Flucht – Flüchtlinge – Flüchtlingsströme

Allgemeines über Flüchtlings- und Migrationsströme

Flüchtlinge verlassen ihre Heimat, weil sie dort wegen Krieg, politischer Unterdrückung, Hunger oder anderer Notlagen vorübergehend oder dauerhaft keine Bleibe mehr sehen. Kaum fliehen Menschen grundlos. Selten gibt es Menschen ohne die Liebe zum Heimatland.

Beinahe jeder hundertste Mensch auf Erden ist ein Flüchtling, so die Mitteilung des Schweizer Radio und Fernsehens im Juni 2017! Das kriegsgeplagte Syrien, das terrorgeschüttelte Afghanistan und nun auch das von Hunger und Krieg geplagte Südsudan sind die drei Länder mit den höchsten Flüchtlingszahlen momentan.

Länder, in denen Sicherheit und Wohlstand herrschen, sind die bevorzugten Ziele der Flüchtlinge. Dort versuchen sie Asyl zu erhalten.

Die Flüchtlingsproblematik ist nicht neu. Immer wieder in der Geschichte wanderten Teile der Bevölkerung aus ihrem Land aus. Meistens war Hunger und Armut der Antrieb.

Aktuelle Fluchtrouten

Aus Vorderasien (Syrien, Irak, Afghanistan)

fluechtlingsstroeme

Die Fluchtroute aus Vorderasien ist ab der Türkei massiv erschwert, weil viele Balkanländer und osteuropäische Länder die Grenzen blockiert haben.

Aus Afrika

die fluechtlingsrouten aus afrika

Fluchtrouten aus Afrika führen fast alle über das Mittelmeer. Weil die Flüchtlinge oft nicht schwimmen können und sie auch meist in alten Booten die Reise antreten, ist das Mittelmeer zum grossen Massengrab geworden.

Flüchtlingsströme in Asien

In Asien sind es vor allem die Länder Myanmar (Rohingya, die muslimische Minderheit, die keine Rechte hat) und Bangladesh von denen die Flüchtlinge stammen. Sie fahren über die Andamanen-See vor allem nach Indonesien, da sie in Thailand nicht leicht aufgenommen werden.

flüchtlinge aus asien

Flüchtlingsströme in die USA

Einwanderung aus Europa

Die USA waren lange das gelobte Land für arme Menschen oder Glücksritter schlechthin. Nach der Entdeckung durch Kolumbus 1492 waren es europäische Einwanderer, die in der Neuen Welt ihr Glück suchten:

  • Spanier waren zuerst mehr interessiert an Zentralamerika. Etwa ab 1528 begannen sie das Gebiet des heutigen Kalifornien zu besiedeln (San Francisco und Los Angeles).
  • Franzosen besiedelten ab 1605 den Nordosten des Kontinents; so ist etwa Québec eine französische Gründung, und im Gebiet der heutigen USA die Stadt Detroit oder der Bundesstaat Illinois (franz. Adjektivierung von Illini). Sie zogen aber auch nach Süden. Louisiana (Louisiane) oder New Orleans (Nouvelle Orléans) zeugen davon.
  • Englische Siedler landeten 1607 zunächst im heutigen Jamestown (Virginia) und 1620 mit der Mayflower in Massachusetts.

Es folgten eine Einwanderungswelle nach der anderen. Amerika ist das typische Einwanderungsland der Welt.

Millionen von Iren wandern nach Amerika aus

Bereits im 17. Jahrhundert verliessen etwa 25’000 irische Katholiken, Quäker und protestantische Abweichler oft unfreiwillig das Land und machten sich auf den Weg in die Neue Welt.

Im 18. Jahrhundert riss der Migrationsstrom aus Irland nicht ab. Einerseits waren es religiöse Gründe, anderseits war es die Armut, die die Menschen zur Auswanderung trieb. Die Napoleonischen Kriege brachten zwar auch Gewinn, vor allem aber Armut und Hunger. Auch bewirkte die Industrielle Revolution ein Niedergang der Heimspinnerei. Vor allem in Südirland kam es nur zu einer geringen Industrialisierung, was zu Arbeitslosigkeit und Hunger führte. Zwischen 1815 und dem Beginn der grossen Hungersnot (1846–1852) segelten zwischen 800’000 und einer Million Iren nach Nordamerika.

Während und nach der Hungersnot wurde der Auswanderungsstrom sogar noch grösser: etwa 1.8 Millionen Iren trafen zwischen 1845 und 1855 in den Vereinigten Staaten ein. Viele von ihnen waren arm. Sie stammten aus den gälischsprachigen Regionen Irlands. Zwischen 1850 und 1913 verliessen mehr als 4,5 Millionen Iren ihr Heimatland.

Die Auswanderungswellen führten in Irland dazu, dass von 8.5 Millionen Einwohnern in 1840 im Jahr 1911 nur noch 4.4 Millionen Menschen in Irland lebten.

Ab 1920 verhängten die USA Einwanderer-Quoten. 1922 erlangte der Südteil Irlands die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Daher wanderten ab 1920 viele Iren in das Vereinigte Königreich aus, welches keine Einreisebeschränkung kannte.

Italien

Italien war seit jeher ein Land, in dem die Bevölkerung herumzog. Händler, Bankiers, Angehörige religiöser Orden, Militärs, Studenten oder verbannte Politiker oder Aktivisten wanderten aus. Zuerst vor allem innerhalb Europas. Ab dem 19. Jahrhundert aber auch nach Amerika.

Zwischen 1820 und 1978 immigrierten insgesamt 5,3 Millionen Italiener. Ihre Nachkommen stellen heute mit mehr als 17 Millionen etwa 6 % der US-Bevölkerung.

