Die Spaltung Irlands nach dem Unabhängigkeitskrieg
Der Ursprung des Nordirland-Konflikts ist wohl in der Aufteilung Irlands in Nordirland und die Republik Irland im Jahr im Jahr 1922 zu suchen. Vorher waren Irland und das Vereinigte Königreich Grossbritannien vereint. Der Unabhängigkeitskrieg der Iren trennte die Insel von Grossbritannien.
Irland ist katholisch geprägt, in Nordirland aber ist die Mehrheit protestantisch. Die katholische Minderheit von Nordirland forderten die Wiedervereinigung der ganzen irischen Insel. Aber die Mehrzahl der Protestanten blieben loyal zum Vereinigten Königreich.
«The Troubles»
Ende der 1960er Jahre begannen sich die Katholiken Nordirlands zu wehren. Sie sahen sich gegenüber den protestantischen Loyalisten systematisch benachteiligt. Die Nordiren nennen diesen beginnenden Konflikt «The Troubles». Er dauerte rund 20 Jahre und forderte mehr als 3’000 Todesopfer.
Derry / Londonderry
Brennpunkt für diesen nationalistischen Widerstand gilt die Stadt Derry, welche von den Protestanten Londonderry genannt wird. Die protestantischen Unionisten (Loyalisten), welche zu Grossbritannien hielten, markierten mit dem Namen Londonderry die Verbindung mit London, der Stadtname Derry zeigte für die nationalistischen Katholiken besser ihr Wunsch nach Unabhängigkeit.
Obwohl in Derry / Londonderry mehr Katholiken wohnten, war die Mehrheit des Stadtparlaments protestantisch, weil die Wahlbezirksgrenzen zum Vorteil der protestantischen Unionisten gezogen worden waren. Diese und andere Ungerechtigkeiten führten ab 1968 immer wieder zu Strassenkämpfen und Anschlägen in Derry / Londonderry, aber auch in ganz Nordirland.
The Battle of the Bogside (1969)
Am 12. August 1969 kam es in Derry / Londonderry zur Battle of the Bogside. Katholiken, Protestanten und die Polizei lieferten sich heftige Strassenschlachten.
London sendet Truppen nach Nordirland
Die Situation beruhigte sich nicht. In ganz Nordirland kam es zu immer wiederkehrenden Ausschreitungen. Deshalb sandte die britische Regierung Truppen nach Nordirland, welche den Aufstand niederschlagen und die Situation beruhigen sollten.
Da diese Truppen nicht neutral in diesen Konflikt eingriffen und auf der Seite der Unionisten standen, formierte sich 1969/70 die sogenannte Vorläufige Irische Republikanische Armee (Provisional IRA oder einfach IRA), die gegen die britischen Truppen kämpften. Auf der Gegenseite bildeten sich paramilitärische Gruppen von Protestanten und verübten Gewaltakte, sogar gegen katholische Zivilisten.
Auf diese Eskalation hin löste London das nordirische Parlament auf und übernahm direkt die Führung.
Die IRA (Irische Republikanische Armee)
Viele paramilitärische Gruppen verwendeten schon vorher den Namen IRA. Eine erste IRA wurde bereits 1919 gegründet. Vor allem Freiwillige kämpften für die Wiedervereinigung Irlands. Aus einer Splittergruppe dieser «Old IRA» entstand 1969 die IRA (oder Provisional IRA). Sie versuchten mittels Geiselnahmen, Raubüberfällen, Attentaten und Bombenanschlägen ihre Forderung nach Wiedervereinigung durchzusetzen. Es wurden durch die IRA etwa 1’800 Menschen in Nordirland, Grossbritannien und dem europäischen Festland ermordet.
Waffenstillstand und Karfreitagsabkommen
1997 verkündete die IRA einen endgültigen Waffenstillstand. Im Sommer 2005 erklärte sie ihren bewaffneten Kampf für beendet, zwei Jahre später wurde sie entwaffnet.
Am 10. April 1998 fand der Nordirland-Konflikt mit dem Karfreitagsabkommen (Belfast-Abkommen) sein Ende. Der Waffenstillstand, ausgehandelt unter Führung der irischen und britischen Regierung, hatte den Konfliktparteien Unionisten und Nationalisten Gelegenheit zur Annäherung gegeben.
Beide Seiten vereinbarten, dass die nordirische Regierung ihre Macht zum Vorteil aller ausüben sollte. Die Checkpoints der britischen Armee wurden endgültig abgeschafft. Beide Parteien sollten an der Regierung beteiligt werden und in Verhandlungen Kompromisse finden. Durch Referendum bestätigte die Bevölkerung dieses Abkommen. Der neu gegründete Nordirische Zusammenschluss (Northern Ireland Assembly) nahm seine Arbeit auf.
Der Nordirland-Konflikt und der Brexit
Die durch das Karfreitags-Abkommen erzielte Beruhigung ist nun durch den Brexit gefährdet. Die irisch-nordirische Grenze bildete auch einer der Haupt-Knackpunkte der Brexit-Verhandlungen. Vor dem Austritt Grossbritanniens am 31.12.2020 gab es zwischen Irland und Nordirland eine „weiche Grenze“: Es fanden im EU-Binnenmarkt keine Güterkontrollen statt.
In einem Kompromiss eine Woche vor dem definitiven Austritt haben London und die EU beschlossen, dass Grossbritannien und Nordirland weiter Waren austauschen können und die Grenze zwischen Nordirland und Irland wie zuvor offenbleibt. Stattdessen sollen britische Waren bei der Einfuhr nach Nordirland kontrolliert werden. Damit entsteht eine Warengrenze im Meer zwischen Irland und zum übrigen Königreich.
Alle vier Jahre soll aber über diese spezielle Situation abgestimmt werden.
Die irisch-nordirische und die nordirische-britische Grenze wird aber sicher noch weiter im Gespräch bleiben, da viele Probleme noch nicht gelöst sind.
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