Antisemitismus
Es gibt aber keine jüdische Rasse, so wie es keine christliche, buddhistische oder islamische Rasse gibt.
«An allem sind die Juden schuld»
Mittelalter
Am Anfang unserer Zeitrechnung lebten weltweit etwa acht Millionen Juden. Im mittelalterlichen Europa lebten sie oft unter dem Schutz der Herrscher, aber isoliert in eigenen Wohngebieten, umgeben von der christlichen Bevölkerung, die ihnen feindlich gesinnt war. Als Kaufleute brachten sie Waren aus der islamischen Welt, Indien und China und trugen so zum wirtschaftlichen Aufschwung des Abendlandes bei.
Es kam kaum zu gewaltsamen Übergriffen gegen Juden, die bereits im Frankenreich eine durchaus privilegierte Sonderstellung genossen, wenngleich sie rechtlich eingeschränkt waren.
Ab dem ersten Kreuzzug 1096 wurden viele Juden im mittelalterlichen Europa vor die Wahl „Taufe oder Tod“ gestellt. Juden wurden als «Christus-Mörder» beschimpft oder als «Söhne der Kreuziger». Die Kreuzfahrer wollten zunächst diese „Ungläubigen“ im eigenen Land entledigen. Tausende Juden, die nicht zum Christentum übertreten wollten, wurden von den Kreuzfahrern erschlagen.
In der folgenden Zeit kam es immer wieder zu Ausweisungen von Juden und zu gewaltsamen Übergriffen, so auch in Frankreich und England im 13. Jahrhundert. Mit der Pest begann 1349 eine neue Welle von Pogromen an Juden. Sie wurden beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben, um alle Christen auszurotten. Die Überlebenden liessen sich in Osteuropa nieder.
Antisemitismus im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert errangen einige Juden wirtschaftliche Erfolge, vor allem im Bankenwesen und im Handel. Manche Juden gelangten in den Professorenstand und erhielten hohe Gehälter. Besonders in Zeiten, in denen Armut weitverbreitet war, entwickelten viele Menschen Neid und Minderwertigkeitsgefühle gegenüber erfolgreichen Juden. Sie wurden zu Sündenbücken für die Missstände. Sprüche wie «Hepp, Hepp, Jude verreck!» oder «Schlagt die Juden tot!»
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verschlechterte sich die Lage der jüdischen Bevölkerung in Osteuropa rapide. In Russland kam es zu zahlreichen Pogromen (gewaltsame Ausschreitungen), die ihren Höhepunkt gegen Ende des Jahrhunderts erreichten und bis zur Russischen Revolution 1917 immer wieder aufflammten.
Zwischen 1890 und dem Ende des Ersten Weltkriegs emigrierten als Folge der Aggressionen rund zwei Millionen Juden aus Russland in die Vereinigten Staaten. Aus den arabischen und islamischen Ländern wurden über 1,1 Millionen Juden vertrieben.
In Mitteleuropa waren viele Juden aktive Bürger und kreative Gestalter von Kultur, Wirtschaft und Geschichte. Sie gehörten zum Kern des neuen Wirtschafts- und Bildungsbürgertums des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dies gilt für jüdische Unternehmer, Bankiers, Wissenschaftler, Künstler, Verleger und Journalisten, die zur Elite und Prominenz des Kaiserreichs und der Weimarer Republik zählten. Bis 1933 waren ein Drittel der deutschen Nobelpreisträger jüdischer Herkunft.