Schweden

 

Schweiz

 

Einwanderung aus dem Süden (Mexiko, mittelamerikanische Staaten und Südamerika)

Mexiko

Guatemala

 

 

Einwanderung aus Asien

 

Kriminalität im Zusammenhang mit Flüchtlingen

Kriminelle Ausbeutung von Flüchtlingen

Bei allen Flüchtlingsströmen bilden sich innert Kürze kriminelle Strukturen. Flüchtlinge werden ausgebeutet, gefangen gehalten, erpresst, belästigt und vieles mehr.

Lybien:

Malaysia:

Mexiko:

Türkei:

Kriminalität unter Flüchtlingen oder durch Flüchtlinge

 

Die grössten Fluchtbewegungen / Flüchtlingsbewegungen der Geschichte

Flucht der Israeliten aus Ägypten

In der Bibel (im 2. und 4. Buch Mose) ist so eine Flüchtlingswelle beschrieben: 

Vor etwa 3‘000 Jahren flohen die Israeliten aus Ägypten, weil sie dort in ihrer Sklaverei schlecht behandelt wurden. So steht es in der Bibel . Sie glaubten, dass Mose von Gott den Auftrag erhielt, sie durch die Wüste in das rund 400 Kilometer weit entfernte gelobte Land Kanaan zu führen, das ihnen in Abrahams Zeiten versprochen wurde. Ein kleiner Teil dieses Landes heisst heute Israel. Nach der Überlieferung waren die Flüchtlinge 40 Jahre lang unterwegs. Die wankelmütigen liess Gott auf der Wanderung sterben.

Aber auch vorher und nachher gab es Flüchtlingswellen:

Wanderungen von Europa nach Amerika

Im 20. Jahrhundert

  • 1939 bis 1950: Infolge des Zweiten Weltkrieges waren 30 Mio. Menschen, davon 12,5 Mio. Deutsche, auf der Flucht oder wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
  • 1947: Nach der Teilung Indiens 1947 waren etwa 14 Millionen Menschen auf der Flucht.
  • 1959: Die Besetzung Tibets durch China führte dazu, dass bis zu 150,000 Tibeter in andere Länder (v.a. Indien) flüchten mussten.
  • 1960: Eine Million europäischstämmige enteignete Flüchtlinge als Folge des Algerienkriegs.
  • 1971: Während des Bangladesch-Krieges waren etwa 40 Millionen Menschen auf der Flucht.
  • 1955 bis 1975: Der Vietnamkrieg löste große Flüchtlingsbewegungen aus, in Südvietnam ca. 6 Mio. Flüchtlinge.
  • 1979: Der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan, der Sowjetisch-Afghanische Krieg (1979 bis 1989) führte dazu, dass 3 Mio. Menschen nach Pakistan und in den Iran flüchteten.
  • 1984/1985: Durch eine in mehreren Ländern der Sahelzone und Äthiopiens herrschende Hungersnot kam es zu Flucht und Umsiedlung hunderttausender Menschen.
  • 1989–1999: Während des Kaschmir-Konfliktes in den 1990er Jahren waren etwa 300,000 bis 700,000 kaschmirische Pandits auf der Flucht.
  • 1991–1999: Ethnische Konflikte im ehemaligen Jugoslawien lösten die Jugoslawienkriege aus: Slowenien (1991), Kroatienkrieg (1991–1995), Bosnienkrieg (1992–1995) und den Kosovokrieg (1999) und trieben Millionen Menschen in die Flucht.
  • 1991: Kurden aus dem Irak flohen vor irakischen Angriffen in den Iran (1,5 Mio. Menschen), die Türkei schloss die Grenzen.
  • 1994: Bürgerkrieg und Völkermord in Ruanda lösten die Flucht von 2 Mio. Ruander in die Nachbarländer aus.

Im 21. Jahrhundert

  • 2001: Der Afghanische Bürgerkrieg (1989 bis 2001), der nach Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan ausbrach, löste die Flucht von 7 Mio. Afghanen aus, vor allem in die benachbarten Länder Pakistan und Iran.
  • 2003: Aufgrund des Krieges („Dritter Golfkrieg“) flüchteten 2 Mio. Iraker aus ihrem Land.
  • 2005: Durch Zwangsräumung des Armenviertels nahe der Hauptstadt von Simbabwe wurden 2 Mio. Menschen vertrieben.
  • Bis 2009: 2,9 Mio. Iraker waren auf der Flucht vor Bürgerkrieg und Terror, davon 1,6 Mio. Binnenflüchtlinge im Irak.
  • Bis 2009: 200 000 Tamilen flüchteten vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka.
  • 2010: Von der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan waren 14 Millionen Menschen betroffen, von denen mindestens 6 bis 7 Mio. unmittelbar humanitäre Hilfe benötigten; Tausende wurden zu Umweltflüchtlingen.
  • 2009–2015: Tausende Christen und Hindus flüchten jährlich aus Pakistan. Religiöse Minderheiten werden in Pakistan von Islamisten verfolgt und umgebracht, oder unter Vorwürfen der Blasphemie eingesperrt. Über 1000 Mädchen von Christen und Hindus werden jährlich entführt und dann zwangsbekehrt und zwangsverheiratet. Auch gibt es immer wieder Anschläge auf Kirchen und die heiligen Stätten der Ahmadis, Sufis und Shiiten durch radikale Sunni-Islamisten.
  • Seit 2011 im Rahmen des syrischen Bürgerkrieges von Syrien und wegen der Irakkrise aus dem Irak in die Nachbarstaaten und in die Europäische Union.