eltern in wirtschaftlicher Not verkaufen ihre Kinder. „Kindheit zu verkaufen, für 30 Euro. So titelte der Spiegel Online am 24. März 2017. Tag für Tag ohne Lohn und ohne Freizeit schuften, Schläge und Hunger, Ausbeutung und Missbrauch zu erleiden, das ist die Realität für Tausende von Kindern in Westafrika. Die Eltern leben meist auf dem Lande in bitterer Armut. Menschenhändler oft aus dem Ausland versprechen ihnen eine Lösung aus der Armut.
Die Spanierin Ana Palacios ist Fotografin und hat viele dieser leidenden afrikanischen Kinder auf ihrer Heimreise begleitet und fotografiert.
Kinder werden auch für Plantagenarbeiten eingesetzt. Damit die erste Welt ihre süsse Schokolade essen kann, werden unzählige Kinder aus Burkina Faso verkauft und in die Elfenbeinküste geschleust, wo sie teilweise jahrelang Kakao ernten müssen. Barry Callebaut, der grösstse Kakao- und Schokoladekonzern kann keine Garantie abgeben, dass in ihrer Schokolade keine Kinderarbeit stecke.
In Indien
Auch in Indien werden Kinder von ihren Eltern verkauft, wenn sie die Armut dazu zu zwingen scheint. Fremde kaufen sie für 1000 Rupien und zahlen dann den Eltern 300 Rupien pro Monat.
Viele Kinder werden aber auch einfach gestohlen und verschleppt. Unzählige Kinder gelten als vermisst.
Die Kinder schuften 11 – 15 Stunden am Tag als Schweisser ohne Schutzbekleidung, in Bergwerken hauen sie Pflastersteine oder stellen Schotter für Eisenbahngleise her, sticken in Kellern Pailletten auf Kleider oder kleben Schmucksteine auf Dosen. Bei Unfällen werden sie nicht medizinisch versorgt, sondern allenfalls nur angeschrien und zur Weiterarbeit gezwungen. Auch Missbrauch kommt häufig vor.
Oft schlafen die Kinder in den Räumen, wo sie auch arbeiten, um die Kosten gering zu halten und keine Zeit zu verlieren. Viele von ihnen weisen aufgrund von emotionalem und körperlichem Mangel physische und psychische Störungen wie stereotype Bewegungen, Einnässen oder Einkoten, Depression, Reizbarkeit oder Autoaggressionen.
Eine erschütternde Reportage finden wir hier:
https://www.youtube.com/watch?v=lv9MeJOwjI4?list=PL28B21715648DC642″ width=“560″ height=“315″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“>
In Lateinamerika
Auch in Lateinamerika müssen insgesamt 60 Millionen Kinder teilweise versklavt arbeiten. (davon 20 Millionen in Brasilien, elf Millionen in Mexiko, eine Million in Guatemala und 800’000 in Kolumbien).
Versklavt als Prostituierte, Zwangsprostitution
Trostfrauen – „comfort women“
In Asien wurden während des Zweiten Weltkriegs wurden junge Mädchen und Frauen von den japanischen Besetzern in Bordelle verschleppt, wo sie Zwangsprostituierte für die japanischen Soldaten wurden. Der Begriff „Trostfrauen“ (auf Englisch comfort women) ist verharmlosend: Es war Sklaverei. Man schätzt, dass 200’000 bis über 400’000 Frauen über viele Jahre von den Japanern missbraucht, geschlagen und gedemütigt worden sind. Viele nahmen sich das Leben, um den täglichen Qualen zu entgehen.
Die Bordelle für die japanischen Soldaten befanden sich im gesamten damaligen Herrschaftsgebiet Japans: China, Korea, Vietnam, Philippinen, Malaysia und Taiwan. Ihre erzwungenen Dienste sollten die Kampfkraft der Soldaten steigern.
Die Mädchen waren oft minderjährig. Für sie war es ein tägliches Martyrium. Geschätzte zwei Drittel überlebten die Qualen nicht. Die Japaner entführten die Mädchen auf offener Strasse.
Sklaverei im Zweiten Weltkrieg
Hitlers Sklaven
Während des zweiten Weltkriegs hat Hitler mindestens 2.2 Millionen ausländische Zivilarbeiter als Sklaven für sich arbeiten lassen. Die Hälfte davon waren Frauen. Sie wurden unter Zwang und Androhung von Prügelstrafen oder dem Niederbrennen ihrer Häuser eingefangen. Vornehmlich kamen diese Arbeitssklaven aus dem Osten. Diese sogenannten „Ostarbeiter“ seien zäh und hart im Nehmen. Er arbeite, bis er an dem Arbeitsplatz mit dem Gesicht in den Dreck falle und der Arzt nur noch den Totenschein ausstellen könne.
Sklaverei in Kosovo
Mitteleuropäische Zwangsprostitution
Turin als Drehscheibe für junge Frauen aus Nigeria.
Arbeitssklaven
In der sehr eindrücklichen Doku über Sklaverei (Unsichtbare Hände – Sklaverei heute, youtube) steht ein Zitat vom französischen Philosophen Montesquieu (1689 – 1755) am Anfang:
Sklaven müssen sein, sonst ist der Zucker zu teuer
In gewisser Weise gilt die Aussage immer noch in der Gegenwart.
Kleidung ist nur deshalb so billig, oder wenn teuer ein sehr gutes Geschäft, weil bei der Produktion Millionen von Menschen ausgebeutet, in Sklavenähnlicher Abhängigkeit gehalten werden.
Bei der Brandkatastrophe im November 2012 in einer Textilfabrik Dhaka in Bangladesh wurde später bekannt, dass die Türen der Fabrikhallen geschlossen waren und über 100 Frauen im Feuer verbrannt sind. Warum werden Arbeiterinnen bei der Arbeit eingeschlossen?
Flüchtlingssklaven
Almeria, El Ejido
Aus der Migration ist ein regelrechter Markt geworden. Von Almeria, El Ejido in Spanien ist durch die Recherchen von Ville Tietäväinen und seinem Buch „Unsichtbare Hände“ bekannt, dass Flüchtlinge nach der Überfahrt über die Meerenge bei Gibraltar regelrecht von den spanischen Gemüseproduzenten abgefangen und in ihre Betriebe gebracht werden.
In El Ejido gibt es über 30’000 Gewächshäuser auf mehr als 400 Quadratkilometer.
Die weissen Felder sind Gewächshäuser.
Die meist afrikanischen Migranten verdienen pro Tag kaum 35 Euro und wohnen in aus Abfall gebastelten Unterkünften.
Libyen, in den Händen von Ghetto-Bossen
In Libyen sind die afrikanischen Flüchtlinge auch zum Markt geworden. Es gibt sogar Meldungen, dass sich ein regelrechter Sklavenmarkt gebildet habe. Ein Mann koste um die 300 Euro.
Migranten werden aufgegriffen und zur Arbeit auf Plantagen gezwungen.
Sklaven erlauben eine billige Produktion, billigen Service, billige Prostitution. Daher muss hier gefragt werden: ist Geiz wirklich geil?
Links
The Global Slavery Index Diese Seite dokumentiert Sklaverei weltweit.
www.channel4.com/news/salad-supermarkets-cost-migrant-exploitation-pay-pesticide
netzfrauen.org/2017/04/20/plastikgarten-europas/
www.nzz.ch/eine-welt-unter-folie-1.18081276
aiky.lima-city.de/exeAlmeria/lebens_und_arbeitsbedingungen_in_almeria.html
oe1.orf.at/artikel/205258